Anthony Horowitz - Mord in Highgate / The Sentence is Death

  • Hawthorne ermittelt wieder


    Anthony Horowitz bleibt sich selbst und seinem Konzept für diese Romanreihe treu. Wieder wurde ich wunderbar unterhalten, besonders vom selbstironischen Aspekt der Handlung, der Personenzeichnung und den zahlreichen „Innenansichten“ aus dem Leben eines Fernsehautors. Der Krimi geriet für mich dabei fast zur Nebensache!


    Ich fand es nützlich, auch den ersten Band zu kennen, in dem sich der Detektiv Hawthorne und der Autor Horowitz (!) zum ersten Mal für einen Fall zusammentun. Man kann diesen Band vermutlich auch als „Erstleser“ konsumieren, doch die Feinheiten und Anspielungen auf den ersten Fall machen das Lesen erst zum richtigen Genuss. Ganz offensichtlich sind diese Bände darauf angelegt, von einer treuen Fangemeinde gelesen und goutiert zu werden.


    Der „Fall an sich“ ist solide, sehr durchdacht geplottete Krimikost. Ein Scheidungsanwalt wurde mit einer teuren Weinflasche erschlagen – ausgerechnet, nachdem ihm eine Mandantin im Affekt genau dies angedroht hatte! Doch Horowitz ist ein kluger Autor; allzu offensichtliche Fährten vermeidet er. Wieder werden ganz genüsslich nacheinander Zeugen befragt und Hintergründe beleuchtet. Der Watson-Verschnitt Horowitz beobachtet genau, und breitet allerhand Details vor dem Leser aus. Doch insgeheim ist Hawthorne ihm natürlich immer einen Schritt voraus!


    Wie auch im ersten Band, wechseln sich die Kapitel ein wenig ab. Einerseits verfolgen wir die Ermittlungen im Weinflaschen-Fall, andererseits nehmen wir am Leben eines Drehbuchautors, der Horowitz nun einmal ist, teil. Ich habe mich köstlich amüsiert, was alles bei einem Dreh schief gehen kann – und aus welchen Gründen! Besonders gefreut hat mich, dass der selbstironische und selbstbezügliche Anteil der Handlung in diesem zweiten Band noch gestiegen ist. Der (wirkliche) Horowitz hat sich gesteigert! Für den genau beobachtenden Leser sind zahlreiche Fährten ausgelegt, die sich auf seine Tätigkeit im Filmwesen beziehen – und auch auf klassische Holmes-Geschichten.


    Geschätzt ungefähr ein Drittel des Plots dieses Buches lehnt sich an den klassischen Fall der „Studie in Scharlachrot“ von Conan Doyle an, ist aber gleichzeitig nicht bloß „abgekupfert“, sondern stilsicher verfremdet und in die heutige Zeit verlegt worden. Besonders zu erwähnen ist hier natürlich die rätselhafte Schrift an der Wand. Noch eine weitere augenzwinkernde Referenz an Holmes besteht in der Kooperation des Detektivs Hawthorne mit einem Jugendlichen Computer-Nerd. Beim klassischen Holmes waren es Straßenjungen, die ausgeschickt wurden, um Informationen zu sammeln...


    Vollends begeistert war ich, als der Autor das Spiel mit den Referenzen noch einen Schritt weiter trieb. Der Detektiv Hawthorne ist Mitglied in einer Lesegruppe, und die bespricht in diesem Monat ausgerechnet … genau, die „Studie in Scharlachrot“! Das Treffen der Lesegruppe war höchst unterhaltsam geschildert. Selbstverständlich wurde auch Horowitz dazu eingeladen… Dieses Kapitel war ein wahres Fest.


    Wie nebenbei lässt der Autor einfließen, dass er mit seinem Verlag einen Drei-Bücher-Vertrag über Hawthorne und seine Fälle abgeschlossen habe. Selten habe ich Werbung für einen Folgeband so witzig verpackt gesehen! Schon jetzt freue ich mich auf Band 3.


    Ein winziger Wermutstropfen besteht für mich eigentlich nur darin, dass schon wieder Horowitz am Ende einen Alleingang wagt, und dabei – natürlich! - in Lebensgefahr gerät. Ausgeglichen wurde das allerdings dadurch, dass der wahre Täter diesmal auf gar keinen Fall vorher vom Leser zu erraten war. Das war eine gut durchdachte Überraschung!


    Ich kann gar nicht anders, als die Höchstwertung zu vergeben! Allerdings mit dem Zusatz versehen, dass – wie oben erwähnt – dies eine Reihe ist, die davon profitiert, in der richtigen Reihenfolge gelesen zu werden. Und auch die Kenntnis klassischer Holmes-Geschichten kann nicht schaden.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Anthony Horowitz - Mord in Highgate“ zu „Anthony Horowitz - Mord in Highgate / The Sentence is Death“ geändert.
  • Spannende Unterhaltung !


    Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    Ein elegantes Haus am Rande von Hampstead Heath. Ein toter Scheidungsanwalt. Eine rätselhafte Botschaft in grüner Farbe. Eine unglaublich teure Weinflasche als Tatwaffe… Zweifellos ein Fall für Daniel Hawthorne, Ex-Polizist und Privatdetektiv, und Scotland Yard immer einen Schritt voraus.

    Als der smarte Prominentenanwalt Richard Pryce tot in seinem Haus gefunden wird, erschlagen mit einer Flasche 1982 Chateau Lafite Rothschild im Wert von 2000 £, scheint schnell klar, wer es war: Nur wenige Tage zuvor hat die berühmte feministische Autorin Akira Anno ihm genau diesen Tod angedroht – und ihm ein Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Aber ist es wirklich so einfach? Denn jeder hat hier Dreck am Stecken, und als ein weiterer Toter gefunden wird, muss Hawthorne gemeinsam mit seinem Assistenten und Stichwortgeber Anthony Horowitz tief in die Vergangenheit der Opfer eintauchen, um die Lösung des Rätsels zu finden.



    Autor (Quelle: amazon)

    Das Leben – ein Abenteuer: Für den halbwüchsigen Anthony Horowitz sieht es zunächst eher düster aus. Obwohl er in einer wohlhabenden Familie aufwächst, ist seine Kindheit alles andere als glücklich. Komplizierte Verhältnisse zu Hause, schreckliche Erlebnisse in der Internatsschule – Anthony erfindet Geschichten, die ihn der lieblosen Enge entkommen lassen, und macht dies später zum Beruf. Mit 23 veröffentlicht der 1956 in Stanmore, Middlesex, geborene Horowitz sein erstes Buch. Seitdem produziert er geradezu manisch, z. B. neue Episoden seiner Serienhelden. Mittlerweile sind der junge Agent Alex Rider oder Matt aus der Reihe „Die fünf Tore“ weltbekannt. Neben Abenteuerromanen verfasst Horowitz Drehbücher und Theaterstücke. Er lebt mit Frau, Kindern und Hund im Norden von London.



    Inhalt

    s. Kurzbeschreibung



    Daten zum Buch

    Verlag: Insel Verlag

    ISBN: 3458178724

    Preis Gebundenes Buch: 22,00 Euro

    Preis Kindle: 18,99 Euro



    Beurteilung

    Das sehr auffällige Cover in rot gefällt mir gut.

    Der lockere Schreibstil des Autors ist sehr interessant.

    Der Mord in Highgate ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Kriminalroman, wenn nicht eine der Hauptpersonen der Autor selbst wäre.

    Band 1 der Reihe habe ich nicht gelesen, war aber auch nicht zwingend notwendig. Man kommt auch so einfach in die Geschichte - könnte aber dennoch interessant sein, den ersten Band noch zu lesen.

    Das Besondere am Buch fand ich, dass der Autor selbst einen Protagonisten im Buch stellt. Es ist flüssig und humorvoll geschrieben.

    Die Protagonisten Hawthorne und Horowitz begeben sich wie Sherlock Holmes und Dr. Watson auf die Such nach dem Mörder. Bis zum Ende bleibt es unterhaltsam. Was hinter der Person von Hawthorne steckt bleibt offen - sicher für den nächsten Band.



    Fazit

    Die humorvolle Art in diesem Buch einen Mörder zu suchen/zu finden, hat mir gut gefallen. Etwas mehr Spannung habe ich dennoch vermisst.

    Für diesen unterhaltsamen Roman gebe ich gerne eine Leseempfehlung und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:.




  • Amüsanter klassischer Whodunnit

    Der renommierte Scheidungsanwalt Richard Pryce wird erschlagen in seinem Haus in Highgate aufgefunden. Mordwaffe war eine ausgesprochen teure Flasche Wein, was seltsam ist, da Pryce keinen Alkohol trank. An die Wand hat jemand die Zahl 182 gemalt. Ein Hinweis auf den Mörder?


    Der Ex-Polizist Hawthorne wird von Scotland Yard damit beauftragt, parallel zu den Ermittlungen der Polizei ebenfalls zu ermitteln, woraufhin dieser den Schriftsteller Anthony Horowitz informiert und in seine Ermittlungen einbezieht. Horowitz ist sozusagen sein persönlicher Biograph, der die genialen Ermittlungsmethoden Hawthornes für die Nachwelt festhalten soll. Kein besonders dankbarer Job, doch dummerweise hat Horowitz mit seinem Verlag einen Vertrag über eine 3-teilige Bücherreihe über Hawthorne abgeschlossen.


    Trotz anfänglicher Vorbehalte weckt der Fall jedoch auch Horowitz’ kriminalistischen Ehrgeiz. Die Liste der Verdächtigen ist lang. Hängt der Mord an Pryce womöglich mit einem Jahre zurückliegenden Unglück in einer Höhle zusammen? Damals war Pryce zusammen mit zwei alten Studienfreunden unterwegs, als einer von ihnen, von plötzlichen Regenfällen überrascht, in der Höhle ertrank. Besonders mysteriös wird es, als der andere Teilnehmer der damaligen Expedition, ebenfalls zu Tode kommt. Doch auch eine feministische Autorin, deren Ex-Ehemann sich bei der Scheidung von Pryce vertreten ließ und die in aller Öffentlichkeit Pryce ein Glas Wein überkippte, kommt als Täterin infrage.


    Horowitz ist ein Meister im Legen von (falschen) Fährten. Jedes Mal, wenn ich dachte, den Mörder zu kennen, nahm die Geschichte eine neue Wendung und die Geschehnisse erschienen in einem neuen Licht.


    Es ist äußerst amüsant, wie Anthony Horowitz quasi über sich selbst schreibt und Reales und Fiktives miteinander vermischt. Sein Sprachwitz ist unübertroffen, ich habe mich köstlich amüsiert. Allerdings fehlte mir ein wenig die Spannung. Der eigentliche Kriminalfall hat mich nicht so gefesselt wie das Drumherum. Warum ist Hawthorne so zugeknöpft und gibt nicht Privates preis? Welches Geheimnis aus der Vergangenheit versucht er um jeden Preis zu verbergen? Eine Antwort auf diese Frage wird in diesem Band nicht gegeben, so muss sich der Leser wohl oder übel bis zum nächsten Band der Reihe gedulden.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: