Klappentext/Verlagstext
Ein Rudel Wölfe in einer Geisterstadt mitten in der Provence – ein ungewöhnlicher und dramatischer neuer Fall für Capitaine Roger Blanc
Anfang Januar in der Provence. Schnee fällt, und die Tage verlaufen ruhig für die Gendarmen, denn in der Kälte scheint selbst das Verbrechen erstarrt zu sein. Mitten in der Nacht werden Capitaine Blanc und Lieutenant Tonon jedoch zu einem rätselhaften Einsatz gerufen. Der Ort: Vieux Vernègues, ein mittelalterlicher Ort, der eine Idylle wie aus dem Bilderbuch sein könnte, hätte nicht ein Erdbeben ihn vor gut hundert Jahren zerstört. Jetzt ist Vieux Vernègues eine Geisterstadt, ein verlassenes Trümmerfeld im Schatten einer düsteren Burgruine. Alarmiert wurde die Gendarmerie von zwei alten Schafhirten. Zwölf Tiere ihrer Herde wurden in weniger als einer Stunde getötet – von Wölfen. Schnell spricht sich herum, dass ein Wolfsrudel durch die Gegend streift. Diese Tiere stehen unter strengstem Naturschutz, doch die Angst ist stärker – Schäfer, Jäger und sogar der Bürgermeister scheren sich nicht um die Gesetze und greifen zu den Waffen. Blanc und seine Kollegen merken zudem bald, dass noch weitere Gestalten nachts durch die Wälder streifen und seltsame Dinge tun. Jeder misstraut jedem, und alle fürchten den Wolf – eine explosive Lage, die schließlich außer Kontrolle gerät. Denn tatsächlich wird ein Toter zwischen den Ruinen gefunden …
Der Autor
Cay Rademacher wurde 1965 geboren und studierte Geschichte sowie Philosophie in Köln und Washington. Nach 14 Jahren an der Elbe brach Rademacher gen Südfrankreich auf: Seit 2013 lebt er mit seiner Familie in der Provence. Die uralte Region zwischen Mittelmeer und Alpen, Camargue und Cote d'Azur hat tausend schöne Ecken - und auch einige finstere Winkel. Ein idealer Schauplatz für neue Krimis...
Inhalt
In der Nähe von Vernégues nahe Aix-en-Provence soll es im winterlichen Januar trotz eines wehrhaften Hütehundes zum Angriff von Wölfen auf eine Schafherde gekommen sein. Von Capitaine Roger Blanc und seinem Team wird erwartet, dass sie den Fall aufnehmen, damit der Schäfer den materiellen Schaden ersetzt bekommt. Eine DNA-Analyse muss beweisen, dass der Angreifer tatsächlich ein Wolf war und nicht etwa ein jagender Hund. Kollege Marius, stets gut informiert, weiß, dass Wölfe aus den italienischen Alpen ins südliche Frankreich wandern. Dieser Fall scheint von Beginn an mysteriös, weil in Frankreich Wölfe bisher noch nicht im Rudel gejagt haben, wie das Schäfer-Paar Locez den Ermittlern berichtet.
Blanc, Tonon und Fabienne Soulard ermitteln in einem historisch interessanten Setting, denn das „alte“ Vernègues wurde 1909 beim bisher letzten Erdbeben in der Provence zerstört und verfiel zur Geisterstadt, nachdem die Bewohner ihren Ort in der Nähe neu gründeten. Vieux Vernègues liegt geschützt am Rand eines Plateaus und wird deshalb von Schäfern gern als Nachtlager genutzt. Die Ermittlungen führen Roger Blanc als Zugezogenen auf glattes Eis, da der Bürgermeister eng mit dem örtlichen Jagdverband verbandelt ist und dieses Bündnis sich ungern in die Karten gucken lassen will. Presseberichte über Wölfe will Bürgermeister Melleton deshalb unbedingt verhindern. Blanc findet im Ort einen tiefen Graben vor zwischen Wolfsgegnern/ängstlichen Bürgern auf der einen Seite und Naturschützern/Wolfsexperten als Gegenpol. Als wäre das nicht konfliktreich genug, sind im Wald von Vernègues u. a. eine Seismologin und ein Ufo-Experte unterwegs, die die Wege der Jäger wie der Ermittler stören könnten. Als es in den alten Gemäuern auch noch zu einem Mord kommt, geht Blanc mit seinem Team ungewöhnliche Ermittlungs-Wege.
Cay Rademacher verknüpft im Setting eines verlassenen provencalischen Ortes einen mit harten Bandagen ausgetragenen Konflikt um ein angebliches Wolfsrudel mit äußerst originellen Figuren und deren jeweiligen Spleens. Allein die Landkarte in der vorderen Klappe und die Aufzählung von Wolfsexperte, Försterin und Seismologin im Personenregister wecken schon die Neugier auf Rademachers 7. Roger-Blanc-Krimi. Informationen über Wölfe, die regionale Geschichte und einige technische „Gadgets“ sind geschickt eingewoben, weil auch Blanc sich damit erst auseinandersetzen muss. Wie er diverse Skills im Team nutzt, hat mir imponiert. Neben dem im Frankreich-Krimi schon unvermeidlichen Lästern über die Drangsalierung der Provinz durch Paris und die EU-Vorschriften stehen sich hier u. a. klassische Ermittlungsmethoden „zu Fuß“ und technische Finessen gegenüber.
Fazit
Die spannende Mischung aus historischem Hintergrund, originellen Figuren und abenteuerlichem Privatleben Blancs empfehle ich gern.