Margaret Laurence - Der steinerne Engel / The Stone Angel

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    Knaur 1965. Übersetzer Herbert Schlüter, Reclam 1988

    Übersetzerin der Neuausgabe Monika Baark


    Verlagstext/Klappentext

    Hagars Shipleys Leben nähert sich dem Ende. Als ihr Sohn sich nicht anders zu helfen weiß und sie in ein Altersheim bringt, nimmt sie all ihre Wut zusammen und macht sich von dort aus dem Staub. In einem letzten Akt der Rebellion konfrontiert sie sich mit ihrer Vergangenheit: der Kindheit als Kaufmannstochter in einer kleinen Präriestadt, die Unbezähmbarkeit als Braut, die sich gegen den Willen des Vaters den Mann nimmt, den sie will, die übergroße Liebe für den einen Sohn und die Vernachlässigung des anderen, das von Ambivalenz und Drama geprägte Verhältnis zu ihrem Mann. Schonungslos reflektiert sie teils mit Bitterkeit, teils mit Humor, immer aber mit großem Scharfsinn die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Dabei bedauert sie vieles, aber bereut nichts. Und bittet weder Gott noch die Menschen um Vergebung.


    Die Autorin

    Margaret Laurence, die gemeinsam mit Margaret Atwood und Alice Munro als erfolgreichste Autorin Kanadas gilt, wurde 1926 in der Präriestadt Neepawa geboren. Ihre Eltern waren schottischer und irischer Abstammung und starben, als sie noch ein Kind war. Sie wuchs bei einer Tante auf, besuchte das United College in Winnipeg und arbeitete als Reporterin für den Winnipeg Citizen. 1947 heiratete sie Jack Laurence, einen Bauingenieur, und ging mit ihm 1949 nach England und von 1950 bis 1957 nach Afrika. Über Afrika schrieb sie ihre ersten Erzählungen und Romane, ihre bedeutendsten Prosawerke sind jedoch in Kanada in der fiktiven Stadt Manawaka angesiedelt, der ihre Heimatstadt Neepawa Pate stand. 1962 trennte sie sich von ihrem Ehemann, lebte zehn Jahre in England und kehrte dann endgültig nach Kanada, Ontario, zurück. Margaret Laurence starb 1987.


    Der Roman-Zyklus (nach Wikipedia)

    Der literarische Durchbruch gelang Laurence mit ihren späteren Romanen, die größtenteils in Kanada in der Gegend um ihren Geburtsort Neepawa spielen. Diese Romane werden bisweilen als „Manawaka-Serie“ bezeichnet. Die ersten drei Teile,

    The Stone Angel (1964),

    A Jest of God (1966) und

    The Fire-Dwellers (1969) schrieb Laurence noch in England nach der Trennung von ihrem Ehemann. Eine breite Leserschaft erreichte sie in Kanada, wo sich Laurence mit der Trilogie als eine der bekanntesten Schriftstellerinnen etablierte. The Stone Angel ist bis heute ihr meistgelesenes Werk. 1974 wurde die Manawaka-Serie mit

    The Diviners

    abgeschlossen, ein Roman, der verschiedene Figuren aus den früheren Teilen aufgreift und als ihr ambitioniertestes Werk gilt. Weitere Romane veröffentlichte sie danach nicht mehr; sie beschränkte sich auf Essays und Kinderbücher.


    Der Film


    Inhalt

    Mit über 90 Jahren will Hagar Shipley nicht wahrhaben, dass ihre Kräfte schwinden und Sohn und Schwiegertochter mit ihrer Pflege allein schon körperlich überfordert sind. Mit dem letzten Funken Lebenskraft kämpft sie gegen den Umzug in ein Pflegeheim. Die Auseinandersetzungen mit Marvin und Doris verschwimmen mit Erinnerungen an ihre Kindheit im fiktiven Prärieort Manawaka, ihre Ehe mit dem Farmer Bram und das Aufwachsen ihrer Söhne. Hagars Vater Jason Currie kam praktisch als Kind allein aus Schottland in die kanadische Prärie und arbeitete sich bis zum Ladenbesitzer hoch. Es ist eine Zeit, in der man im Zweispänner fährt, in der Kinder kilometerweit allein zur Schule reiten und als Petroleumlampen mit Glaszylindern Licht spendeten. Currie gehörte zur Generation „Nicht gemeckert ist genug gelobt“ oder „Harte Arbeit hat noch niemandem geschadet". Seine Söhne konnten den Anforderungen des Vaters nie genügen. Hagar, die nach dem Tod ihrer Mutter vom Dienstmädchen „Tante Doll“ aufgezogen wird, entwickelt sich zu dem klugen Kopf, den der alte Jason sich als Nachfolger gewünscht hätte. Doch anstatt ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das seiner Tochter finanzielle Unabhängigkeit schafft, schickt er sie zur Ausbildung und Erziehung „in den Osten“ nach Toronto, um sie, elegant und gebildet, auf dem Heiratsmarkt zu verhökern. Hagar verliebt sich jedoch beim Tanz ausgerechnet in den Farmer Bram, der lieber angelt, als auf der Farm zu schuften. Erst in ihren Flashbacks aus der Gegenwart wird Hagar deutlich, dass sie unreflektiert die Haltung ihres Vaters übernam, unter der sie selbst gelitten hatte, und ihre Söhne damit unglücklich machte. John und Marvin durften nicht die Männer sein, die sie sind, sondern mussten Hagars unverrückbarem Bild genügen.


    Margaret Laurence's Leser werden zurück in Kanadas Siedlergeschichte in eine kleine Präriestadt geführt, deren Mittelpunkt der Gemischtwarenladen war. Von der Axt bis zum Stoff vom Ballen gab es bei Curries alles zu kaufen. Was der Laden nicht im Angebot hatte, wurde aus dem Katalog z. B. der Hudson‘s Bay Company bestellt. Als Icherzählerin tritt Hagar in der Rolle der boshaften Alten auf, die hinter der kessen Fassade längst zu krank und zu schwach ist, um sich Herablassung gegenüber der unfähigen restlichen Welt noch leisten zu können. Als Frau eines erfolglosen Farmers blieb Hagar nichts mehr vom Stolz ihrer Sippe auf ihre Herkunft aus einem schottischen Clan.


    Fazit

    Margaret Laurences Romanzyklus aus dem Manawaka-Universum war in Kanada sehr populär. "Der steinerne Engel" (2007 verfilmt) erschien in Deutschland bereits 1965. Nah an ihrer eigenen Biografie erzählt Laurence mit vielen historischen Details von Figuren, in denen Leser auf der ganzen Welt ihre eigenen Vorfahren erkennen können. Auf die Ichperspektive Hagars begrenzt, kippt man in den Momenten unsanft aus der Geschichte heraus, wenn ihre Lebenslügen und ihre starrsinnige Haltung der Vergangenheit deutlich werden. Über Sprache und Perspektive bin ich an einigen Stellen gestolpert, aber gern in die Welt Manwakas eingetaucht.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Margaret Laurence - Der steinerne Engel / Stone Angel“ zu „Margaret Laurence - Der steinerne Engel / The Stone Angel“ geändert.
  • Aufmerksam wurde ich über das Buch, durch ein Buchunboxing von Karla Paul.


    Ich fand es hörte sich ideal an um ein Kandidat für das „geheime Wanderbuch“ im meinem Bücherforum zu sein.


    Die 5 Frauen, die das Buch vor mir lesen durften waren, bis auf eine Ausnahme leider nur semibegeistert. Dann bekam ich das Buch und war skeptisch.


    Der Plot wird erzählt aus der Sicht von Hagar, einer 90 Jährigen Frau , die noch ihn ihrem eigenen Haus wohnt und von ihrem Sohn und der Schwiegertochter, die um die 60 Jahre alt sind betreut wird.


    Da Hagar an Demenz leidet, unter den normalen körperlichen Beschwerden einer alten Menschen leidet, wird der Schwiegertochter die Betreuung zuviel und man versucht Hagar einen Umzug in ein Pflegeheim zu überreden. Dies wird lvon Sohn und Schwiegertochter jedoch sehr unsensible angegangen und man erfährt als Lesende die Gdanken und Gefühle von Hagar.


    Das hat mir gut gefallen, da es sehr glaubhaft, realistisch und mit dem typischen Humor eines älteren Menschen dargestellt wird und Hagar schon ihre eigene Art hat sich gegen das Fremdbestimmen durch ihre Kinder zu wehren.


    Parrallel zur Gegenwartssituation lernt man durch Hagars Erinnerungen ihre Geschichte kennen.


    Sie war schon als Junge Frau sehr dickköpfig und hat sich gegen den Willen ihres Vaters mit einem Mann verheiratet, den sie sich, vermutlich auch aus Trotz, ausgesucht hat. Ihre Ehe war nicht leicht und sie musste viel entbehren, aber Hagar nimmt ihr Leben an, wie es kommt


    Man lernt ihr Leben mit dem Mann kennen, erfährt dass sie zwei Kinder geboren hat, erfährt wie sie ihren eigenen Weg ging, und begleitet Sie zusammen bei tragischen Schicksalsschlägen.


    Ich fand Hagar einen sehr interessanten Menschen, sie war ein Charakter an dem man sich reiben konnte , der sehr viel Ecken und Kanten hatte, eine Frau die ihren Weg gegangen ist, und sich wenig darum geschert hat, was andere von ihr denken und handeln..


    Wir erfahren aber auch, was es für Konsequenzen dadurch für Sie hatte, dass sie wenig beliebt war, schon ziemlich einsam ist und war. Interessant, für mich insbesondere war, dass ich beim Lesen selbst an einen speziellen, schwierigen Charakter in meinem Leben erinnert wurde zu dem Hagar sehr viel Parallelen aufwies.