Marie-Hélène Lafon – Die Annonce / L’Annonce

  • Original : Französisch, 2009


    INHALT :

    Paul ist 46 jahre alt und Bauer in Fridières im Cantal. Er will nicht alleine enden. Annette ist 37 und lebt im äußersten Norden Frankreichs, in Bailleul, zusammen mit ihrem Sohn Eric. Sie hatte nie einen richtigen Beruf. Und ihre Liebe zu Didier endete in einer Sackgasse. Sie muss weg, woanders neu anfangen. Sie antwortet auf das Inserat, die Annonce, die Paul aufgegeben hat. Der Roman erzählt von ihrer Begegnung und ihrer Geschichte, eine der Liebe.


    "A Nevers, la deuxième fois, Annette et Paul avaient apporté des photos. Ils avaient eu l'idée le premier jour, en novembre. Ils ne savaient plus qui l'avait pensé et proposé d'abord. Ils avaient été du même avis ; ça aiderait pour raconter pour faire comprendre ; ils n'étaient pas seuls dans cette affaire, ils n'étaient pas neufs ; l'enfant la mère la soeur les oncles, on les imaginerait mieux, chacun de son côté, avant de les connaître en vrai.". Paul, quarante-six ans, paysan à Fridières dans le Cantal, ne veut pas finir seul. Annette, trente-sept ans, vit à Bailleul dans le Nord. Après avoir rompu avec le père de son fils, elle doit s'en aller, recommencer ailleurs... Marie-Hélène Lafon nous raconte leur rencontre, née d'une petite annonce dans un journal, lue et découpée. C'est une histoire d'amour. (Quelle: Klappentext)

    BEMERKUNGEN :

    Das Buch beginnt und endet mit den beiden Kennenlernbegegnungen von Annette und Paul in Nevers, auf der Wegesmitte zwischen beiden : Dort beschnuppern sie sich, erzählen einander ein wenig ihre Geschichten. Und beschließen, es miteinander zu versuchen. Und so zieht Annette mit ihrem Zehnjährigen Sohn Eric zu Paul ins Département Cantal in der Mitte des Landes in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Dort lebt Paul in bescheidenen, aber zureichenden Verhältnissen mit seiner knapp jüngeren Schwester Nicole und seinen beiden allein gebliebenen Onkeln auf einem Viehwirtschaftshof. Zu diesen inzwischen über 80jährigen Onkeln waren diese beiden schon als Jugendliche gezogen, da ihre recht jungen Eltern mit einer rasch wachsenden Familie nicht zurechtkamen und zufrieden waren, schon mal Zweie versorgt zu wissen.


    Die Autorin wird geschickt, in circa zehnseitigen Abschnitten vom einen, von der anderen erzählen und stellt uns so die sechs Protagonisten vor. Der Hintergrund der Ländlichkeit mit ihren Problem (« ruralité »), angefangen von alleinbleibenden Bauern bis hin zu Arbeits- und gewisser Perspektivlosigkeit für einige bildet dabei einen Hintergrund, der Lafon bekannt sein dürfte und den sie schon mehrmals zum Thema nahm : sie selber stammt aus dem Cantal !


    Das Buch umspannt die circa ersten beiden Jahre Annettes auf dem Hof. Wie wird sie aufgenommen, die teils als « Eindringling, Fremde, Störenfried, Rivalin » gesehen wird ? Sie, die bislang eher städtische, bleibt zB dem Stall eher fremd. Neu erfahren wird Licht der Natur und der Jahreszeiten und Geräuschkulisse eines alten Hauses. Wunderbare Seiten… Paul, der eher Schweigsame, hatte sich aber gegenüber seinen Verwandten durchgesetzt und steht zu Annette, und will doch auch ein Zusammenleben. Wird es gelingen ?


    Das Buch wird nicht einfach einen befriedigenden Abschluß finden, aber quasi eine offene Perspektive und das langsame Ankommen Annettes in dieser zweiten Heimat. Es besticht durch die zisilierte Sprache der Autorin, die manchmal Wortseltenheiten einstreut. Mal ist die Schreibe schnell und rhythmisch, dann auch benützt sie längere Sätze, hält kaum ein, macht nicht viele Absätze. Hinter dieser zunächst eventuell etwas gestelzt erscheinenden Sprache taucht ein besonderer Humor auf. Wunderbar und thematisch gesehen, wohl eher eine Seltenheit-, und eine wichtige hinzu ?!


    Das Buch wurde 2015 in einem Fernsehfilm gleichen Namens umgesetzt, realisiert von Julie Lopes Curval, mit Alice Taglioni und Éric Caravaca in den Hauptrollen. Die Autorin war bei den Dreharbeiten anwesend.


    AUTORIN:

    Marie-Hélène Lafon wurde 1962 in Aurillac (Cantal) in einer Bauernfamilie geboren.Sie lebte dort bis zu ihrem 18. Lebensjahr, und war Pensionärin in einem von Ordensschwestern geleiteten Internat. Dann ging sie zum Studium nach Paris. Sie ist eine französische Schriftstellerin und unterrichtet derzeit Klassische Literatur in einem Pariser Vorort, wo sie auch lebt.


    Inzwischen hat sich diese Autorin schon ein schönes Werk erschrieben und ist in Frankreich recht anerkannt (natürlich nicht ungeteilt). Sie erhielt bereits verschiedene Preise und sollte mal so langsam den Weg in die deutsche Verlegerlandschaft finden.


    (Weitere Infos auch auf der Autorenseite ihres französischen Verlages : http://www.buchetchastel.fr/fiche-auteur146 )


    Poche : 150 pages

    Editeur : Gallimard (21 avril 2011)

    Collection : Folio

    Langue : Français

    ISBN-10 : 2070437701

    ISBN-13 : 978-2070437702

  • Das hört sich gut an. Da ich gerade dabei bin, wieder verstärkt nach französischen Büchern zu schauen, ist das ein schöner Tip.


    Eins muss ich noch dazu sagen: Ich bin generell ein Fan von schlichten Buchtiteln wie diesem hier.

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Die deutsche Ausgabe: 15.7.2020


    Paul, 46, ist Bauer in der Auvergne. Mitten im Nirgendwo, auf tausend Metern Höhe, betreibt er den familieneigenen Hof. Nur will er nicht wie seine beiden alten Onkel als Junggeselle enden und gibt eine Annonce auf.

    In einer tristen Industriestadt am anderen Ende Frankreichs hat Annette, 37, gerade eine gescheiterte Beziehung mit einem straffälligen Alkoholiker hinter sich. Einen Vater im Gefängnis möchte sie ihrem elfjährigen Sohn Éric nicht auch noch zumuten, und sie reißt die Annonce aus der Zeitschrift aus.

    Nach ersten Treffen auf halber Strecke hat Annette außer ein paar Fotos von einer unbekannten Welt besonders Pauls Hände vor Augen – Hände, die auf sie warten. Sie geht das Wagnis ein und zieht mit Éric und ein paar Möbeln aufs Land. Doch der Empfang ist frostig. Pauls sture Onkel und seine Schwester Nicole lassen die beiden Neuankömmlinge unmissverständlich spüren, dass auf dem Hof kein Platz für sie ist.

    Mit plastischer, rhythmischer Sprache und einem untrüglichen Gespür für Seelenzustände erzählt Marie-Hélène Lafon, wie die Ankunft der Fremden in der bäuerlichen Bergwelt allen Beteiligten etwas abverlangt – und, trotz allem, eine leise Liebe geschieht.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Die Annonce

    Die deutsche Ausgabe: 15.7.2020

    Bitte an eine(n) Mod Squirrel oder K.-G. Beck-Ewe um Erweiterung des Fredtitels, bzw Neuverlinkung. Ich "schwöre", dass ich vor Einstellung meiner Rezi bei amazon nachgeschaut hatte. Keine Ahnung, warum ich nichts gesehen habe...


    Vielleicht auch hier (wie andersherum bei "Der perfekte Kellner" von Sulzer) das feine Spiel mit Sprache? Natürlich ist Annonce in beiden Sprachen gleich einem Zeitungsinserat, einer Anzeige. Aber im Französischen kommt noch eine andere Dimension hinzu: "annonce" ist auch "Verkündigung", auch in einem geistigen Sinne als Verheißung. Ich wollte meine Rezi nicht überladen und schrieb es nicht hinzu, doch nun...

  • Vielleicht war das Buch da noch nicht angekündigt.

    Annoncer bedeutet ja auch Ankündigen. Neudeutsch evtl. auch "Ansage" = sich klar ausdrücken, jmd den Marsch blasen.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Ich "schwöre", dass ich vor Einstellung meiner Rezi bei amazon nachgeschaut hatte. Keine Ahnung, warum ich nichts gesehen habe...

    das ist doch kein Problem und wie Buchdoktor sagt: vielleicht war es auch noch gar nicht angekündigt. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Marie-Hélène Lafon – L’Annonce“ zu „Marie-Hélène Lafon – Die Annonce / L’Annonce“ geändert.