Steve Augarde - Das kleine Volk / The Various

  • Klappentext


    Pegs, das geflügelte Pferd, nimmt die 12-jährige Midge mit in den Zauberwald hinter der Dornenhecke, wo die letzten Elfen leben. Denn diese letzte Zuflucht der magischen Wesen ist bedroht und Pegs ist überzeugt, dass Midge helfen kann. Doch nicht alle Elfen sind froh über diese Hilfe. Und so beginnt ein dramatisches Abenteuer ... (Klappentext)


    -> Der Klappentext hätte mich jetzt ehrlich gesagt nicht wirklich angesprochen, aber ich fand das Cover so schön, deshalb musste ich es unbedingt mit dieser Geschichte versuchen!

    Und es war eine außergewöhnliche und positive Überraschung!


    Meine Meinung


    Hier hat mich mal wieder das Cover magisch angezogen und obwohl ich auf den ersten Seiten noch etwas unsicher war, weil es sich schon sehr nach "Kinderbuch" angefühlt hat, konnte mich der Autor doch recht schnell in seinen Bann ziehen.


    Die 12jährige Midge muss ihre Sommerferien bei ihrem Onkel auf der Mill Farm verbringen. Ihre Mutter ist Musikerin in einem Orchester und hat grundsätzlich immer wenig Zeit für sie und so fügt sich Midge mit gemischten Gefühlen ihrem Schicksal, die nächsten Wochen auf diesem einsamen Hof zu verbringen.

    Der Autor nimmt sich viel Zeit und man spürt die Liebe zum Erzählen - denn obwohl die Handlung langsam voran geht, war ich sehr fasziniert von seinem Stil und von dem perfekten Balanceakt, ein ruhiges Tempo anzuschlagen und mich als Leser trotzdem zu fesseln! Das wirkt sehr gegen die Schnelllebigkeit, was er auch in Midge und ihren Gefühlen ausdrückt, die sie nach der Ankunft entwickelt. Das natürliche Leben rund um die Farm, die unberührte Natur, der Onkel, der ein sehr geruhsamer und liebenswerter Mensch ist, das alles zusammen zeigt ein schönes Lebensgefühl.


    Zitat

    "Ein Erwachsener, der nicht ständig irgendetwas ungeheuer Wichtiges zu tun hatte, war ihr bisher noch nicht begegnet." Seite 17


    Während man einerseits Midges Erlebnisse verfolgt und ihr Zusammentreffen mit dem geflügelten Pferd Pegs, wechselt der Autor auch immer wieder in den nahen Wald, dem Lebensraum der "Verschiedenartigen". Ein Elfenvolk, das aus mehreren Stämmen besteht, die sich aber nicht immer einig sind. Die Hierarchie und die unterschiedlichen Berufungen wurden sehr gut skizziert - hier hat Steve Augarde auch mit originellen Ideen gepunktet, von den vielen ungewöhnlichen Namen her, aber auch mit den kleinen Details zu den Lebensgewohnheiten und den Figuren selbst.

    Das wirkt anfangs vielleicht etwas unübersichtlich, aber die wichtigen Charaktere kristallisieren sich schnell heraus und ich hab nie den Überblick verloren. Auch weil der Autor jeden von ihnen sehr klar festlegt - es aber trotzdem schafft, auch hier noch für Überraschungen zu sorgen.


    Bei den Elfen gibt es einige Unstimmigkeiten durch die Sorge, den Wald als Lebensraum zu verlieren und welchen Weg sie für die Zukunft einschlagen wollen. Aber auch eine Herabwürdigung gegenüber den Stämmen der Tinkler und Troggel, die unter der Erde leben, und ein scheinbares Parasitendasein führen.

    Den Bezug zu unseren eigenen gesellschaftlichen Problemen nimmt man nur am Rande wahr, ist aber grade für Kids/Jugendliche in dem Lesealter schön integriert.


    Den Stil wird nicht jeder mögen, ich hab mich damit aber absolut wohl gefühlt. Natürlich mag ich es auch, wenn man vor Spannung nur so durch die Seiten fliegt - aber ich liebe es auch, wenn ich mich wie hier auf die Geschichte in Ruhe einlassen kann, mich völlig in diese Welt hineinfallen lassen und alles hautnah miterleben kann.


    Ab der Hälfte nimmt die Geschichte dann auch etwas mehr an Fahrt, es wird komplexer und die Spannung steigert sich immer mehr und grade das Ende trumpft nochmal so richtig auf.


    Ich bin jedenfalls völlig begeistert und freue mich über diese positive Überraschung und werde sicher auch bald die beiden Fortsetzungen lesen!


    Zitat

    "Es genügte ihr, dazusitzen und zu schauen - wie man bei einer dieser seltenen Begegnungen ein Reh oder einen Fuchs anschaut und beide Seiten wissen, dass sie nicht in die Welt des jeweils anderen gehören, dass der eine dem anderen nichts zuleide tut, ein Blick voller Neugier und Respekt auf beiden Seiten, bevor man wieder seiner Wege geht." Seite 447


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer