Ein gutes Buch.Ein negativer Erziehungsroman (auch negativer Entwicklungsroman),eine Verfallsgeschichte.
Der Plot:Die Beziehung eines Vaters zu seinem Adoptivsohn.Beziehung und Sohn werden immer problematischer,mäandernd treibt die Geschichte
vorwärts in die Katastrophe(n) -mit Anlass zur Hoffnung am Ende.
Die behandelten Themen:
1)Ein Mensch (der Vater) vor zu schwieriger (unlösbarer?) Aufgabe.
2)Ein zögernder einsamer Protagonist auf der Suche nach einem Kriterium des "richtigen" Handelns.
3)Soziale Beziehungen.Wie gelingen sie? Woran scheitern sie?
4)Kriegstrauma,Migration.
So überschreitet der Roman die Darstellung einer Fall-Geschichte,behandelt universale,allgemeingültige Themen.
Die beiden Hauptfiguren werden als vielschichtige Charaktere deutlich,weitere Personen werden zu Recht als flache Charaktere dargestellt.
Ohne zu moralisieren und in angemessener Sprache (Übereinstimmung von Inhalt und Ästhetik) wird aus der Perspektive des Alter Ego des Autors
eine bewegende,spannende Geschichte erzählt. Die Figur des Vaters Heiner macht den Leser neugierig,er ist nah am Geschehen dran,man
erschrickt beim Lesen und stellt sich Fragen -und doch sind Humor und Selbstironie spürbar.
Beklemmende,atmosphärisch dichte Schilderungen machen das Geschehen erlebbar. Die Eindringlichkeit der Erzählung bewirkt,dass man den Plot
"nochmals selbst erlebt" ;geschickt versagt der Autor dem Leser das Gefühl eines "Nachempfindens,weil man es (scheinbar) selber schon kennt".
Mögliche Ursachen der Misere werden deutlich,aber nicht plakativ benannt. Simple Eindeutigkeiten werden vermieden,Mehrdeutigkeiten
durchgespielt.
Ein spannender Roman.Trotz des oft traurigen Inhalts ein Buch voll Hoffnung und Wärme. Ich habe es sehr gerne gelesen.