V.V. James - Sanctuary

  • Kurzmeinung

    Aleshanee
    Überraschend anders als erwartet und mega spannend!
  • Inhalt:


    Daniel Whitman ist der gefeierte Footballstar der Sanctuary Highschool. Bei einer Party kommt er unter mysteriösen Umständen ums Leben. War es ein unglücklicher Unfall? Oder war es Mord, womöglich sogar durch Magie begangen? Daniels Exfreundin Harper, die mehr als einen Grund hatte, ihn zu hassen, ist die Tochter der einzigen (?) Hexe in Sanctuary. Als die Polizei Ermittlungen einleitet, steht Sanctuary kurz vor einer Hexenjagd ...


    Meinung:


    Ich bin durch das ungewöhnliche Cover auf dieses Buch aufmerksam geworden. Die unscharfe Umgebung und die Stadt in einer Kugel haben mich neugierig gemacht. Unfall/Mord, Magie, Hexen und Polizeiermittlungen? Super!


    Im Grunde genommen, war es ein tolles Buch. Die Geschichte an sich war interessant und meistens auch spannend. Kaum glaubte man, dass etwas geklärt wäre, kam es doch wieder anders. Es zeigt das typische amerikanische Kleinstadtleben, das man auch aus dem Fernsehen kennt (zb Desperate Housewifes) inklusive Intrigen und Skandalen.



    Das Buch ist durchgehend in der Ich-Form geschrieben, allerdings durch sehr viele Perspektiven. So haben wir zb die Perspektive der verzweifelten Mutter von Daniel, Sarah - die Mutter von Harper, Harper selbst, die Ermittlerin, die auf den Fall angesetzt wurde und noch einige mehr. Die Kapitel sind jeweils sehr kurz gehalten. Sie sind dadurch und durch den guten Schreibstil gut und schnell zu lesen. Leider leidet aber die Verbindung zu den Charakteren darunter. Da man ständig die Sicht von jemand anderem liest, kann man sich in niemanden richtig hineinversetzen oder eine Bindung zu jemandem aufbauen. Gerade liest man die Sicht von Person A und gleich danach von Person B, die beide komplett unterschiedlich sind. Das Ganze macht das Buch sehr abwechslungsreich, aber auch etwas mühsam.


    Fazit:


    Die Bewertung fällt mir ziemlich schwer. Normalerweise vergebe ich keine halben Sterne. Aber das Buch ist kein 3 Sterne Buch, dafür ist es zu gut, aber 4 Sterne sind wiederum zuviel. Also bleibt mir nichts anderes übrig: 3,5 Sterne von mir.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Und die Autorin die auch unter Vic James schreibt hat ihren ersten Roman zunächst auf Wattpad veröffentlicht, wo eine große Community begeistert die Entstehung des Buchs verfolgte. Sie hat Geschichte und Englisch am Merton College in Oxford studiert, wo Tolkien einst Professor war. Später zog sie nach Rom, um in den geheimen Archiven des Vatikans für ihre Promotion zu forschen und arbeitete außerdem als TV-Produzentin. Inzwischen konzentriert sie sich ganz auf das Schreiben und lebt in London im Stadtteil Notting Hill.
    Siehe auch hier
    https://www.buechertreff.de/bu…ts-vic-james-reihenfolge/

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Ich weiß nicht, warum, aber mit einer Kleinstadt voller Intrigen und einer stadtbekannten Hexe hab ich mir irgendwie etwas skurril witziges erwartet - dabei taucht man hier immer mehr in bittere Wahrheiten ein, sobald man hinter die schönen Fassade blickt und die bunt schillernde Seifenblase der Kleinstadt-Idylle beginnt zu platzen.


    Der Tod des beliebten Footballstars Daniel Whitman scheint kein Unfall gewesen zu sein, da seine Ex-Freundin, die Tochter der stadtbekannten Hexe Sarah, kurz vor seinem Tod mit ihm in Streit geriet.

    Das ganze Szenario scheint anfangs gar nicht so viel herzugeben, aber es fesselt von Anfang an und entwickelt eine Sogwirkung, die mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen ließ!

    Das ganze spielt ja in unserer Welt, mit der Variante, dass nach der Hexenverfolgung der frühen Neuzeit eine Wende eintrat und die Hexen nach und nach von der Gesellschaft akzeptiert wurden, allerdings mit gesetzlichen Regelungen. Sie dürfen ihrem Handwerk nachgehen und Magie einsetzen, jedoch - natürlich - nur im positiven Sinn. Sarah Fenn ist die einzige Hexe in Sanctuary und hat einen kleinen Laden, der auch sehr gerne besucht wird. Sie wirkt auf mich sehr liebenswürdig und hilft mit ihren Zaubern gerne allen, die sie um Rat bitten.


    "Die moderne Gesellschaft glaubt, sie habe bessere Möglichkeiten als die Zauberei gefunden, um uns den Weg durchs Leben zu erleichtern: Medikamente gegen die Trauer, Apps für die Liebe, Versicherungen gegen Krankheit, Lotterien für den Wohlstand."

    Zitat Seite 39


    Dass ihre 17jährige Tochter Harper keine Magie in sich trägt hat sie sehr erschüttert, doch sie arrangieren sich damit. Deshalb ist es auch für Sarah unmöglich zu glauben, ihre Tochter hätte etwas mit dem Tod von Daniel zu tun, bei dem anscheinend nicht alles mit rechten Dingen zuging.

    Als sich plötzlich ein Zeuge meldet, der Harper sehr belastet, ziehen die Gerüchte ihre Kreise und es beginnt eine Hexenjagd, die mit Angst, Verzweiflung und Trauer geschürt wird. Wie sehr manche hier von Hass getrieben werden und welche Konsequenzen sich daraus ergeben ist wirklich unglaublich und hat mich immer tiefer in diesen Sumpf der hinterhältigen Verleumdungen gezogen. Ein sehr anschauliches Beispiel, wie ein Verdacht sich plötzlich verselbständigt und immer weitere Kreise zieht und die ganzen Einwohner der kleinen Stadt in einen mörderischen Mob verwandelt.


    Was hinter den ganzen Ereignissen steckt wird nach und nach aufgedeckt und hat eine sehr bittere Ursache, die mich an eine bekannte Serie erinnert hat. Ich möchte sie jetzt nicht nennen, da das wahrscheinlich spoilern würde, aber das ganze enthält wichtige Themen, die leider immer noch viel zu oft unter den Teppich gekehrt werden. Man erfährt jeden Schachzug aus erster Hand, da die Kapitel aus der Sichtweise der verschiedenen Personen erzählt werden, hauptsächlich von Sarah, Maggie und Abigail.

    Sarah steht jedenfalls sehr alleine da, denn selbst ihre Freundinnen aus ihrem Hexenzirkel ziehen sich von ihr zurück - nur die Polizistin Maggie, die zu den Ermittlungen hinzu gezogen wurde, ist von der Unschuld ihrer Tochter überzeugt. Was immer dringender wird zu beweisen, denn obwohl es im Staate Connecticut keine Todesstrafe mehr gibt, gilt als einzige Ausnahme eine schadenswirksame Ausübung der Magie.


    "Magie ist ein Austausch. Etwas wird gegeben, etwas wird genommen, ..."

    Zitat Seite 90


    Viele der zwischenmenschlichen Aspekte sind hier deutlich zutage getreten was Vertrauen und Freundschaften betreffen. Vor allem auch der Glaube vieler Eltern, ihre Kinder in- und auswendig zu kennen, doch das tut man nie ... eigentlich kann man froh sein, wenn man sich selbst durchschaut, denn meist in man nicht mal zu sich selber ehrlich.

    Aber auch Vorurteile sind hier natürlich ein wichtiger Bestandteil, denn selbst Maggie, die hinter der Hexe und ihrer Tochter steht und sie zu schützen versucht, glaubt eine listige Frage auf die "Listigkeit der Hexen" zurückzuführen. Ich denke mal, listig kann so ziemlich jeder Mensch sein ... aber daran sieht man, wie sehr solche Denkweisen prägen, die die Generationen überdauern.


    Den Aufbau fand ich, wie gesagt, äußerst spannend, denn es tut sich immer wieder neues auf und man weiß nicht, wohin die nächsten Erkenntnisse führen werden. Aber auch die modellierte Welt der Gesellschaft, in der die Hexen hier Tür an Tür mit den anderen wohnen, ist gut und glaubwürdig konstruiert. Es gibt eine Organisation, die sich um Hexen-Belange kümmert, Hexen, die sich auch in Ermittlungen einbringen dürfen und einige Einblicke in die Zauber und Rituale, die ausgeübt werden.

    Die Autorin weist im Anhang darauf hin, dass sie dabei auf verschiedene historische Quellen zurückgegriffen hat und alle Praktiken fiktiv und keiner magischen Bewegung zuzuordnen sind.

    Der Schluss war auch nochmal überraschend und hat das ganze für mich perfekt abgerundet!


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer