Uta Seeburg – Der falsche Preuße

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Süßer Histo-Krimi nettem Rückgriff auf die früheste forensische Wissenschaft
  • Kurzmeinung

    Tine13
    Genialer historischer München-Krimi im Kolorit der Prinzregenten Zeit
  • Klappentext/Verlagstext
    München zur Jahrhundertwende. Es ist die Zeit der pferdegezogenen Trambahnen, der riesigen Bierpaläste und der gebratenen Kapaune. Und es ist der Beginn einer jungen Wissenschaft namens Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden und den Beamten Errungenschaften wie den Fingerabdruck und die Spurensicherung am Tatort näherzubringen. Sein erster Fall: Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot an der Isar gefunden – eingehüllt in einen kostbaren Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfußes. Gryszinski kommt bald einer Verschwörung nationalen Ausmaßes auf die Spur, die ihn vor eine unsägliche Wahl stellt: Ist er eher bereit, seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder als preußischer Offizier?


    Die Autorin
    Uta Seeburg ist Berlinerin und lebt in München, wo sie als Redakteurin bei einer Zeitschrift arbeitet. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin wohnt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen. »Der falsche Preuße« ist ihr erster Roman und Auftakt einer Krimireihe.


    Inhalt
    Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist mit Frau und Kind frisch aus Berlin nach München zugezogen, um eine Stelle bei der Bayerischen Polizei anzutreten. Der Reserveoffizier der preußischen Armee und studierte Jurist interessiert sich besonders für die Sicherung von Spuren am Tatort, die im Kaiserreich ebenso wie Beweismittel-Archivierung noch in den Kinderschuhen steckten. Indem die Autorin einen Preußen 1894 nach Bayern versetzt, vermittelt sie ihren Lesern geschickt Münchens Atmosphäre zurzeit der Postkutschen und Pferdedroschken, als sich bedeutende technische Veränderungen bereits abzeichneten und als Thür und Thor noch mit th geschrieben wurden. Der „Preuße“ kann sein Talent für die Spurensicherung gleich am Fundort eines Toten in der Nähe des Maximilianeums einsetzen. Der Tote arbeitete als amtlicher Bierbeschauer. Die Recherche führt den adligen Preußen und sein Team ins Milieu der Brauereien und zu einem weiteren Preußen, der mit einer Brauerei-Erbin verheiratet ist. Villenbesitzer Lemke hat einen farbenfrohen Lebenslauf, der ihn bis nach Ostafrika führte, aber anders als der Ermittler keinen Adelstitel aufzuweisen. Mitten in die Ermittlungen in München grätscht der preußische Gesandte, dessen Regierung ein Interesse daran hat, Lemke des Hochverrats zu überführen. Er appelliert an von Gryszinski Offiziers-Ehre, droht ihm unverhohlen, so dass der Preuße in Bayern seine eigenen Ermittlungen zunächst hinter die Interessen Preußens zurückstellen muss. Schließlich kann ein Reserveoffizier kaum zwei Herren gleichzeitig dienen.


    Von Gryszinski schwört auf die Ermittler-Weisheit, dass einige Dinge zu offensichtlich sind, um gesehen zu werden. Auf dieser Basis kann er in einem bühnenreifen Auftritt in Lemkes protziger Villa schließlich auch seinen eigenen Mordfall lösen. Als Fan von Ermittler-Krimis und der Beziehungsebene im Team war mir der Exkurs in die Lemke-Villa zu lang, zu laut und zu exzentrisch, während andere interessante Aspekte im Auftaktband der geplanten Serie nur eine Nebenrolle spielten. Ein informatives Nachwort klärt, welche Figuren vor authentischem historischen Hintergrund im Roman fiktiv und welche real sind.


    Fazit

    Ein Preuße in München, dem noch niemand das Weißwurst-Essen beigebracht hat, eine lesende und diskussionsfreudige Ehefrau und ein junger Kriminalbeamter, der über einen unendlichen Schatz von Spezln verfügt, die ihm Informationen beschaffen, wecken jedenfalls meine Neugier auf die Fortsetzung der Serie.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Klappentext

    München zur Jahrhundertwende. Es ist die Zeit der pferdegezogenen Trambahnen, der riesigen Bierpaläste und der gebratenen Kapaune. Und es ist der Beginn einer jungen Wissenschaft namens Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden und den Beamten Errungenschaften wie den Fingerabdruck und die Spurensicherung am Tatort näher zubringen. Sein erster Fall: Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot an der Isar gefunden – eingehüllt in einen kostbaren Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfusses. Gryszinski kommt bald einer Verschwörung nationalen Ausmaßes auf die Spur, die ihn vor eine unsägliche Wahl stellt: Ist er eher bereit, seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder als preußischer Offizier?

    Meinung

    Hier finden Mordermittlungen statt als die Kriminalistik noch in den Kinderschuhen steckte. Die Arbeit mit Fingerabdrücken und anderen Indizien ist noch im Experimentierstadium. Wenn man einen modernen Krimi liest ist das alles schon Standard und keiner macht sich Gedanken. Hier wird noch mit Lupe und Zeichnungen gearbeitet und trotzdem ein Mörder überführt.

    In diesem Buch treffen bayrische Gemütlichkeit und preußische Strenge aufeinander. Dabei ist der junge Ermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski eigentlich so richtig keins von beiden. Geborener Preuße und in München lebend, ist er ein bisschen wie ein Freigeist der vor allem gutes Essen liebt und seine Frau.

    Mit leisem Humor erzählt die Autorin diesen Krimi, ohne viel Blut oder andere Details die es sonst zuhauf gibt, ist er spannend und am Ende auch überraschend.

    Die Beschreibung des Lebens in München um 1894 ist sehr detailgetreu, Die Menschen sind teilweise echte Originale, die man so noch nicht kennengelernt hat. Es macht Spaß sich das vorzustellen.

  • Preußisch-bayrischer Lebensgenuss trifft auf Lebenskünstler der besonderen Art


    München 1894-,

    der preußische Hauptmann der Reserve, Wilhelm Freiherr von Gryszinski erst kürzlich mit seiner Frau Sophie nach München übersiedelt, bekommt es als oberster Kriminalermittler beim königlich bayrischen Gendarmeriekorps gleich mit einem ziemlich verzwickten Mordfall zu tun! Nördlich des Maximilianeums in den Maximilians-Anlagen wird eine Männerleiche aufgefunden, mit zerschossenen Kopf, in Unterwäsche, nur bekleidet mit einem skurrilen Federmantel. Gryzinskis erster Tote im neuen Job stellt den leidenschaftlichen Spezialermittler vor ein großes Rätsel.

    Im Kriminalroman „Der falsche Preuße" von Autorin Uta Seeburg, bekommt es der Leser mit einem original Preußen in München zu tun, der die Vorzüge der bayrischen Metropole aber wohl zu schätzen weiß! Es ist verführerisch die Stadt und ihren damaligen Zustand einmal durch die Augen dieses sympathischen Berliners zu betrachten:) Überhaupt bekommt der Leser im Buch viel geboten, angefangen vom Familienleben, über die Gebräuche, den Zeitgeist und die Vorlieben der damaligen Gesellschaft!

    Am allermeisten dabei, haben mich die außergewöhnlichen kulinarischen Highlights im Buch fasziniert! Die Vorstellung von Blutenten, Fettammern und Fasan zum Dinner, oder schnell mal unter der Woche Kapaun, Hummer, Kaviar oder Austern aufzutischen, würde uns heutzutage unglaublich hochtrabend und dekadent vorkommen. Auch wenn die Auswahl auf dem Viktualienmarkt immer noch enorm ist, wird man sich mit der Beschaffung einiger der erwähnten kulinarischen "Köstlichkeiten" schwertun, das fängt sicherlich schon mit dem sauren Lüngerl an;)

    Besonders gelungen sind auch die Kapitel mit ihren passenden Passagen aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte und Gendarmen usw. von Hans Groß, 1. Auflage 1893, einem großen Vorbild unseres Ermittlers. Ein wirklich amüsanter Einfall. Überhaupt wird großer Wert auf die korrekte und neueste Tatort und Spurensicherung gelegt!

    Man spürt die Figuren sind allesamt mit viel Liebe und Sorgfalt gewählt oder erdacht, großartig charakterisiert und beschrieben. Man bekommt sogleich ein Bild vor Augen und hat keine Probleme sich die einzelnen Personen zu merken, wirklich außergewöhnlich. Eine flüssiger Schreibstil und der außergewöhnlich gestrickte Mordfall lassen die Seiten dahinfliegen.


    Dieses grandiose Krimidebüt mit seinen vielen Anekdoten, Ereignissen und Eindrücken, die fast alle historischen Fakten entsprechen, ist einfach ein Genuss! Habe mich hervorragend unterhalten, mitgefiebert und gerätselt! Eine herrliche Zeitreise, wäre nur zu gerne mit am Tisch gesessen und hätte mich von der sensationellen Köchin Frau Brunner verwöhnen lassen oder einmal durch das sagenhafte Labyrinth der Lembke-Villa gestreift:) Für Krimifans und Liebhaber historischer Romane gleichermaßen zu empfehlen. Freue mich schon auf weitere Fortsetzungen dieser Serie.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::lechz:

  • Liebe Frau Seeberg, gell, Sie schreiben noch mindestens eine Fortsetzung?


    Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist ein Mann zum Liebhaben. Trotz seiner streng preußischen Erziehung (man denke nur an seine sauertöpfische Mutter und den schweigsamen Vater) scheut er sich nicht, zärtlich zu seiner Frau zu sein, seinen Sohn zu herzen und mit ihm zu schmusen, mit seiner Frau seine beruflichen Probleme zu besprechen, Leben und Essen in München zu genießen, so gut wie nie eine Waffe zu tragen und vor allem: immer seinem Gewissen zu folgen. Standesdünkel und Imponiergehabe sind ihm fremd. Wenn es darauf ankommt, weiß er aber sich sehr wohl zu wehren und auch Gebrauch von einer Waffe zu machen.


    Und da war noch München. Zur Jahrhundertwende war das eine aufstrebende Stadt, Magnet für Künstler, Industrie-Magnaten, Neureiche, kurz, die Schickeria. Die Wohnviertel von ehemals, die Einkaufsläden, die Marktbuden, die Häuser mit ihren Bel-Etagen, die Straßen mit Droschken, Pferdefuhrwerken, Pferde-Straßenbahnen und ein paar handgezählten Automobilen, alles wird so detailliert und liebevoll beschrieben, dass der Leser sich wie auf einer Zeitreise fühlt. Und das Essen: da ist nix mit Fusion-Food, vegan, probiotisch, Paleo usw. Nur bodenständiges, traditionelles, gehaltvolles Essen. OK, Curry-Wurst (Berlin) oder Schäufele (Nürnberg) war zwar nicht dabei, muss auch nicht, aber urig bajuwarische Haupt- und Zwischenmahlzeiten satt.


    Interessant fand ich die Anfänge der Kriminalistik, die eingehend beschrieben werden. Fingerabdrücke, Messungen von Gliedmaßen, Kopfumfängen, Beschreibungen der Ohrläppchen, es ist alles dabei.


    Jedem Kapitel ist ein Zitat aus Hans Groß‘ “Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen usw.“ vorangestellt. Diese Zitate an sich sind interessant, ist das Buch ja der Grundstein der Kriminalistik. Hans Groß hat diese Wissenschaft praktisch aus der Taufe gehoben, hat Begriffe geprägt, die Terminologie erst erschaffen.


    Das Buch selber ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet: Sehr ansprechender Schutzumschlag, Lesebändchen, Textbanderole und auf der Innenseite des Einbandes ein Stadtplan von München um die Jahrhundertwende mit den wichtigsten Straßen und Gebäuden.

  • Von rockabella281

    Cosy Crime - ein Genre, in dem ich mich absolut zu Hause fühle. Alles ist so schön atmosphärisch, die Zeiten sind im Umbruch, nichts ist so modern wie heute.

    Mir gefällt besonders, dass man durch solche Geschichten wie die des falschen Preußen Einblicke in Ermittlungsarbeit bekommt, die für mich einfach nicht denkbar waren. Wir sind Technik-verwöhnt, aber damals, zur Zeit der Industrialisierung musste vieles noch manuell gemacht werden. Das Wort des Nachbarn hatte noch Bedeutung, und auch im medizinischen Bereich, so mein Gefühl, lief viel auch nur durch Mutmaßungen.

    Uta Seeburg hat hier einen Reihenauftakt geliefert, wie ich ihn mir nicht besser hätte wünsche können.

    Das Cover ist großartig, mit dem Scherenschnitt der das alte München zeigt, besser hätte man den inneren Konflikt des Hauptkomissares grafisch nicht darstellen können.

    Inhaltlich bedient sie sich einer der Zeit angemessenen Sprache, die Beschreibungen der Ermittlungsarbeit, der altmodischen Heransgehensweise, und den menschlichen Abgründen sind stimmig und schlüssig. Die Charaktere lassen genug Platz, um sich in weiteren Bänden weiter zu entwickeln. Gelungenes Krimidebut!

    Gelesen April: 9 Bücher, 2 Comicreihen, 4157 Seiten
    Gelesen Mai: 13 Bücher, 2 Zeitschriften (Stern Crime Serie), 1 Comicreihe, 5065 Seiten
    Juni aktuell: 9 Bücher, 4 Comicreihen, 1 Zeitschrift (Stern Crime )

  • Mit allzu breitem Pinselstrich

    Was zunächst sich als eine vielversprechende Melange präsentiert, erweist sich nur allzu bald als ärgerlich. Die Grundingredienzien, ein hochrangiger Polizist in fremden Gewässern sowie eine bizarre Persönlichkeit, die den Prototyp eines Self-Made-Man der Gründerjahre abgibt, bieten eigentlich interessante und ungewöhnliche Voraussetzungen für einen anregenden historischen Kriminalroman. Doch es geht einfach mit der Autorin durch: Der im Zentrum stehende bizarre Mordfall wird erstickt in einem Wust landeskundlicher Informationen über eine deutsche Großstadt, die von jeher als schillernde Metropole gilt. Der eigentliche Schauplatz des Verbrechens dient als Bühne für eine überbordende Fabulierlust. Der Ehrgeiz, witzig und stilistisch apart zu formulieren, lässt etliche handfeste Stilblüten durchgehen. Schade, dass ein ambitionierter Entwurf in letzter Konsequenz misslingt, weil keinerlei Erzählökonomie den Stoff bändigt.

  • "Der falsche Preuße" ist ein sehr unterhaltsamer Roman, der zwar wie so oft zwei Welten zusammenführt und letztendlich die Abgründe der menschlichen Seele widerspiegelt, aber dem Autor gelingt es, dies auf eine angenehm lesenswerte und spannende Weise zu tun. Dabei geht es weniger um die aufkommende Kriminalistik, die mit allerlei Kinderkrankheiten zu kämpfen hat, als vielmehr um das Miteinander verschiedener innerdeutscher Kulturen, die sich jeweils zu behaupten wissen und doch koexistieren können. Kombiniert mit einem undurchsichtigen und vielschichtigen Gegenspieler, kann der Protagonist sein detektivisches Potenzial voll ausschöpfen, um den wahren Täter zu entlarven, und dabei auch eine Menge über sich selbst lernen.


    Fazit: Die Bayern und die Preußen: eine Hassliebe, die wohl niemals aufhört, aber großen Lesegenuss bietet!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Das Auftreten der Geheimdienste tötet den reichlich vorhandenen Charme


    Buchmeinung zu Uta Seeburg – Der falsche Preuße


    „Der falsche Preuße“ ist ein Kriminalroman von Uta Seeburg, der 2020 bei Harper Collins erschienen ist.


    Zum Autor:
    Uta Seeburg ist Berlinerin und lebt in München, wo sie als Redakteurin bei einer Zeitschrift arbeitet. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin wohnt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen. »Der falsche Preuße« ist ihr erster Roman und Auftakt einer Krimireihe.


    Klappentext:
    München zur Jahrhundertwende. Es ist die Zeit der pferdegezogenen Trambahnen, der riesigen Bierpaläste und der gebratenen Kapaune. Und es ist der Beginn einer jungen Wissenschaft namens Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden und den Beamten Errungenschaften wie den Fingerabdruck und die Spurensicherung am Tatort näherzubringen. Sein erster Fall: Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot an der Isar gefunden – eingehüllt in einen kostbaren Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfußes. Gryszinski kommt bald einer Verschwörung nationalen Ausmaßes auf die Spur, die ihn vor eine unsägliche Wahl stellt: Ist er eher bereit, seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder als preußischer Offizier?


    Meine Meinung:
    Zu Beginn hat mir das Buch gut gefallen mit seiner altertümlichen Sprach-und Schriftweise. Die Hauptfigur Wilhelm Freiherr von Gryszinski wirkt sympathisch und man glaubt ihm seine Rolle als Erneuerer der Polizeiarbeit. Dabei wirkt die Figur überaus glaubwürdig und kompetent. Es wird ein atmosphärisch dichtes Bild des Münchens jener Zeit geschaffen. Dann jedoch kommt die Komponente Geheimdienst ins Spiel und mein Lesevergnügen nahm rapide ab. Der Charakter der Geschichte ändert sich abrupt und Phantasie ersetzt bodenständige Polizeiarbeit. Vor allem verliert der Roman viel von seiner Glaubwürdigkeit und nicht nur die Hauptfigur verliert den Boden unter seinen Füßen.


    Fazit:
    Nach überzeugendem Beginn ändert sich die Geschichte mit der Komponente Geheimdienst grundlegend und verliert ihren Charme fast vollständig. Deshalb vergebe ich nur zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten).

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Überzeugender Krimi mit sympathischem Ermittler


    Uta Seeburg entführt den Leser in das München des Jahres 1894. Es gibt einen kleinen Plan vorne und hinten im Buch und viele kleine Details die sie beschreibt lassen einen die - auch für damalige Verhältnisse - Großstadt erleben.


    Wir blicken aus den Augen von Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski auf die Welt, folgen ihm auf Schritt und Tritt und sehen ihm bei kriminalistischer Arbeit über die Schulter. Viele wegweisende Erfindungen und Vorgehensweisen wurden tatsächlich zur damaligen Zeit gemacht. Die heutige Spurensicherungs- und Ermittlungsarbeit beruht auf vielen Maximen die auch in “der falsche Preuße” angeschnitten werden.


    Gryszinski bekommt nicht nur einen knackigen Fall serviert, der ihn durch viele Gesellschaftsschichten treibt sondern muss sich als Preuße auch noch zwischen seinem Arbeitgeber und der Heimat entscheiden. Werden beide Seiten versuchen, seine Ermittlungen zu beeinflussen?


    “Der falsche Preuße” ist ein gut gestrickter Kriminalfall in überzeugendem historischen Kontext mit skurrilen Charakteren und einer feinen Prise Humor. Gryszinski ist ein angenehmer, glaubhafter Protagonist der manches Mal etwa Pech hat um es liebevoll zu formulieren. Aber er hat sein Herz am rechten Fleck.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Anfänge der Kriminalistik im historischen Bayern


    Kopfkino hatte ich ab dem ersten Satz. Was nicht nur an dem sehr lebendigen und anschaulichen Schreibstil, der gefüllt ist mit besonders tollen Vergleichen, liegt, sondern auch am Hörbuchsprecher. Auch wenn ich viel lieber lese als höre und nur ab und zu mal zu einem Hörbuch greife, hätte mir dieses Buch selbst gelesen wohl nicht so gut gefallen wie vorgelesen von Devid Striesow. Er nutzt verschiedene Stimmen für die Figuren, wodurch ich sie nicht nur problemlos auseinander halten konnte, sondern das Gefühl hatte, die entsprechende Person stünde wahrhaftig neben mir und spräche mit mir. Mit seiner guten Betonung und seiner Stimme verleiht er der Geschichte und den Figuren Leben und schafft ein hervorragendes Hörvergnügen.


    Mit Humor und vielen Situationen, in denen ich unwillkürlich Schmunzeln musste, erzählt Uta Seeburg die Geschichte vom Preußen Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der aufgrund seiner Arbeit bei der Bayerischen Polizei gestrandet ist. Hier soll er mit modernen Methoden ermitteln und den Kollegen die Kriminalistik, die Spurensicherung am Tatort, näherbringen. Leider hat die Ermittlungsarbeit in der Mitte des Buches einige Längen, in denen es kaum voran geht. Hier habe ich mit doppelter Geschwindigkeit gehört, obwohl ich sonst das gemächlichere Tempo zum Eintauchen in die Geschichte bevorzugt habe. Auch finde es schade, dass die Richtung, aus der der Mörder kommt, schon sehr früh feststeht.


    Ein toller Pluspunkt sind die Auszüge aus dem 'Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen' von Hans Gross. Er hat das Buch 1893 geschrieben und gilt deshalb als Begründer der Kriminalistik. Die Einbettung von wahren Geschehnissen und Persönlichkeiten, die tatsächlich gelebt haben, finde ich in historischen Romanen immer sehr spannend und ist der Autorin hier hervorragend gelungen.


    Fazit:


    Ein historischer Krimi mit gemütlichem Tempo mit Augenmerk auf die damalige Zeit und die Anfänge der Kriminalistik. Lebendig gelesen war das Hörbuch trotz ein paar Längen ein purer Hörgenuss für mich. Den nächsten Band möchte ich auch auf jeden Fall lesen oder hören.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: