Ellen C. Flynn - Der Tuchfuchs (ab 29.06.2020) (mit Autor)

  • Das klingt auf jeden Fall spannend! Sag gerne bescheid wenn es fertig ist.

    Wenn ich mal etwas Brauchbares auf Papier habe, gebe ich Bescheid. :) Vielleicht magst du ja dann ja ein Exemplar vorab lesen, bevor ich's raus in die Welt schieße. Hast du einen Kontakt außerhalb des Büchertreffs, unter dem ich dich speichern kann? Facebook zum Beispiel? Das Büchertreff ist von der Bedienung her wohl keine Plattform, mit der ich mich langfristig anfreunden werde.


    Danke auch für die Anmerkung zur Leseprobe. Da hast du Recht. Ohne "da" ist's besser. Das nehme ich raus. Den Feinschliff hebe ich immer bis zum Schluss auf. Momentan ist noch alles im Fluss und meine Ideen reiten mit mir im wilden Galopp durch die Steppe der unendlichen Möglichkeiten. :roll:

  • S. 342 bis S. 436

    Gillian schein sich langsam in Aidan zu verlieben, was mich nicht wundert und er scheint auch gern seine Zeit mit ihr zu verbringen. Er läd sie immerhin zum Theater ein, aber wahrscheinlich nur weil Margaret nicht will/kann (oder was auch immer). Dass er den Jungen, der bei ihm einbricht bei Ihr unterbringt finde ich schon recht seltsam. Wie kann er innerhalb von so kurzer Zeit so viel Vertrauen in ihn haben? Aber ich vermute, dass der Junge noch eine wichtige Rolle spielen wird. Und plötzlich ist Margaret wieder im Gespräch und Aidan will sie immer noch heiraten. Mit dieser Wendung habe ich überhaupt nicht gerechnet. John Weston scheint aber währenddessen kein Glück zu haben. Der Sohn weg nach America, Frau weg zu ihrer Mutter und er kann nicht herausfinden, wie Aidan seine Lieferung erfüllen kann. Ein wenig Leid tut er mir schon.

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.
    Heinrich Heine

  • Natürlich nicht geköpft, sondern gehängt ... :pale:... Ich war wohl gedanklich bei der französischen Revolution.

    Ellen C. Flynn vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung, mir war das nicht bekannt.

    Sehr gern. Ich freue mich immer, wenn ich ein paar Details erzählen kann. Zu Hause darf ich das leider nicht mehr. :-#

    Oh, ich hoffe ich darf das noch kurz ausnutzen. Es gibt nämlich noch eine Sache, dir mir nicht ganz klar ist und Du mir sicher erklären kannst.

    Als Aidan schließt nicht mit anderen Tuchhändlern zusammen, um diesen Großauftrag anzunehmen. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben zu dem Zeitpunkt alle die Lager voller Ware und die Lieferungen wären kein Problem gewesen. Nun brennt aber ein Lager samt Manufaktur ab. Klar hat man dadurch plötzlich weniger Ware, aber .... Warum findet Aidan nirgendswo andere Ware zu kaufen, wenn man davon ausgehen müsste, dass alle Tuchhändler Absatzprobleme haben müssten? Und warum kam der Tuchhandel so zum Erliegen? Wäre schön, wenn Du Licht in mein Dunkel bringen könntest. Danke

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    Heinrich Heine

  • Isa-Moonlight Also wenn ich das richtig verstanden habe, dann war der Anfang des Auftrages kein wirkliches Problem, aber es muss regelmäßig geliefert werden (oder zumindest mehr als einmal) und da wird es dann schwierig wenn die Produktion hinterherhinkt weil es eine Manufaktur weniger gibt. Und dazu kamen dann noch Spekulanten die Tuch aufgekauft haben (ich vermute mal um es später teurer weiterzuverkaufen wenn es knapp wird und die Preise steigen).

