Marcus Schwarz - Wenn Insekten über Leichen gehen

  • Autor: Marcus Schwatz

    Titel: Wenn Insekten über Leichen gehen

    Seiten: 286

    ISBN: 978-3-426-30214-9

    Verlag: Droemer


    Autor:

    Marcus Schwarz wurde 1987 geboren und studiete zunächst Forstwissenschaften in Dresden, bevor er sich der Entomologie zuwandte. In Leipzig arbeitet er am Institut für Rechtsmedizin als forensischer Entomologe und hilft mit seinen Kenntnissen deutschlandweit der Polizei und Staatsanwaltschaft. Zusätzlich bildet er Polizisten und Studenten innerhalb seines Fachgebiets aus.


    Inhalt:

    Als Kinder beim Spielen im Wald eine Leiche finden, weist alles auf ein Mord hin. Da der genaue Todeszeitpunkt entscheidend ist, wird der forensische Entomologe Marcus Schwarz gerufen, um die Frage zu klären: Wie lange lag die Leiche schon dort? Immer öfter gelingt es dem Insektenforscher, spektakuläre Fälle aufzuklären: War es Selbstmord? Und was verraten ihm die Fliegen, die immer als Erste am Tatort sind? (Klappentext)


    Rezension:

    Immer öfter findet bei der Ermittlung das große Krabbeln zu Füßen von Polizei und Staatsanwlatschaft Beachtung, können Insekten doch dazu dienen, den Tat- und Todeszeitpunkt bei Mordfällen einzugrenzen. Und so berichtet der forensische Entomologe Marcus Schwarz von diesem, hierzulande noch seltenen Zweig der Ermittlungsarbeit in seinem neuen Buch.


    Was bei der Draufschau wie ein Part britischer oder amerikanischer Crime-Serien anmutet und dort zum Standard-Repertoire der Arbeit von Polizisten bei Mordfällen gehört, ist hierzulande ein relativ junger Zweig für die ermittelnden Beamten am Tatort. Um so interessanter, dass auch in Deutschland immer mehr auf die Hilfe von Insekten in allen Stadien gesetzt wird, wenn es darum geht, den Todeszeitpunkt zu bestimmen oder die Liegezeit einzugrenzen. In seinem hoch brisanten Sachbuch berichtet der Autor anhand von wahren Fällen von seiner Arbeit, zeigt, welch entscheidende Rolle seinen Untersuchungen zukommen kann.


    In kurzweiligen Kapiteln, klärt Marcus Schwarz zunächst, wie seine Arbeit abläuft, auf welche Eier, Larven, von welchen Insekten er achtet und was Funde derer über die entscheidenden Fragen aussagen, die sich bei der Tatortbegehung stellen. Er richtet sich dabei nicht nur an die kriminalistisch interessierten Laien, mit "Wenn Insekten über Leichen gehen" an die Beamten vor Ort. Lobbyarbeit für einen relativ unbekannten und zuweilen geschmähten Zweig der Rechtsmedizin. Was können uns bestimmte Fliegenarten oder Käfer erzählen, Wespen oder Ameisen am Fundort der Leiche? Wie wird Entomologie im Bereich Kriminalistik in Amerika im Gegensatz zu Deutschland betrieben und können Maden dazu beitragen, die Unschuld eines Verdächtigen zu beweisen?


    Kenner des Genres True Crime werden trotz Anonymisierung auf bekannte Fälle stoßen, doch nimmt der in ganz Deutschland agierende Entomologie vor allem auf das kriminalistische Geschehen im Raum Leipzig Bezug, seinem Haupteinsatzgebiet. Mitunter sehr detailreich schildert er seine Vorgehensweise, in einem spannenden und zugleich informativen Schreibstil, in relativ kurzweiligen Kapiteln. Zusammen mit Zeichnungen seiner vielbeinigen Helfer ergibt sich so ein ungewöhnlicher Blick, der Ermittler helfen soll, ihre Sinne zu schärfen und die Leser bewusst werden lässt, dass der Tod nichts Abschließendes mit sich bringt. Für die Natur ist er nur ein Festbankett, aus dem die Ermittler entscheidende Erkenntnisse ziehen können. Guten Appetit.

  • „Wenn jemand stirbt, feiert die Natur ein Festbankett.“


    Marcus Schwarz arbeitet als Entomologe und unterstützt Ermittlungsbehörden bei Todesfällen. In diesem Sachbuch geht der Autor intensiv auf Insekten ein, die bei einer Leichenbesiedelung eine Rolle spielen. Dabei erfuhr ich alles was ich schon immer über Fliegen wissen wollte oder lieber nicht wissen wollte.


    Ich bin kein Freund von Insekten, ich weiß sie sind unverzichtbar für ein stabiles Ökosystem, und trotzdem brauche ich sie nicht wirklich in meiner Nähe und trotzdem faszinieren mich Insekten oftmals.


    Marcus Schwarz gibt einen genaue Überblick über die hier beheimateten Arten, die sich an einer Leiche gütlich tun oder diese Insekten nutzen um zu überleben. Manche Beschreibungen wo und wie sich diese Tiere dann aufhalten und vermehren sind nicht immer für einen empfindlichen Magen geeignet, da es schon Ekelgrenzen berührt oder auch für manche überschreitet. Mich persönlich faszinierte es.


    Das Buch ist wirklich sehr sachlich gehalten, vor allem bei den wissenschaftlichen Beschreibungen der verschiedenen Arten und Typisierung, was ich manchmal schon ein klein wenig trocken empfand.


    Auch die vom Verlag in der Werbung versprochenen „spektakulären“ Fälle waren für mich nicht wirklich spektakulär und eigentlich nur schmückendes Beiwerk um weitere Erläuterungen zu den Insekten zu geben und um die Arbeit des Autors zu beschreiben.


    Auch wenn die Materie manchmal ein wenig trocken rüber kam ist es ein sehr interessantes Buch, das auch Krimi- und Thrillerliebhaber interessieren könnte.


    Mein Fazit:


    Alles was ich schon immer über Fliegen/Maden usw. wissen wollte oder lieber nicht wissen wollte.

  • Die Arbeit des entomologischen Forensikers abseits von CSI erzählt

    Dieses Sachbuch von Marcus Schwarz gibt Einblick in die Arbeit des entomologischen Forensikers abseits der beliebten TV-Serien wie „Bones“ oder „CSI“. Allerdings haben diese TV-Krimis den Stellenwert des Insektenforschers bzw. Die Rolle, die Fliegen & Co. in der Kriminalistik erhöht.


    Wer Krabbeltiere wie Fliegen, Asseln sowie deren Maden nicht mag, wird mit diesem Buch wenig Freude haben, denn um genau dieses „Viecherzeug“ geht es hier. Denn anhand der unterschiedlichen Lebensformen eines Insekts von der Eiablage über die diversen Larvenstadien bis hin wieder zum Tier selbst, kann die Liegezeit einer Leiche ziemlich genau bestimmt werden.

    Marcus Schwarz erzählt aus seiner langjährigen Praxis. Ohne Schnörkel und ohne Sensationslust am Grauen, sondern sachlich, wissenschaftlich, denn der Autor wahrt Respekt und Achtung vor den Verstorbenen.


    Hin und wieder, wenn er erwähnt, dass der Anruf, sich an einem Ort eines Leichenfundes einzufinden, ihn am Sonntagnachmittag oder unter der Dusche ereilt, blitzt ein wenig Humor durch. Während in den USA sogenannte „Bodyfarms“ gibt, in denen mit menschlichen Leichen und Insekten experimentiert werden darf, ist dies in Deutschland verboten. Daher musste für Schwarz‘ Masterarbeit ein Schweinekadaver für Versuche herhalten.


    "Da es in Deutschland für Wissenschaftler nicht möglich ist, menschliche Leichen in die Natur zu bringen ... bedient man sich bei heimischen Freilandexperimenten der Schweine." (S. 62)


    Einige seiner „Fälle“ haben auch natürliche Todesursachen, wenn der eine oder andere Nachbar so gar nicht vermisst wird und dessen Leiche erst nach Wochen, Monaten oder gar Jahren gefunden wird. Meist ist das vermehrte Auftreten von Fliegen oder Käfern das erste Indiz, dass eine Leiche zu finden sein könnte.


    Fazit:


    Ein interessantes Buch über die Zusammenarbeit mit der Polizei und Gerichtsmedizin zur Aufklärung von Todesfällen. Es muss ja nicht immer ein Verbrechen vorliegen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)