Basma Abdel Aziz - Das Tor / Al-Tabuur

  • Klappentext


    Ein nicht näher benanntes Land im Nahen Osten: Seit der Niederschlagung der Revolution brauchen die Bürger für jede noch so kleine Kleinigkeit in ihrem Leben – sei es die Überweisung zum Arzt oder die Erlaubnis, Brot zu kaufen – die Genehmigung des Staates. Um die zu erhalten, müssen sie sich vor einem riesigen Tor anstellen, das angeblich jeden Tag nur einer gewissen Anzahl an Anträgen stattgibt. In Wirklichkeit aber öffnet sich das Tor niemals, und die Schlange der Menschen, die in der glühenden Hitze warten, wird länger und länger, ihre Verzweiflung immer größer. Und doch will keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, dass das Tor eines Tages aufgehen wird ...


    Meine Meinung


    Mich hat das Konzept der Autorin, einen totalitären Staat in einer Dystopie zu kreieren, mit der Idee des Tores total neugierig gemacht. Leider muss ich sagen, dass die Umsetzung mich nicht begeistern und auch nicht fesseln konnte.


    Der nüchterne Stil und die teilweise umständliche Erzählweise empfand ich total anstrengend - während dem Lesen sind meine Gedanken abgeschweift, was mir wirklich selten passiert und ich musste dann auch Passagen überfliegen, weil ich ansonsten nicht bis zum Ende des Buches gekommen wäre.


    Das Tor symbolisiert eine Art Allmacht, die höchste Instanz in einem System, das über alles entscheidet, was die Bürger betrifft. Wegen allen möglichen Entscheidungen müssen die Menschen Anträge genehmigen lassen oder sich einen Stempel / eine Bescheinigung holen, was den Irrwitz einer überzogenen Bürokratie aufzeigt, von der wir gar nicht so weit entfernt zu sein scheinen. Zumindest hat es für mich schon gewisse Bezüge zur unserer Gesellschaft.

    Aber grade auch die Willkür dieser Allmacht steht hier im Vordergrund und die die Menschen aushöhlende Angst und ja, Demut, sich dem Willen der Oberen zu unterwerfen. Die Frage nach der Moral und der Ethik steht dem Gehorsam gegenüber, der blind sein muss, damit man (über)leben kann.

    Auch das ist in unserer Gesellschaft immer wieder eine Entscheidung, die kein gutes Gefühl in mir weckt, denn man spürt grade sehr deutlich, wie sehr viele Menschen sich von wenigen abhängig machen, die mit ihrer Macht alles durchsetzen, ohne eine Demokratie zuzulassen.


    In der Geschichte spürt man ebenso, wie die Menschen alles zulassen, weil sie müde geworden sind und sich lieber in das System einfügen, als die Kraft aufzubringen, ihre Ketten zu sprengen.

    Hauptsächlich geht es bei "Das Tor" um den verletzten Yahya, der sich während einem Aufstand eine Kugel eingefangen hat - und um den Arzt Tarik, der diese Kugel wegen einem gesetzlichen Erlaß nicht entfernen darf.

    Yahya versucht mit allen Mitteln, eine Erlaubnis zu bekommen, während Tarik immer mehr das Gewissen quält, den Mann nicht behandelt zu haben.

    Aber es tauchen auch Freunde von Yahya auf, genauso wie andere Menschen in der Warteschlange vor dem Tor, die jeder mit den unterschiedlichsten Schicksalsschlägen zu kämpfen haben.

    Das ging mir leider öfter alles viel zu durcheinander, denn die vielen Namen und wechselnden Perspektiven haben es mir schwer gemacht, mir ein prägnantes Bild der Charaktere zu machen.


    Die Autorin stammt ja aus Kairo und das Buch erschien im Jahr 2013 und somit kann man die Zusammenhänge und Hintergründe erahnen, auf welchen Basma Abdel Aziz ihre Geschichte aufgebaut hat.

    Leider konnte sie mich damit nicht wirklich erreichen, auch wenn die Botschaft dahinter elementar ist.


    "Nagi hatte erwartet, dass wenigstens einer die Regeln brechen würde, dass wenigstens einer der Wartenden die Halbstarken unterstützen oder zumindest mit ihrem Aufruf zur Revolte gegen diese kuriose Situation sympathisieren würde, aber nichts geschah." Zitat Seite 122


    Wichtiger und immer noch aktueller Hintergrund - nur leider in der Umsetzung nicht mein Fall ... deshalb nur 2 Sterne von mir

  • Aleshanee Ich konnte keinen Link zum arabischen Original finden und die von Dir eingesetzten ISBN funktionieren leider nicht. Deshalb habe ich in deinen zweiten Post die ISBN der englischen Übersetzung eingetragen :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier