Luise Rinser - Septembertag

  • Autoren: Luise Rinser
    Titel: Septembertag, erschien erstmals 1964
    Seiten: 144 Seiten
    Verlag: Fischer Tb
    ISBN: 9783596159536


    Die Autorin:
    Luise Rinser, geboren 1911 in Pitzling am Lech (Oberbayern) geboren und 2002 in Unterhaching gestorben, war eine deutsche Schriftstellerin.
    Als junge Frau steht Rinser dem Nationalsozialismus positiv gegenüber, verfasst 1934 ein Lobgedicht auf Adolf Hitler. Später entwickelt sie eine kritischere Haltung, verweigert auch den Beitritt zur NSDAP. Im Oktober 1944 wird sie wegen «Wehrkraftzersetzung» denunziert und kommt ins Frauengefängnis in Traunstein. Nach dem Krieg wird sie eine engagierte Künstlerin, die sich in verschiedene Themen einbringt (Abschaffung des Abtreibungsparagraphen, Unterstützung Willy Brandt, aber auch von Ajatollah Chomeini und Kim Il-Sung).
    Diese Entwicklung von der Befürworterin des Nationalsozialismus hin zur eher linksgerichteten Verfechterin, sowie ihre eigenen Darstellungen im Lebenslauf, welche zu offiziellen Dokumenten abweichen, sind heute noch Gegenstand von Literaturwissenschaftlern.
    Sie war in erster Ehe mit dem Komponisten Horst-Günter Schnell, in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller Klaus Herrmann, und in dritter Ehe mit dem Komponisten Carl Orff verheiratet.


    Inhalt: (Klappentext, gekürzt)
    Rom im September: ein Tag wie alle Tage in der Stadt – mit Beobachtungen, Begegnungen, Aufgaben. Aber gerade aus dem Alltäglichen erwächst das Besondere: Die frühen Stunden am mit dem ihren eigenen Licht, das allmähliche Erwachen der Stadt, die eintreffende Post, Anrufe von Bekannten und Unbekannten, ein tröstender Zuspruch, Strandbeobachtungen, ein nachklingendes Gespräch zwischen zwei Flügen…


    Meinung:
    Luise Rinser lebte in Rom, als sie diesen Text verfasste. Zudem kann man davon ausgehen, dass die Bekannten der Ich-Erzählerin tatsächlich auch Bekannte von Frau Rinser waren. Und doch möchte ich das Büchlein gar nicht bei Autobiographischem zuordnen. Denn im Mittelpunkt steht nicht das Leben Rinsers zu jener Zeit, sondern die Schicksale von über einem Dutzend anderer Personen, denen sie an diesem Tag begegnet, von denen sie Briefe erhält, an die sie erinnert wird. Ihre Gedanken kehren in die Vergangenheit zurück, erinnern an alte Beziehungen, aber sie formuliert auch Ratschläge, die von jüngeren Bekannten nicht angenommen werden. Mit viel Ruhe und Altersmilde (sicherlich etwas früh mit ihren damals 53 Jahren) lehnt sie sich zurück, genießt die Natur, die Jahreszeiten, die ebenso wiederkehrend sind wie Erfahrungen, die jeder Mensch für sich nochmals durchleben muss. Am Abend geht es zu einem Gebet in die Klosterkirche, sie möchte zur Ruhe kommen, und sich besinnen auf das innere Ich…
    Ja, September, «Herbst des Lebens», welkes Laub und der Geruch von geröstetem, bitteren Kaffee in der Luft, Rückblicke, aber keine Pläne für die Zukunft, distanzierte Gedanken zu anderen Menschen und wenig Verbindliches – das alles ist etwas melancholisch. Keine christliche Erbauungsliteratur, die Rinser wohl ebenso schrieb. Hier sind es überwiegend Gedanken und Beobachtungen, die sich gut «weglesen» ließen, aber für mich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.