Die 23-jährige Konditorin Bella ist bisher nicht umsonst ohne Freund durchs Leben gestakst. Ihr von Neurosen und Phobien gekennzeichnetes Dasein sowie ihre Tollpatschigkeit haben dauerhaft die Kontrolle über Bella übernommen, die nur durch ihre beste Freundin Jazz zeitweise durchbrochen wird. So gelingt es Jazz auch, Bella zu einem Trip auf die italienische Insel Ischia zu überreden, um mal rauszukommen aus dem Alltagstrott. Dort kreuzt Davide Bellas Weg und trifft ihr Herz bis ins Mark. Davide jedoch ist genau das, was Bella nicht ist: er hat vor nichts Angst, fordert das Schicksal geradezu heraus, um sich lebendig zu fühlen. Jazz hat alle Hände voll damit zu tun, Bella in Davides Leben zu schubsen, damit sie nicht nur die erste Liebe genießen kann, sondern endlich auch lernt, sich ihren Ängsten zu stellen…
Ava Blum hat mit „Limonenküsse-Herzklopfen auf Italienisch“ einen unterhaltsamen und amüsanten Roman vorgelegt, der genügend italienisches Flair aussendet, um den Leser in einem Kurzurlaub zu wähnen. Der flüssig-leichte und farbenfrohe Erzählstil in der Ich-Perspektive lässt den Leser sofort mit Hauptprotagonistin Bella verwachsen und gibt ihm die Möglichkeit in ihre Gefühlswelt hineinzublicken. Manches, was man da sieht, lässt einem die Haare zu Berge stehen, aber auch Mitleid empfinden, denn gerade neurotische Macken kommen ja nicht von ungefähr und schränken gerade ihren Träger erheblich in seiner Bewegungsfreiheit ein. Doch die Autorin lässt Bella dies nicht allein durchstehen, dafür gibt es ja Freundin Jazz, die wie ein Fels in der Brandung wirkt. Vor dem Hintergrund eines wunderschön angelegten italienischen Inselsettings erlebt der Leser bei Meeresbrise und Dolce Vita Bellas Entwicklung hautnah mit, während sie sich todesmutig dem Leben stellt. Allerdings schüttelt man als Leser oftmals auch den Kopf über die diversen Aktivitäten, denen sich Davide aussetzt und Bella es ihm gleichtun will, nur um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen und nicht als Versagerin dazustehen. Man sollte so akzeptiert werden, wie man ist und sich nicht verstellen müssen. Der Spannungslevel innerhalb der Geschichte hat ein mittelmäßiges Niveau und bleibt bis zum Schluss beständig.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, wirken aber teilweise sehr überspitzt dargestellt. Sicherlich gibt es diese Menschen, deren Leben von Ängsten bestimmt wird oder die sich durch übermäßige Aktivitäten erst lebendig fühlen, doch wird dies hier etwas zu stark in den Fokus gerückt, wobei nicht ernsthaft zu erwarten ist, dass der eine durch sein Verhalten den anderen von seinen Marotten heilt. Der Leser tappt unsichtbar hinter ihnen her, staunt ungläubig über diverse Aktivitäten, die nicht gerade glaubwürdig wirken. Bella besitzt jede nur erdenkliche Angststörung, die es gibt. Das lässt sie natürlich unsicher wirken. Ihr plötzlich aufkommender Mut, Dinge auszuprobieren, nur der Liebe wegen, ist zu einfach und nicht wirklich realistisch, denn meist leiden diese Menschen seelisch und müssen jahrelang ärztlich betreut werden, um kleine Erfolgserlebnisse zu haben. Jazz ist eine Frau mit Herz und einer Engelsgeduld, solch eine Freundin wünscht sich jeder an seiner Seite. Davide hat selbst ein Geheimnis, dass ihn antreibt, an seine Grenzen zu gehen. Aber da gibt es auch noch Pietro, Guisi, Stefano, Rico und einige andere, die in der Handlung abwechslungsreiche Akzente setzen.
„Limonenküsse-Herzklopfen auf Italienisch“ ist eine unterhaltsame Lektüre mit einer Prise Witz, die für eine kleine italienische Auszeit und kurzweilige Lesestunden sorgt. Ganz nett für Zwischendurch.