David Rawlings - Der Gepäckträger / The Baggage Handler

  • Das Cover finde ich voll und ganz gelungen. Hier dachte ich zuerst, dass es etwas unnahbar wirkt. Bei genauerer Betrachtung wurde mir jedoch bewusst, dass genau das seinen Sinn und Zweck erfüllt hat, denn zuerst macht es neugierig und dann stellt man fest, dass der tiefere Sinn enorm ist.

    Genauso erging es mir mit dem Schreibstil. Er ist ungewohnt, aber dennoch nimmt er einen von Anfang bis Ende in Beschlag. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

    Die Themen werden so gekonnt vermittelt und regen zum Nachdenken an, dass so die Tiefgründigkeit voll zur Geltung kommt.

    Die Denkansätze sind aufgrund der unterschiedlichen Themen vielschichtig.

    Die Charaktere werden vortrefflich ins richtige Licht gestellt, so dass ich die Wesenszüge, die Gedankengänge und die Verhaltensweisen komplett nachvollziehen konnte.

    Diese Parabel schafft eine wundervolle Atmosphäre, in die man gerne eintauchen möchte. Obwohl sicherlich andere Genres eher für Spannung "zuständig" sind, findet man hier dennoch eine gewisse Dramatik, die in einem wunderbaren und neugierig machenden Bogen entsteht.

    Der Tiefsinn sucht seinesgleichen. Obwohl dieses Buch lediglich 171 Seiten umfasst, beschäftigt man sich lange Zeit damit, weil die Themen und die Umsetzung lang andauernd nachwirken und zu Erkenntnissen kommen lässt, die wertvoll sind.



    Mein Fazit: viel erwartet und voll erfüllt

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „David Rawlings - Der Gepäckträger“ zu „David Rawlings - Der Gepäckträger / The Baggage Handler“ geändert.
  • Darum gehts:

    Drei Menschen nehmen denselben Flug – und den falschen Koffer vom Gepäckband!
    Der dreifachen Mutter Gillian Short graut es vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky.
    Dem ehrgeizigen Geschäftsmann David Byrne droht der Verlust seines Jobs – und seiner Frau.
    Der talentierte Michael Downer erhofft sich ein Sportstipendium, obwohl er eigentlich von einem Leben als Künstler träumt.
    Drei verwechselte Koffer, die vollgepackter sind, als ihre Besitzer glauben. Drei Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen. Und ein junger Mann vom Gepäckdienst, der schon auf sie wartet.
    - Amazon

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Die Kunst, das eigene Gepäck hinter sich zu lassen.

    "Der Gepäckträger" von David Rawlings hat mich von der ersten Seite an begeistert. Die drei Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein und doch hat jeder mit seinen eigenen Zweifeln zu kämpfen. Das Besondere ist, dass man sich auf jeden Fall mit mindestens einer dieser Person identifizieren kann.
    Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, der Schreibstil ist schön gewählt und regt zum eigenen Nachdenken an. Die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man viele Seiten liest ohne zu merken, wie die Zeit verfliegt. Außerdem wurde das Design so gewählt, dass es einem in der Buchhandlung direkt ins Auge fällt - ein echter Hingucker.
    Ich würde hier eine klare Kaufempfehlung für Leser aussprechen, die gerne nachdenken und das Leben auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten wollen. Es ist eine echte Bereicherung im "alltäglichen Trott".

  • Von rockabella281

    Das Cover:

    Schlicht, und eigentlich nichts-sagend kommt das Cover von "Der Gepäckträger" daher. Anhand dessen hätte ich niemals auf den Inhalt schließen lassen, und auch der Klappentext ließ mich erst an eine andere Handlung denken, als sie es letzlich war.


    "Der Gepäckträger" besticht durch seine philosophischen Elemente und Charaktere, die so durchdacht erstellt wurden, dass ich mir sehr sicher bin, jeder einzelne Leser entdeckt sich in einem der Charaktere wider. Die Entwicklung der drei Protagonisten kann nicht unterschiedlicher sein, jeder Werdegang ist einzigartig, aber so durchdacht, dass man eigentlich genau die Reaktion erwartet, die es am Ende geben wird.


