Jingfang Hao - Peking falten / 北京折叠

  • Kurzmeinung

    terry
    viel Systemkriktik, Ende passend aber etwas zu eilig, teilweise blieb mir auch zu viel unklar
  • Zusammenfassung:

    Peking, in der Zukunft: Um den knapp bemessenen Raum möglichst effizient zu nutzen, wurde die Stadt in drei Sektoren unterteilt, die sich mittels einer raffinierten Konstruktion platzsparend drehen, in der Erde versenken und zusammenfalten lassen. Nach einem strengen Plan wird immer nur ein Sektor entfaltet, damit die Menschen darin ihren Tätigkeiten nachgehen können. Ein Kontakt über die Sektorengrenzen hinweg ist untersagt.
    Lao Dao, Arbeiter in einer Müllentsorgungsanlage im Dritten Sektor, übernimmt einen abenteuerlichen Botengang in die abgeschirmte Erste Zone – und entdeckt ein düsteres Geheimnis hinter den faltbaren Mauern dieser schönen neuen Welt.
    - Quelle: Amazon.de

    Analyse:


    Nach Cixin Liu kommt nun also Jingfang Hao, der neueste, ebenfalls Hugo-Award gekrönte Exportschlager in Sachen Sino-SF.
    Erstaunlich, dass eine Geschichte mit diesem sehr schmalen Umfang (abzüglich Vorwort und Salbungen ungefähr 60 Seiten) und den sich daraus ergebenden
    Einschränkungen in Punkto Tiefgang und Ausführlichkeit den begehrten Preis schnappen konnte. Vielleicht trug dazu auch die Fehlinterpretation als systemkritisch bei - denn das ist "Peking falten" auf keinen Fall. Die Gleichgültigkeit und Ergebenheit gegenüber den Dingen, die Lao bei seiner Reise durch die edleren Klassen der Gesellschaft bei allem Staunen zeigt, ist teilweise erschreckend. Kombiniert wird das Ganze mit einem unterschwellig dauerpräsenten "Es macht keinen Sinn, sich gegen etwas aufzulehnen, das man nicht ändern kann". Von rebellisch, revolutionär oder subversiv ist das Werk soweit entfernt wie ich von meiner ersten Million. Es ist im Prinzip eine Heldenreise im Miniaturformat, ohne einem Helden - stattdessen mit einem den Dingen ergebenen Liebesboten. Das bedeutet nicht, dass es schlecht ist, im Gegenteil: Staunen angesichts der Technik, mit der die Bewohner verpackt werden, mischt sich mit einer inneren Logik, der man nur selten widersprechen kann. Die Übersetzung gibt sich keine Blöße, es ist auf jeden Fall angenehm zu lesen. Und schnell wieder vorbei.


    Mein Fazit:


    Eine durchaus gelungene futuristische Kurzgeschichte mit gutem Weltenbau, die in den wenigen Stunden (man sollte eher in Minuten messen), die man in ihr versinkt, gut unterhaltet. Man lernt eine Vision Pekings kennen, die als solche sicher nie Wirklichkeit werden wird - aber als Metapher gut funktioniert. Lao Dao ist mehr ein Symbol als ein richtiger Charakter, bietet aber vielleicht deswegen genug Interpretationsfläche für eigene Gedanken. Unterm Strich sicher lesenswert, aber für einen Hugo Preisträger dann doch erstaunlich blass.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sternen in meiner Leswelt.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Jingfang Hao - Peking falten (übersetzt von Jakob Vandenberg)“ zu „Jingfang Hao - Peking falten / 北京折叠“ geändert.