Original : Französisch, 2019
INHALT :
Tokio, 1938. Vier leidenschaftliche Amateurmusiker klassischer abendländischer Musik kommen regelmäßig im Kulturzentrum der Stadt zum Proben zusammen. Um Yu, einem japanischen Englischlehrer und dem ersten Violonisten herum sind es drei chinesische Studenten, die trotz allem in Japan geblieben waren : Violaspielerin Yanfen, Cellist Cheng und die zweite Violine Kang. Zur Zeit der expansionistischen Politik und des Krieges zwischen diesen beiden Ländern eine Herausforderung.
Eines Tages wird die Probe brutal unterbrochen durch das Aftreten von Soldaten. Die Geige von Yu wird zerbrochen (einschließlich des Stimmstockes, auf Französisch die « Seele ») und die Viere verhaftet.
Rei, der elfjährige Sohn Yus, hatte sich im Schrank versteckt. Er wird seinen Vater nie wiedersehen. Jedoch wird ihn Lieutenant Kurokami nicht verraten, ja, ihm die Geige des Vaters anvertrauen.
BEMERKUNGEN :
Von da ausgehend – denn bei obiger Beschreibung handelt es sich nur um die ersten Seiten - wird aus späteren Jahrzehnten die Geschichte aufgerollt, mancher Protagonist uns näher gebracht und es tun sich stets neue Aspekte auf… Jahre vergehen, und wir finden Menschen in den 2000er Jahren : sie schauen zurück, erzählen ihre Geschichten, ihre Perspektiven, lernen einander kennen. Im Buch geschieht es nach dem Prolog in vier Kapiteln, die den vier Bewegungen von Schuberts Quattuor « Rosamunde » nachempfunden sind.
So ist also die Musik, sei es durch die Streichinstrumente (auch wird Rei später Geigenbauer werden…), sei es durch die gehörten und gespielten Stücke im Buch (Bachs Partita N° 3, Gavotte ; Schuberts « Rosamunde » etc), in diesem Buch überaus präsent. Sie bringt Menschen zusammen: anfangs zB drei Chinesen und ihren japanischen Freund. Sie heilt vielleicht Seelen, so wie die Streichinstrumente « heile » Seelen brauchen… (siehe auch : https://de.wikipedia.org/wiki/…%E2%80%9C_des_Instruments ) Die Musik überwindet die Jahrhunderte, ist aktuell !
Mizubayashi schrieb dieses Buch auf Französisch. Meines Erachtens ist es offensichtlich, dass der Autor und eben auch das Buch selbst, sehr viel mit der Sprache zwischen Japanisch und Französisch, und den verschiedenen Kulturräumen spielen. Einerseits wird einiges anders ausgedrückt, wie es wohl auf Japanisch Ausdruck gefunden hätte. Es handelt sich halt nicht schlichtweg um eine Übersetzung aus dem Japanischen ! Andererseits gibt es eine « typisch » (?) japanische Verhaltenheit und eine Form, sich zurückzunehmen, die hier im Französischen einen wunderbaren, aber auffälligen Ausdruck findet. Es ist auffällig, dass neben einer Negativfigur eigentlich alle anderen Protagonisten eine gewiße Form von Leid, ja, aber auch Frieden ausstrahlen. So durchtränken sich gegenseitig eine französische, eine japanische, ja, eine alles übersteigende Welt.
Die Verschwundenen, Toten, werden zu lebendigen Geistern. In der Danksagung heißt es u.a. : « Wir sind umgeben von Phantomen, lebendigen Toten, die sich gerade mal im Bereich zwischen zwei Toden befinden. » (Ich glaube, dass dies auch eine japanische Vorstellung ist...) Dieser Aspekt erinnerte mich an "After Life", dem Film von Hirokazu Kore-Eda...
AUTOR :
Akira Mizubayashi (auf Japanisch 水林章, Mizubayashi Akira) ist ein japanischer Schriftsteller, der sowohl auf Japanisch als auch auf Französisch schreibt. Er wurde 1951 in Sakata geboren. Er studierte an der Nationaluniversität für Sprachen und Zivilisationen in Tokio und ging anschließend nach Montpellier, wo er 1973 eine Ausbildung als Französischlehrer begann. 1976 kehrte er für drei Jahre nach Japan zurück. Er verbrachte ebenfalls drei Jahre an der Ecole normale supérieure/Frankreich ab 1979. Seit 1983 unterrichtet er Französisch an diversen Lehrstätten in Japan, nun seit 2006 an der Sophiauniversität in Tokio.
Mehrere Preise und Auszeichnungen.
Broché : 256 pages
Editeur : Gallimard (29 août 2019)
Collection : Blanche
Langue : Français
ISBN-10 : 2072840481
ISBN-13 : 978-2072840487