Ella Blix – Wild. Sie hören dich denken

  • Kurzmeinung

    javaline
    OK. Verknüpfung Wissenschaft (Neurologie) und Fantasy für mich nicht richtig überzeugend gelungen.
  • Verlagstext/Klappentext
    Sie hören dich denken. Doch du kannst sie nicht verstehen. Noch nicht.
    Seit einem erschreckenden Erlebnis auf einem Waldausflug mit der Schule ist Noomi nicht mehr dieselbe. Erinnerungsfetzen, die berauschend, aber auch verstörend sind, führen sie immer wieder zurück zu diesem Tag im Wald. Seitdem ist etwas mit ihr passiert, und sie muss herausfinden, was dort geschehen ist. Warum kann sie sich nicht erinnern? Warum fühlt sie sich seitdem den Tieren so nah?


    Die Autorinnen
    Ella Blix ist das offene Pseudonym von Antje Wagner und Tania Witte. Gemeinsam erhielten sie für das Jahr 2020 eines der renommierten Werkstipendien des Deutschen Literaturfonds, der sich der "Spitzenförderung deutschsprachiger Gegenwartsliteratur" widmet.

    Antje Wagner lebt in Hildesheim. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung nahm sie 2012 in den Kanon der 20 besten deutschsprachigen Autoren unter 40 Jahre auf. Mit ihren Jugendbüchern Unland, Schattengesicht, Vakuum hat sie sich bereits einen Namen gemacht und steht für außergewöhnliche Mysteryromane. 2019 wurde ihr Roman Hyde mit dem Fantastik-Preis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet. Antje Wagner erhielt bereits mehrfach Stipendien.
    Tania Witte lebt in Berlin und Den Haag (NL). Für ihr Schreiben erhielt sie internationale Stipendien und Preise – unter anderem den Mannheimer Feuergriffel für literarisch anspruchsvolle Jugendprosa (2019). Außerdem ist Witte Teil diverser interdisziplinärer Kunstkooperationen und leidenschaftliche Spoken-Word-Performerin.


    Inhalt
    „Feel Nature“ ist die allerletzte Chance für die vier Teilnehmer. Sollten sie im Arbeitscamp für kriminelle Jugendliche scheitern, droht ihnen eine Haftstrafe. Ziel des Camps ist, dass Problemjugendliche sich in Gleichaltrigen zu erkennen lernen. Die gemeinsame Renovierung weiterer Hütten für das zukünftige ökologische Mustercamp soll den Rahmen dazu abgeben. Im ehemaligen FDGB-Ferienheim im Elbsandsteingebirge warten zwei Pädagogen auf vier Teilnehmer – und die schwer durchschaubare Tochter des Betreuers Gunnar. Lara scheint zunächst weder Pädagogin noch Teilnehmerin zu sein. Ryan ist vierzehn und findet selbst, dass ein Erziehungscamp für ihn längst zu spät ist, Flix kommt als schwer gezeichnetes Gewaltopfer, Olympe hat den Unfalltod ihrer Eltern zu verarbeiten und Noomi plante ihren Auftritt exakt, aus sehr persönlichen Gründen. Das Leben im Camp ist reduziert auf Arbeit, Essen, Schlafen und pädagogisch wertvolle Gruppendiskussionen. Je eine staubig riechende Hütte für Mädchen und für Jungs, dahinter einfach nur Wald mitsamt Mücken, Schlangen, Fledermäusen, das allein ist schockierend für die Stadtpflanzen. Die viele Natur hindert ihn am Denken, stellt Flix nüchtern fest. Es kommt dicker, als die Teilnehmer alles abliefern müssen, das mit Stecker oder Akku läuft, ihre Schätze, die ihnen Halt geben.


    Als wären Drill und Muskelkater von körperlicher Arbeit nicht genug, zeigt sich das Camp von seiner unheimlichen Seite. Ein größerer Schatten scheint den Teilnehmern förmlich in den Nacken zu atmen, Dinge verschwinden und ein Wesen mit kräftigem Schnabel oder scharfen Krallen arbeitet sich offenbar draußen an den Fensterbrettern ab. Vor einem Jahr war Noomi genau in dieser Gegend hochoben auf dem Falkenstein zu sich gekommen, ohne zu wissen, wie sie dort hinauf gelangt war. Niemand glaubte ihr die Geschichte. Um der mysteriösen Sache auf den Grund zu gehen, allein dafür mimte Noomi das Problemmädchen. Aber wie soll sie hier recherchieren, wenn sie kaum einen Schritt unbeobachtet tun kann? Als fünfte im Bunde beobachtet eine anonyme Erzählstimme die Vorgänge und scheint die Jugendlichen direkt anzusprechen – wer ist dieses Wesen?


    Während Gruppengespräche und Erziehungsmaßnahmen sich als die eigentliche Folter im Camp entpuppen, lassen die Jugendlichen zögernd ihre Leidensgenossen hinter ihre Fassaden blicken. Jeder trägt hier ein Geheimnis mit sich – auch der Wald hat sein Geheimnis. Die persönlichen Schätze der Figuren haben mich in ihrer Symbolik dabei sehr berührt. Rein äußerlich fühlt sich das Buch wertig an, ein Schatz, bei dem ich überlegte – öffnest du ihn oder hebst du ihn dir noch etwas auf? Ein auf alle Sinne zielendes Waldbuch ist so entstanden, in dem ebenso Liebe, Angst, Gewalt und Trauer im Mittelpunkt stehen.


    Fazit

    Wie unheimlich ein ganz normaler Wald wirken kann hat mich sofort in die Geschichte gezogen. Wenn Antje Wagner an einem Roman beteiligt ist, gibt es meist einen Mystery-Anteil. Das Rätseln um Spuren im Wald und Noomis Erinnerungslücke hat mich deshalb einiges Kopfzerbrechen gekostet, über das ich nicht spoilern will. Beeindruckend fand ich psychologisch-philosophische Zweiergespräche und originelle, differenziert charakterisierte Figuren. Ryan und Flix, von denen einer ein paar Jahre älter ist als die restliche Gruppe, hätte ich gern etwas genauer kennenglernt. Die Jugendlichen mit ihren traumatischen Erlebnissen und Schutzmechanismen zeichnen Antje Wagner und Tania Witte außerordentlich feinfühlig und lebensnah. Die vier ticken ganz so, wie ich es selbst in der Jugendarbeit erlebt habe. Ein anspruchsvoller Plot für Jugendliche kann dennoch leicht lesbar und schlagfertig formuliert sein, das zeigen die preisgekrönten Autorinnen hier erneut.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Arnott - Limberlost

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Hat mir enorm gut gefallen aufgrund der Rätsel in der Geschichte



    Klappentext


    „Sie hören dich denken. Doch du kannst sie nicht verstehen. Noch nicht.



    Seit einem erschreckenden Erlebnis auf einem Waldausflug mit der Schule ist Noomi nicht mehr dieselbe. Erinnerungsfetzen, die berauschend, aber auch verstörend sind, führen sie immer wieder zurück zu diesem Tag im Wald. Seitdem ist etwas mit ihr passiert, und sie muss herausfinden, was dort geschehen ist. Warum kann sie sich nicht erinnern? Warum fühlt sie sich seitdem den Tieren so nah?



    Ein geheimes Experiment.


    Vier jugendliche Straftäter.


    Menschlich handelnde Tiere im Wald.


    Die Evolution am Wendepunkt – FEEL NATURE!“



    Gestaltung


    Was für ein Cover! Wow! Ich bin total beeindruckt von den Farben. Die satten, kräftigen Grüntöne harmonieren richtig schön mit dem Goldgelb der Schrift des Titels. Hierbei gefällt mir vor allem, dass das W unten zu leuchten scheint und auch die Ranken sowie Vögel, die aus dem Titel herausranken bzw. fliegen, finde ich richtig toll. Das Covermotiv mit dem düsteren Wald, den darin zu entdeckenden Tieren und den verschiedenen Ebenen mag ich auch unheimlich gerne, weil es nicht nur zum Buchinhalt passt, sondern einfach bombastisch aussieht.



