Wie ist euer Schreibverhalten?

  • Es würde mich - als Leserin - mehr interessieren, wie man aus Ideen eine Geschichte spinnt, zu einem Plot weiter entwickelt, so dass am Ende etwas dabei herauskommt, was mir mein Leben bereichert, versüsst, ... :) Es würde mich interessieren, wie ihr eure Figuren anlegt, sie lebendig macht, so dass sie eine Handlung tragen können.

    Das verstehe ich gut. Was ich nicht verstehe: Warum liest und kommentierst du dann nicht die Beiträge, bei denen es um diese Themen geht? Die gibt es durchaus und über eine Belebung durch die Ansichten von Leserinnen und Lesern würde ich mich freuen.
    Mich interessiert bei Leserinnen und Lesern auch mehr, was sie an bestimmten Geschichten und Genres fasziniert, aber das muss ich dann nicht in einen Beitrag zur Dicke der SUBs, zum bevorzugten Leseort oder zur Coverfarbe schreiben.


    Zumindest weiß ich jetzt, warum manche Bücher so quälend langatmig und breit geschrieben sind: Weil der Autor auf eine bestimmte Anzahl Wörter kommen muss.

    Das mag vorkommen. Auf eine bestimmte Seitenzahl kommen zu müssen, kann allerdings ebenso gut massive Kürzungen bedeuten. Und das hilft, Bücher vor zu viel Langatmigkeit zu bewahren und es hilft Autorinnen und Autoren zu lernen, sie generell zu vermeiden. Sich vorher über die geplante Länge eines Textes klar zu werden, bedeutet auch, sich genug Gedanken über Plot und Ausgestaltung zu machen, sodass eine solche Einschätzung erst möglich wird.

  • Nein, nicht um die interessante Handlung, nicht um lebendige Figuren und auch nicht darum, die Geschichte zu erzählen.

    Schade. Es würde mich - als Leserin - mehr interessieren, wie man aus Ideen eine Geschichte spinnt, zu einem Plot weiter entwickelt, so dass am Ende etwas dabei herauskommt, was mir mein Leben bereichert, versüsst, ... :) Es würde mich interessieren, wie ihr eure Figuren anlegt, sie lebendig macht, so dass sie eine Handlung tragen können.


    Aber bitte - zählt ruhig weiter, wenn das so wichtig ist. Zumindest weiß ich jetzt, warum manche Bücher so quälend langatmig und breit geschrieben sind: Weil der Autor auf eine bestimmte Anzahl Wörter kommen muss. :idea:

  • Stimmt, der Textumfang ist immer unterschiedlich :) Ich habe mich an drei Büchern orientiert und da den Durchschnitt der mit am meisten Text bepackten orientiert und da die Wörter gezählt.

    Mein Manuskript ist in Normseiten formatiert. Also 1,5 Zeilenabstand glaube ich und Courier New Schriftgröße 12.


    Ich habe gestern Abend den Fehler gemacht erst zu warten bis ich müde bin, es quasi solange hinausgezögert bis ich angefangen hab und bin daher nur aif700 Wörter gekommen.

    Wie ist es bei dir? Schreibst du momentan?

  • Mein Manuskript ist in Normseiten formatiert. Also 1,5 Zeilenabstand glaube ich und Courier New Schriftgröße 12.

    Die Formartierung spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Ich hatte mich mal im Ansatz damit beschäftigt aus verschiedenen Gründen. Freie Lektoren und Übersetzer rechnen zum Beispiel überwiegend nach Normseiten ab. Die gängigste Definition war 30 Zeile à 60 Zeichen (also 1800 Zeichen pro Seite). Einige wenige haben stattdessen 1500 Zeichen angesetzt, aber das war die Ausnahme. Mit Anzahl Zeichen (inkl. Leerzeichen) / 1800 = Normseiten fährst Du in der Regel also ganz gut.

  • Ich habe gestern Abend den Fehler gemacht erst zu warten bis ich müde bin, es quasi solange hinausgezögert bis ich angefangen hab und bin daher nur aif700 Wörter gekommen.

    Wie ist es bei dir? Schreibst du momentan?

    Jein. Nach viel Krankheit und Krisen, nach weiteren Überarbeitungen und der Erstellung einer Paperbackversion meines zuletzt veröffentlichten Romans und der Erstellung von einigen Spielhilfen etc. für Fantasy-Rollenspiel (kleinere Projekte, in die man sich nicht so langfristig eindenken muss), arbeite ich mich jetzt wieder in mein aktuelles Romanprojekt ein, das bei Seite 112 und an einem recht schwierigen Punkt ist. Ich hoffe, in den nächsten Tagen wieder einen Ansatz zu finden.

  • Der Autor E.J. Copperman hat in seinem Blog ebenfalls schon einmal diese Frage behandelt. Nachdem er sich vorgenommen hatte, 1000 Wörter pro Tag zu schreiben, hat er dies - bis auf wenige Ausnahmen - auch immer getan. Allerdings stellte er dabei fest, dass er dieses Ziel nicht nur erreichen, sondern "exakt" erreichen wollte. Dies ging so weit, dass er das Schreiben teilweise sogar mitten im Satz abbrach, um dann am nächsten Tag weiterzuschreiben. Als ihm dies zunehmend bewusst wurde, fand er es selbst auch nicht optimal. Es fiel ihm aber schwer, aus dieser selbstgeschaffenen Routine auszubrechen. Er empfiehlt also, sich ein Mindestziel und kein exaktes Ziel zu setzen.

    Quelle: https://itsthegreatestthing.bl…000-words-day-except.html


    Ich selbst schreibe immer nur vergleichsweise kurze Texte von wenigen hundert Worten und Abgabetermine spielen in der Regel nicht die große Rolle. Daher lasse ich meinem inneren Schweinehund (zu) häufig freie Hand und schreibe, wenn mir danach ist. Ein Buchautor wird man mit dieser faulen Einstellung aber wohl leider nie.

    You can't buy happiness, but you can buy books and that's kind of the same thing.

  • Ich selbst schreibe immer nur vergleichsweise kurze Texte von wenigen hundert Worten und Abgabetermine spielen in der Regel nicht die große Rolle. Daher lasse ich meinem inneren Schweinehund (zu) häufig freie Hand und schreibe, wenn mir danach ist. Ein Buchautor wird man mit dieser faulen Einstellung aber wohl leider nie.

    Sag das nicht. Es gibt genug Autoren, deren Kurzgeschichten Bücher füllen ;)

    Mein Manuskript ist in Normseiten formatiert. Also 1,5 Zeilenabstand glaube ich und Courier New Schriftgröße 12.

    Ich habe mir auch eine Normseitenvorlage angefertigt, mit der ich das Schreiben des jeweiligen Romans beginne. Da ich aber häufig im Manuskript zurückblättere, um am nächsten Tag einen besseren Einstieg zu bekommen, formatiere ich das immer noch einmal auf Blocksatz und Einzüge am Satzanfang um, damit mir das Lesen leichter fällt. Dadurch verfälscht die Normseitenangabe natürlich ein bisschen, zumindest während der Schreibzeit. Habe ich den Roman erst einmal fertig, ändere ich das wieder in echte Normseiten zurück, um dann eine genaue Angabe zu haben und bessere Vergleiche anstellen zu können.

    Aber im Grunde ist es egal, da ich meine Bücher eh nie einem Verlag vorstellen werde und sich die endgültige Buchseitenzahl nicht an den Normseiten orientiert, sondern an der Formatierung, die ich für das Buch verwende. Sie hängt dann an der Schriftgröße, der Länge der Einzüge, der Zeilenbreite, der verwendeten Schriftart, ob ich Initialen verwende, der Kapiteltrennung, eingefügten Bildern ...


    Letzte Nacht habe ich bei 21.119 Wörtern aufgehört. Ich bin also, seit ich das letzte Mal davon berichtet habe, bei unter 1000 Wörtern pro Tag geblieben.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ich schreibe oft am frühen Morgen nach der Nachtschicht. Dann ist es noch herrlich ruhig im Haus und ich kann mich richtig schön konzentrieren. Eventuell wird aber auch passende Musik aufgelegt. Dazu eine Kanne Tee und es geht entspannt ans Schreiben.


    Wörter zähle ich nicht, sondern Seiten. Pro Stunde können das 3-5 werden, je nach Tagesform. Außerdem tendiere ich dazu, schneller zu schreiben, wenn ein Höhepunkt in der Handlung dran ist. Das Einführen von Charakteren geht hingegen langsamer vonstatten. Ebenso verhält es sich mit atmosphärischen Szenen, bei denen ich länger über die Wortwahl nachdenke, als bei einer schnellen Actionszene, welche dann auch meist flotter in die Tasten gehauen wird.


    Wenn ich meine Disziplin im Griff habe, dann schaffe ich in einem normalen Monat ca. 150 Seiten.

  • Es ist merkwürdig - Schreiben braucht scheinbar Übung. Oder besser: Routine. Ich hätte das vorher nicht gedacht.


    Mein Debütwerk (gerade erschienen) hat vier Jahre reine Schreibarbeit verschlungen. Zuzüglich eines halben Jahres intensiver Recherche mit Bücherstudium, Besuch von Museen, Interviews etc.


    Das zweite Buch, an dem ich gerade schreibe, ist erst seit einem halben Jahr in Arbeit. Und schon habe ich 120 Seiten. Geht total flüssig, der Plot ist eh schon fix und fertig. Komisch, dass das so schnell geht. Dabei schreibe ich nicht häufiger/länger daran - immer mal wieder, wenn ich Lust und Zeit habe. Mal tagelang gar nicht, dann fünf Seiten am Stück.


