Band 8 der Henkerstochter Reihe
Klappentext
Sommer 1679. Die Pest, die bereits in Wien wütet, breitet sich in Bayern aus. Der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl wird von einem Pestkranken aufgesucht, der kurz darauf zusammenbricht. Bevor er stirbt, flüstert er Jakob Kuisl noch ein paar rätselhafte Worte ins Ohr: Kuisl muss Kaufbeuren retten, ein schwarzer Reiter spielt dort mit seiner Pfeife zum Tanz auf, der Mörder hat zwei Gesichter. Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena geht Jakob Kuisl den geheimnisvollen Andeutungen nach. Ein gefährliches Unterfangen, denn inzwischen gibt es immer mehr Tote in Kaufbeuren. Doch was steckt dahinter – die Seuche oder ein raffinierter Mörder?
Meine Meinung
Was hab ich mich gefreut, dass es mit der Reihe weitergeht! Historische Krimis lese ich ja super gerne und Oliver Pötzsch hat mit seiner Henkerstochter und der ganzen Familie Kuisl ganz besondere Charaktere geschaffen, die ich jetzt schon seit Jahren mit Spannung begleite.
Die Henkerstochter Magdalena ist mittlerweile erwachsen und hat mit dem Arzt Simon Fronwieser drei Kinder. Ihr Leben in München gestaltet sich allerdings nicht ganz so, wie sie es sich wünscht und sie freut sich sehr auf einen Besuch ihrer Heimat in Schongau. Allerdings treffen die ersten Gerüchte ein, dass die Pest in Wien wieder auf dem Vormarsch ist und recht schnell wird klar, dass die Krankheit schnell um sich greift.
Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was eine schöne Dynamik entstehen lässt und die Spannung erhöht, welches Rätsel hinter den Toten steckt, die scheinbar an der Pest gestorben sind. Während ein Teil der Familie in Kaufbeuren dieser Frage nachgeht, ist Magdalenas Sohn Peter mit einem wichtigen Auftrag unterwegs und sein Bruder Paul versucht in Schongau, als Henkersgeselle Fuß zu fassen. Wie das alles zusammenhängt ergibt sich erst nach und nach und hat mich als Leser durchweg an den Seiten kleben lassen.
Besonders interessant finde ich vor allem auch die Figuren. Der Fokus lag ja am Anfang der Reihe auf den mittlerweile gealterten Henker Jakob Kuisl, dessen harsche, stoische Art mir immer noch ans Herz gewachsen ist. Aber auch seine Tochter Magdalena, die es als Frau in dieser Zeit und noch dazu als "ehrlose" Henkerstochter nicht leicht hat, überzeugt durch ihren sturen Willen und ihren tatkräftigen Mut, den sie für ihre Familie einsetzt.
Ihr Sohn Simon ist ja ein Vorzeigesohn, der in die ärztlichen Fußstapfen seines Vaters treten und studieren möchte - demgegenüber steht Paul, das schwarze Schaf, der mit seinen ständigen Umtrieben und Raufereien, vor allem aber seiner Faszination an Schmerz und Tod, allen ein Dorn im Auge ist. Oliver Pötzsch schafft es dennoch, mein Herz für ihn zu öffnen, denn der Schatten seines Bruders ist groß und durch die ständigen Vergleiche und das fehlende Verständnis für den jungen Buben ist es schwer für Paul, seinen Weg zu finden.
Dabei hat er durchaus ein gutes Herz, denn seine kleine Schwester Sophia, die für ihren Klumpfuß desöfteren verspottet wird, steht er immer ein!
Natürlich steht die Pest im Zentrum des Geschehens, aber auch die Morde, die erst gar nicht als solche zu erkennen sind. Die medizinischen Aspekte aus dieser Zeit und die Überlegungen und Forschungen, die ja damals noch völlig neuartig waren, faszinieren mich immer wieder. Welche Ursachen hier zugrunde gelegt wurden wie Miasmen, giftige Ausdünstungen aus dem Boden, oder gar die Sternenkonstellation, und welch wenige Heilmöglichkeiten eingesetzt wurden - da mussten die Menschen schon wirklich Schlimmes durchstehen und ertragen.
Wie immer klärt der Autor auch im Nachwort auf, auf welche Quellen er sich stützt und wo er seine Fiktion hat einfließen lassen.
Ebenfalls perfekt gelungen ist der gut dosierte Aufbau - der weite Kreis der immer enger gezogen wird, erzeugen eine steigende Spannung und führten mich als Leser auf ständig neue Pfade - denn obwohl beständig neue Puzzleteile aufgedeckt werden, bleibt die Auflösung bis am Ende verborgen.
Im Nachwort weist Oliver Pötzsch übrigens wieder auf die Original-Schauplätze in Kaufbeuren und Umgebung in einem kleinen Reiseführer hin. Das finde ich besonders schön!
Mein Fazit: 5 Sterne