John Burnside - What light there is: Über die Schönheit des Moments (ab 28.09.2020)

  • Der "Verschreiber" passt aber schön.

    Danke für Deine humorvolle Äußerung! Die Tastatur an meinem PC ist richtig abgegriffen, einige Buchstaben sind nicht mehr zu lesen. Ich sollte sie wirklich austauschen.


    Ja, aber es stimmt, es ist wirklich schade, dass diese inspirierende Leserunde zu Ende geht. Ich danke Dir ganz herzlich für Deine Buchempfehlung. Für mich war das ein ausgesprochen inspirierendes und bereicherndes Buch, das mein Leben auch beeinflusst. Wieviele Bücher gibt es, von denen man das sagen kann!

    Das Besondere an dieser Ars moriendi ist, meiner Meinung nach, weniger die Gedankenfülle, die ich hier gelesen habe, sondern die Erzählkunst, die Burnside dabei zum Einsatz bringt. Niemals bleibt es ja bei einem trockenen Gedanken, sondern immer erfahren wir dazu eine Geschichte, eine Assoziation, eine Vision und dergleichen.


    Und gerade kommt mir noch ein Gedanke zum dem Absatz über das Geschichten-Erzählen. Diesen Absatz habe ich nur schwer ins Gesamt einordnen können. Aber:

    Burnsides Ars moriendi schaut natürlich auf das Sterben und den Tod, aber eigentlich schaut sie viel viel mehr ins Leben zurück - und all die Geschichten, die einem passieren und die sich einfügen in die Geschichte eines Lebens.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Könnte aber durchaus sein, dass gestandene Fotografen uns da widersprechen. :wink:

    Das könnte passieren :-,


    Dazu fällt mir noch ein, dass ich die Fotografien in dem Buch von Brodsky nicht so toll

    finde. Vor allem entsprechen sie nicht der Stimmung die Brodsky über sein Venedig

    im Winter beschreibt.

    Oh, schade. Ich habe mir die Fotografien noch nicht angeschaut.


    Ich habe mich gefragt, was diese Sache mit den Geschichtenerzählen in diesem Abschnitt zu suchen hat.


    Es sei denn, der Mensch erlebt sein ganzes Leben als eine solche Geschichte, an die er sich im Moment der nahenden Dunkelheit ("Dämmer des Abends") erinnert.

    Ich war auch darüber gestolpert und habe es mir so erklärt, dass sich auch die Vorstellung zum letzten Moment, den wir ja nicht mehr bewusst erleben können, ständig im Lebenslauf verändern könnte, wie sich auch die Geschichten verändern.

    Deine Idee dazu könnte ich mir auch gut vorstellen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Die Göttlichen

    bis Ende :(


    Ich mache mal weiter - ich habe den Eindruck, dass niemand sich an die letzten Abschnitte graut, weil damit das Ende dieser besonderen Leserunde gegeben ist.

    Was für ein liebenswerter Verschreiber :kiss: Ein wenig graut es mir schon, dass unsere schöne MLR ein Ende findet. Aber wie taliesin so treffend bemerkt, alles Schöne hat einmal sein Ende und das von Burnside ist ganz besonders gelungen.


    Das "Vergehen der Zeit" (S. 166) ist ein Motiv, das er immer wieder anspricht, und hier eben auch. Ich denke, dass das Erzählen von Geschichten und die subjektiv bedingten Änderungen für ihn ein Beispiel für das Vergehen der Zeit sind, und im "Dämmer des Abends", also beim Sterben, empfindet man das wohl deutlicher.

    Das hast du wunderbar ausgedrückt.




    Er spannt hier einen Bogen zu dem Kapitel, in dem er über die Anwesenheit der Toten und seine Kontakte spricht. Ich habe das Zitat so aufgefasst, dass er nur von außen gesehen alleine ist. In Wirklichkeit sind da die erlebten Geschichten, die in seinem Kopf Platz haben, da sind die Begegnungen mit anderen Menschen und so fort.

    Ich fand den Bogen wunderbar gelungen. Könnte man anfangs gedacht haben, dass Burnside Gespenster sieht, wird einem klar, dass es die Geschichten sind die er meint.

    Von solchen "Gespenster" lasse ich mich auch immer wieder gerne besuchen und lasse sie in meinem Herzen weiterleben.



    Ist das nicht ein tröstlicher Abschlussgedanke für diese Ars moriendi: Das Paradies ist überall, immer zu erreichen, steht jedem offen.


    Dieser Schluss hat für mich etwas Heiteres und Versöhnliches, nichts Schweres und Belastendes.

    Was für ein wunderbares und schönes Ende, da ist nichts mehr von Dunkelheit oder ähnlichem zu finden.

    Mir hat der letzte Abschnitt des Buches so gut gefallen mit seiner wunderbaren Leichtigkeit. Burnside hat sein Paradies wieder gefunden, wenn auch verändert. Und war genau dort wo er sein sollte.

    Und das schöne ist ja wirklich, dass wir alle "unser persönliches" Paradies finden können. Und das kann überall sein. Was ein überaus tröstlicher Gedanke ist. Ich bin wirklich hin und weg von diesem Abschluss.



    Thoreau an

    seinem Walden Pond und Burnside in seiner Hütte im Norden. Hier trennt sich das

    "Allein sein" von der Einsamkeit. Sie leben zwar getrennt von allen anderen aber sie

    leben zusammen mit ihren Geschichten und vielleicht auch mit dem ein oder anderen

    Geist. Burnside würde seine Tür dafür sicher öffnen.

    Bei Burnside bin ich mir da sehr sicher, so wie ich ihn von Buch zu Buch näher kennenlerne.


    Ich muss gestehen "Walden" habe ich vor 10 Jahren mal angefangen zu lesen, aber ich habe es nur noch überflogen, weil es mit all seinen philosophischen Gedanken schwer verständlich für mich wurde. Das passte mit dem Alltag eines Dreijährigen Kindes nicht so gut unter einem Hut zu bringen, jedenfalls für mich nicht. Ich sollte es mir doch noch mal hervorholen und dem Buch eine neue Chance geben.


    Und gerade kommt mir noch ein Gedanke zum dem Absatz über das Geschichten-Erzählen. Diesen Absatz habe ich nur schwer ins Gesamt einordnen können. Aber:

    Burnsides Ars moriendi schaut natürlich auf das Sterben und den Tod, aber eigentlich schaut sie viel viel mehr ins Leben zurück - und all die Geschichten, die einem passieren und die sich einfügen in die Geschichte eines Lebens.

    Das gefällt mir so gut was du geschrieben hast.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Ich danke euch allen ganz herzlich für diese schöne MLR, die so viele Gedanken bei mir angestoßen haben, eine MLR die sehr bereichernd war. Mit euch gemeinsam konnte ich vieles besser verstehen und einordnen.

    Ich bedanke mich auch für die vielen Buch- und CD Tipps. Das hatte ich auch noch nie so ausgeprägt in einer MLR gefunden. Herrlich! Mir hat auch überaus gut gefallen, wie wir inspiriert vom Text, oft vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen sind. Sich Zeit für ein Buch und die Gedanken die es anstößt zu nehmen ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Fein, wenn man dann auf Gleichgesinnte trifft.


    Und ich freue mich natürlich, dass drawe so viel Freude an einem Lieblingsautor von mir und taliesin gefunden hat. Man bangt ja dann doch insgeheim, ob er bei einem anderen auch so gut ankommt wie bei einem selbst. :)

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Ihr Lieben,


    Ich danke euch für diese schöne, inspirierende MLR. Sie gehört auf jeden Fall jetzt schon zu

    meinen Highlights unter all den MLR`s an denen ich teilgenommen habe.

    Durch dieses Buch (und euch) wurde bei mir wieder Dinge in den Vordergrund gehoben,

    die ihrer Bedeutung entsprechend ins Zentrum gehören und diesen Platz auch nicht

    verlieren dürfen. In diesem Sinne, bis bald in weiteren Runden................. :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen