Rebecca Maly - Tage des Schicksals

  • Liebe und Leid in Zeiten der Cholera

    1885 Hamburg. Im ärmlichsten Teil der Stadt, dem Gängeviertel, lebt Svantje Claasen mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Piet. Schon früh hegt sie den Wunsch, einmal Krankenschwester zu werden und arbeitet fleißig dafür, dass dies nicht nur ein Traum bleibt. Als sie nach ihrer Ausbildung dem wohlhabenden Tuchhändler Friedrich Falkenberg begegnet, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Doch sie stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, eine Verbindung zwischen ihnen beiden wird von Friedrichs Eltern nicht toleriert. Dann bricht in Hamburg die Cholera aus, die Svantje vor eine große Herausforderung stellt…


    Rebecca Maly hat mit „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ den ersten Band ihrer historischen Krankenschwester-Trilogie vorgelegt, die sich mit der Zeitspanne von 1885 bis 1892 im damaligen Hamburg befasst. Der flüssige und bildgewaltige Schreibstil lädt den Leser ein, in das vergangene 19. Jahrhundert einzutauchen und sich den damaligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten gegenüber zu sehen. Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert, der erste befasst sich mit der Vorstellung der diversen Charaktere, während sich im zweiten alles um den Choleraausbruch dreht. Die Autorin bedient sich für ihre Geschichte wechselnder Perspektiven, so erlebt der Leser die unterschiedlichen Sichtweisen von Svantje, Friedrich, Raik, Hilde und Richard, die allesamt einen guten Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Der historische Hintergrund wurde von Maly sehr gut recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben. So erfährt der Leser nicht nur von der Machtergreifung der Sozialisten, den Standesunterschieden sowie den sich langsam bildenden Arbeiteraufständen, sondern auch vom Ausbruch der Choleraepidemie, die zu Beginn ignoriert wurde und dann doch immer mehr Todesopfer fordert. Sehr bildhaft beschreibt die Autorin, wie die Sterbenden dahinsiechen, die Toten auf Karren abtransportiert werden. Aber auch das Gängeviertel, der Hafen und die Werft werden in sehr detaillierten Bildern entworfen, so dass der Leser während der Lektüre alles hautnah vor sich sehen kann. Der Spannungslevel ist von Beginn an vorhanden und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer weiter in die Höhe, wobei die Autorin mit einigen überraschende Wendungen aufwartet, die den Leser an den Seiten kleben lassen.


    Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und detailliert entworfen und mit Leben gefüllt. Ausgestattet mit menschlichen Eigenschaften überzeugen sie durch Authentizität und Glaubwürdigkeit. Der Leser fügt sich schnell in ihr jeweiliges Umfeld ein und darf mit ihnen hoffen, bangen und fühlen. Svantje ist eine fleißige, disziplinierte und starke Frau, die ihr Ziel nie aus dem Auge verliert. Sie ist hilfsbereit und strahlt Optimismus aus, der ihr so manchen Weg ebnet. Friedrich ist frei von jeglichem Standesdünkel und kämpft verbissen für seine Liebe zu Svantje. Raik ist ein aller Jugendfreund Svantjes, der sich gegen die Missstände in der Werft auflehnt und schon bald mitten im Arbeiterkampf steckt. Richard ist der Sohn des Werftbesitzers Harkenfeld, der erbitterten Widerstand gegenüber seinem Vater leistet und gleichzeitig ein Geheimnis hütet. Seine Schwester Hilde wirkt zwar etwas verwöhnt, jedoch träumt sie wie so viele von der einzigen wahren Liebe und möchte keine von den Eltern beschlossene Vernunftehe eingehen, um an den Meistbietenden verschachert zu werden.


    „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ ist ein sehr gelungener Trilogie-Auftakt, der mit sehr guter historischer Hintergrundrecherche und einer spannenden Geschichte im alten Hamburg auf ganzer Linie überzeugt. Die Handlung um Liebe, Familie, Geheimnisse und gesellschaftliche sowie politische Verschiebungen verspricht abwechslungsreiche Lesestunden. Verdiente Leseempfehlung und gespanntes Warten auf Band 2.


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Rebecca Maly - Die Krankenschwester von St. Pauli“ zu „Rebecca Maly - Tage des Schicksals“ geändert.