Claudia Winter - Wie sagt man ich liebe dich

  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Ein wundervolles Buch zwischen einer neuen und alten Liebe, Malerei und dem Leben einer Gehörlosen.
  • "Manchmal muss man einen Menschen loslassen, damit er glücklich sein kann, auch wenn man selbst daran zerbricht." (desired)

    Maelys Durant kann ich Glück kaum fassen, den sie darf in Paris Kunst studieren und bei Tante Valerie wohnen. Doch eines Tages erkrankt Valerie und immer mehr Schulden häufen sich an. Maelys bleibt nichts anderes übrig, als in Hadirs Garküche zu arbeiten und Touristen am Place du Tertre zu malen. Eines Tages macht ihr ein Fremder das unglaubliche Angebot für viel Geld, seinen Großvater in Lissabon zu malen. Maelys ist neugierig, geht jedoch nur unter der Bedingung mit, das sie Tante Valerie mitnehmen kann. Ihre Reise in die Stadt am Tejo wird gleichzeitig zur Spurensuche einer vergangenen Liebe, die in Paris 1966 begann. Dabei ahnt sie nicht, dass auch sie eine Rolle darin spielen wird.

    Meine Meinung:

    Das wunderschöne gelbe Cover mit den Zitronen und der Frau im blauen Kleid lässt mich sofort an Wärme, Urlaub und Portugal denken. Der Schreibstil ist locker, bildhaft, einfühlsam, berührend und überaus unterhaltsam, wie bisher alle Bücher der Autorin. Die zwei Handlungsstränge mit der Liebe in der Vergangenheit und Maelys Geschichte nehmen mich sofort gefangen. Dieses Buch ist die Fortsetzungsgeschichte von "Die Wolkenfischerin", das ich leider nicht gelesen habe, jedoch nach diesem Buch unbedingt lesen werde. Da die Eltern von Claudia Winter ebenfalls gehörlos sind, kann sie sehr gute Maelys Welt ohne Hören darstellen. Obwohl ich es mir sicher schwer vorstelle, dass man manche Gefühle per Handzeichen vermitteln kann. Da kommt selbst Maelys manchmal an ihre Grenzen, doch besonders merke ich es bei Antonio. Der Fremde, der Maelys nach Lissabon holt und dann merkt, dass er mehr für diese ungewöhnliche junge Frau empfindet, als er denkt. Doch sehr angetan war ich von Valeries Geschichte, die aus der Bretagne nach Paris geht, um dort eine bessere Zukunft zu haben. Dass sie dort dann auf die Liebe ihres Lebens trifft, hatte sie wahrscheinlich selbst nicht gedacht. Jedoch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr und Fredo wie sie ihn immer nennt. Die beiden Geschichten, die mich fast zu Tränen gerührt und tief bewegt haben, weil sie einen so fassungslos macht. Jedes Mal dachte ich beim Lesen, würden sie doch nur offen miteinander reden. Ebenso wie Maelys Geschichte, die in Lissabon so schön beginnt und so tragisch zu Ende geht. Sofort dachte ich nein, nicht noch mal dasselbe. Claudia Winter entführt mich in das Paris der Künstler und auch in das Paris der 60er-Jahre, als man als junger Mensch froh war, ein Einkommen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Da nimmt man dann gerne einmal Arbeiten an, an die man zuvor vielleicht nicht gedacht hat. Durch das ständige Abtauchen in die verschiedenen Zeitebenen, die französischen Wörter und der Beschreibung des Lokalkolorits habe ich das Gefühl, mitten dabei zu sein. Zudem werden für mich die unterschiedlichen Personen der beiden Geschichten viel klarer dargestellt. Gerade ihre Charaktere haben mir außerordentlich gut gefallen. Besonders die despotische Patriarchin Dona Maria fand ich schrecklich, doch dadurch konnte ich sie mir sehr gut vorstellen. Die sympathische, zurückhaltende junge Maelys die gehörlos ist. Der nette, gut aussehende, charmante Antonio, die energische, kultivierte Valerie und der sture, eigensinnige Vovo sind wirklich gut gelungen. Eine Geschichte, die nicht nur für Urlaubsstimmung sorgt, sondern besonders was fürs Herz ist und die mit der Individualität der Gehörlosigkeit etwas ganz Besonderes ist. Darum gibt es von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft::applause:


