Ilija Trojanow - Doppelte Spur

  • Klappentext/Verlagstext

    Der investigative Journalist Ilija wird innerhalb weniger Minuten von zwei Whistleblowern des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes kontaktiert. Ein großer Coup? Eine Falle? Er lässt sich auf das Spiel ein, zusammen mit Boris, einem amerikanischen Kollegen, folgt er der doppelten Spur nach Hongkong, Wien, New York und Moskau. Die geleakten Dokumente eröffnen einen Abgrund von Korruption und Betrug, von üblen Verstrickungen krimineller Oligarchen und Mafiosi. Auch die Staatspräsidenten Russlands und Amerikas sind involviert. Was darf man glauben? Mit welcher Absicht werden Lügen verbreitet? Sind die beiden Reporter nur ein Spielball der Geheimdienste? Literarisch virtuos wie kein anderer spielt Ilija Trojanow in diesem Roman mit Fakten und Fiktionen und führt uns wie nebenbei vor Augen, wie sehr wir durch Fake News zu Komplizen der Macht werden.


    Der Autor
    Ilija Trojanow, geboren 1965 in Sofia, floh mit seiner Familie 1971 über Jugoslawien und Italien nach Deutschland. Nach den Stationen Kenia, Paris, München, Mumbai und Kapstadt lebt er heute in Wien. Seine Romane und Reisereportagen sind gefeierte Bestseller und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschienen bei S. Fischer und Argon "Macht und Widerstand", der Sachbuch-Bestseller "Meine Olympiade" sowie der autobiographisch-politische Essay "Nach der Flucht".


    Inhalt
    Stellen Sie sich vor, sie sind Chefredakteur einer Zeitung oder eines Magazins und ein freier Mitarbeiter erhält ein Angebot für die Panama-Papers des 21. Jahrhunderts. Nur dumm, dass zwei Whistleblower parallel ihren Journalisten per Mail kontaktieren, quasi ein doppeltes Leak – ein englischsprachiger und ein russischsprachiger Informant. Ilija Trojanows Protagonist heißt wie der Autor und spricht Russisch, aber warum sollten zwei konkurrierende Geheimdienste Kontakt zu ihm aufnehmen? Der Roman-Ilija sichtet nun einen Wust an unsortierten Dokumenten, zusammen mit einem Kumpel, der zu dessen Sicherheit im Roman unter dem Decknamen Boris auftritt. Ilija interessiert sich dabei für das Thema Macht und Boris für die Gier als Antrieb. Die Dokumente reichen zurück bis in die 70er bis 90er des vorigen Jahrhunderts, als sich DDR und UdSSR auflösten. Gigantische Geldbeträge flossen in die Taschen von Wendegewinnlern und US-Beamten. Die Informationen zeigen, dass heute nicht mehr Mafia-Gruppen in Staaten agieren, sondern Staaten Teile der Mafia sind.


    Stets mit der Frage im Hinterkopf, ob sie gerade einer dreisten Fälschung auf den Leim gehen, folgen die Männer der Spur des Geldes. Ein mafiöses Netzwerk zwischen „Schiefer Turm“, einem millionenschweren New Yorker Immobilienbesitzer, dem russischen Präsidenten, Ost- und West-Geheimdiensten und einem einflussreichen Mann mit kriminellem Interesse an Minderjährigen ist offensichtlich. Dass Ilija mit seinen Russland-Kenntnissen der ideale Mann für die Recherche ist, scheint Boris und ihm jedoch etwas zu auffällig. Schließlich taucht die Filmemacherin Emi auf, die zehntausende von Dokumenten gesichtet hat, um den Missbrauch zu junger Mädchen durch einen Herrn Wasserstein zu beweisen. Wasserstein, Weinstein, Epstein, ihre Verharmloser und Unterstützer; Fakten und Fiktion sind hier nicht mehr zu trennen. Für Emi ist dabei deprimierend, wie viele „Mäzene und Philantropen“ W. legitimierten und unangreifbar für die Strafverfolgungsbehörden machten. Beim Lesen habe ich ab und zu an meiner Wahrnehmung gezweifelt. Dass eine ganze Gesellschaft wegsehen kann, wie minderjährige Mädchen quasi als Ware transportiert und verschachert wurden, ohne dass ein Erwachsener einschritt …


    Fazit

    Washington und Moskau schmiegen sich auf der Coverabbildung aneinander wie zwei Erbsen in der Schote. Fakten und Fiktion, hier harmlos als „Roman“ bezeichnet, liegen ebenfalls deprimierend nah beieinander. Ilija Trojanow spiegelt thrillerreif Romanfiguren in realen Personen, die nur geringfügig verfremdet werden. Wer die Anspielungen aufnehmen und selbst spekulieren möchte, sollte sich überraschen lassen und vorher keine Rezensionen lesen.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Doppelte Spur“ zu „Ilija Trojanow - Doppelte Spur“ geändert.