Reinhard Kaiser-Mühlecker – Zeichnungen

  • Original : Deutsch, 2015


    Drei Erzählungen


    INHALT :

    Nun hat er drei Erzählungen vorgelegt. Jede dieser Geschichten umfasst rund 100 Seiten, alle spielen rund um das schon aus den Romanen „Roter“ und „Schwarzer Flieder“ bekannte Dorf Rosental. Das bäuerliche und kleinstädtische Milieu ist die Grundierung seines Erzählens, aber nicht etwa als Idylle, sondern als Ort der Unbehaustheit, der Kälte und auch der abgefeimten Intrigen. Alle drei Erzählungen sind aus der männlichen Ich-Perspektive geschrieben; alle drei Protagonisten sind Einzelgänger, Außenseiter – Männer, die schicksalhaft an eine Herkunft gebunden sind, unter der sie leiden, aus der sie sich befreien wollen und in die sie dennoch verstrickt bleiben.

    (Quelle : https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=316436 )


    Im Einzelnen :


    - Spuren (109 S.) : Ein ehemaliger Zimmermann ist auf Arbeitssuche und findet schließlich einen gut bezahlten Job als Agent. Aber bleibt erfolglos und verliert den Job. Seine Frau scheint enttäuscht, verschwindet spurlos. Die verschiedenen Phasen des Umgangs mit Verlust : Enttäuschung, Wut, Gleichgültigkeit, Wehmut, Ausschau… Er hat Reserven für ein Jahr. Wen aber beobachtet er immer wieder in der Nachbarschaft in der Person des alten Hansers? Was steckt dahinter, hinter Gerüchten und Neugier ? Mehr ? Fremd und anziehend zugleich...


    - Male (80 S.) : Der Ich-Erzähler will für Freund Ferdinand bei einem alten, bettlägrigen Mann einen Keilriemen abholen. Dieser Mann war das Schreckgespenst der Kindheit und Jugend. Nazi ? Doch nun ist der Erwachsene « angstfrei ». Was aber will der Greis Ferdinand anvertrauen, via dessen Freund ? Dass auch er, das Ungeheuer, einmal geliebt hätte ? Können wir überrascht sein über verborgene Tiefen und Geschichten ? Stichwort der Atmosphäre : etwas « Unfertiges und Unabgeschlossenes » liegt in der Luft…


    - Zeichnungen (108 S.) : Der Ich-Erzähler Steinau verläßt als junger Mann den großen Hof des Vaters : er wäre vielleicht garnicht der Vater ! Er wird anstellig bei M., einem Großunternehmer für Landwirtschaftsgeräte und heimlichen Aufkäufer von Land in Osteuropa und Südamerika. Geschickt schafft er es, sich dort unersetzbar zu machen ohne sich aufzudrängen. M. wird nicht akzeptieren, dass Steinau als Erbe quasi als einfacher Arbeiter unterkommt. Ist sein Aufstieg unvermeidlich ?

    Die titelgebende Erzählung, vielleicht auch sprechend : Zeichnungen in einem mir bislang nicht geläufigen Sinne als Idee, Projekt, ja Plan für die Zukunft, schön ausgetüftelt. Aber geht das aus ? Kommen unbekannte Faktoren dazu … ?


    Die Erzählungen sind meisterhaft geschrieben. Manchmal, so schien mir, führt Kaiser-Mühlecker uns auf Holzwege um uns ganz woanders das Besondere, oder den Wendepunkt vorzulegen. Man muss genau lesen um, diese Finessen mitzubekommen. Oder lag es an einer Müdigkeit meinerseits ? Mir gefielen diese Erzählungen sehr gut ! Der Autor gilt wohl nicht umsonst als shooting star. Probieren ?!


    AUTOR :

    Reinhard Kaiser-Mühlecker (* 10. Dezember 1982 in Kirchdorf an der Krems) ist ein österreichischer Schriftsteller. Er wuchs im Ortsteil Hallwang in Eberstalzell (Oberösterreich) auf. Von 2003 bis 2007 studierte er unter anderem Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien. Längere Aufenthalte in Bolivien, Argentinien, Schweden. 2008 erschien sein Debütroman Der lange Gang über die Stationen. Noch vor Erscheinen erhielt er dafür den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und ein Stipendium des Herrenhauses Edenkoben. Weitere Preise und Auszeichnungen, unter anderen Kunstpreis Berlin, Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und Anton-Wildgans-Preis. Kaiser-Mühleckers Dorfroman Fremde Seele, dunkler Wald gelangte 2016 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.


    Persönliche Webseite : https://www.kaiser-muehlecker.at/index.php

    (Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Kaiser-M%C3%BChlecker ;



    Gebundene Ausgabe : 304 Seiten

    ISBN-10 : 3100024079

    ISBN-13 : 978-3100024077

    Größe und/oder Gewicht : 13.3 x 2.65 x 20.9 cm

    Herausgeber : S. FISCHER; 1. Auflage (19. Februar 2015)

    Sprache: : Deutsch

  • Dies hier sprach mich zB besonders an:


    War nicht das das Glück, nach dem händeringend alle suchten ? Mit jemandem, den man leiden konnte, seine Existenz, sein Dasein zu teilen, und sei es auch nur alle paar Monate eine, zwei Stunden lang ? Zu sehen, dass jemand sieht, gerne sieht, zustimmend sieht, dass man, noch, da ist ? War das nicht alles ? Solange einem auch nur ein Einziger blieb, war das wiederholbar.

    (...)


    Wie war das, fragte ich mich später auf der Couch vor dem Fernseher, wo ich immer wieder umschaltete und nichts Bestimmtes sah, weil nichts lief, wie war das, als du noch nicht alleine warst ? Immer war sie da, und du warst auch immer da. Jeden Tag. Nie war das Warten umsonst, und immer gab es Warten. Jetzt war kein Warten mehr. In den Tagen waren keine Bögen mehr. Ja, dachte ich, du hast dich daran gewöhnt, aber diese Bögen gibt es nicht mehr. Jetzt ist alles eins. Und jetzt weißt du nicht einmal mehr, wie es war, damals. Eine ungeheure Traurigkeit kam in mich.


    Reinhard Kaiser-Mühlecker - Zeichnungen