Mein zweiter Versuch mit diesem Buch lässt sich wesentlich besser an als mein erster vor einigen Jahren.
Ich will gar nicht groß auf der Sachebene eine Analyse des Inhalts der bisherigen Seiten betreiben, sondern kurz meine Emotionen beim Lesen beschreiben.
Kennt ihr das, dass ihr auch noch nach Jahren ab und zu feststellt, wie euch die Lektüre eurer Kindheit oder Jugend geprägt hat?
Ich habe in meiner Teeanager - Zeit sehr viel von Stephen King gelesen. Damals ging es mir vordergründig mehr um die Grusel - bzw. Schockelemente als um die Beschreibungen der amerikanischen Kleinstädte und ihrer Bewohner. Doch seitdem habe ich ein Faible für Geschichten, die in englischsprachigen abgelegenen Orten spielen und die die Beziehungen ihrer Einwohner in den Mittelpunkt stellen. Zum Beispiel mein Interesse für TC Boyle oder Lucia Berlin - ich bin mir sicher, dass dies u.a. durch die King - Lektüre geweckt wurde.
Daher hier gleichsam ein deja - vu bei John Burnside: „Einige Tage vor seinem elften Geburtstag entdeckte Brian Smith seine Leidenschaft für Puzzlespiele aller Art (...). Seine Eltern, die ihn nicht für besonders intelligent (...) hielten, gewöhnten sich bald an, ihm sämtliche Puzzles zu kaufen (...), da dieses ihnen erlaubte, (...) sich etwa einen Drink zu genehmigen oder Bridge mit den Johnstons zu spielen, dem (...)Paar, das zwei Häuser weiter in einem der stilleren Viertel von Innertown wohnte.“
Spätestens an dieser Stelle hatte mich der Autor gepackt. Allein schon das Wort „Innertown“ - da spult sich vor meinem inneren Auge ein ganzer Film ab!
Momentan begleite ich Leonard auf seinem Rundgang durch die verfallene Chemiefabrik und kann seine Faszination für diesen Platz durchaus nachvollziehen - abandoned places - unter diesem Hashtag findet man bei Instagram oder Pinterest faszinierende Fotos.
Dann aber auch die Kehrseite ,oder besser Realität, eines solchen Ortes: Zufällig kam gestern der Film „Wackersdorf“ im Fernsehen, in den auch Original - Ausschnitte aus den Nachrichten zu Tschernobyl montiert waren. Eine gewisse Parallele zu „Glister“ mit „Tschernobyl“ von Swetlana Alexijewtisch ging mir dabei auch durch den Kopf...