  • "Je mehr Liebe man gibt, desto mehr besitzt man davon." (Rainer Maria Rilke)

    Am Pariser Montmartre mischt sich gehörlose Kunststudentin Maelys Durant unter die vielen Porträtisten, die davon leben, für Geld die Touristen aufs Papier zu bannen, denn sie muss den Lebensunterhalt für sich und ihre Tante Valérie verdienen. Als der Portugiese Eduardo de Alvarenga bei seinen Weihnachtseinkäufen Maelys entdeckt, ist er von ihr wie gebannt, denn sie sieht seiner ehemaligen großen Liebe zum Verwechseln ähnlich. Auch nach seiner Rückkehr nach Lissabon geht sie ihm nicht aus dem Kopf, weshalb er seinen Enkel António um Hilfe bittet. António reist nach Paris und lockt Maelys mit einem Angebot, seinen Großvater zu malen, nach Portugal. Maely hat Frankreich noch nie verlassen und nimmt das Angebot an. Ihre Tante Valérie begleitet Maelys nach Lissabon, ist jedoch nicht sehr begeistert, zu präsent sind ihre eigenen tragischen Erfahrungen mit einer ehemaligen großen Liebe zu einem Portugiesen immer noch…


    Claudia Winter hat mit „Wie sagt man ich liebe Dich“ einen zauberhaften Roman vorgelegt, der sich über zwei unterschiedliche Zeitebenen, liebenswerten Protagonisten sowie einer alten bitter-süßen Liebesgeschichte und einem wunderbar flüssigen, gefühlvollen und farbintensiven Erzählstil sofort ins Herz des Lesers schleicht. Der Autorin gelingt es meisterhaft, die Zeitebene der 60er Jahre mit der Gegenwart zu verbinden. Der Leser erlebt an der Seite Maelys eine aufregende Reise, während der sie nicht nur António besser kennenlernt und sich langsam in ihn verliebt, sondern sie erfährt auch von der traurig endenden Liebesgeschichte ihrer Tante. Der Wechsel zwischen den Zeiten sowie auch zwischen den beiden Handlungsorten Paris und Lissabon steigert die Spannung und hält den Leser konstant in Atem, während er von der emotionalen Erzählung tief berührt wird. Mit besonderer Spannung wartet man ständig auf das erste Zusammentreffen zwischen Eduardo und Valérie, denn die Geschichte der beiden ist noch nicht zuende erzählt, der Bruch schon 50 Jahre her. Ebenso gefesselt ist der Leser von den bildhaften Schilderungen der Austragungsorte, Paris wirkt so pulsierend wie faszinierend und voller Leben, während Lissabon eher südländisches Urlaubsflair mit einer ruhigeren Gangart ausstrahlt. Wer beide Städte schon einmal besucht hat, wird beim Lesen mit wunderschönen Bildern belohnt und kann die Stimmung gut nachvollziehen.


    Die Charaktere sind sehr lebendig in Szene gesetzt, überzeugen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenarten auf ganzer Linie und nehmen den Leser sofort in ihre Mitte, der gern ihr Schicksal verfolgt und mitfühlt. Maelys wächst einem sofort ans Herz, wie sie mit ihrer Gehörlosigkeit umgeht, ist bewundernswert. Obwohl sie zerbrechlich wirkt, ist sie mutig, offen, warmherzig, talentiert, liebevoll und großzügig. Valérie ist eine verletzte Frau, die mit der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen hat. Einst war sie eine mutige junge Frau mit großen Träumen, doch eine Enttäuschung hat sie nüchtern und teilweise bitter gemacht, so dass sie manchmal hart und kalt wirkt. Eduardo ist ein Lebemann, der auf einmal Angst vor der eigenen Courage bekommt, sich seiner Vergangenheit stellen zu müssen. António wirkt zwar wie ein Womanizer, doch ist er nicht oberflächlich. Er besitzt Charme, ist attraktiv, doch hat er durchaus menschliche Qualitäten, die sich nach und nach offenbaren.


    „Wie sagt man ich liebe Dich“ überzeugt auf ganzer Linie mit einer gut durchdachten Handlung, anrührenden Liebesgeschichten und Lebensschicksalen sowie einem schönen Geflecht aus Gegenwart und Vergangenheit. Farbenprächtig und sehr gefühlvoll erzählt, lässt einen dieser Roman nicht nur auf Reisen gehen, sondern öffnet auch das Herz. Absolute Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten