Amity Gaige - Unter uns das Meer / Sea Wife

  • Kurzmeinung

    Nilu
    Erst in der zweiten Hälfte bin ich mit dem Buch/den Protagonisten etwas warm geworden. Aber gut genug, um es zu beenden.
  • Es gibt nur einen Ozean

    Michael Partlow hat einen großen Traum: er will für ein Jahr durch die Karibik segeln. Seine Frau Juliet, die an Depressionen leidet und mit ihrer Dissertation über Literatur nicht vorankommt, ist zunächst äußerst ablehnend, nicht zuletzt, weil sie zwei kleine Kinder haben. Auch der Freundeskreis reagiert skeptisch: ist so eine Reise nicht viel zu gefährlich, zumal Michael wenig und Julie keinerlei Segelerfahrung hat? Doch trotz aller anfänglicher Bedenken lässt sich Julie umstimmen und das Abenteuer beginnt.

    Von Anfang an ist klar, dass etwas Schreckliches passiert und Michael von der Reise nicht mehr nach Hause kommt. Was genau geschieht, erfährt man erst im Lauf des Buchs.

    Obwohl das Leben an Bord ihnen einiges abverlangt, lieben die Partlows ihr neues Leben. Sie beobachten die Natur, die Sterne, die Gezeiten und müssen lernen, was es heißt, bei Sturm mitten auf dem Ozean zu segeln. Dabei lernen sie ständig neue Dinge hinzu. Natürlich kommt es auch zu Konflikten.

    In einem Logbuch hält Michael seine Gedanken fest. Die Geschichte wechselt zwischen Michael und Julie als Erzähler hin und her, was teilweise sehr verwirrend ist. Michaels Teil ist zwar fett gedruckt, aber ich kam trotzdem öfters durcheinander und mir war nicht klar, wer gerade spricht. Um es noch zu verkomplizieren, kommt auch die Tochter Sybil manchmal zu Wort. Es wäre eine gute Idee gewesen, den einzelnen Absätzen die Namen des jeweils Erzählenden voranzustellen.

    Das Buch ist stellenweise ungeheuer spannend, aber es kommen auch Passagen vor, mit denen ich rein gar nichts anfangen konnte, beispielsweise das letzte Kapitel, "Bruchstücke für ein Ganzes". Alles in allem ein gutes Buch, das ich gern gelesen habe, das mich jedoch etwas ratlos und mit unbeantworteten Fragen zurücklässt. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Unter uns das Meer - Amity Gaige (Sea Wife)“ zu „Amity Gaige - Unter uns das Meer / Sea Wife“ geändert.
  • "Unter uns das Meer" ist das erste Buch, das ich von der Autorin Amity Gaige gelesen habe. Sie erzählt von einer dysfunktionalen vierköpfigen Familie, die einen einjährigen Segeltörn in der Karibik unternimmt und im wahrsten Sinne des Wortes Schiffbruch erleidet.


    Juliet arbeitet an ihrer Dissertation und lebt mit den beiden Kindern und ihrem Mann Michael ein Vorstadtleben. Michael gelingt es, sie für seinen großen Traum zu begeistern: ein Jahr auf hoher See auf einer Segelyacht zu verbringen. Atemlos steuern wir mit der vierköpfigen Familie in der Karibik dem dramatischen Finale entgegen.

    Das außergewöhnliche Cover hat mein Interesse geweckt. Man sieht eine riesige Welle auf sich zurollen, die sich unaufhaltsam auftürmt und alles unter sich zu begraben scheint.

    Eins ist klar: dieses Buch ist keine leichte Kost. Amity Gaige schildert nicht nur ein nautisches, sondern auch ein menschliches Drama, das über allen vier beteiligten Personen zusammenbricht. Nach der Geburt ihrer Kinder leidet Juliet unter schweren depressiven Schüben, die ihr das Schreiben ihrer Dissertation unmöglich machen. Aufgrund seiner langen Arbeitszeiten kann Michael sich nicht um seine kranke Frau und die zwei kleinen Kinder kümmern. Aus diesem Grunde wünscht er sich eine Auszeit vom Alltag, um seine angeknackste Beziehung vor dem endgültigen Aus zu retten, und träumt von einem einjährigen Segeltörn in die Karibik. Juliet kann seine Euphorie nicht teilen, sie hat starke Bedenken, lässt sich aber von ihrem Mann zu dem Trip überreden, der in einer Katastrophe enden wird .

    Das Geschehen wird aus zwei wechselnden Perspektiven geschildert. Es ist eine gewagte Kombination von Auszügen aus einem Tagebuch, das Michael in Form eines Logbuches führt, und den emotional gefärbten Erinnerungen von Juliet. Für mich war dieses stilistische Mittel recht gewöhnungsbedürftig; es hat mich aus der Konzentration gerissen und meine Lektüre empfindlich gestört.


    Leider sind mir die handelnden Personen fremd geblieben. Juliet und Michael sind keine nahbaren Menschen. Juliet ist eine passive Frau, welche die Folgen sexuellen Missbrauchs in ihrer frühen Kindheit niemals überwunden hat. Durch die Schwangerschaft und Geburt kommen ihre verdrängten Ängste wieder ans Tageslicht. Dennoch verweigert sie eine medizinische Behandlung. Sie hat sich in der Rolle eines Opfers eingerichtet, verkriecht sich in einem Schrank und überlässt alle Pflichten ihrem überforderten Partner. Auch Michael ist ein schwieriger Mensch. Nach dem Tod seines Vaters hat er seine beruflichen Pläne über den Haufen geworfen und sich in ein wirtschaftswissenschaftliches Studium gestürzt, welches ihm den sozialen Aufstieg und einen sicheren Job garantierten soll. Sein persönliches Glück ist auf der Strecke geblieben; von seiner Frau hat er sich entfremdet, er kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen, aber aufgrund der gemeinsamen Kinder kommt eine Trennung für ihn nicht infrage. Nun verrennt er sich in die fixe Idee, mit einem Segeltörn alle Probleme lösen können. Doch diese Reise ist kein Patentrezept, sie führt ihn an seine Grenzen. Mit ihrem Schicksal habe ich mich nicht identifizieren können; auch das Buch habe ich wegen der vielen Rückblicke in die Vergangenheit und ständigen inhaltlichen Wiederholungen als langatmig und schlecht lesbar empfunden. Von dieser Lektüre hatte ich mir mehr versprochen. Schade!

  • Mit ihren Kindern, der siebenjährigen Sybil und dem zweijährigen George, leben Juliet und Michael Partlow in einer amerikanischen Vorstadt. In der Ehe der beiden kriselt es. Juliet leidet zudem an Depressionen und einer traumatischen Erfahrung. Gerade erst hat die Lyrikwissenschaftlerin die Arbeit an ihrer Dissertation unterbrochen, als Michael einen überraschenden Vorschlag macht: Er will mit seiner Familie für ein Jahr lang auf einer Segelyacht im Karibischen Meer unterwegs sein. Seine Frau ist von dieser Idee gar nicht begeistert, lässt sich widerwillig jedoch darauf ein. Was ist in der Vergangenheit geschehen? Und was wird diese Reise mit der Familie machen?


    „Unter uns das Meer“ ist ein Roman von Amity Gaige.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus zehn Kapiteln. Die Erzählstruktur ist recht ungewöhnlich. Erzählt wird vorwiegend im Wechsel: in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Juliet und in Form von Logbucheinträgen aus der Sicht von Michael. Gegen Ende des Romans sind außerdem Briefe, Gedichte, ein Interview und andere „Bruchstücke für ein Ganzes“ eingefügt. Dieser Aufbau macht die Geschichte nicht einfach zu lesen, aber interessant.


    Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist atmosphärisch, intensiv und bildstark. Als ein wenig störend habe ich die vielen nautischen Begriffe empfunden, die für Laien unverständlich sind.


    Die beiden Protagonisten, Juliet und Michael, erscheinen zunächst etwas unnahbar, aber auch interessant. Sie sind sehr gegensätzlich angelegt. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen, obwohl zu Beginn der Geschichte noch viele Zusammenhänge und Bezüge unklar sind.


    Die Geschichte entfaltet sich zunächst in einem gemächlichen Tempo und weist ein paar Längen auf. Spürbar ist gleichwohl eine leichte, subtile Spannung, die aufgrund vieler offener Fragen im Leben der beiden entsteht. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte an Fahrt auf und sorgt mit einer Wendung dafür, dass der Roman fesselnder wird.


    Inhaltlich ist die Lektüre keine leichte Kost. Es geht um die Ehe, die Familie, Mutterschaft und damit verbundene Schwierigkeiten, aber auch um traumatische Erlebnisse und psychische Krankheiten. Der Roman liefert Denkimpulse und regt dazu an, über das Gelesene nachzudenken.


    Das deutsche Cover ist optisch besonders gut geraten. Die Gestaltung der gebundenen Ausgabe sticht auch sonst positiv hervor. Eine doppelseitige Landkarte veranschaulicht die Reise des Segelbootes auf hübsche Weise und hilft beim Nachverfolgen der Route. Der passend formulierte Titel der deutschen Ausgabe trifft meinem Geschmack mehr als das Original („Sea Wife“).


    Mein Fazit:

    „Unter uns das Meer“ von Amity Gaige ist ein ungewöhnlicher Roman, der sich nicht leicht in ein Genre pressen lässt und beim Lesen Aufmerksamkeit verlangt. Dennoch oder gerade deswegen ist es eine empfehlenswerte Lektüre.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Verschlungen

    Den Titel der deutschen Übersetzung hab ich als abschreckend empfunden: klischeehaft, banal, nichtssagendend. Umso erfreulicher, wenn der Roman sich als absolut lesenswert erweist. Zuvörderst lässt er sich noch als Abenteuerroman betrachten - Junges Ehepaar mit zwei kleinen Kindern bricht Zelte hinter sich ab, um für ein Jahr durch die Karibik zu schippern. Doch unmittelbar nach Beginn der Lektüre erweist sich diese Perspektive als Trugschluss. Die Komposition aus kurzen Abschnitten aus dem vom Ehemann geführten Logbuch, die sich mit den Aufzeichnungen seiner Frau abwechseln, enthüllt ein Seelendrama. Während sich der Ehemann zunehmend von seinem Alltagsleben als eingeengt empfunden hat, was ihm den Segeltörn als Erlangen der ersehnten Freiheit erscheinen lässt, entpuppt sich seine Frau Juliet als schwer depressiv, niedergedrückt durch das Misserfolgserlebnis einer gescheiterten Dissertation und den Anforderungen der Mutterschaft. Dass unter solchen Voraussetzungen ausgerechnet ein solches Unternehmen alle Probleme lösen soll, erweist sich frühzeitig als unwahrscheinlich, zumal immer tiefere Schichten in der Befindlichkeit der beiden Protagonisten aufgedeckt werden. Äußerst geschickt, den Leser über das Ziel des Geschehens lange im Unklaren zu lassen, etwas enttäuschend, dass das Ende der Entwicklung allzu unvermittelt eintritt. Trotzdem: eine Empfehlung für die Liebhaber von Geschichten über das Segeln - und die Fans verschlungener psychologischer Romane.

    Mein Urteil: 4 Sterne

  • Die Ehe von Juliet und Michael dümpelt vor sich hin und ist eigentlich nicht mehr zu retten. Juliet fühlt sich von und dem Alltag überfordert und leidet immer wieder unter Phasen von Depression. Michael ist in seinem Job unzufrieden und will ein selbstbestimmtes Leben ohne Reglementierung durch die Obrigkeiten haben. Als er eine Yacht sieht, will er sich seinen großen Traum erfüllen und mit der Familie auf große Fahrt gehen. Juliet lässt sich überreden und dann sind sie unterwegs. Wie wird eine Familie mit zwei noch recht jungen Kindern eine solche Reise bewältigen? Werden sich die Ehepartner wieder näherkommen, wenn sie beständig zusammen sind? Und wie werden sie die Schwierigkeiten meistern, die auf sie zukommen?


    Amity Gaige erzählt die Geschichte aus der Sicht von Juliet, die sich auf dieser Reise ihren Ängsten stellen muss. Zwischendurch gibt es immer wieder Logbucheinträge von Micheal. Er benutzt das Logbuch als eine Art Tagebuch. Die Tochter Sybil kommt hin und wieder auch zu Wort. Durch diese Erzählweise konnte ich viel über die Gedanken der Protagonisten erfahren.


    Der Erzählstil der Autorin ist sehr packend und dabei doch auch einfühlsam.


    Michael und Juliet könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie haben sich längst verloren. Nun soll also dieser Segeltrip der Erfüllung von Träumen und der Rettung einer Ehe dienen. Das muss doch schiefgehen. Michael hat sein Ding durchgezogen, ohne Rücksicht auf Juliet zu nehmen. Juliet hat das Trauma ihrer Kindheit noch nicht verwunden. So wie Wind und Wellen das Boot durchschaukeln, so wird Juliets Leben durchgerüttelt. Für die Kinder ist es ein großes Abenteuer, so dass sie eine besondere Entwicklung durchmachen. Aber auch die Erwachsenen müssen sich mit sich selbst und ihren Erwartungen und Wünschen auseinandersetzen. Dabei entfernen sie sich noch weiter voneinander weg.


    Es ist ein sehr tiefgründiger Roman mit einem überraschenden Ende, der einen so schnell nicht loslässt.

  • Das Leben geht manchmal so seinen Gang, es stellen sich Routinen ein und die Lebendigkeit geht Stück für Stück verloren: Arbeit, Kinder, Beziehung. Kommt da noch mehr?
    In diesem Dilemma befinden sich auch Michael und Juliet, die beiden Hauptcharaktere dieses Buches, bis sie sich entscheiden aus der alltäglichen Routine auszubrechen und neue Wege einzuschlagen: Das Ziel ist ein Jahr mit einer Yacht über die Ozeane der Welt zu shippern. Was wird ihnen dabei passieren, werden sie sich neu finden können und wieder lernen, den eigenen Träumen und Sehnsüchten zu folgen? Oder werden am Ende nur Scherben und zerplätze Illussionen zurückbleiben?

    Der Autorin Amity Gage gelingt es auf schöne Art und Weise die Stimmung zwischen den Charakteren einzufangen und die Sehnsucht aufs Segeln und Welterkunden entstehen zu lasseb.

    Als Leser_in kann mensch sich fragen, worin die eigenen Träume und Wünsche bestehen, was aus ihnen geworden ist und wie sie vielleicht neu belebt werden können.
    Dazu braucht es Mut und den vermittelt dieses Buch.