Charles Lewinsky - Der Halbbart

  • Dieses Buch lässt mich mit etwas gemischten Gefühlen zurück. Der Autor Charles Lewinsky entführt hier die Leser_innen ins Jahr 1313 in die Talschaft Schwyz, wo die Menschen mit ihrer eigenen Hände Arbeit ihren Lebensunterhalt irgendwie ansatzweise sicherstellen müssen und die katholische Kirche über allem thront und sich jede Grausamkeit und jedes Verbrechen leisten kann ohne dafür zur verdienten Rechenschaft gezogen zu werden. Das dann Menschen beginnen sich dagegen zu wehren ist nur allzu verständlich und so ist es gut, dass diese in diesem Buch auch vorkommen. Allerdings werden sie eher kriegslüstend und raubend oder zutiefst rachsüchtig dargestellt und im Vordergrund stehen andere Charaktere, die zwar Ungerechtigkeiten sehen, diese aber von sich aus nicht ändern wollen. Wie der Hauptprotagonist dieses Buches - der junge Sebi -, der zwar viele Weisheiten erhält oder in sich entwickelt, aber trotz allem am christlichen Glauben festhält. Als Frauengestalten finden sich nur eine Schmiedtochter, die nach der Vergewaltigung durch einen Priester ins Kloster geht und Nonne wird und damit genau zu dieser verlogenen Sorte Menschen, die ihr das angetan haben, und eine alte Geschichtenerzählerin, die sich unter Drogen setzen muss um noch ihren Beruf ausüben zu können. Das ist mir definitiv zu wenig und die Geschichte wirkt extrem patriarchal. Die Erzählweise mit dem Schweizer Dialekt ist ganz nett, kann aber über die inhaltlichen Schwächen des Buches nicht hinwegtäuschen.

  • Darum geht es

    Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber hört und erfindet er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo die Hacke des Totengräbers täglich zu hören ist und Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Doch vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt der Junge, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet – und wie man auch in rauhen Zeiten das Beste aus sich macht. Ein Roman voller Schalk und Menschlichkeit, der zeigt, wie aus Geschichten Geschichte wird.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • MeinNameistMensch zu einer Rezension gehört auch eine kleine Inhaltsangabe, damit die Leser der Rezension deine Aussagen damit in Bezug bringen können. Diesmal hat das für Dich serjena getan. Beim nächsten Mal denke bitte selbst daran. Danke :wink:

  • Eusebius und sein turbulentes Leben

    Eusebius ist ein armer Bauernjunge, der mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern zusammen in einem kleinen Haus in einem Alpental wohnen.


    Der Autor schafft es den Leser in eine längst vergangene Welt zu entführen. Dies gelingt ihm durch einen naiven ja kindlichen Erzählstil um den Leser nicht nur das Grundgerüst des Mittelalters das Leben, Arbeiten und soziales Grundgerüst zu erklären, sondern auch die Abgestumpftheit und Brutalität aber auch die Gottesgläubigkeit und den allgegenwärtigen Teufel.



    Der Handlungsrahmen umfasst mehrere Jahre, in dem das Leben und Wirken von Eusebius im Mittelpunkt steht. An sich finde ich es wirklich interessant die verschiedenen Lebensetappen von Sebi kennenzulernen, jedoch kam es einen dann zeitweise wirklich so vor als würde immer wieder das gleiche oder in abgewandelter Form erzählt. Keine Frage man kann wirklich viel über das Leben im Mittelalter lernen aber in der Mitte des Buches hatte ich einen ziemlichen Hänger. Kurz gesagt der Autor hätte ruhig an der einen oder anderen Stelle, die Handlung ein wenig straffen können.



    Die Figuren fand ich richtig gut beschrieben auch warum und wieso so gehandelt haben, wie sie es taten. Obwohl das Buch ja „Der Halbbart“ heißt spielt der Sebi ja eigentlich die Hauptrolle.

    Dafür kamen dann immer mehr Figuren und der Personenkreis wurde immer größer, was zeitweilig ziemlich unübersichtlich war. Und der Halbbart mit dem man Anfangs Mitleid hatte, von den man dann dachte ok scheint doch ein ganz netter zu sein, entwickelte sich dann in eine Richtung, die man nicht für möglich gehalten hatte.



    Fazit: Ein recht umfangreicher historischer Roman, der nicht nur verständlich sondern auch so geschrieben ist, das man sich alleine durch den naiven Erzählstil, leicht in die Zeit denken kann. Wer nicht vor langen historischen Romanen zurückschreckt ist hier genau richtig, nicht zuletzt wegen der genauen Beschreibungen sondern auch wegen dem ganz besonderen Erzählstil der es einen wirklich leicht man sich in die Geschichte hinein zu versetzen.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich hatte keine großen Erwartungen an das Buch, war durch die eher durchwachsenen Kritiken eher abgeschreckt. Vor allem hatte ich die Befürchtung, dass das umfangreichere Buch mich schnell ermüden und aufgeben lässt.

    Alle Befürchtungen sind aber ausgeblieben und ich habe das Buch voll Begeisterung gelesen. Der einfache Erzählstil hat mir zunächst Schwierigkeiten bereitet, aber er passt vortrefflich zum eher einfältigen (aber nicht dummen!) Sebi. Bildung war 1313 für einen einfachen Bürger auch nicht so leicht zugänglich.

    Ich war aber sehr schnell im Geschehen (ab dem ersten Auftritt des Halbbarts) und konnte das Buch kaum weglegen. Am liebsten hätte ich mich verkrochen, um einfach nur lesen zu können, so mitgerissen hat mich die Geschichte. Ein Highlight!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: