Christine Eichel - Der Corona Effekt

  • Zwischen Essay und Glosse


    Ein „Buch“ kann man dieses Werk kaum nennen – eher ein Büchlein. Gedruckt wäre es etwa 96 Seiten lang. Stilistisch ist es ein Mittelding zwischen Glosse und Essay, in 8 Kapiteln. Ich vermute auch, dass die Idee zu diesem Buch genau so entstanden ist – in einzelnen Essays, und dass erst später ein Buch daraus wurde. Daraus würde sich auch erklären, dass sich manche Formulierungen und Gedanken durchaus wiederholen.


    Schon allein aufgrund der Kürze lässt es sich gut „weglesen“. Aber auch vom Inhalt her ist es recht „griffig“, wobei mir manche Kapitel besser gefallen haben als andere. Am meisten mochte ich Abschnitt 6, in dem es um den unerklärlichen „Volksgehorsam“ während der Pandemie geht. Das war teils scharfsinnig und bissig beobachtet, und hat Spaß gemacht!


    Die Autorin ist ganz unverkennbar Akademikerin, und Publizistin. Das schlägt sich im Text nieder. Sie kann es nicht lassen, hin und wieder „name dropping“ zu betreiben. Die Erwähnung manches historischen oder literarischen Zitates war für die Argumentation eher unnötig – es wirkte so, als zitiere sie nur, „weil sie es konnte“.


    Auch Satzbau und Vokabular haben mich teilweise stutzig gemacht. An wen richtet sich dieser Text eigentlich? Wenn sie ein breites Umdenken bewirken will, dann geht der Text stilistisch an ihrer Absicht vorbei. Denn, so leid es mir tut, aufgrund des teils verstiegenen Sprachniveaus wird der Text keine Breitenwirkung haben. Das wird nicht jeder lesen (wollen). Sprich, diejenigen Menschen, die mit dem Text gut zurecht kommen, haben sich vermutlich die enthaltenen Gedanken schon selber gemacht. Und die es beträfe, über deren Köpfe geht es hinweg. Überhaupt, wenn ich schon Begriffe lese wie „Diskurs“, „Narrativ“ und „sich verorten“… dann gehe ich innerlich ein wenig auf Abstand. Das ist gestelzt.


    Interessant fand ich die Breite der Beobachtungen. Ein Skandälchen hier, ein missliebiger Tweet dort, ein „Aufreger“ eines Politikers, eine Umfrage, eine Äußerung eines Virologen… das habe ich alles überhaupt nicht mitbekommen. Ich persönlich habe mir während der Pandemie ein „Nachrichtenverbot“ auferlegt, um mich vor Aufregung und Panikmache zu schützen. Und offenbar hatte ich Recht. Man erfährt das Wichtigste hinterher sowieso.


    Das Buch inhaltlich zu bewerten, fällt mir schwer. Wir sind alle noch viel zu nah dran am Geschehen. Das merkt man auch im Buch, besonders im letzten Kapitel. Die Beobachtungen, welche Schlüsse nun zu ziehen seien, und was sich verändern werde oder müsse, verbleiben sehr im Ungefähren. Das Buch punktet für mich vor allem auf der Ebene der zusammenfassenden Rückschau. Und gelegentlich im Bereich Humor. Ein Ausblick oder eine Handlungsanleitung kann (und will es vermutlich) auch gar nicht sein.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Noch ein Coronabuch


    Der Corona Effekt, Sachbuch von Christine Eichel, 126 Seiten, erschienen bei Harper Collins


    Zwischen Shutdown und Neubeginn.


    Zuerst einmal finde ich es etwas vorschnell in diesem Stadium der Pandemie überhaupt ein Buch zu schreiben, welches sich mit dem Thema beschäftigt. Vielleicht ist es das Bestreben, monitär an dem Hype um die Krise beteiligt zu sein. Bei knapp 126 Seiten und dem Preis welches das Buch kostet, drängt sich mir da der Gedanke schon auf.


    Da ich solchen „Ratgebern“ sowieso von Haus aus skeptisch gegenüber stehe, hätte ich mir dieses Werk niemals gekauft, ich habe es „geliehen“ bekommen. In ein paar Stunden hatte ich das Buch gelesen. Ich möchte gerne zugeben, dass ich mit Schmunzeln und einem Augenzwinkern mich und meine Familie in den ersten Kapiteln zum Lockdown erkannt habe. Netflix, Gesellschaftsspiele, renovieren, alles dabei. Doch des Weiteren habe ich in vorliegendem Werk nichts Neues erfahren, was der aufmerksame Nachrichten- und Zeitungskonsument in den letzten Monaten nicht sowieso schon wusste. Interessant fand ich im Kapitel um die Verschwörungstheorien, die wertfreie These der Autorin über die Gründe warum es überhaupt so weit kommen konnte, da musste ich ihr tatsächlich zustimmen. Am besten gefallen hat mir auf S.97 der Satz von Karl Valentin: „Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es jetzt schon ist.“ Auch die Erwähnung, der Aussage von Jens Spahn, dass man hinterher „einander viel zu verzeihen habe“, das fand ich gut.


    Die Sprache im Buch fand ich gestelzt, die Zeilen sind gespickt mit Fremdwörtern. Etliche Sätze musste ich immer wieder lesen, um sie zu verstehen.
    Die Autorin führt auf, dass in der Krise Maßnahmen getroffen wurden, die sich später, als falsch herausgestellt haben, weil man das Virus und die Krankheit besser erforscht hatte. Schon jetzt ein Buch über das Geschehen zu schreiben ohne am Ende der Pandemie zu sein, finde ich jedoch genauso schlecht.
    Letztendlich ist jeder aufgerufen, eigenverantwortlich zu Handeln und zu wählen zwischen Aufbruch und Endzeitstimmung. Das werde ich in gewissem Abstand für mich entscheiden, dazu hätte ich dieses Buch nicht gebraucht. Von mir 2 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Ist die Pandemie denn schon vorbei?

    Inhalt & Handlung:


    Christine Eichel setzt sich in diesem Sachbuch mit verschiedenen Punkten des Thema Corona auseinander: den unterschiedlichen Methoden der Menschen, sich mit dem Lockdown zu arrangieren, dessen Auswirkungen auf das Leben der Menschen und der damit verbundenen Sichtweise auf das Leben, und bis zu einem gewissen Grad der Auswirkungen des Lockdowns.




    Schreibstil:


    Der Stil ist leicht und flüssig zu lesen, phasenweise sehr amüsant, phasenweise regt es auch zum Nachdenken an.




    Cover:


    Das Cover ist recht schlicht gehalten, trotzdem fällt es in der Riege der Sachbücher durch seine ungewöhnliche Farbgebung auf.




    Autorin:


    Christine Eichel hat in Hamburg Literatur- und Musikwissenschaft bzw. Philosophie studiert. Sie arbeitete als Fernsehregisseurin, Moderatorin, aber auch als Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg bzw. Gastprofessorin an der Universität der Künste Berlin.


    Sie arbeitet derzeit als Publizistin und Autorin in Berlin.




    Meinung/Persönliche Kritikpunkte:


    Ich fand die Ausführungen darüber, wie Menschen sich während des Coronabedingten Lockdowns verhielten doch recht amüsant zu lesen, teilweise fühlte ich mich selbst ein wenig ertappt, Obwohl ich für meinen Teil, kann allerdings nicht behaupten, dass mir in dieser Phase langweilig wurde, da ich mit Arbeit als Schlüsselkraft, Homeschooling, und Haushalt nicht unbedingt allzu langweilig wurde. Trotzdem waren einige Aspekte in Bezug auf die Verhaltensweisen mancher Menschen enthalten, die erschreckend sind und die sehr zum Nachdenken anregen.


    Dieses für ein Sachbuch doch recht schmale Büchlein erschien kurz nach dem ersten(?) Lockdown der Corona-Pandemie. Zu diesem Zeitpunkt bereits erste Mutmaßungen über die Auswirkungen anstellen zu wollen bzw. überhaupt zu können, fand ich ein wenig befremdlich, wenn nicht sogar ein wenig anmaßend. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch keine Rede von einem Ende der Pandemie, geschweige denn von einer zweiten Welle. Warum man ein Buch dermaßen früh auf den Markt bringt, zu einem Zeitpunkt, der noch keine wirklichen Schlüsse zulässt, entzieht sich meinem Verständnis.




    Fazit:


    Ein Buch, das man in späteren Jahren sicherlich gerne mal zur Hand nimmt, um die Zeit des Lockdowns Revue passieren zu lassen, mehr aber auch nicht!

  • Warum man ein Buch dermaßen früh auf den Markt bringt, zu einem Zeitpunkt, der noch keine wirklichen Schlüsse zulässt, entzieht sich meinem Verständnis.

    Weil es Kohle bringt, schätzungsweise. Vieles von dem, was jetzt schnell auf den Markt geschmissen wurde, finde ich recht fragwürdig zu dem frühen Zeitpunkt.