Nicole Schuhmacher - Zum schwarzen Mond

  • Zum schwarzen Mond - Nicole Schuhmacher


    Sternensand Verlag

    360 Seiten

    New Adult Fantasy

    Einzelband

    22. Mai 2020


    Inhalt:


    Für Mädchen wie mich gab es im Laufe der Geschichte viele Bezeichnungen.
    Einige sind schmeichelnd, andere derb und herablassend.

    Man nennt uns Dirne, Liebesdame, Freudenmädchen, Hure ...

    Doch egal, welche Namen man uns gibt, im ältesten Gewerbe der Welt zu arbeiten, bedeutet nichts Geringeres, als seinen Körper an jeden zu verkaufen, der bereit ist, einen angemessenen Preis zu zahlen.

    Das Wiener Etablissement 'Zum schwarzen Mond', in dem ich meine Dienste anbiete, ist auf die Bedürfnisse der vampirischen Schicht der Bevölkerung spezialisiert. Das Geschäft der käuflichen Liebe boomt auch unter Blutsaugern.

    Ich war immer der Annahme, dass meine Anstellung in dieser Branche durch nichts gefährdet sein könnte.
    Doch ich werde eines Besseren belehrt, als ein Freier meinen Weg kreuzt, der komplett anders ist als alle bisherigen. Schließlich trägt auch die schicksalhafte Begegnung mit einem Vampirgrafen maßgeblich dazu bei, dass mein Leben komplett über den Haufen geworfen wird. Obwohl wir aus unterschiedlichen Welten stammen und uns nicht einmal sonderlich gut leiden können, erkenne ich schnell, dass sogar ein versnobter Aristokrat ein gutes Herz haben kann, selbst wenn dieses schon seit Jahrhunderten nicht mehr schlägt ...


    Meinung:


    Ich hatte mich so sehr auf „Zum schwarzen Mond“ gefreut.

    Zum Einen, weil ich den Humor der Autorin, sowie sie als Person, sehr zu schätzen weiß.

    Zum Anderen, weil ich neugierig war, wie sie sich als Schreiberling bei New Adult-Elementen so macht.

    Leider muss ich gestehen, dass ich ein klein wenig enttäuscht bin.

    Allerdings nicht von den oben genannten Dingen, sondern an anderer Stelle.


    In einer Welt, in der Vampire und Menschen mehr oder weniger friedlich nebeneinander leben, arbeitet Lisa als Freudenmädchen in einem Bordell für die Geschöpfe der Nacht. Sobald die Sonne untergeht, geht es dort im wahrsten Sinne des Wortes drunter und drüber. Direkt zu Beginn wird man als Leser angeheizt, mit Leidenschaft und vampirischen Bedürfnissen überflutet.
    Lisa liebt ihren Job, allerdings herrscht bei ihr striktes Beißverbot. Generell steht sie dem Vampirdasein skeptisch gegenüber.

    Ganz anders als viele ihrer Kolleginnen, schließlich verspricht es einige Vorteile.


    Der Schreibstil der Autorin ist locker, scharfzüngig und flüssig zu lesen.

    Anhand dessen fliegen die Seiten nur so dahin. Und auch die gewählte Ich-Perspektive konnte mich anfangs noch begeistern.
    Ich muss aber gestehen, dass ich mir hiervon mehr erhofft hatte. Lisa ist eine relativ unbedarfte, chaotische und sympathische Protagonistin, aber was Emotionen angeht, kam fast gar nichts bei mir an. Und ich kann nicht mal genau sagen, woran das lag.

    Ich wollte gepackt und gefangen genommen werden, eine intensive Verbindung zu ihr spüren.

    Leider konnte mich die Autorin nur mit Sarkasmus, Situationskomik und der erotischen Darstellung richtig tiefgreifend berühren.


    Letzteres hatte ich jedoch gar nicht erwartet und das bleibt deshalb positiv in Erinnerung. Frau Schuhmacher sollte mehr New Adult schreiben, denn sexuell gesehen hat sie, schreibtechnisch natürlich, einiges auf dem Kasten.

    Nichtsdestotrotz kann sich auch der Rest der Geschichte sehen lassen.

    Vor allem, weil ich mich ab der Hälfte ein wenig gefühlt habe, wie im Film „Interview mit einem Vampir“.
    Setting und Atmosphäre, sowie einige Charaktere haben hier größtenteils dazu beigetragen.


    Obwohl ich emotional nicht ganz bei der Sache war, haben es mir die Charaktere trotzdem angetan.

    Ob der verschmitzte, zurückhaltende Henry, der hochgestochen redende Graf, dessen Nachnamen ich mir irgendwie nicht merken konnte, trotz dessen er dauernd benutzt wurde, oder gar Luise, Albert oder Lynn. Sie hatten alle einen gewissen Charme.

    Wer keine Vampire mit ihren ursprünglichen Charakterzügen mag, der sollte wohl die Finger von dieser Geschichte lassen.


    Und auch wenn mich die Autorin mit einigen Situationen nicht ganz überraschen konnte, fand ich es doch durchaus spannend Lisas Werdegang und ihre Gefühlswelt zu begleiten. Es gibt Vampirjäger, alte Liebschaften, eifersüchtige Wesen und generell mit Dummheit gestrafte Menschen. Dazu gesellt sich noch eine Prise Action vermischt mit Angst.


    Fazit:


    „Zum schwarzen Mond“ hat meine Erwartungen bezüglich einiger Punkte zwar nicht ganz erfüllt, aber an anderen Stellen wiederum übertroffen, also hält sich das in Waage. Es war eine aufregende Reise, die mich in Zeiten meiner exzessiven Vampirliebe zurückversetzt hat. Mit einer großen Portion Leidenschaft, Humor und dem Charme von Aristokraten der Vergangenheit, erzählt die Autorin eine Liebesgeschichte, die auf mehrere Arten aneckt.

    Mit modernen Elementen gelang ein Mix, der mich emotional nicht berührt, aber doch wunderbar unterhalten hat.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)