Jodi Picoult - Der Funke des Lebens / A Spark of Light

  • Kurzmeinung

    Emili
    Nicht lineare Erzählung, ungewöhnlich. Doch das Thema sehr gut umgesetzt. Charaktere wie immer bei Picoult gut gelungen.
  • Kurzmeinung

    Hiyanha
    Extrem bescheuerte Zeitsprünge, die den Plot vorausnehmen und die ganze Geschichte völlig zerreißen
  • Jackson in Mississippi gerät an einem heißen Herbsttag in den Fokus der Polizei, als sich ein Abtreibungsgegner Zutritt zu einer Abtreibungsklinik verschafft, dort um sich schießt, einige Menschen tötet und den Rest als Geiseln nimmt. Als erfahrener alter Hase ist es die Aufgabe von Polizeiunterhändler Hugh McElroy, mit dem Amokschützen zu verhandeln, um einen größeren Schaden zu verhindern und die Gefangenen zu befreien. Doch dann erfährt er, dass seine eigene 15-jährige Tochter Wren sowie seine ältere Schwester Bex zu den Geiseln in der Klinik gehören. Normalerweise müsste er sofort wegen Befangenheit von dem Fall zurücktreten, doch will er unbedingt das Leben seiner Lieben retten. Ob Hugh Erfolg haben wird?


    Jodi Picoult hat mit „Der Funke des Lebens“ einen sehr unterhaltsamen, gefühlvollen und spannenden Roman vorgelegt, der wieder einmal mit einem aktuellen Thema und kontroverser Sichtweise zu fesseln weiß. Der flüssige und bildhafte Erzählstil schlägt den Leser sofort in den Bann und lässt ihn das Buch kaum noch aus der Hand legen. Von jetzt auf gleich findet der Leser sich mal innerhalb der Klinik mit dem Amokläufer und den Geiseln wieder, mal schaut er Hugh McElroy über die Schulter, erlebt seine Gewissenskonflikte mit, während er versucht, die Situation für alle Beteiligten zu entschärfen und dabei die Nerven zu bewahren. Stilistisch außergewöhnlich wählt die Autorin für den Beginn ihrer Geschichte den Jetztzeitpunkt, um dann Schritt für Schritt die Stunden zurückzugehen, wobei sie Einzelschicksale hervorhebt und auch die Gründe des Täters offenlegt. Picoult schafft es einmal mehr, mit ihrer ausgezeichnet recherchierten Geschichte den Finger auf die Wunde zu legen und allen den Spiegel vorzuhalten. Sie hat sich für ihr Handlungssetting den Süden der USA ausgesucht, der für seine extremen Abtreibungsgegner berühmt und berüchtigt ist, wo man sich als Frau am besten nur mitten in der Nacht in die Klinik begibt, um nicht gebrandmarkt und bespuckt zu werden. Picoult schlägt sich mit ihrem Roman auf niemandes Seite, sondern legt mit viel Empathie einfach nur die jeweiligen Situationen dar und lässt dabei dem Leser genügend Freiraum, sich seine eigenen Gedanken zu den einzelnen dargestellten Positionen zu machen.


    Die Charaktere sind sehr detailliert und lebendig in Szene gesetzt, jeder einzelne besticht durch individuelle Eigenschaften, wirkt glaubwürdig und authentisch. Der Leser kann seine Sympathien gleichmäßig verteilen, ebenso auch die verschiedenen Gedankengänge und Gefühle gut nachvollziehen, die sich ihm im Handlungsverlauf darbieten. Hugh ist ein erfahrener Polizist, den normalerweise nichts aus der Ruhe bringen kann, doch diesmal ist er persönlich betroffen, was es ihm nicht leicht macht, eine objektive Sichtweise der Lage einzunehmen und alles andere auszublenden. Aber gerade jetzt ist ein kühler Kopf gefragt und keine adrenalingeschwängerte Gefühlsreaktion. George projiziert seine ganze Wut auf die Klinik, deren Ärzte, Besucher, Schwestern und Patienten. Er will Rache nehmen für die Tat seiner Tochter, doch statt diese selbst zu bestrafen, gilt seine Vergeltung anderen. Auch die Sichtweise von Ärzten, Aktivisten und weiteren Betroffenen sowie Hughs Tochter Wren werden hier offenbart und geben dem Leser genügend Material, das Gedankenkarussell kreisen zu lassen.


    Mit „Der Funke des Lebens“ hat Picoult wieder einmal ein aktuelles Thema auf wunderbare und äußerst spannende Weise aufbereitet, ohne selbst Position zu beziehen. Die Autorin zeichnet sich immer wieder dadurch aus, dass sie dem Leser Gedankenanstöße zu den verschiedensten Thematiken bietet, die sie mit ihren Geschichten wunderbar präsentiert. Auch dieser Roman trifft wieder einmal den Nerv der Zeit, ist fesselnd und gleichzeitig sehr berührend. Absolut verdiente Leseempfehlung!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Von anderen Bekannten und ihren Leseeindrücken her bin ich schon sehr an Jodi Picoult interessiert. Bei Deiner Rezension (und im Allgemeinen) fällt es mir doch schwer, die benutzten Adjektive richtig einzuordnen. Nach dem ersten doch für mich dramatisch wirkenden Abschnitt (ist es kopiert?) benützt Du die Wôrter unterhaltsam, gefühlvoll... Später dann "wunderbar". Das bringe ich persönlich so nicht zusammen. Da müßte doch mehr Platz sein für ein immenses Reibungs-, Spannungsfeld, Dramatik - oder?

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jodi Picoult - Der Funke des Lebens“ zu „Jodi Picoult - Der Funke des Lebens / A Spark of Light“ geändert.
  • Inhaltsangabe:


    Jackson, Mississippi, USA: An einem heißen Sommertag wird Hugh, Detective und ausgebildeter Unterhändler bei Geiseldramen, zu einem neuen Einsatz gerufen. Er ahnt zunächst nicht, dass sich ausgerechnet seine Tochter Wren und seine Schwester Bex in der Abtreibungsklinik aufhalten. Eigentlich hätte er den Fall sofort abgeben müssen, aber er kämpft um das Leben seiner Tochter – mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.


    Dr. Louie Ward ist Arzt und er hilft den Frauen aus Überzeugung. Warum sonst sollte er jeden Tag den Spießrutenlauf durch die Protestler und fanatischen Abtreibungsgegner auf sich nehmen? Die Frauen, die zu ihm kommen, haben alle eine Geschichte zu erzählen, wie z. B. die ausgebildete Krankenschwester Izzy, die nur ein Leben in Armut kennt und sich kaum vorstellen kann, mit ihrem privilegierten Freund ein gemeinsames Leben aufzubauen.


    Doch was treibt einen Mann wie George Goddard dazu, in eine Abtreibungsklinik zu stürmen und wild um sich zu schießen? Er sagt, man habe ihm sein Enkelkind genommen! Er sagt, man hätte seiner Tochter wehgetan. Er sagt, man habe einen Menschen ermordet. Doch nicht alle Geiseln sind dort, um ein beginnendes Leben wieder zu beenden.


    Über mehrere Stunden zieht sich das Geiseldrama hin und die Nerven sind zum Zerreißen gespannt.


    Mein Fazit:


    Jodie Picoult hat sich an ein sehr emotionales und schwieriges Thema herangewagt: Abtreibung! Selten wird ein Thema so erbittert und unnachgiebig erörtert und noch seltener bleibt es sachlich. Es scheiden sich daran die Geister, wann ein Leben schutzbedürftig ist: mit der Empfängnis oder mit der Geburt? Wann ist ein Mensch ein Mensch?


    In Amerika wird sehr häufig die Religion als Grundlage zur Diskussion genommen. Für mich ist die Frage nach dem Leben eine sehr individuelle Geschichte und kann nicht unbedingt vom Gesetz erfasst werden. Und dann ist da noch das Bild im Ganzen zu sehen. Unter welchen Umständen wurde es gezeugt? Womöglich durch eine Vergewaltigung? War die Frau so arm, dass sie sich keine Verhütungsmittel leisten konnte? Entstand das Kind womöglich sogar durch Unwissenheit („Beim ersten Mal passiert so etwas nicht!“)? Welche Rahmenbedingungen haben Frauen, die sich letztendlich zu einem Schwangerschaftsabbruch entscheiden, den sie in der Regel so nicht gewollt haben. Keine Frau macht sich dies leicht, es ist auch immer eine Gewissensfrage.


    Die Autorin hat viele Stimmen zu Wort kommen lassen. Zwar sind die Figuren im Roman fiktiv, stehen aber stellvertretend für viele Frauen, die Jodi Picoult im Zuge der Recherchen gesprochen hat. Es gibt so viele unterschiedliche Gründe, diese Entscheidung zu treffen und als Außenstehende/-r kann man sich meist nicht oft reinfinden. Und ich habe jede Frau verstanden, was lange Zeit nicht der Fall war. Ein ungewolltes Kind zu bekommen kann für alle Beteiligten weitaus schlimmer sein als ein Gnadenakt, der hauptsächlich nur der Mutter wehtut. Nicht nur die materielle Versorgung ist wichtig, sondern auch die emotionale! Kann eine Mutter, die ihr Kind nicht richtig versorgen kann, eine gute Mutter sein?


    Man kann lange über dieses Thema debattieren und doch kommt man auf keinen grünen Zweig. Die Autorin hat nicht nur einfühlsame Geschichten über die Frauen erzählt, sondern auch den anderen Figuren viel Raum gelassen, warum sie ausgerechnet an diesem Tag in dieser Klinik sind. Das hat mir sehr gut gefallen, diese ausführlichen Geschichten, die man alle irgendwie von sich selbst kennt, so oder so ähnlich. Die Figuren wirken dadurch sehr authentisch.


    Die Erzähl-Methode ist sehr verwirrend. Denn Jodie Picoult hat eigentlich fast am Ende des Geiseldramas begonnen und alles von hinten aufgezäumt. Allerdings tauchen auch am Ende (am Anfang des Tages) immer noch Dinge auf, die man so nicht vermutet hätte. Und die vielen Figuren, die natürlich eine wichtige Rolle spielen, verwirrten mich teilweise. Ich musste manchmal überlegen, von wem nun gerade die Rede war.


    Es ist eine Geschichte, die aufrüttelt. Trotz des intensiven Themas kann ich jedoch nur vier Sterne vergeben!

  • Ein sehr emotionales und schwieriges Thema, wie ich finde. Es geht um die Abtreibungen, es geht, um das Recht einer Frau zu entscheiden, ob sie die Schwangerschaft aufrechterhalten möchte oder nicht, dabei sei auch zu bedenken, dass es keine einfache Entscheidung ist, für niemanden, denn es gibt auch Schwangerschaften, die aus Vergewaltigungen entstehen, auch das ist ein Thema des Romans. Außerdem lässt die Autorin auch die Menschen zu Wort kommen, die gegen Abtreibungen sind, also die beleuchtet das Thema schon von zwei Seiten. Aber es geht um viel mehr in dieser Geschichte: unterschiedliche Meinungen, verschiedene Lebenswege, Familienleben, Normen und Werte jedes Einzelnen.


    Die Charaktere sind bei Jodi Picoult, wie man es von ihren Romanen gewohnt ist, auch diesmal sehr gut gelungen. Die stellt plastisch und lebendig unterschiedliche Protagonisten dar.


    Außergewöhnlich ist eher der Erzählstil oder besser gesagt Aufbau dieser Geschichte: Die Erzählung ist nicht linear. Die Autorin spring von einem Protagonisten zum anderen, von einer Zeitebene zu anderen. Und das alles ohne Kapiteln, die Absätze werden zwar voneinander getrennt, aber Kapiteln gibt es in dem Roman nicht. Man kann dennoch als Leser hervorragend der Story folgen, also mir hat der Aufbau keine Schwierigkeiten bereitet, nur halt, dass es anders ist, als man das vielleicht gewohnt ist.


    Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Es hat mich angesprochen, und ich habe gerne die Lebenswege der Protagonisten verfolgt.

    Spannende und nachdenklich stimmende Geschichte. :thumleft:

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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