Eure Meinung zu Buchzusammenfassungen (z.B. Blinkist)

  • Hallo in die Runde,


    mich würde wirklich sehr eure Meinung zum folgenden Konzept interessieren: Blinkist



    :thumbdown:

    Für mich stellt so ein Angebot überhaupt keine Alternative zum Lesen eines kompletten Buches dar, weil mir die Tiefgründigkeit komplett abhanden geht. Jeder Leser würde in einem Buch andere Punkte als Hauptinhalte wahrnehmen, was hier von einer dritten Person entschieden werden muss. Wenn ich mich mehrere Tage mit einem Thema befasse und dabei vor Allem in den Lesepausen die Argumente und Informationen wirken lassen kann, würde mir eine kurze Abhandlung in 15 Minuten nicht das gleiche Erlebnis bieten.

    Da beim Lesen ja auch andere Fähigkeiten als die reine Informationsaufnahme geschult werden, halte ich die Reduzierung auf die reinen Fakten für zu kurz gedacht. Passt aber zum aktuellen Trend der Optimierung der Lebenszeit.

    Außerdem würde mich das "Flatrate"-Modell völlig überfordern und den tollen Moment eines Buchkaufes vernichten.


    :thumleft:

    Wenn es dazu führt, dass Menschen sich eines Buches annehmen, die vorher nicht gelesen haben, halte ich das für eine tolle Sache. Ich habe gerade ein Buch abgeschlossen, bei dem eine 15-minütige Zusammenfassung durchaus ausreichend gewesen wäre.

    Oder könnte man so ein Instrument sogar dafür nutzen ein Buch, welches man beispielsweise vor 10 Jahren gelesen hat, noch einmal Revue passieren zu lassen?



    Wie seht ihr das denn? Was sind die Beweggründe so eine App zu nutzen? Hat jemand bereits Erfahrungen gesammelt und kann uns davon berichten?


    P.S. Ich würde als Lehrer zukünftig gezielt die Zusammenfassungen bei z.B. Blinkist lesen und bewusst andere Fragen stellen um herauszufinden wer das komplette Buch tatsächlich gelesen hat.:P

  • Wenn ich zahlen muss, um den Inhalt eines Buches zu erfahren, kaufe ich mir lieber das Buch und lese selbst.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Wie oft nimmst du denn ganze Sachbücher im Unterricht durch? Ist es da überhaupt sinnvoll, die vollständige Lektüre abzuprüfen anstatt das Verständnis des Themas nach der Lektüre? Es wäre ja auch denkbar, dass ein Schüler das Buch zwar gelesen, aber nicht verstanden hat ...

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Mich persönlich reizt so ein Angebot nicht. Ich stelle mir so etwas nur praktisch vor, wenn ich nach Sachlektüre zu einem bestimmten Thema suche, beispielsweise für eine Abschlussarbeit. Dafür eignen sich aber eher wissenschaftliche Datenbanken, bei Blinkist sieht mir das ja sehr nach "Populärwissenschaft" aus. Und sinngemäß heißt es dort ja "Kauf das, wenn Du mitreden können willst" - dafür scheint es mir auch gedacht zu sein.

  • Ich finde so ein Angebot sehr gut. Ich habe mir die Seite angeschaut, und mein erster Blick fiel auf einen Top-Titel aus der Kategorie Geschichte: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Zusammenfassung davon mit ein paar "Highlights" würde ich nicht schlecht finden, um mein - rudimentäres - Wissen zu ergänzen. Daneben interessieren mich noch viele andere Themen, aber meistens lese ich gar nichts dazu, weil die Zeit fehlt.

    Der Hauptgrund, warum mir so was gefällt ist jedoch, dass meiner Meinung nach Sachbücher so schnell veralten. Ich kenne viele Beispiele, wo Wissenschaft oder Geschichtsforschung einen hoch anerkannten Autor und sein Werk förmlich hinweggefegt haben. Für mich klingt es daher reizvoll, ein Sachbuch nicht kaufen und nicht komplett lesen zu müssen. Es kann ja aber auch umgekehrt kommen: Vielleicht finde ich soviel Gefallen an der Zusammenfassung, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte.

    Mir gefällt auch die Seite ziemlich gut. Sie ist übersichtlich und gut strukturiert.

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • P.S. Ich würde als Lehrer zukünftig gezielt die Zusammenfassungen bei z.B. Blinkist lesen und bewusst andere Fragen stellen um herauszufinden wer das komplette Buch tatsächlich gelesen hat.:P

    Wie oft nimmst du denn ganze Sachbücher im Unterricht durch? Ist es da überhaupt sinnvoll, die vollständige Lektüre abzuprüfen anstatt das Verständnis des Themas nach der Lektüre? Es wäre ja auch denkbar, dass ein Schüler das Buch zwar gelesen, aber nicht verstanden hat ...

    Das war eigentlich ironisch gemeint :lol: Vielleicht ist das eher der Fall in einer Uni als in der Schule. Aber du hast Recht, dass Verstehen wichtiger ist als das Lesen.

  • Das war eigentlich ironisch gemeint :lol: Vielleicht ist das eher der Fall in einer Uni als in der Schule. Aber du hast Recht, dass Verstehen wichtiger ist als das Lesen.

    Bei Sachbüchern müsste man eher darüber reden, wie glaubwürdig ein Autor ist, was ihn fachlich qualifiziert und z. B. wie man solche Kurzfassungen zu beurteilen lernt. Auch ein vorgeblich sachlicher Text kann ja alles andere als neutral sein. Das setzt natürlich voraus, dass du als Lehrender das Buch genauer angesehen hast. Dein Winterhoff-Beispiel wäre sicher einprägsam. Wie beurteilen wir gehypte Bücher, die in Talkshows vorgestellt wurden ... Oder braucht man das Buch danach überhaupt noch.

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  • Ich würde so ein Angebot vielleicht nutzen, wenn ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich ein Buch gelesen habe oder nicht und das auch rein aufgrund des Klappentextes nicht wirklich beurteilen kann.


    Hier scheint es ja um Sachbücher zu gehen - und die sind unter Umständen recht teuer. Da tut es oft auch eine Zusammenfassung, um den ungefähren Inhalt des Buches erschliessen zu können. Dann kann man sich immernoch überlegen, ob man es kaufen möchte.


    Grüsse

    mosaique

    "Baumhaus ist, wenn man die Leiter hochzieht, Bauchschmerzen kriegt vom Kirschenessen, Vogeldreck im Haar trägt und trotzdem nie wieder runterkommen will." (Juli Zeh in Corpus Delicti)

  • Ich würde dies Angebot wahrscheinlich nicht nutzen. :-k Denn wenn mich ein Buch interessiert, lese ich es ganz einfach. Natürlich während des Studiums oder auch als Informationsquelle, wäre es vielleicht eine Alternative, aber auch da bin ich eher der Meinung, dass man das Buch besser lesen sollte. Wenn es einen interessiert und man sich ein Bild davon machen möchte, wäre doch eine Lektüre ganz ratsam. Bei 15 Minuten Zusammenfassung hat man immer noch nicht das Buch gelesen, man kann nicht alle Aspekte klar vor Augen haben, man hat nur oberflächliche Informationen zu dem Buch geholt.

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Lapuente, Sofía/Shusterman, Jarrod - RETRO - Geh nicht online

  • Die Seite ist für mich total unpassend.

    Klar, kann mir jemand sagen was in Buch xy steht. Aber es zu lesen, die Argumente zu verstehen und auf das eigene Leben/ Gesellschaft anzuwenden ist dann doch noch mal etwas anderes. Und gerade das macht doch das lesen eines Sachbuches so anstrengend, weil ich dabei denken muss.


    Und der Zugang zu Büchern über Bibliotheken ist mittlerweile doch so gut, dass ich die meisten Sachbücher mir ausleihe oder eben online besorge über die Lizenz meiner Bib. Nur was dann wirklich gut ist, was ich wirklich besitzen will, das kaufe ich mir dann.


    Und bei der Seite geht es um das Angeben können, dass man das Buch gelesen hätte, weil man die Hauptinhalte dann kennt. Das ist nicht so mein Stil.

  • Mir ist auch nicht klar, an welche Zielgruppe sich so ein kostenpflichtiger Dienst richtet. Würden Schüler ernsthaft dafür bezahlen? Wenn ich mich regelmäßig beruflich informieren müsste, würde ich einen Rezensionsdienst abonnieren, einem Sachbuchblog oder Podcast folgen.


    Als Privatperson lade ich mir online die Leseprobe runter, bei Übersetzungen gern auch vom englischen Original. Das erste Kapitel oder ein Abschnitt von bis zu einer Stunde Lesezeit gibt meistens genug her.

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  • Ich finde das auch reichlich unsinnig (und ich fand auch die Werbung blöd, in der es sinngemäß hieß, man sei ja wohl doof, wenn man Zeit damit verschwende, ganze Bücher zu lesen statt die Abkürzung à la Blinkist zu nehmen). Ich kann auch mit dem generellen Speedreading-Gedöns nichts anfangen.


    Mich würde allerdings mal interessieren, wie viel Zulauf Blinkist tatsächlich hat.

  • Danke für den Link - wir scheinen nicht die einzigen Skeptiker bezüglich der Idee zu sein.

  • Mir ist auch nicht klar, an welche Zielgruppe sich so ein kostenpflichtiger Dienst richtet. Würden Schüler ernsthaft dafür bezahlen?

    Ich oute mich mal als reger Nutzer von "sowas". Blinkist kenne ich zwar nicht, aber ich nutze seit Jahren die weltweite Nr. 1 der Buchzusammenfassungen getabstract. Als Alumni meiner Hochschule habe ich ohnehin kostenlosen Zugang zur Datenbank; außerdem kenne ich mehrere Firmen, die ihren Mitarbeitern das Abo hierfür bezahlt. Ich vermute die Zielgruppe bei getabstract sind nicht Schüler und Lehrer, sondern Berufstätige, die sich in ihrem Bereich auf dem neuesten Stand halten möchten. Wenn ich bspw zu Change Management, Digitalisierung, Risk Management, Projektmanagement oder sonst einem Schlagwort ein Buch suche, erhalte ich hunderte von Vorschlägen. Hier habe ich die Möglichkeit, eine 2-3-seitige Zusammenfassung zu erhalten (compressed knowledge, wie es dort so schön heißt). Immer im gleichen Layout mit Zusammenfassung, Key Take-aways, ob das Buch innovativ ist oder eher Basiswissen vermittelt, etc Dann suche ich mir aus der Masse 1-2 Bücher heraus, die mir dann wirklich helfen das benötigte Wissen anzueignen.

    Ich gebe zu, dass es bei Romanen evtl weniger Sinn macht, aber wenn man im Bereich Sachbuch in seinem Gebiet nicht jede Neuerscheinung lesen möchte, dann sind diese Buchzusammenfassungen sehr wertvoll.

  • Ich gebe zu, dass es bei Romanen evtl weniger Sinn macht, aber wenn man im Bereich Sachbuch in seinem Gebiet nicht jede Neuerscheinung lesen möchte, dann sind diese Buchzusammenfassungen sehr wertvoll.

    Du bringst es absolut auf den Punkt! Ich finde, blinkist geht über das Angebot von getabstract noch ein bisschen hinaus, indem es z. B. auch Sachbücher aus dem Bereich Geschichte bietet. Es geht bei dem Angebot überhaupt nicht darum, das Lesen von Büchern zu vermeiden, sondern beruht m. E. auf der Erkenntnis, dass es zu viele spannende Themen gibt als dass man zu jedem ein Sachbuch lesen könnte.* Ich habe mich auf der Seite umgesehen, nirgends konnte ich finden, dass sie das condensed knowledge auch für Belletristik anbieten. Das würde ich auch nicht wollen.

    *Natürlich wird es auch Leute geben, die so tun, als hätten sie ein Buch gelesen, aber die suchen sich notfalls die Essenz auch aus dem Netz zusammen.

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    -Anonymous

  • So wie ich die Webseite verstehe, wird die Einordnung von Fachleuten vorgenommen, so dass man danach weiter aussieben kann, was überhaupt infrage kommt.

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  • Ehrlich gesagt, verstehe ich den Sinn der Seite nicht wirklich. Eine Sachbuch-Zusammenfassung lesen / hören damit ich "mitreden kann"? Das kann ich erst, wenn ich das Buch selbst gelesen habe. Eine Zusammenfassung ist immer subjektiv und trifft vielleicht gar nicht die Dinge, die ich bei der Lektüre für wichtig erachten würde.

    mein erster Blick fiel auf einen Top-Titel aus der Kategorie Geschichte: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Zusammenfassung davon mit ein paar "Highlights" würde ich nicht schlecht finden, um mein - rudimentäres - Wissen zu ergänzen.

    In solchen Fällen greife ich gern auf Wikipedia zurück. :wink:

    aber wenn man im Bereich Sachbuch in seinem Gebiet nicht jede Neuerscheinung lesen möchte, dann sind diese Buchzusammenfassungen sehr wertvoll.

    Hmm, ja das wäre vielleicht eine Möglichkeit. Wenn ich aber die Zusammenfassung als Entscheidungsgrundlage für den Kauf eines Buches nutzen möchte, wäre es vielleicht sinnvoller Rezensionen zu lesen. Oder in der Buchhandlung einen Blick hineinzuwerfen (und dafür auch gern 15 Minuten oder mehr zu investieren).


    Wie auch immer - ich wäre auf jeden Fall nicht bereit, für so einen "Service" etwas zu bezahlen.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Es gibt generell wenig Rezensionen zu Sach- und Fachbüchern, noch seltener von Wissenschaftlern, die fachkundig sind und zugleich das aktuelle Buch-Angebot in dem Fachbereich kennen. Da der Buchmarkt schnellebig ist und User ihre Informationen zügig haben wollen, erscheinen Rezensionen oft zu langsam. Das Buchangebot ist schlicht zu groß, um generelle Recherchen an Printbüchern direkt zu machen. Du suchst z. B. für ein Projekt Skills oder Programmiersprachen, noch während du Mitarbeiter für das Projekt einstellst. Da stellt sich niemand selbst in eine Buchhandlung, schätzt aber eine kompetente Fachbuchhandlung, die bei der Auswahl behilflich ist.

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