    Schlicht und einfach geschrieben, dennoch nicht langweilig regt dieses Buch jeden zum Nachdenken an, ob nicht das ein oder andere Gepäckstück bereit ist, um aussortiert zu werden. Ich für meinen Teil werde mich noch sehr lange mit diesem Buch beschäftigen - dies ist auch vom Autor so gewollt. Am Ende des Buches bekommt der Leser einen Fragenkatalog vorgestellt, den er bearbeiten kann. David Rawlings lässt einen also auch nach Beendigung seines Werkes nicht alleine mit seinen Gedanken zurück, sondern gibt einem auch noch Werkzeuge an die Hand, sein eigenes Gepäck mal zu überdenken - und das sollte jeder einzelne von uns wirklich mal machen - und sei es nur das Handgepäck.

    Gelesen April: 9 Bücher, 2 Comicreihen, 4157 Seiten
    Gelesen Mai: 13 Bücher, 2 Zeitschriften (Stern Crime Serie), 1 Comicreihe, 5065 Seiten
    Juni aktuell: 9 Bücher, 4 Comicreihen, 1 Zeitschrift (Stern Crime )

  • "Desto weiter ich reise, desto näher komme ich an mich heran." (Andrew McCarthy)

    Ein Flug ist die vermeintlich einzige Gemeinsamkeit von drei völlig Fremden. Gillian Short ist dreifache Mutter, die auf dem Weg zu ihrer Schwester Becky ist, die ihr scheinbar in allem überlegen ist, womit Gillian schon ihr Leben lang hadert. Geschäftsmann David Byrne befindet sich momentan in einem Formtief, denn sowohl beruflich als auch privat läuft es gerade alles andere als rund, denn seine Frau hat eine Affäre mit seinem besten Freund und im Job steht er auf der Abschussliste. Michael Downer will sich an einer Hochschule für ein Studium vorstellen. Sport ist die erste Wahl seines Vaters, während er viel lieber ein Kuinststudium wählen würde. Als Gillian, Michael und David sich am Gepäckband jeder ihren Koffen schnappen, wissen sie noch nicht, dass es gar nicht ihr eigener ist, und das Schicksal nimmt seinen Lauf...


    David Rawlings hat mit „Der Gepäckträger“ einen feinsinnigen und tiefgründigen Roman vorgelegt, der den Leser direkt an die Seiten fesselt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil stellt dem Leser nicht nur die Protagonisten auf wunderbare Weise vor, sondern lässt ihn mit ihnen am Kofferband stehen und die offenkundige Verwechslungs alsbald erleben. Der Rücktausch wird zu einem Abenteuer der besonderen Art, denn sowohl die Lokalität, wo dieser stattfinden soll als auch das Gewicht der Koffer sind skurril und werden durch einen jungen Gepäckträger zum Erlebnis. Hier geht es um die einzelnen Schicksale der Reisenden, die schon innerlich mit allerlei Gepäck beladen bzw. belastet sind, was sich nach und nach offenbart. Der Gepäckträger fungiert hierbei nicht nur als Hilfe beim Umtausch des fälschlicherweise an sich genommenen Koffers, sondern er bietet den Protagonisten wie ein Therapeut die Möglichkeit, sich ihre Sorgen und Nöte von der Seele zu reden. Dabei stellt ein jeder von ihnen einmal mehr fest, wieviel sie doch eigentlich mit sich herumschleppen und dass sie sich davon befreien müssen. Als Leser stellt man sich während der Geschichte ebenfalls immer wieder die Frage: Was muss ich loslassen, was trage ich zuviel mit mir herum? Die Geschichte klingt laut dem Klappentext so simpel, doch bringt sie tiefgründige Ansätze mit, dass ein jeder von uns sich immer wieder hinterfragen sollte, ob es nicht Dinge gibt, die man endlich hinter sich lassen sollte, oder was so entscheidend für das eigene Leben ist, um es zu behalten.