    Meine Meinung


    Hinter dem Autorenduo Ella Blix verbergen sich Tania Witte und Antje Wagner und da ich von Tania Witte bereits ein Buch gelesen und davon total begeistert war, habe ich mir „Wild – Sie hören dich denken“ genauer angesehen. Der Klappentext klang auch ungemein vielversprechend und geheimnisvoll, denn in „Wild“ geht es um Noomi, die nach einem Schulausflug nicht mehr dieselbe ist. Sie fühlt sich Tieren nah und hat Erinnerungen, die sie wieder zurück in den Wald vom Schulausflug führen…



    Die Handlung fand ich richtig spannend, denn Noomi ist absichtlich in das Arbeitscamp „Feel Nature“ gegangen, um Antworten auf ihre Fragen nach dem Schulausflug zu erhalten. In „Feel Nature“ trifft sie auf Flix, Olympe und Ryan und schnell stellen die vier Jugendlichen fest, dass in dem Camp merkwürdige Dinge vorgehen. Nicht nur, dass Gegenstände verschwinden, auch die Tiere verhalten sich merkwürdig… So ist in „Wild – Sie hören dich denken“ eine konstant hohe Spannung vorhanden, denn im Grunde verbirgt jede Seite neue Rätsel.



    Ich bin immer noch total begeistert davon wie rätselhaft, geheimnisvoll und mysteriös dieses Buch war. Ich liebe sowas einfach und bei diesem Buch bin ich voll auf meine Kosten gekommen! Ganz besonders cool fand ich die Kapitel, die aus der Ich-Perspektive von jemand unbekanntem erzählt wurden, da hierdurch das Rätseln noch mehr angefeuert wurde. Ansonsten ist „Wild“ nämlich aus der personalen Sicht der vier jugendlichen Protagonisten erzählt, sodass die Kapitel des/der Unbekannten für einige Fragezeichen und wildes Spekulieren sorgten.



    Durch die Perspektivwechsel konnte man auch super in alle vier Charaktere hineinschlüpfen und sie kennen lernen. Besonders gut gefiel mir der Schreibstil des Autorinnenduos und ganz ehrlich? Hätte ich nicht gewusst, dass hinter Ella Blix Antje Wagner und Tania Witte stecken, hätte ich gedacht, hier wäre eine einzige Autorin am Werk gewesen. Das Buch ist total dicht erzählt, liefert Einsichten in die Gedanken und Gefühle der Figuren und schafft eine unglaublich tolle Atmosphäre.



    Diese geheimnisvolle Aura der Handlung geht nämlich auch auf den Leser über und so spürt man die Mystik beim Lesen geradezu. Ich fand die Handlung so ungemein spannend, dass ich mich beim Lesen total vergessen habe und zum Beispiel gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergangen ist. Ich wollte unbedingt herausfinden, was es mit den seltsamen Geschehnissen im Camp „Feel Natural“ auf sich hat und auch was mit den Veränderungen ist, die Noomi an sich bemerkt.



    Super gelungen fand ich auch, dass ich beim Lesen absolut überrascht wurde von all den Wendungen, die die Geschichte einnahm. Dadurch dass der Klappentext auch nicht viel verrät, wusste ich nicht, was auf mich zukommen würde und das war ein wunderbares Erlebnis beim Lesen, denn ich tappte völlig im Dunkeln und konnte mich so beim Lesen richtig überraschen lassen. Aber nicht nur das! Es gab beim Lesen auch einige Gänsehaut-Momente! Einfach toll gemacht!



    Fazit


    Mich hat Ella Blix mit „Wild – Sie hören dich denken“ total begeistern können, denn der Klappentext verrät so gut wie gar nichts, sodass das Buch total überrascht mit der Richtung, die es einnimmt. Mir hat das Entdecken der Geschichte riesige Freude bereitet, denn im Grunde ist „Wild“ ein riesiges Abenteuer. Ein Abenteuer, das vor Mysterien und Rätsel nur so strotzt. Ich fand es klasse, dass ich hier Vermutungen aufstellen konnte und trotzdem immer wieder überrascht wurde.


    5 von 5 Sternen!



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