Was verbindet ihr mit Marcel Reich-Ranicki?

  • Anfang des Monats wäre der Mann mit der speziellen Art zu sprechen 100 Jahre geworden. An Marcel Reich-Ranicki haben sich schon immer die Geister geschieden. Doch egal wie man zu ihm steht, seine Verdienste um die Literatur muss man anerkennen.


    Was verbindet ihr mit Reich-Ranicki?

    Mich hat der Mann immer fasziniert. Auch wenn ich seine Meinung nicht immer teilen konnte, so waren all seine Veröffentlichungen spannend. Nicht verstehen kann ich bis heute, dass er sich an Walzer und Grass derartig abgearbeitet hat.

  • Nicht verstehen kann ich bis heute, dass er sich an Walzer und Grass derartig abgearbeitet hat.

    Ich schon. 'Herr Grass hat hier ein absolut überflüssiges Stück deutscher Literatur geschaffen.' Wunderbar.

  • Er hat polarisiert...


    Ich mochte ihn...irgendwie...und auch wieder nicht...


    Und dieser Satz, den er gesagt haben soll, "Wer zur deutschen Literatur der Gegenwart gehört, das entscheide ich!" hat nicht gerade dazu beigetragen, ihn zu mögen, und hat mich gleichzeitig auch mit einem belächelnden Blick auf ihn amüsiert... Ein alter Weise Mann, ja, aber nicht das non plus ultra, für das er sich hielt.


    Dass er jedoch den Preis damals abgelehnt hat, war in meinen Augen nur verständlich, das passte zu ihm, auch die Begründung. Da blieb er bei sich.


    Seine Ansichten zu manch' anderen Autoren waren teils übergriffige Urteile, die er nicht zu fällen hatte. Das ging über eine Meinung hinaus. Und war auch keine angemessene Literaturkritik. Meiner Meinung nach. Einfach nur radikal mit dem Sauger über das Buch und nichts blieb übrig. NEIN, so schlecht ist kein Buch!

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Irgendwie ein Literaturkritiker an den man sich erinnert.

    Ad hoc wüsste ich keine andere prominente Literaturkritiker.

    Im Klüngelpütz-Theater (Köln) erinnert man sich regelnmäßig an ihn.

    Zitat von Dagmar Schönleber: "Und nun kommt das, was am Ende immer kommt und der Grund, warum wir alle hier sind."

    Und dann kommt quasi als Outro zur Lesebühne das Lied "Wir wollen rocken!" und an einer Stelle heißt es: "(...)und auch Marcel Reich-Ranicki wird (posthum) ein Rocker sein(...)"

  • Ich war ein Riesenfan von Marcel Reich-Ranicki, dem Literaturkritiker. Sein Credo "Ein Buch darf mich nicht langweilen" ist ebenso schlicht wie wahr.


    Er hatte einen sehr guten Riecher für qualitativ gute Literatur. Ein Beispiel ist "Mein Herz so weiß" von Javier Marias. Er hat es im Literarischen Quartett enthusiastisch gelobt, und es wurde ein Riesenerfolg. Der kleine Verlag, bei dem es in Deutschland erschienen war, war danach kein kleiner Verlag mehr. Erst durch den Erfolg in Deutschland, wurde es auch zum Hit in Spanien selbst und ganz Europa.

    Das zweite markante Beispiel war, wie er den ungarischen Schriftsteller Sandor Marai dem Vergessen entrissen hat durch die Besprechung des fantastischen Romans "Die Glut".

    Ich mochte die Art, WIE er über Bücher sprach, egal welches Genre es war, oder welchen literarischen Anspruch es haben mochte. Seine Sprache war immer so, dass man ihm folgen konnte, im Guten wie im Bösen sozusagen. Er fand, das sei eine selbstverständliche Höflichkeit dem Publikum gegenüber.

    Was Grass und Walser betrifft, hat er bestimmt oft daneben gelegen und sie wissentlich runtergemacht. Was vielleicht mit ihren Anfangsjahre in der Gruppe 47 zusammenhing. Und natürlich liebte er die Show und die Auseinandersetzung ganz generell. Das TV-Format hatte ihm da gerade noch gefehlt, wo er auch sein Talent als Entertainer ausspielen konnte.

    Woran man niemals zweifeln muss ist, dass er die Literatur liebte und es ihn unsagbar freute, wenn er Leute zum Lesen animieren konnte.


    Als Mensch war er bestimmt nicht angenehm und nicht umgänglich. Aber aus meiner Sicht hat das mit seiner Arbeit nichts zu tun.

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Da wir ein Bücherforum sind liegt es nahe, ihn als Literaturkritiker zu sehen. Und der Mensch? Vielleicht würden wir nachdenklicher, wenn wir ihn als Teil einer umfassenderen Gesichte sehen würden? In seiner Autobiographie kommt da einiges durch...

  • Vielleicht würden wir nachdenklicher, wenn wir ihn als Teil einer umfassenderen Gesichte sehen würden?

    Ich habe die Autobiographie gelesen und auch sonst alles, was es zu ihm gibt, zuletzt "Das Duell" von Volker Weidermann. Er fühlte sich nie wirklich zugehörig, weder im Deutschland vor oder nach dem Krieg, noch in Polen. Auch in der berühmten Gruppe 47 blieb er ein Aussenseiter. Eine Heimat in dem Sinne kannte er gar nicht. Was er, seine Frau und ihre Familien erlebt haben, geht über alles Vorstellbare hinaus. So wurde er zu der Persönlichkeit, die er war. Polarisiert hat er halt schon, aber das ist in meinen Augen nichts Schlimmes.

    signed/eigenmelody

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    -Anonymous

  • Er ist mir bekannt als großer Literaturkritiker. Der mir nicht immer sympathisch war, aber er scheint sich in der Literatur auszukennen, auf jeden Fall, war er überzeugt davon, dass er es kann. :) Ich fand seine Beiträge nicht uninteressant, und seine Person interessierte mich auch. Sodass ich sogar eine Biografie über ihn gelesen habe. Es ist ein interessanter Lebensweg, der zu dem geführt hat, wie wir ihn kennen.

    Es hat sich gelohnt seine Reden zu hören, aber eine Meinung habe ich mir anschließend selbst gebildet. :study:

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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