Cordula Hamann - Spuren der Zeit

  • Wenn verborgene Dinge zum Vorschein kommen

    Daniela hat noch am Tod ihrer Mutter Annegret zu knabbern, da wird ihr ein Brief von einer Anwaltskanzlei zugestellt, der für einiges an Überraschung sorgt. Ein gewisser Jayden Hanson aus den USA hat ihr angeblich ein Vermögen hinterlassen. Daniela hält es erst für einen üblen Scherz, doch nachdem sie sich vergewissert hat, dass es die Anwaltskanzlei wirklich gibt, muss sie sich der Tatsache stellen, dass sie einiges aus der Vergangenheit ihrer Mutter nicht weiß. Daniela versucht, ihrer dementen 90-jährigen Großmutter Waltraut einige Informationen zu entlocken, was aufgrund der Probleme zwischen Waltraut und Annegret nicht von Erfolg gekrönt ist und auch Daniela keinen guten Draht zu ihrer Oma hat. Um ihre Neugier zu befriedigen, fliegt Daniela in die Staaten, wo es ihr nach und nach gelingt, ein altes Familiengeheimnis zu lüften, was ihre Großmutter Waltraut in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt…


    Cordula Hamann hat mit „Spuren der Zeit“ einen unterhaltsamen, historisch angehauchten Roman vorgelegt. Der flüssige, bildhafte und berührende Erzählstil stellt den Leser an Danielas Seite, die sich schon gleich zu Beginn mit einer traurigen Aufgabe befassen muss. Der Tod ihrer Mutter liegt noch nicht so weit zurück, da muss sie deren Wohnung ausräumen. Wer so etwas schon einmal machen musste, weiß, wie schwer das ist, denn so viele Erinnerungen stürmen auf einen ein. Doch hier steht ihr ihre Freundin Miriam gut zur Seite. Die Autorin hat ihre Geschichte in zwei Zeitebenen angesiedelt, die eine lässt den Leser an Danielas Leben in der Gegenwart teilhaben, während die andere in die Vergangenheit ins Jahr 1947 entführt, wo man die junge Waltraut kurz nach dem Krieg kennenlernt. Die wechselnden Perspektiven steigern die Spannung innerhalb der Geschichte und geben ein wohlgehütetes Familiengeheimnis erst nach und nach preis. Die Differenzen innerhalb Danielas Familie hat die Autorin mit guter Beobachtungsgabe geschildert, ebenso realistisch beschreibt sie die damalige Besatzungszeit in Deutschland und gibt den historischen Hintergrund gut recherchiert wieder.


    Die Charaktere sind liebevoll und realistisch gezeichnet, sie wirken lebendig sowie authentisch, so dass es dem Leser leicht fällt, sich an ihre Fersen zu heften und gespannt ihren Spuren zu folgen. Daniela ist eine freundliche und offene Frau, die durch den Tod ihrer Mutter gerade ein Tief erfährt. Das Verhältnis zu ihrer Großmutter ist gelinde gesagt unterkühlt, aber Freundin Miriam ist ihr eine große Stütze und immer für sie da. Daniela besitzt neben einem gesunden Misstrauen auch die nötige Neugier, Dingen auf den Grund zu gehen. Waltraut ist dement, hat jedoch einige seltene lichte Momente. Sie wirkt zu Beginn noch wie ein Drachen, allerdings versteht man als Leser nach und nach, warum sie so hart und kalt wirkt. Corinna ist Danielas Tante, die in Hamburg lebt und sich kaum um ihre eigene Mutter kümmert. Weitere Nebendarsteller bilden einen gelungenen Rahmen für die Geschichte.


    „Spuren der Zeit“ ist ein schöner Unterhaltungsroman, der sich über zwei Zeitebenen erstreckt und ein altes Familiengeheimnis in sich birgt. Alle, die gern in vergangene Zeiten eintauchen, sich von Familiengeschichten und verborgenen Geheimnissen faszinieren lassen, werden dieses Buch mögen. Verdiente Leseempfehlung.


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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