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Am Anfang gab es keine Probleme mit der Belieferung. Die Lager waren voll, die Preise im Keller. Doch durch die Großaufträge (Bellrish und Edrington) floss viel Ware ab und da für die weitere Versorgung muss man natürlich davon ausgehen, dass die Manufakturen auch weiterhin Ware produzieren. So wie Canach sagt. Nun gab es aber dieses Kontingent im Bereich der Rohware. Und hier liegt der Knackpunkt. Wo keine Rohware kommt, kann nichts produziert werden.

    Der Import von Baumwolle war damals stark umstritten, sah man ihn doch als Konkurrenz und Bedrohung für die heimische Wollmanufaktur. So war der Import von Rohbaumwolle aus Indien mengenmäßig begrenzt. In der Geschichte wurde die Einfuhrmenge nun noch weiter nach unten gedrosselt. Damit ist die Rohware knapp. Und alles, was knapp ist, lockt dann auch Spekulanten, die kaufen, lagern und abwarten, bis sie teuer verkaufen können. Auch Weston sammelte fleißig Rohware, um sie dem Markt zu entziehen. Dazu kommt dann natürlich auch noch die Tatsache, dass Aidan bereits Ware bei dem Brand verloren hat. Letzteres kostet ihn zusätzlich noch ZEIT. Denn er hat Abgabetermine einzuhalten. Er schöpft also alle verfügbaren Bestände ab. Allerdings halten viele jetzt die Ware zurück oder verlangen Preise, die einfach zu hoch sind. Denn Aidan war bei der Verhandlung seines Vertrags mit Bellrish ja einmal von einer anderen Preisgrundlage für die Rohware ausgegangen. Es bleibt ihm am Ende nichts übrig, als auf Schmuggelware zuzugreifen.

  • Bis Ende.

    Aidan verliert alles, gewinnt aber eine Familie und einen Neuanfang in Amerika.

    Ich mag Happy-Ends sehr :D

    Fazit: unterhaltsame Geschichte im historischen Hintergrund. die leider einige Fragen offen lässt. Sehr angenehmer Schreibstil und kantige Charaktere, die leider gegen Ende ein wenig abflachen. Sowohl die Geschichte wie auch der Schreibstil haben potential und ich werde sicher die Fortsetzung lesen.

    Meine Bewertung : :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:, Rezension folgt

    Ellen C. Flynn , wenn du magst, schreibe ich hier noch etwas länger und ganz ehrlich meinen Gesamteindruck, was mir gefallen hat und was nicht. Ganz klar ist das nur meine Meinung und total subjektiv, aber ich denke es interessiert dich vielleicht, wie ich Deinen Roman empfunden habe.


    Vielen Dank für diese sympatische Leserunde.

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.
    Heinrich Heine

  • Da hab ich ja nochmal Glück gehabt. ;) Freut mich, dass es dir gefallen hat.

    wenn du magst, schreibe ich hier noch etwas länger und ganz ehrlich meinen Gesamteindruck, was mir gefallen hat und was nicht. Ganz klar ist das nur meine Meinung und total subjektiv, aber ich denke es interessiert dich vielleicht, wie ich Deinen Roman empfunden habe.

    SEHR GERN! Solche Eindrücke sind ungemein wertvoll. Zwar hat jeder Leser seine ganz eigenen Vorstellungen und jedem kann man es beim Schreiben nicht recht machen. Aber bei entsprechendem Feedback bekommt man schon eine Einschätzung, was eher gut funktioniert und was nicht.

  • Ich bin aktuell im Urlaub bei meinen Schwiegereltern und habe das Buch mitgenommen, weil meine Schwiegermutter sehr gerne Historische Romane liest (hat auch einiges von Rebecca Gablé). Ich weiß nicht wie lange sie braucht. Normal liest sie sehr schnell, aber unsere Kleine hält sie gut auf Trab. :lol: Aber ich sag bescheid wenn ich eine abschließende Meinung von ihr habe.

    Sie ist noch recht am Anfang, meinte bisher aber dass sie ein wenig verwirrt war weil es unterschiedliche Perspektiven sind, die aber alle als Ich-Erzähler geschrieben sind. Ich habe ihr gesagt dass sie da gut auf die Überschriften mit den Namen achten muss. Dann klappt es vielleicht besser. (Sie ist schon Mitte 70, man möge es ihr also verzeihen wenn ihr sowas nicht gleich auffällt.)

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  • Canach

    Hey, dankeschön. :friends:Ich wünsch ihr viel Spaß beim Lesen und bin gespannt auf ihren Eindruck. Zumal Gablé ja ganz anders schreibt, als ich. Das mit den Perspektiven sei ihr großzügig verziehen. Ich hatte auch schon deutlich jüngere Leser, denen erst nach einer ganzen Weile Verwirrung aufging, dass die jeweilige Perspektive oben drüber steht. Dabei war ich eigentlich der Meinung gewesen, das könne man gar nicht überlesen. :scratch:

    Ich wünsch dir einen schönen Urlaub. Klingt so, als sei dein Töchterchen recht quirlig. Die unsere war auch ein richtiger Wildfang in dem Alter.

  • Dabei war ich eigentlich der Meinung gewesen, das könne man gar nicht überlesen. :scratch:

    Hätte ich an sich auch gedacht, aber vielleicht überliest man das manchmal auch einfach weil in vielen Büchern die Kapitelüberschriften nicht wirklich wichtig sind. Und die Überschrift von Kapitel 1 war mir am Anfang ja auch entgangenen (allerdings beim Ebook) und ich hatte die Perspektiven daher zunächst für Kapitel-Einteilungen gehalten.


    Ich wünsch dir einen schönen Urlaub. Klingt so, als sei dein Töchterchen recht quirlig. Die unsere war auch ein richtiger Wildfang in dem Alter.

    Danke! :friends: Und ja, ist sie. Ich sag schon immer, sie hat Hummeln im Hintern. :lol: Aber hier ist viel Platz zum rumrennen ohne dass viel passieren kann (von blauen Flecken oder so mal abgesehen). :D

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  • Ellen C. Flynn Meine Schwiegermutter ist nun mit dem Buch durch und sagt, dass es ihr sehr gut gefallen hat. Sie fand alles verständlich und fand auch nicht dass mehr Informationen nötig gewesen wären. Hat ihr alles so gut gepasst wie es ist.

    Sie hat allerdings auch etwas mehr Hintergrundwissen, da sie sich sehr für England in der Zeit interessiert und auch schon viel gelesen hat.

    Aber sie meinte es sei alles klar gewesen und das Buch wäre wirklich gut. :D

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  • Canach

    Hey, super! Das freut mich. :D

    Bei Band 2 versuche ich gerade, den Blickwinkel etwas mehr weg von Aidan zu kriegen und hin zu Gillian, damit es nicht so kriegslastig wird. Ich fürchte nämlich, dass nur wenige Leserinnen meine momentane Begeisterung für Clausewitz und Carl Decker teilten dürften. Und so vesuche ich den Blickwinkel mehr auf das Zwischenmenschliche zwischen Aidan und Gillian zu lenken. Auf die Wunden, die am Ende von Teil 1 ja noch nicht wirklich verheilt waren und die die beiden in Teil 2 noch ein Weilchen verfolgen. Und zwar vermehrt aus Gillians Sicht.

    Es ist komisch. Der Markt erfordert ja eine starke Frauenfigur, auf der der Fokus liegt. Das ist es, was die Leserinnen sehen wollen. Aber die damalige Welt war eben eine Männerwelt. Und die Frauen steckten irgendwie zwangsläufig in einem recht starren Korsett an Möglichkeiten, die ihnen durch die Männer vorgegeben wurden. Ich finde es deshalb unglaublich schwer, aus Sicht einer Frau zu schreiben. Sobald ein Mann in der Geschichte auftaucht, reißt er die Geschehnisse praktisch automatisch an sich und die Frau gerät in den Hintergrund und REagiert, statt zu agieren.](*,)

  • Der Markt erfordert ja eine starke Frauenfigur, auf der der Fokus liegt. Das ist es, was die Leserinnen sehen wollen.

    Viele, das stimmt wohl. Aber nicht alle. :wink: Aber möglich dass ich da eher eine Ausnahme bin. Ich kenne das auch von meinen PC-Spielen. Viele Frauen schreien da nach weiblichen Hauptcharakteren. Ich nicht. :loool: Hauptsache auch die Geschichte passt. Aber ich bin da wohl definitiv kein Maßstab. :mrgreen:

    Ich bin mal gespannt wie du das hinbekommst im zweiten Band. Aber mehr Fokus auf die Beziehung zwischen Aidan und Gillian fände ich schonmal gut. :D

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  • Ja, da bist du definitiv die Ausnahme.

    Der Mann als Held ist einfach out. Und die Gattung historischer Romane, die heute den Markt dominiert, ist die Folge einer Emanzipationsbewegung aus den 90ern, die auch in in der Film- und Spielewelt spürbar ist. Wer auf dieser Welle nicht mitreiten will, tut sich schwer. Meist geht man zunächst einen Umweg über Krimis oder Thriller (hinter Erotik (!) die verkaufsstärkste Schiene), bis man einen Namen hat. Dann kannst du mal schaun, ob sich ein Verlag findet, der aufgrund deines Bekanntheitsgrades bereit ist, auch mal die läppischen 20 % des Marktes anzusteuern, der sich überwiegend aus Männern generiert. Hat beispielsweise Follett so gemacht. Oder auch Gable. Dennoch brauchte sie viele, viele Jahre, bis sie den Durchbruch schaffte.

    Einfacher ist es, man schreibt diesen typischen Schmu, der dir in den Buchläden als Massenware begegnet. Auf dem Cover eine schöne Frau vor pastellfarbenem Grund, den Blick verklärt in die Ferne gerichtet. Dahinter gern noch ein romantisches Herrenhaus o.ä. :roll: Die historischen Hintergründe - wenn überhaupt vorhanden - sind in aller Regel miserabel bis gar nicht recherchiert und Plot und Schreibstil haben das Niveau eines Groschenheftchens. Zum Teil, weil komplexe Geschichten und eine solide Schreibe einfach sehr viel Zeit und Mühe kosten. Zum Teil aber auch, weil man seinen Leserinnen aller Emanzipation zum Trotz nicht die geistige Reife zutraut, Texte zu verstehen, die das Niveau der klassischen Wartezimmerlektüre übersteigen. Irgendwie lustig, oder?

    Für mich wirkt es jedenfalls sonderbar unrealistisch, diese emanzipierte Superfrauen-Denke heutiger Tage auf eine Männerwelt zu projizieren, in die sie schlichtweg nicht passen will. Es ist, wie du sagst. Die Geschichte muss stimmig sein. Und das kann sie nicht, wenn man die Realtitäten zugunsten der Unterhaltung verdreht.

  • Nun kommt, wie versprochen meine ausführliche Meinung.
    Ich fand es sehr schade, dass Du trotzt langer und intensiver Recherche so wenig über die Zeit und die historischen Hintergründe verrätst. Es gibt einige Dinge, die mich genauer interessiert hätten. Z.B. Die Grundzüge des Tuchhandels, wie es abgewickelt wurde, die Verkaufswege und Strategien, auch hätte ich genauer erfahren, wie es zu der Lage des Tuchhandels kam, die am Anfang des Romans schon bestanden hat. Klar braucht man das alles nicht, um die Handlung zu verstehen, hätte mir aber gefallen.
    Dass die verschiedenen Perspektiven alle in der ich-Form geschrieben sind, erschwert das Lesen (Mindestens mir). Ich verbinde das „ich“ automatisch mit einer Person und wenn die immer wechselt, verwirrt mich das und behindert den Lesefluß. Gerade bei Abschnitten mit 2 Hauptcharaktere musste ich oft die Überschrift nochmal lesen, weil ich im Lesefluß nicht mehr wusste, wer „ich“ ist.
    Ich empfand den Anfang sehr holprig, weil keine Geschichte sichtbar war, sondern nur lose Erzählstränge. Später wird es zwar etwas besser, aber manchmal sind die Sprünge zwischen den verschiedenen Abschnitten nicht gleich erkennbar. Man ist plötzlich irgendwo anders und man weißt nicht, wie viel Zeit vergangen ist und wie der Charakter dahin gekommen ist. Das wirkt einfach holprig.
    Der letzte Punkt ist, dass ich gerne gewusst hätte, warum John Aidan so sehr hasst. Irgendwie ist diese Tatsache ein sehr wichtiger Punkt, der die Handlung total beeinflusst und es wird nicht verraten wie es dazu kam. Sehr, sehr schade.
    Dein Schreibstil gefällt mir gut und ich habe Deinen Roman gern gelesen. Auf die Fortsetzung bin ich gespannt.

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    Heinrich Heine

  • Einfacher ist es, man schreibt diesen typischen Schmu, der dir in den Buchläden als Massenware begegnet. Auf dem Cover eine schöne Frau vor pastellfarbenem Grund, den Blick verklärt in die Ferne gerichtet. Dahinter gern noch ein romantisches Herrenhaus o.ä. :roll: Die historischen Hintergründe - wenn überhaupt vorhanden - sind in aller Regel miserabel bis gar nicht recherchiert und Plot und Schreibstil haben das Niveau eines Groschenheftchens. Zum Teil, weil komplexe Geschichten und eine solide Schreibe einfach sehr viel Zeit und Mühe kosten. Zum Teil aber auch, weil man seinen Leserinnen aller Emanzipation zum Trotz nicht die geistige Reife zutraut, Texte zu verstehen, die das Niveau der klassischen Wartezimmerlektüre übersteigen. Irgendwie lustig, oder?

    Für mich wirkt es jedenfalls sonderbar unrealistisch, diese emanzipierte Superfrauen-Denke heutiger Tage auf eine Männerwelt zu projizieren, in die sie schlichtweg nicht passen will. Es ist, wie du sagst. Die Geschichte muss stimmig sein. Und das kann sie nicht, wenn man die Realtitäten zugunsten der Unterhaltung verdreht.

    Das sind aber keine historischen Romane, wie ich sie definieren oder verstehen würde. Hast Du ein Beispiel für diese Romane? Bitte nicht Iny Lorentz.

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    Heinrich Heine

  • Es gibt einige Dinge, die mich genauer interessiert hätten. Z.B. Die Grundzüge des Tuchhandels, wie es abgewickelt wurde, die Verkaufswege und Strategien, auch hätte ich genauer erfahren, wie es zu der Lage des Tuchhandels kam, die am Anfang des Romans schon bestanden hat. Klar braucht man das alles nicht, um die Handlung zu verstehen, hätte mir aber gefallen.

    Sowas wäre vielleicht auch als zusätzliches Kapitel im Anhang ganz interessant. Also einfach die Informationen. In "Tauerngold" hatte die Autorin das so gemacht. Da gibt es nach der Story noch ein kurzes Kapitel "Historische Hintergünde zum Spätmittelalterlichen Bergbau". Sind nur ein paar wenige Seiten, aber ich fands recht interessant und wer sich nicht weiter dafür interessiert, der liest das Kapitel dann eben einfach nicht. Könnte man in Bezug auf den Tuchhandel ja an sich auch so machen. Das wäre dann ein Zusatz für diejenigen die Interesse daran haben.

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  • Ja, da bist du definitiv die Ausnahme.

    Der Mann als Held ist einfach out. Und die Gattung historischer Romane, die heute den Markt dominiert, ist die Folge einer Emanzipationsbewegung aus den 90ern, die auch in in der Film- und Spielewelt spürbar ist. Wer auf dieser Welle nicht mitreiten will, tut sich schwer. Meist geht man zunächst einen Umweg über Krimis oder Thriller (hinter Erotik (!) die verkaufsstärkste Schiene), bis man einen Namen hat. Dann kannst du mal schaun, ob sich ein Verlag findet, der aufgrund deines Bekanntheitsgrades bereit ist, auch mal die läppischen 20 % des Marktes anzusteuern, der sich überwiegend aus Männern generiert. Hat beispielsweise Follett so gemacht. Oder auch Gable. Dennoch brauchte sie viele, viele Jahre, bis sie den Durchbruch schaffte.

    Einfacher ist es, man schreibt diesen typischen Schmu, der dir in den Buchläden als Massenware begegnet. Auf dem Cover eine schöne Frau vor pastellfarbenem Grund, den Blick verklärt in die Ferne gerichtet. Dahinter gern noch ein romantisches Herrenhaus o.ä. :roll: Die historischen Hintergründe - wenn überhaupt vorhanden - sind in aller Regel miserabel bis gar nicht recherchiert und Plot und Schreibstil haben das Niveau eines Groschenheftchens. Zum Teil, weil komplexe Geschichten und eine solide Schreibe einfach sehr viel Zeit und Mühe kosten. Zum Teil aber auch, weil man seinen Leserinnen aller Emanzipation zum Trotz nicht die geistige Reife zutraut, Texte zu verstehen, die das Niveau der klassischen Wartezimmerlektüre übersteigen. Irgendwie lustig, oder?

    Für mich wirkt es jedenfalls sonderbar unrealistisch, diese emanzipierte Superfrauen-Denke heutiger Tage auf eine Männerwelt zu projizieren, in die sie schlichtweg nicht passen will. Es ist, wie du sagst. Die Geschichte muss stimmig sein. Und das kann sie nicht, wenn man die Realtitäten zugunsten der Unterhaltung verdreht.

    Nach der Fahrt heute bin ich nicht mehr wirklich so aufnahmefähig und so, aber ich kann nachvollziehen was du schreibst. Stimme ich dir durchaus auch zu. Es ist schon etwas seltsam auf dem Markt.

    Und bei historischen Romanen ist es wohl wirklich schwierig. Natürlich gab es auch früher durchaus starke Frauenfiguren, aber eben nicht in Masse und wenn man dann eigene Charaktere stark sein lässt, kann ich mir schon vorstellen dass dann manche schreien das sei unrealistisch. Die meisten waren ja nun einmal anders damals. Aber wie heißt es doch so schön? Wie mans macht, macht mans falsch... :wink:

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  • Nun kommt, wie versprochen meine ausführliche Meinung.
    Ich fand es sehr schade, dass Du trotzt langer und intensiver Recherche so wenig über die Zeit und die historischen Hintergründe verrätst. Es gibt einige Dinge, die mich genauer interessiert hätten. Z.B. Die Grundzüge des Tuchhandels, wie es abgewickelt wurde, die Verkaufswege und Strategien, auch hätte ich genauer erfahren, wie es zu der Lage des Tuchhandels kam, die am Anfang des Romans schon bestanden hat. Klar braucht man das alles nicht, um die Handlung zu verstehen, hätte mir aber gefallen.
    Dass die verschiedenen Perspektiven alle in der ich-Form geschrieben sind, erschwert das Lesen (Mindestens mir). Ich verbinde das „ich“ automatisch mit einer Person und wenn die immer wechselt, verwirrt mich das und behindert den Lesefluß. Gerade bei Abschnitten mit 2 Hauptcharaktere musste ich oft die Überschrift nochmal lesen, weil ich im Lesefluß nicht mehr wusste, wer „ich“ ist.
    Ich empfand den Anfang sehr holprig, weil keine Geschichte sichtbar war, sondern nur lose Erzählstränge. Später wird es zwar etwas besser, aber manchmal sind die Sprünge zwischen den verschiedenen Abschnitten nicht gleich erkennbar. Man ist plötzlich irgendwo anders und man weißt nicht, wie viel Zeit vergangen ist und wie der Charakter dahin gekommen ist. Das wirkt einfach holprig.
    Der letzte Punkt ist, dass ich gerne gewusst hätte, warum John Aidan so sehr hasst. Irgendwie ist diese Tatsache ein sehr wichtiger Punkt, der die Handlung total beeinflusst und es wird nicht verraten wie es dazu kam. Sehr, sehr schade.
    Dein Schreibstil gefällt mir gut und ich habe Deinen Roman gern gelesen. Auf die Fortsetzung bin ich gespannt.

    Moin Isa-Moonlight.

    Danke für die Erklärungen. Der Anfang der Geschichte schwächelt. Das stimmt. Mit der Erfahrung, die ich inzwischen gesammelt habe, würde ich das definitiv anders aufziehen und auch die Übergänge zwischen den Szenen geschmeidiger gestalten. Den diese Sprünge trugen sicherlich zur Verwirrung bei. Wechselnde Ich-Erzähler sind zusätzlich verwirrend, wenn man mit ihnen nicht vertraut ist. Oder wenn man zu viele Perspektiven hat. Ich versuche mich da inzwischen auf das Nötigste zu beschränken. Es gibt aber auch Leser, die mögen den Ich-Erzähler an sich schon nicht.


    Meine Recherchen flossen mehr so unterschwellig in die Geschichte ein und erleichterten es mir, mich mit einer Natürlichkeit durch die Szenen und ihre Schauplätze zu bewegen, die das Ganze dann hoffentlich stimmig wirken ließ. Ein Mehr an Informationen birgt immer auch Risiken. Denn je weiter du ausholst, umso mehr landest du in Erzählpassagen, die den Fokus von der Handlung weglenken und der Geschichte mehr schaden als dienen. Das macht Bücher dann nämlich schnell langamtig. Da müsste ich mal sehen, wie ich die Grätsche hinkriege. Denn diese schwergängigen Historienschmöker will ich ja auch nicht schreiben. :-k Spontan gefällt mir hier die Idee mit dem Anhang ganz gut. Oder eine Art erweitertes Glossar, das über reine Begriffsdefinition hinausgeht. Da könnten die Interessierten dann noch schmökern. Und jene, die sagen: "Ich lese einen Roman, kein Geschichtsbuch", können das ja überspringen.


    Warum John Aidan hasst, sollte eigentlich durchgekommen sein. Er verliert einfach nicht gern. Er meint, er hat ein Anrecht auf diesen Markt. Und Aidan eben nicht. Er verteidigt seine Ansprüche vehement gegen einen Aufsteiger, den er nicht als standesgleich akzeptiert. Dennoch ist Aidan ihm stets einen Schritt voraus und untergräbt sein Territorium. Das brüskiert ihn. Und als Aidan ihm dann auch noch seinen größten Auftrag abluchst, ist das Maß voll. Von da an geht es nur noch abwärts und mit jeder Intrige vertiefen sich die Gräben. Dass Francis mit John bricht, ist ebenfalls Aidans Schuld. Denn wäre er nicht gewesen, hätte John ja gar nicht erst diese Intrigen schmieden müssen, die diesen Bruch dann herbeiführten. Es gibt Menschen, die denken da recht verkorkst, agieren als Täter und sehen sich als Opfer. Und gern überträgt man dann auch noch eigene Gehässigkeit als Wesenszug auf den Kontrahenten. :-,