Ilona Einwohlt - Mohnschwestern

  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Eine Geschichte über eine Liebe in Kriegszeiten, verbunden mit der Gegenwart, die mich nicht ganz überzeugt hat.
  • 1943 Darmstadt mitten im Zweiten Weltkrieg. Die 20-jährige Lehramtsstudentin Lotte ist Hals über Kopf in den smarten Wilhelm verliebt, mit dem sie sich immer nur klammheimlich in einer kleinen Kammer im Keller unter dem Haus treffen kann, um einige Zeit von der Außenwelt ungestört zu sein. Eines Nachts hagelt wieder einmal ein schlimmer Bombenregen über die Stadt und setzt sie in Brand, während Lotte gerade das Wiedersehen mit Wilhelm genießt. Wilhelm hilft ihr aus dem brandigen Gefängnis heraus und flieht mit ihr durch die Stadt. Unterwegs verlieren sich die beiden, Lotte versteckt sich vor den Flammen in einem Brunnen retten und hat als einzige Erinnerung an Wilhelm ein Mohnblumenbild gerettet, das in ihrer Kellerkammer an der Wand hing. Wird es jemals ein Wiedersehen zwischen Lotte und Wilhelm geben?


    Ilona Einwohlt hat mit „Mohnschwestern“ einen sehr eindringlichen und anrührenden Roman vorgelegt, der vor allem mit dem historischen Handlungsteil sehr überzeugt. Der flüssige, fesselnde und berührende Erzählstil zieht den Leser von Anfang an in den Bann und lässt ihn schnell in die Geschichte eintauchen, wo sich ihm zwei abwechselnde Handlungsstränge bieten. Der eine findet in der Vergangenheit statt und lässt den Zweiten Weltkrieg wieder aufleben. Unsichtbar an der Seite der jungen Lotte erlebt der Leser nicht nur sehr plastisch das Grauen des Krieges in Form von Judenverfolgung und ihren Auswirkungen, dem Verstecken von Freunden und Nachbarn und von der Denunzierung durch regimeanhängenden Nachbarn, sondern darf auch deren Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen. Der zweite Handlungsstrang spiegelt die Gegenwart um Hazel wieder, die von dem Mohnblumenbild fasziniert ist, welches sie bei der alten Mathilda entdeckt. Diese Ebene ist leider weit weniger faszinierend als die vergangene und dient wohl eher der Auflockerung und Entspannung von den doch sehr dramatisch und realistisch wiedergegebenen Kriegsereignissen. Doch die wechselnden Perspektiven schaffen eine sich immer weiter in die Höhe schraubende Spannung, bei der man atemlos darauf wartet, was am Ende mit Lotte passieren wird. Während der Leser mit Lotte regelrecht verschmilzt und sich ihr nahe fühlt, bleibt Hazel mit ihrer eigenen Geschichte auf Abstand und fast bedeutungslos.


    Die Charaktere wurden lebendig in Szene gesetzt und überzeugen durch authentische Eigenschaften, die sie menschlich und verletzlich wirken lassen. Der Leser fühlt sich den meisten von ihnen verbunden und verfolgt mit Anteilnahme ihren Weg. Lotte ist eine außergewöhnliche von ihrer Zeit geprägte junge Frau. Sie besitzt Mut, Stärke und vor allem ein großes Herz. Sie kümmert sich um ihre Familie, aber auch um Freunde und Nachbarn. Blockwart Else ist eine furchteinflößende Frau, die dies zu ihrem Vorteil nutzt. Während Lottes jüdische Freundin Ruth spurlos verschwindet, verfällt ihre andere Freundin Hedwig zu Lottes Entsetzen den Naziparolen. Bruder Fritz lebt mit seiner Ablehnung gegen das Regime gefährlich. Aber auch Wilhelm, Otto, Mathilda und Hazel haben ihren Part in dieser komplexen Geschichte, wobei letztere eher farblos bleibt und nicht überzeugen kann.


    „Mohnschwestern“ ist ein fesselnder und berührender Roman, der den Zweiten Weltkrieg wieder lebendig werden lässt. Eine starke Protagonistin, der man als Leser gerne folgt sowie die tiefgründige Erzählweise der Autorin wissen zu überzeugen. Verdiente Leseempfehlung!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Ilona Einwohlt - Mohnblumenschwestern“ zu „Ilona Einwohlt - Mohnschwestern“ geändert.
  • "Widerstand ist kein Recht; er ist eine Pflicht, jedem Menschen mitgegeben." (Heinrich Böll)

    Darmstadt im Sommer 1943, ein Fallschirmjäger landet im Bohnenfeld von Lottes Elternhaus. Konnte sie ja nicht ahnen, dass sie sich kurz darauf wiedersehen würden. Jedoch Wilhelm gibt Lotte einiges an Rätseln auf, ständig verschwindet er wieder oder taucht einfach mal eben auf. Was hat er so geheimnisvolles vor ihr zu verbergen, dass sie sich sogar heimlich treffen müssen? Doch bei einer geheimen Verabredung kommt es zu einem Bombenangriff, der weitaus größere Ausmaße hatte wie sonst. Wilhelm versucht, Lotte noch in Sicherheit zu bringen, doch danach verlieren sich die beiden aus den Augen. Lediglich das Bild mit den Mohnblumen, das Wilhelm ihr einst geschenkt hat, kann sie noch retten. Doch was ist mit ihrer Mutter und Otto konnten sich die beiden rechtzeitig retten, bevor der Feuersturm über der Stadt losging?

