Nicolas Bouvier - Das Leere und das Volle: Reisetagebuch aus Japan 1964-1970/ Le Vide et le Plein: Carnets du Japon 1964-1970

  • INHALT :

    1964 reist Nicolas Bouvier zusammen mit seiner schwangeren Frau Eliane und seinem kleinen Sohn Thomas nach Japan. Seine Impressionen schreibt er in den "Grünen Heften" nieder - Tagebuchaufzeichnungen, die zum Teil auch in die "Japanische Chronik" einflossen, ein Werk, in dem Bouvier Reiseschilderung, historische Studie über die europäische Entdeckung Japans und persönliche Reflexion verband. Fragmentarische Szenen dokumentieren Bouviers Erfahrungen und Gefühle gegenüber einem Land, das ihm bis zum Ende seines Aufenthalts fremd bleiben wird. Vielleicht gehört "Das Leere und das Volle" gerade deshalb zu Bouviers persönlichsten Werken, weil es seinen täglichen Kampf mit dem japanischen Way of Life reflektiert, sein Ringen um Akzeptanz beschreibt, die Momente des Glücks, aber auch seine Frustration angesichts der freundlich-höflichen Distanz. Mit leisem Humor und unermüdlicher Geduld kreist er um die fremde Kultur, immer in dem Bemühen, durch Verständnis einen Zugang zur verschlossensten Gesellschaft Asiens zu finden. (Quelle : Klappentext)


    BEMERKUNG :

    Diese Notizbücher aus Japan sind die chronologische Fortsetzung der beiden Vorgängerbücher, « Die Erfahrung der Welt » (Reise über den Balkan, die Türkei, via Iran nach Afghanistan) und des « Skorpionfisch » (Durchquerung des indischen Subkontinents und Aufenthalt in Ceylon/Sri Lanka). Ich war nun doch ziemlich überrascht, dass zu keinem dieser zu den Klassikern der Reiseliteratur zählenden Bücher hier ein Kommentar existiert. Diese Aufzeichnungen hier umspannen insgesamt gesehen einen Zeitraum von 1964 bis 1970, sind aber erst 2004 auf Französisch erschienen und galten dann als Fundstück! Bouvier ist inzwischen verheiratet, hat ein, dann zwei Kind(er). Vielleicht ein « seßhafteres » Buch, mit also einem längeren Aufenthalt. Auch, aber weniger, Reisen innerhalb des Archipels.


    Falls der heutige Leser Tipps zur Reisegestaltung erwartet, oder Beschreibungen von Ausflugszielen, wird er hier eher falsch am Platze sein. Was Bouvier beschreibt sind verschiedenste Aspekte des japanischen Lebens und Denkens, sei es in Geschichte, Etikette, Pädagogik, Bereich des Lebens als Paar, der Religion, der japanischen Isolierung über Jahrhunderte, der Homogeneität der Gesellschaft, der Literatur usw. Aufmerksam beobachtet und beschreibt der Schweizer diese Gesellschaft. Der Leser kann überaus viel lernen und wird in Frage gestellt. Trotz aller Erfahrungen des Autors bleibt wohl ein Gefühl der Entfernung, der Entfremdung vielleicht auch zu dieser Gesellschaft. Und mich berührte dieses Eingeständnis vonseiten eines so versierten Reisenden. Die Abschnitte sind oft relativ kurz. Manche Themen tauchen mehrmals auf. Bouvier ist manchmal witzig dabei, staunt, befragt sich selber, ist auch mal frech anfragend.


    Für alle Japanliebenden wohl eine sehr gute Möglichkeit, sich mit diesem Land auseinanderzusetzen. Für pure Reiseveranstalter und Touristen wohl eher nicht gedacht. Ich finde das Buch äußerst interessant, selbst wenn Bouvier in der Beschreibung des inneren Abstandes zur japanischen Kultur manchmal eine Trockenheit oder einen Stachel zutage legt, der mich hier und da leicht durcheinanderbrachte.


    AUTOR :

    Nicolas Bouvier (geboren 6. März 1929 in Lancy; gestorben 17. Februar 1998 in Genf) war ein Schweizer Schriftsteller, Reiseautor, Fotograf und Journalist. Mit seinen Reisebeschreibungen wurde er ein Kultautor dieses Genres. Nicolas Bouvier wuchs in Genf auf, wo er Geistes- und Rechtswissenschaften studierte. 1953 brach er das Studium ab und startete gemeinsam mit seinem Freund, dem Maler Thierry Vernet, eine Reise in einem Fiat Topolino von Genf über Jugoslawien, die Türkei, den Iran und Pakistan nach Kabul.[1] Er reiste 1955 allein nach Sri Lanka weiter und musste wegen seiner Malariaerkrankung neun Monate in der Hafenstadt Galle verbringen. Daraufhin fuhr er nach Japan und kehrte 1956 wieder in die Schweiz zurück. Nach seiner Rückkehr schrieb er L'usage du monde (Die Erfahrung der Welt). Weitere längere Auslandsaufenthalte u. a. in Japan, China und Korea folgten in den sechziger Jahren.

    Erst 1981 publizierte er seine Erlebnisse und Halluzinationen auf Sri Lanka in einem Buch mit dem Titel Le poisson-scorpion (Skorpionfisch). Der im Jahr 2005 erschienene Dokumentarfilm Nicolas Bouvier, 22 Hospital Street von Christoph Kühn schildert in einer Collage diese Aufzeichnungen und verschmilzt sie mit Interviews von Zeitzeugen und alten Filmdokumenten.



    Taschenbuch: 223 Seiten

    Verlag: Lenos; Auflage: 1 (1. Februar 2010)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3857877332

    ISBN-13: 978-3857877339

  • Hier eine Verlinkung zu einer Ausgabe auf Französisch :


    Le Vide Et Le Plein: Carnets du Japon 1964-1970


    Les fameux carnets que Nicolas Bouvier tint pendant son séjour au Japon en 1964 restèrent longtemps inédits. Partie intégrante du " Livre des Merveilles " qu'il souhaitait écrire, " Le vide et le plein " impose cet art unique qu'il a de saisir, comme on dérobe des pommes à l'étalage, des fragments d'éternité. Bouvier découvre, s'émerveille, s'étonne, se laisse faire mais aussi défaire par ce pays " non pas tant mystérieux que mystifiant ". Et se livre dans ces courts chapitres plus peut-être que nulle part ailleurs.


    Taschenbuch: 256 Seiten

    Verlag: GALLIMARD (19. Mai 2009)

    Sprache: Französisch

    ISBN-10: 2070361306

    ISBN-13: 978-2070361304

  • Hier noch für alle Interessierten der "erste Band" der Reisetagebücher. Gehört wirklich zu den Klassikern des Genre!


    1963 erschien "L'Usage du monde" ("Die Erfahrung der Welt"), das Erstlingswerk des Genfer Schriftstellers und Fotografen Nicolas Bouvier. Das Buch gehört heute zu den Klassikern der modernen Reise­literatur.

    Der Text ist das Ergebnis einer fast zweijährigen Reise, die Nicolas Bouvier mit dem Maler Thierry Vernet 1953/54 unternahm. Die beiden Freunde fahren mit einem Fiat Topolino "in sehr gemächlichem Tempo" via Balkan, Türkei und Iran nach Afghanistan. Sie nehmen sich viel Zeit für die Entdeckung eines sowohl archaisch wie surreal anmutenden Kulturraums, wobei ihre Erfahrungen und Begegnungen mitunter an ein tragikomisches Welttheater erinnern.

    So wie sich dieses "langsame Reisen" an die Fremde herantastet, erkundet der Autor geduldig die Welt der Sprache, indem er den Reichtum der Dinge mit demjenigen der Worte zu verbinden versucht. Dabei entstehen atmosphärisch eindringliche Beschreibungen und farbige Porträts, durchdrungen von einem melancholischen Humor.

    Angereichert wird diese Ausgabe mit Fotografien, die während der Fahrt entstanden sind. Ihre ungewöhnliche Qualität macht das Buch von Nicolas Bouvier - eine Art schweizerischer Bruce Chatwin - zusätzlich zu einem Ereignis.

  • Und hier der "zweite Band" der Reisetagebücher. Hat fast etwas Verstörendes an sich - in meiner Erinnerung...:


    Im Anschluss an die Reise von Genf nach Afghanistan durchquert Nicolas Bouvier in seinem Fiat Topolino den indischen Subkontinent und lässt sich im März 1955 vorübergehend auf Ceylon nieder. Unverhofft wird die Etappe zum Moment des Innehaltens. Er ist einsam und geschwächt, zudem träge vom feuchtheißen Klima der Insel, doch seine Sinne für die Wahrnehmung der Umgebung sind geschärft: Die Reise wird zur geistigen Gratwanderung eines Mannes, der - hin- und hergeworfen zwischen Faszination und Schrecken - die magischen Phänomene der Schatten- und Insektenwelt Ceylons zu erfassen sucht. In der lichtdurchfluteten Sprache Bouviers verwandelt sich die tropisch-dumpfe Schwere in ein schillerndes Wunder.

    "Skorpionfisch" ist die fesselnde Auseinandersetzung eines weitgereisten, scharfsinnigen Schriftstellers mit den Grundsätzen menschlichen Daseins, eine "Meditation über unsere Wahrnehmung der Welt" (The New York Times).

    Neue, von Stefan Zweifel zusammengestellte Dokumente, Briefe und Fotos geben unerwartete Einblicke in die Entstehung dieser hochverdichteten Prosa.

  • Tja, der Mara macht man halt nichts vor! Ich schaue und schaue! Und diese Reihe stand vor vier, fünf Stunden schon da? Ich frage mich wohl, ob man diese Bücher von Bouvier, teils nur mit seiner Anteilnahme, als Reihe bezeichnen kann. In meinem Buch, dem ich den Vorrang gebe, stand das Reisetagebuch von Japan an dritter Stelle, wurde als solches vorgestellt. Sicherlich hat ein Verlag natürlich Interesse daran, möglichst viele Bücher hinzuzuziehen um den Umsatz anzutreiben?

  • Liebe Mara,

    Zum Thema "Reihen" habe ich eine Frage, die hier zu weit führen würde. Ich habe sie in deine Pinwand geschrieben. Du weiß da bestimmt Bescheid.

    Danke

    LG

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Und diese Reihe stand vor vier, fünf Stunden schon da?

    Ich finde es gut, dass Du hier auf die anderen Bände hinweist.

    Scheinen interessante Reiseberichte zu sein.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).