Jeff Strand - Der Zyklop/Cyclops Roads

  • Der Zyklop - Jeff Strand


    Festa Verlag

    416 Seiten

    Thriller

    Einzelband

    08. Mai 2020


    Inhalt:


    Nach dem Tod seiner Frau verliert Evan komplett den Halt.

    Als er auf einem seiner langen, ziellosen Spaziergänge den Überfall auf eine junge Frau beobachtet, will er eingreifen.
    Doch die Frau braucht seine Hilfe gar nicht. Im Gegenteil: Sie ist sehr, sehr gut darin, sich selbst zu verteidigen.

    Harriett umgibt ein Geheimnis. Sie hat noch nie ein Handy gesehen.

    Sie saß noch nie in einem Auto. Und sie sagt, sie reist durch das Land, um in Arizona einen Zyklopen zu töten.

    Normalerweise hängt Evan nicht mit gestörten Frauen ab, die er gerade erst kennengelernt hat. Aber wäre so ein verrückter Roadtrip nicht genau der Kick, den er jetzt braucht?


    Meinung:


    Diese Geschichte war vielleicht eine ungewöhnliche Reise.

    Mein erstes Buch von diesem Autor und ich glaube, das es nicht mein Letztes gewesen sein wird.

    Denn mal abgesehen davon, dass bei der verwendeten Ich-Perspektive keine großartige Verbindung mit dem Protagonisten zustande kam, fand ich den Schreibstil doch sehr angenehm und irgendwie auch abwechslungsreich.
    Ganz besonders der unterschwellige Humor, der leichte Zynismus, konnte mich für sich einnehmen.

    Und das obwohl dieses Buch ein Thriller sein soll.

    Aber wer sagt denn, dass Thriller nicht auch witzig sein können?


    Gut, für mein Empfinden war das kein klassischer Thriller, aber ein gewisser Spannungsaufbau ist schon vorhanden.

    Ich würde eher sagen, dass diese Zyklopenjagd ein solider Genremix aus Funtasy und Selbstfindungs- bzw. Fluchttrip ist.
    Das macht es nicht automatisch schlecht. Nur anders.

    Gut anders. Interessant anders. Und obwohl mich die Grundstory wirklich begeistert hat, hätte ich mir doch ein bisschen mehr Informationen gewünscht.

    Aber von vorn.


    Evan Portins Leben ist ein Scherbenhaufen.

    Frau tot, Job weg, er fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet.

    Außer vielleicht, jungen Frauen zu helfen, die gerade überfallen werden und seine Hilfe eigentlich nicht brauchen.

    Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, zieht ihn das Unbekannte an.

    Einfach drauf los. Ohne Ziel. Oder zumindest ohne den Glauben an dieses Ziel.

    Denn Harriett Lancaster folgt einer Prophezeiung. Und Evan folgt ihr.


    Ich bin ganz ehrlich. Auch, wenn ich kaum eine emotionale Brücke zu Evan, aus dessen Sicht das Ganze erzählt ist, aufbauen konnte, seine Skepsis und Zweifel waren von Beginn an nachvollziehbar. Ich meine, heutzutage gibt es jede Menge verrückte Menschen, die sich Dinge einbilden, halluzinieren und für den normalen Bürger unerklärliche Sachen tun.

    Für die Verrückten ergibt das auf erschreckende Weise Sinn und ich wollte sehen wohin das führt.

    Es war für mich, wie auch für Evan, nicht gerade leicht die Zügel aus der Hand zu geben und auf das Bauchgefühl einer Fremden zu vertrauen, aber es war unterhaltsam. Aufschlussreich.


    Und so führt die Suche nach dem Zyklopen quer durch Amerika.

    Durch unzählige Staaten, vorbei an Problemen und mitten hinein in gefährliche Situationen, die oftmals abstrus endeten.
    Als Leser begegnet man zwar nicht oft dem Tod, aber gewaltig ist es schon.

    Man lernt Helden kennen, versucht einen roten Faden in deren Auswahl zu sehen und scheitert.

    Aber das ist okay, denn gerade dieses „Nicht 0-8-15 - Sein“ peppt die Handlung enorm auf. Ein paar mehr Infos zu Harrietts Durchgeknalltsein - wo kommt sie her, warum weiß sie, was sie weiß und was hat es mit all dem auf sich - wären schön gewesen, aber es tut dem Leseerlebnis keinen Abbruch.


    Fazit:


    „Der Zyklop“ ist ein ungewöhnliches, leicht manisches Abenteuer.

    Eine Reise, die das Urteilsvermögen der Leser auf den Kopf stellen will.

    Es ist ein Roadtrip mit hohem Unterhaltungswert, mit ein bisschen Blut und Gewalt hier und da und viel Zynismus.
    Es macht Spaß Evan und Harriett zu begleiten und zu sehen, wohin ihre Wahnvorstellungen sie führen.

    Falls es Wahnvorstellungen sind. Vielleicht wird man am Ende ja doch überrascht? Wer weiß?


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)