Helga Glaesener - Das Erbe der Päpstin

  • Ein abenteuerliches Leben im 9. Jahrhundert


    Freya wächst als Sklavin in einem dänischen Dorf auf. Ihre Mutter wurde einst aus Friesland geraubt und fristete ihr Leben als Unfreie. Dann wird das Mädchen Zeuge, wie ihre Mutter ermordet wird. Freya gelingt die Flucht. Gemeinsam mit ihrer Schwester fliehen sie in die Heimat ihrer Mutter, nur um dort festzustellen, dass der viel gerühmte Großvater Gerold die Heimat verlassen hat. Der Weg von Freya führt sie direkt nach Rom. Hier lebt Gerold und führt die Leibwache des Papstes an. Eine Prozession durch die Heilige Stadt beendet wieder einmal alle Hoffnungen der jungen Frau. Sie wird Zeugin als Gerold versucht, den Papst zu retten. Auch der Papst findet den Tod. Es stellt sich heraus, Papst Johannes ist eine Frau. Die Heilerin Johanna hatte es auf den Heiligen Stuhl geschafft und wurde nun ermordet. Wieder muss Freya fliehen. Mächte Feinde sind ihr nun auf den Fersen. Ihr Weg in eine bessere Zukunft geht weiter und scheint auswegloser den je zu sein.


    Der neue Roman von Helga Glaesener „Das Erbe der Päpstin“ wird als lose Fortsetzung des berühmten historischen Romans „Die Päpstin“ von Donna W. Cross beworben. Tatsächlich findet man Protagonisten aus diesem Roman auch hier vor. Es ist der Großvater Gerold, der als Bindeglied dient, aber das war es dann auch schon.


    Die Geschichte von Freya steht für sich allein. Das Leben der jungen Frau hat Helga Glaesener gekonnt in Szene gesetzt. Es beginnt mit dem Überfall der Dänen im Jahre 837 und der Entführung von Freyas Mutter. Solche Überfälle hat es im frühen Mittelalter immer wieder gegeben und bilden eine solide Grundlage für die vorliegende Geschichte. Freya gelingt die Flucht aus dieser Gefangenschaft.

    Sie wandert von Dänemark bis nach Rom und auch wieder nach Friesland, wo alles begann. Die Stationen ihres Lebens schildert die Autorin detailreich. Sie gibt Einblicke in diese Epoche und erschafft Bilder im Kopf. Da es vermutlich schwer sein dürfte, aus dieser Zeit verlässliche Quellen für die historische Genauigkeit zu finden, werden diese Lücken hier gekonnt mit der Fantasie der Autorin gefüllt. In ihrem Nachwort klärt die Autorin Fiktion und Wahrheit.


    Fazit:

    Ich war neugierig auf diese sogenannte Fortsetzung und eigentlich wurde ich auch nicht enttäuscht. Die Lebensgeschichte von Freya wird spannend erzählt. Ihre Ängste und Sorgen hat die Autorin gekonnt in Szene gesetzt. Der flüssige Erzählstil trägt dazu bei, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Allerdings hatte ich nach dem Klappentext erwartet, dass Freya sich länger in Rom aufhalten würde und es einige Hintergründe zu der Geschichte um die Ermordung des Papstes geben würde, diese Erwartung wurde nicht erfühlt. Es waren nur einige Kapitel, die in Rom spielten. Sie bilden dann die Grundlage für den weiteren Handlungsverlauf. Das weitere Geschehen hatte es dann aber schon in sich. Helga Glaesener ist es gelungen, eine mitreißende Geschichte aus dem Mittelalter zu erzählen. Man fiebert mit Freya und ihren Begleitern. Hofft und bangt um ihre Zukunft und zittert auch ein wenig vor den Nordmännern. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und kann mich der Meinung nur anschließen, Leser, die auch schon vor 20 Jahren von „Die Päpstin“ begeistert waren, werden auch dieses Buch lieben.


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  • Die Geschichte der Päpstin geht weiter


    Die junge Freya wächst als Sklavin bei den dänischen Wikingern auf. Nachdem ihre Mutter ermordet wurde, gelingt ihr gemeinsam mit Schwester Asta die Flucht in ihre einstige Heimat Dorstadt. Während Asta in der Stadt bleibt, begibt sich Freya auf die Suche nach ihrem Großvater Gerold, die sie nach Rom führt. Dort lebt Gerold als Schutzherr des Papstes, der in Wahrheit eine Frau ist, die Heilerin Johanna, eine Freundin von Freyas Mutter. Es ist Freya vergönnt, ihren Großvater und auch Päpstin Johanna kennenzulernen. Bald darauf wird Gerold ermordet und mit ihm die Päpstin. Freya beschließt, den Mord mit Hilfe von Aristid, Mitglied der päpstlichen Garde, aufzudecken. Beide sind sogleich inmitten von Intrigen und haben mächtige Feinde, die alles daransetzen, Freya und Aristid zu vernichten.


    Helga Glaesner knüpft gekonnt an den Roman "Die Päpstin" von Donna W. Cross an. Sie kopiert aber nichts, sondern schreibt ihre eigene Geschichte. Wortgewaltig, farbenprächtig und authentisch beschreibt die Autorin eine spannende Epoche des Mittelalters. Besonders gefallen haben mir die kraftvollen Hauptprotagonisten Freya und Aristid und ihr unerschrockener Mut, trotz aller Widrigkeiten und Gefahren nicht aufzugeben. Die Erzählung hat atemberaubend schnell an Tempo gewonnen, der Schreibstil war mitreißend. Dieses glanzvolle Mittelalterepos von Helga Glaesner gehört zu den besten historischen Romanen, die ich zuletzt gelesen habe. Gerne vergebe ich fünf Punkte und spreche eine Kaufempfehlung aus.

  • Geschichte aus einer Zeit in der das Mittelalter tatsächlich dunkel war


    Geschichte aus einer Zeit, in der das Mittelalter tatsächlich dunkel war und das Europa, so wie wir es heute kennen noch lange nicht existierte. Das mächtige römische Reich war zersplittert, Ostrom konnte sic zwar behaupten, wurde aber immer wieder von Wikingern heimgesucht, wie übrigens das restliche Europa auch. Rom, Paris, ganz England, küstennahe Städte oder solche die an befahrbaren Flüssen gelegen waren, niemand war vor den Drachenbooten sicher. Im Mittelmeer kamen noch die sarazenischen Piraten hinzu. Gar nicht so einfach im ersten Jahrtausend nach Christus zu leben.


    Donna W. Cross schrieb einen Roman vor einigen Jahren der unter den Liebhabern historischer Romane Furore machte. Leider liefen ihr ein paar historische Ungenauigkeiten unter, aber nichtsdestotrotz war das ein gelungenes Buch, durchaus lesenswert. Und dann griff Helga Glaesener das Thema auf und setzte es auf grandiose Art um. Es geht um die Frau die ihren Mann steht, sich in einer primitiven Männerwelt behauptet und unglaubliches leistet.


    Gerold, Markgraf von Villaris und Päpstin Johanna aus Donna W Cross‘ Roman tauchen auch hier auf. Johanna wird nach Papst Leos Gifttod zum neuen Papst gewählt, Gerold ist der Hauptmann der päpstlichen Garde. Sie werden zum Liebespaar und Johanna tut alles in ihrer Macht Liegende, das Leben der Römer zu verbessern. Zu ihnen stoßen nun Freya, Gerolds Enkelin und Kasimir, ihr Begleiter. Gerold und Johanna nehmen die beiden auf, alles könnte gut sein, wenn nicht eine Intrige und Mordanschlag Gerold töten würde und Johanna mitten auf der Straße eine Fehlgeburt erleidet und auch stirbt. Freya und Kasimir müssen fliehen, Aristid, ein päpstlicher Gardist nimmt sie mit sich. Aus Freya und Aristid wird ein Paar, alles könnte so schön sein, wenn nicht Hugo Abbas ihnen nicht auf den Fersen wäre. Freya gelingt es zu fliehen, zusammen mit der kleinen Cosima, der Tochter der getöteten Freundin. Sie finden Zuflucht in einem Nonnenkloster auf dem Frauenchiemsee wo Johannes Fähigkeiten als Heilerin bald anerkannt und geschätzt werden. Ohne es zu wollen, wird Johannas Schicksal immer wieder verwoben mit den Mächtigen jener Zeit, mal König Lothar, mal Hasteinn, der plündernde und mordende Däne, Robert, Graf von Paris oder König Karl der Kahle. Dabei will sie nichts als mit Aristid, Cosima und ihrem kleinen Neffen in Frieden leben. Wenn sie in Frieden lebt und ihrer Berufung als Heilerin folgt, lebt sie als Frau und in Frauenkleidern, wenn, wie so oft, sie mal wieder fliehen oder Aristid oder die Kinder retten muss, zieht sie wieder Männerkleidung an. Als Frau wäre sie in Kriegswirren schutzlos den Männern ausgeliefert, als Mann kann sie sich unbehelligt durchschlagen. Es ist dieses ständige Auf und Ab, dieses permanente Alternieren zwischen friedlichen Leben und höchste Lebensgefahr, das den Roman so lesenswert macht. Die historischen Details, die uns helfen, die Handlung besser zu verstehen und zu verfolgen, zum Beispiel der beiden Inseln auf der Seine die in jener Zeit eigentlich Paris darstellten, oder auch Rom, dass seinen antiken Glanz gänzlich eingebüßt hatte, und die meisten Menschen in ärmlichen Behausungen inmitten ehemaliger Ruinen sich errichtet haben, all dies lässt vor unseren Augen das neunte Jahrhundert erstehen, wie es wirklich gewesen sein könnte.


    Spannend erzählt, treibt einen das Buch voran. In manchen Dialogen fallen manchmal zu moderne Ausdrücke, die im damaligen Vulgärlatein, Mittelhochdeutsch oder Altfranzösisch so kaum zu finden waren: „Einkalkulieren“, oder „Finger weg vom König“, „Spion“ und einige mehr. Aber es ist in Ordnung so. Die Geschichte wird hier und jetzt erzählt, auch wenn sie vor 1150 Jahren spielt. Wir können heute das Nibelungenlied auch nicht mehr im Original lesen, brauchen eine moderne Transkription.

  • Der neue Roman von Helga Glaesener „Das Erbe der Päpstin“ wird als lose Fortsetzung des berühmten historischen Romans „Die Päpstin“ von Donna W. Cross beworben.

    Genau das ist es, was mich an diesem Roman stört. Auf den Erfolg einer anderen Autorin aufzuspringen, finde ich schon ziemlich dreist. Wobei die Schuld wohl eher beim Verlag zu suchen ist, der für die Werbung verantwortlich zeichnet. Da mich die Epoche aber schon sehr interessiert, werde ich es vielleicht doch lesen - eure Rezensionen haben mich neugierig gemacht.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Der neue Roman von Helga Glaesener „Das Erbe der Päpstin“ wird als lose Fortsetzung des berühmten historischen Romans „Die Päpstin“ von Donna W. Cross beworben.

    Genau das ist es, was mich an diesem Roman stört. Auf den Erfolg einer anderen Autorin aufzuspringen, finde ich schon ziemlich dreist. Wobei die Schuld wohl eher beim Verlag zu suchen ist, der für die Werbung verantwortlich zeichnet. Da mich die Epoche aber schon sehr interessiert, werde ich es vielleicht doch lesen - eure Rezensionen haben mich neugierig gemacht.

    ich weiss was du meinst und habe auch lange überlegt ob ich es lesen soll. Es ist wohl aber tatsächlich so, dass es von der Autorin selbst so gewollt ist.

  • Es ist wohl aber tatsächlich so, dass es von der Autorin selbst so gewollt ist.

    Das macht es nicht besser. :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Spannender Abenteuerroman


    Gisla wird bei einem Überfall von Normannen geschändet, entführt und lebt ab da als Sklavin in einem dänischen Dorf. Ihr zukünftiger Herr wählt sie als Bettsklavin und Gisla wird so Mutter zweier Töchter.

    Als diese zu jungen Frauen herangewachsen sind kommt es zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen ihrem Vater und Gisla, währenddessen die Tochter Freya ihn mit einem Messer tötet. Gemeinsam mit der Schwester macht sie sich auf die Flucht, die sie nach Dorstadt, dem Ort ihrer Herkunft führen soll, um ihren Großvater zu finden.

    Wie der Titel bereits vermuten lässt, führt sie die Flucht vor den seinerzeit blutrünstigen Dänen bis nach Rom, wo ihr Großvater der Vertraute und Geliebte der Päpstin Johanna ist. Doch ihre Zeit dort ist nur allzu begrenzt...


    Wie erwartet bietet Helga Glaesener wieder ein ausgesprochen handlungs- und abwechslungsreiches Buch. Der Zeit des 9. Jahrhunderts geschuldet geht es nicht gerade zimperlich zu und Tote pflastern Freyas Weg. Natürlich geht es nicht ohne eine begleitende Romanze, die jedoch erfreulich im Hintergrund der Handlung bleibt.

    Der Schreibstil ist sehr gefällig und sehr, sehr spannungsreich. Ein echter Abenteuerschinken halt. Das ist gleichzeitig pro und contra dieses Buches, denn man gewinnt den Eindruck, dass dieser Spannung eine gewisse Tiefe geopfert wurde. Das war beim hierzu inspirierenden Buch Die Päpstin nicht der Fall. Etwas schade finde ich auch, dass selbst bei bekannten historischen Fakten von diesen abgewichen wurde, um der Story zu dienen.

    Ich bin mir auch durchaus darüber im Klaren, dass eine derartige Frau nur Fiktion sein kann, denn in dieser Zeit war so etwas sicher nicht wirklich möglich. Es erinnert ein wenig an die früher so beliebten Mantel-und-Degen-Filme. Damit kann ich aber gut leben, denn es ist halt auch nur ein Roman und kein Sachbuch.

    Gestört haben mich jedoch tatsächlich die nicht wenigen Fehler. Gibt es kein Lektorat mehr bei den Verlagen? Einzelne Schreibfehler, okay - aber wie kann es sein, dass ganze Worte in einem Satz fehlen, und das gleich mehrfach?


    Fazit: Absolut spannendes historisches Abenteuerbuch mit kleinen, zu vernachlässigenden Schwächen.

  • 854: Freya lebt mit ihrer Schwester Asta und ihrer Mutter Gisla als Sklavin bei den Dänen. Gisla war 17 Jahre zuvor entführt worden und Bettsklavin des Anführers Björn geworden, Freya und Asta sind dessen Töchter, was ihnen aber kein besseres Leben ermöglicht. Als sich Björn an die hübsche Asta heranmachen will, versucht Gisla ihn davon abhalten. Am Ende sind Björn und Gisla tot und die beiden Mädchen müssen fliehen. Sie hoffen, sich zu ihrem Großvater durchschlagen zu können.


    Aristid gehört der päpstlichen Garde an, kann aber nicht verhindern, dass Papst Leo vergiftet wird. Dessen Nachfolger wird der Nomenclatorr Johannes. Führer der Garde ist Gerold, der Großvater Freyas, der zum neuen Papst eine besondere Beziehung hat.


    Hugo Abbas ist der Mann fürs Grobe im Dienste Bischof Arsenius' und geht dabei auch über Leichen. Arsenius möchte seinen Sohn Anastasius auf dem Heiligen Stuhl sehen. Als Aristid Hugo in die Quere kommt, wird er zu dessen Todfeind.


    Ich habe sehr lange gebraucht mich einzulesen, erst ab etwas einem Viertel wurde es besser. Das liegt größtenteils am Erzählstil. Gerade zu Beginn und auch manchmal im späteren Verlauf hatte ich das Gefühl 1:1 die Gedanken der Protagonisten bzw. ihre Gefühle in Worte gefasst zu lesen, ich fand das sehr gewöhnungsbedürtig und anstrengend. Sicher habe ich nichts gegen emotional packende Romane, aber hier packte es mich gar nicht. Zudem hatte ich selten das Gefühl, dass mein Kopfkino angesprochen wurde. Sensible Gemüter könnten auch Probleme mit den vielen blutigen Gewaltszenen haben. Wäre es kein Pflichtbuch gewesen, hätte ich den Roman wahrscheinlich relativ früh wieder weggelegt oder zumindest quergelesen.


    Auch die Charaktere lassen meiner Meinung nach zu wünschen übrig, vor allem die Antagonisten. Die sind halt einfach böse, keine Zwischentöne vorhanden. Auch wenn wir Hugo Abbas Perspektive lesen, ist da nicht das geringste Positive zu finden. Dabei war der historische Hugo Abbas offenbar schon ein bisschen anders. Mir hätte auch ein Personenregister gut gefallen, in dem ich hätte sehen können, wer tatsächlich historisch ist und wer nicht.


    Die Protagonisten, Freya und Aristid, deren Perspektiven wir auch lesen können, haben eine etwas tiefergehende Charakterzeichnung, und vor allem bei Freya schwingen da schon einige Grautöne mit, aber es dauerte sehr lange, bis sie mir wirklich nahe kam – was ev. wiederum an der Erzählweise liegt. Aristid dagegen wurde mir sehr schnell sympathisch. Wirklich nahe kam aber auch er mir nicht.


    Donna Cross' „Die Päpstin“ hat mir seinerzeit sehr gut gefallen, um Vergleiche zu ziehen, ist das aber zu lange her. Dennoch, mit dieser Erinnerung im Hinterkopf hatte ich mich sehr auf „Das Erbe der Päpstin“ gefreut. Ein wirklicher Nachfolger ist es aber in meinen Augen nicht, denn die Charaktere sind ganz andere und die Verknüpfung besteht lediglich darin, dass Johanna und Freya sich getroffen haben und die Päpstin Freya einige medizinische Bücher überlassen hat, die u. a. später dazu beitragen, dass Freya sich als Heilerin etablieren kann.


    Interessant ist der historische Hintergrund, der mal mehr, mal weniger deutlich wird. Das Nachwort, das immerhin ein bisschen über Fiktion und Wahrheit berichtet, ist für meine Begriffe etwas zu knapp gehalten, so dass ich mich teilweise anderweitig informieren musste, was damals tatsächlich so alles passiert ist. Immerhin ist es lange her, und diese Epoche mir relativ fremd. Die Verknüpfung der fiktiven Handlung mit diesem historischen Hintergrund ist okay. Vieles basiert auf Zufällen, manches erscheint mir auch nicht ganz logisch, z. B. als Freya nach sehr unschönen Geschehnissen offenbar relativ fit fliehen kann, obwohl sie schwer verletzt sein müsste.


    Leider hat mir der Roman nicht so gut gefallen wie erhofft, vor allem der Erzählstil machte mir zu schaffen und auch die Charaktere konnten nur bedingt bei mir punkten. Der historische Hintergrund ist interessant und die Verknüpfung mit der fiktiven Handlung okay, so dass ich 3 Sterne vergeben kann.

  • Die Abenteuer der wagemutigen Freya

    858. Seit Gisla von den dänischen Wikingern entführt wurde, lebt sie mit ihren Töchtern Freya und Asta als Sklavin bei ihnen, wo sie unter den ständigen Misshandlungen zu leiden haben. Als Gisla von dem gewalttätigen Anführer erneut angegangen und dabei getötet wird, flieht Freya gemeinsam mit ihrer Schwester vor den Dänen nach Dorstadt, um dort bei ihrem Großvater Gerold unterzuschlüpfen, doch dieser ist mittlerweile als Leiter der Leibgarde beim Papst in Rom. So macht sich Freya als Mann verkleidet auf in die Ewige Stadt, um dort bei der Osterprozession mitansehen zu müssen, wie Gerold dem Papst zu Hilfe kommt und beide getötet werden, wobei die wahre Identität des Papstes enthüllt wird: es war die Heilerin Johanna, Gislas enge Freundin. Freya will wissen, wer den Mord an Johanna veranlasst hat und sticht dabei in ein Wespennest, das sie selbst in größte Gefahr bringt…


    Helga Glaesener hat sich mit „Das Erbe der Päpstin“ auf ein gefährliches Terrain gewagt, indem sie die Fortsetzung von Donna W. Cross‘ historischem Bestseller „Die Päpstin“ nach eigenen Ideen fort- und umgesetzt hat. Doch dies ist ihr wirklich gut gelungen. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil katapultiert den Leser 1150 Jahre zurück in der Zeit, um dort nicht nur die furchtbaren Umstände mitzuerleben, unter denen Gisla, Freya und Asta bei den Dänen leben müssen, sondern auch Freyas Schicksal mitzuverfolgen. Wer „Die Päpstin“ kennt, wird schnell Parallelen zwischen Johanna und Freya feststellen. Beide haben sich in Männerkleidung gewandet, um nicht nur sicherer leben zu können, sondern sich auch unbefangener zu bewegen und ihren Zielen näher zu kommen. Der Spannungsbogen ist durchweg hoch angelegt, denn Freya muss sich nicht nur vor der Vergeltung durch die Dänen fürchten, sondern hat aufgrund ihrer Neugier und Nachforschungen in Bezug auf Johannas und Gerolds Tod auch die Kirche im Nacken. Historisch ist das Buch sehr gut recherchiert, dem Leser werden sowohl die damalige Gesellschaft als auch deren Politik sowie ihre Lebensweisen bildhaft dargestellt. Frauen lebten damals fremdbestimmt als Haussklaven oder schmückendes Beiwerk, sie spielten weder in der Religion noch in der Politik eine große Rolle. Auch das Thema der Heilkunst hat die Autorin gekonnt mit ihrer Handlung verknüpft, galten Heilerinnen damals doch oftmals als Hexen, doch die einfache Bevölkerung war durchaus dankbar für ihre Dienste, da sie sich meist keinen Arzt leisten konnten.


    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben gefüllt. Ihre menschlichen Eigenschaften lassen sie glaubhaft wirken, so dass der Leser sich ihnen auf eine abenteuerlicher Reise anschließt und an ihrem Schicksal Anteil nimmt. Freya ist eine wagemutige und selbstbewusste junge Frau, die sich nicht nur hilfsbereit um andere kümmert, sondern vor allem auch mit Kampfgeist ihre Ziele verfolgt. Schicksalsschläge machen sie nur noch stärker, so beißt sie sich immer wieder durch. Ihre Schwester Asta ist der völlige Gegensatz zu Freya, eher ängstlich und zurückhaltend. Aristide ist ein Gardist, der Freya unterstützt und ihr bei der Aufklärung des Mordes an Johanna hilft. Johanna ist eine willensstarke Frau, die sämtlichen Widerständen trotzte und es so mit Hilfe einer List auf den Heiligen Stuhl schaffte.


    „Das Erbe der Päpstin“ ist ein spannender und unterhaltsamer Historienschmöker, dessen mitreißender Schreibstil den Leser das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Verdiente Leseempfehlung für eine Geschichte, die ungeahnt überraschen kann!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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