    Die Charaktere sind sehr lebendig und glaubwürdig in Szene gesetzt, die Situation könnte auf jedem Flughafen der Welt jederzeit stattfinden und manch einer hat eine Kofferverwechslung bestimmt schon erlebt. Die Schicksale der einzelnen Protagonisten sind ebenso authentisch wie menschlich dargestellt, so dass man sich als Leser in den einen oder anderen wunderbar hineinversetzen und mit ihm das geschnürte Päckchen teilen kann. Gillian ist eine unsichere Frau, die Zeit ihres Lebens unter ihrer so perfekten Schwester leidet. Sie ist nicht selbstbewusst genug, sich der Herausforderung zu stellen, dass jedes Leben einfach seinen eigenen Verlauf hat und auch sie selbst durchaus liebenswerte Eigenschaften besitzt, die ihrer Schwester vielleicht fehlen. Man möchte halt immer das, was andere haben. Michael steht ein dominanter Vater gegenüber, gegen den er sich behaupten muss. Bisher ist es ihm noch nicht gelungen, sondern er leidet unter den abfälligen Bemerkungen mehr, als ihm lieb ist. David steht beruflich unter Druck und hat auch mit der Untreue seiner Frau zu kämpfen. Am besten sollte er erst einmal seinen Freund ausrangieren, der ihm so in den Rücken fällt. Der Gepäckträger ist ein Seelendoktor der besonderen Art, der mit Einfühlungsvermögen und Weitsicht die Dinge ans Licht bringt.


    „Der Gepäckträger“ ist ein wunderbarer Debütroman, der nicht nur eine schöne Geschichte mit Tiefgang enthält, sondern auch die Gedanken des Lesers auf Trapp bringt für eigene Entscheidungen. Absolute Leseempfehlung!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Drei unterschiedliche Passagiere, drei unterschiedliche Lebensgeschichten. Gillian, Mutter von drei Kindern, fliegt zur Hochzeit ihrer Nichte. Schon vor dem Zusammentreffen mit ihrer Schwester Becky möchte sie am liebsten wieder umkehren. Ihre perfekte Schwester, das ewig leuchtende Beispiel für gesellschaftlichen Erfolg und Zielstrebigkeit.

    Michael, der nicht nur im Herzen ein Künstler ist, sondern auf diesem Gebiet auch besonderes Talent besitzt. Doch sein Vater hat ganz andere Pläne für seinen weiteren Lebensweg. Und zuletzt noch David, der um seinen Arbeitsplatz und seine Familie bangt. Diese drei Menschen tun nichts weiter, als am Flughafen den falschen Koffer zu nehmen. Die Auswirkungen auf ihr Leben könnten kaum folgenreicher sein.


    Ein sehr nettes Büchlein, dass sehr charmant mit einer wirklich wichtigen Botschaft um die Ecke kommt und auch ein wenig zum Nachdenken anregt. Jeder Mensch spielt eine Rolle und gewährt anderen Menschen nur so viel Einblick, um ein bestimmtes Bild aufrecht zu erhalten. Und damit packen wir auch schon unser eigenes Gepäck. Wie wir jedoch mit unserem Gepäck umgehen ist die Entscheidende Frage.

    Ist das Gras auf der anderen Seite wirklich immer grüner? Die Menschen, die wir beneiden - sehen wir auch, was diese "Errungenschaften" sie gekostet haben? Der eine musste für den beruflichen Erfolg vielleicht ein intaktes soziales Umfeld opfern. Für das große Haus mussten viele Schulden gemacht werden. Die Designerkleidung sprengt vielleicht den finanziellen Rahmen des Trägers.


    Es ist nichts Schlechtes an Ehrgeiz. Aber wenn er das eigene Leben zerstört, ist er nicht mehr gesund. Wenn man vor lauter Kritik an sich selbst nicht mehr erkennt, was es Schönes und Liebenswertes im eigenen Leben gibt - bleibt nicht mehr übrig. Immer nur die Erwartungen Anderer erfüllen zu wollen und dabei seine eigenen Wünsche zu vernachlässigen - was bleibt dann am Ende noch für einen selbst übrig?


    Mir hat das Buch mit diesem Hintergrund und diesen Aussagen insgesamt gut gefallen. Manchmal ist der Autor für meinen Geschmack ein wenig sehr ins kitschige abgedriftet, z.B. bei den "Lichtranken" in Gillians Geschichte. Die Aussage hinter dem Buch finde ich aber sehr wichtig und richtig. Wir sollten das alle ein wenig mehr im Blick behalten - denn die Wahrscheinlichkeit, dass uns auch ein Gepäckträger begegnet, ist doch recht gering.