    2018 entdeckt Hazel bei Mathilda der älteren Dame, der sie behilflich sein soll, ein magisch, bezauberndes Bild mit Mohnblumen. Wieso fasziniert sie dieses Bild so sehr und wie kommt es das Mathilda so viel über sie weiß?


    Meine Meinung:
    Das schöne Cover mit dem verliebten Pärchen aus der Vergangenheit, hat mich sofort in den Bann gezogen. Zudem machte mich der Klappentext mit einer Geschichte aus dem Krieg neugierig. Der Schreibstil locker, flüssig, unterhaltsam, emotional, jedoch ebenso etwas eigenwillig, dadurch das der zweite Handlungsstrang immer in die Geschichte von Lotte eindringt. Dadurch nimmt es mir ständig den Lesefluss der wunderschönen Liebes- und Lebensgeschichte um Lotte und Wilhelm. Zudem konnte ich mit Hazels Geschichte, die zu kurz gehalten wurde, leider nicht viel anfangen. Von meiner Seite aus hätte man diesen Handlungsstrang gut weglassen können, den mit Hazels Part bin ich nie richtig warm geworden. Was sicher an der Tiefe der Geschichte lag, da diese bis zum Ende recht geheimnisvoll ist und mir lang der Bezug zur Vergangenheit fehlte. Lotte dagegen lerne ich in diesem Buch sehr gut kennen. Zwar hatte ich mitunter einige Szenen, die für mich unrealistisch dargestellt wurden, wie z. B. was danach mit den Höhlenbewohnern passiert. Ebenso empfand ich die Charaktere zwar gut gewählt, jedoch kamen sie mir mitunter recht oft zu erwachsen vor. Besonders Lottes 10-jähriger Bruder Otto, der mit seinen Aktivitäten für mich nicht immer stimmig dargestellt wurde. Dabei ist die Kriegsgeschichte um Widerstand, Liebe, Geheimnisse, Krieg und ihre Folgen schon außerordentlich einfühlsam. Man erfährt hier nicht nur was die Deutschen ihren Opfern angetan haben, sondern ich erlebe hier junge Menschen, die sich gegen das Naziregime stellen. Zudem nimmt mich die Autorin mit in die Nacht des 11. September 1944 bei dem ein großer Bombenangriff nicht nur die Stadt Darmstadt in Schutt und Asche legte, sondern über zwölftausend Menschen ihr Leben ließen. Natürlich haben die Deutschen damals den Krieg begonnen, doch es wird oft vergessen, dass auch viele Unschuldige damals durch die Luftangriffe der Alliierten ihr Leben ließen. Umso beeindruckender wird es hier in diesem Buch dargestellt. Leider ging das Bild mit den Mohnblumen, für den Titel und Teile der Handlungen stehen größtenteils unter, weil man im Grunde gar nichts über dieses Bild erfährt. Was ich sehr schade fand, den ich hatte mir da doch mehr erhofft. Genauso hätte ich mir gewünscht, dass Hazels Geschichte nicht ständig in Lottes Geschehnisse eindringt, sondern sich an die Kapitel anhängt. Leider konnte ich auch keine schwesterliche Verbindung zwischen Lotte und Hazel aufbauen, die so von der Autorin gewollt war. Von daher bekommt das Buch, hauptsächlich wegen Lottes Part leider nur 3 1/2 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: :-k

  • Klappentext

    Im Sommer 1943 verliebt sich die zwanzigjährige Lotte zum ersten Mal - in den rätselhaften Wilhelm. Warum bloß will er ihre Liebe geheimhalten? Nur im Verborgenen treffen die beiden sich, meist in einem abgelegenen Kellerraum. Er scheint im Widerstand zu sein, aber trägt häufig Uniform.

    Bei einer ihrer nächtlichen Verabredungen beginnt plötzlich ein Bombenangriff, weit schlimmer, als die Stadt ihn je erlebt hat. Während ihrer dramatischen Flucht verliert Lotte Wilhelm aus den Augen und überlebt die Brandnacht nur knapp, weil sie sich in einen Brunnen retten kann. Das Einzige, was ihr bleibt, ist das kleine Bild von Mohnblumen, das Wilhelm ihr geschenkt hat. Wird sie ihn je wiedersehen?

    Im Jahr 2018 entdeckt Hazel bei der älteren Frau Mathilda ein Bild, das sie magisch fesselt. Welche Bedeutung haben die Blumen darauf, die sie so in ihren Bann ziehen, und wie kommt es, dass Mathilda so viel über Hazels Leben zu wissen scheint?

    Meinung

    Alltag in der NS-Zeit. Selten ist es so ausführlich in den Büchern beschrieben wie hier. Ganz normale deutsche Kinder und Frauen in ihrem schwierigen Alltag, teilweise im inneren Widerstand gegen Nazideutschland oder indoktriniert und voller Enthusiasmus für den Führer. All die Probleme und Gefühle in dieser Zeit tauchen normalerweise nur in der Beschreibung von Holocaust und Widerstand auf. Ungeheuer intensiv beschreibt die Autorin diese Zeit, als Leser erlebt man sie hautnah mit.

    Ein Bild ist eine stille, geheime Hauptfigur, erst ist es unverständlich aber wenn man sich die Blumen in Erinnerung ruft, passt es , die sehr zarten Blüten und ihre dünnen Stängel sind ein Beispiel für Widerstand und Robustheit in einer manchmal feindlichen Umwelt.

    Irritierend ist die Geschichte um Hazel die in der Gegenwart spielt, erst am Ende erkennt man einen Zusammenhang. Aber irgendwie wirkt sie auch noch im nachhinein überflüssig. Ich hätte mir gewünscht der Bezug zur Gegenwart wäre auf eine andere Art und Weise hergestellt worden.