    Viele Grüße

    Dirk

  • So jemand bin ich nicht, denn das kann ich nicht. Ich muss meine Zeit nehmen, wie die Ideen kommen. Es passiert durchaus mal, dass mich irgendetwas so runterzieht, dass mir jegliche Motivation zum Schreiben fehlt, wie zum Beispiel in diesem Jahr das Aussetzen der Leipziger Buchmesse. Diese Zeit habe ich zwar zum Korrigieren meines bisher Geschriebenen genutzt, aber etwas Neues habe ich da nicht zustande gebracht. Auch brauche ich, wenn sich meine Protagonisten gerade wieder in Schwierigkeiten gebracht haben, oft recht lange, bis mir eine Lösung einfällt. Die Blödiane halten sich nämlich nicht an irgendwelche Vorgaben und haben so dumme Angewohnheiten, wie den ursprünglichen Verlauf komplett zu ändern, was mich dann wieder in Schwierigkeiten bringt :roll:


    Dann habe ich wieder Zeiten, in denen mir alles aus den Fingern fließt. Bei »Fluch der Bestimmung« mit seinen 12.239 Wörtern hatte ich 52 Stunden reine Schreibzeit und habe lediglich 5 Stunden zwischendurch zum Schlafen genutzt. Danach war ich aber auch tot :lol:


    Ich finde es ganz toll, dass auch mal zu hören, denn in sämtlichen Tipps die ich gelesen habe, oder auch damals von der Lektorin bekommen habe, hieß es immer:
    "Man muss eine gewisse Disziplin aufbringen und sich feste Zeiten setzen etc."

    Mir schien das schon immer diametral zum kreativen Prozess, weil ich doch auch gar nicht weiß, wann ich eine meiner Eingebungen habe. Und selbst wenn die kommt, heißt das noch lange nicht, dass ich auch etwas zu Papier bringe.

    Ich hatte jetzt eine recht schwere Phase, wo das Leben einige Kapriolen geschlagen hat, die ich erstmal wegstecken musste. Da konnte ich so gut wie nichts lesen und an Schreiben war schon gar nicht zu denken.

    Jetzt komme ich langsam wieder aus dem Loch, arbeite aber derzeit erstmal an ein paar Gedichten, die ich immer als eine Art Ventil begreife.

    Wenn ich solche Zeilen, wie die Deinen lese, macht mir das auch wieder großen Mut. Vielen Dank dafür!

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • Ich finde es ganz toll, dass auch mal zu hören, denn in sämtlichen Tipps die ich gelesen habe, oder auch damals von der Lektorin bekommen habe, hieß es immer:
    "Man muss eine gewisse Disziplin aufbringen und sich feste Zeiten setzen etc."

    Das mag für Autoren gelten, deren Bestreben es ist, von ihrem Geschriebenen leben zu können. Für mich bedeutet etwas zu schreiben in erster Linie das Aufschreiben dessen, was in meinem Kopf herumschwirrt und mir auf dem Herzen liegt. Ich würde auch schreiben, wenn das keiner lesen würde, denn so habe ich angefangen. Ich hatte eine Geschichte im Kopf und hatte sie ursprünglich nur für mich aufgeschrieben. An eine Veröffentlichung hatte ich gar nicht gedacht. Erst als jemand das lesen wollte und es dann auch noch gut fand, habe ich angefangen, die Geschichten so aufbereiten zu lassen, dass sie auch für andere lesbar sind. Mittlerweile habe ich etliche Stammleser, aber noch immer schreibe ich in erster Linie für mich selbst. Darum sehe ich das mit dem regelmäßigen Schreiben auch nicht so eng. Ich muss davon nicht leben 8)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Divina

    Das ist eine schöne und entspannte Sichtweise, der ich viel abgewinnen kann. Mir ist der monetäre Gedanke auch noch nie gekommen und auch ich müsste niemals davon leben.

    Mein Ziel war es aber trotzdem immer, vielleicht gelesen zu werden und andere Menschen zum Nachdenken anzuregen, zum Lachen, Weinen oder was auch immer. Diese Vorstellung hat mir immer gefallen. Autoren die das schaffen stehen bei mir selbst ganz hoch im Kurs.

    Wenn ich da an Stephen King denke, dessen Wortkreationen aus dem Turm Zyklus es in den Insider Sprachgebrauch meiner Ehe geschafft haben, genau wie der gelbe Backsteinweg, aus dem Wizard of OZ, kann ich das nur bewundern.

    Oder einen Jack Ketchum, der mich mit seinem Evil so erschüttert hat, daß mir heute noch flau wird, wenn ich nur an das Buch denke. Ich binde auch jedem die "Dunkler Wald Theorie" von Cixin Liu auf die Nase, wenn das Thema außerirdisches Leben aufkommt. Einfach weil es mich schwer beeindruckt hat, was die Kreativität angeht.

    So zu berühren und zu überraschen, ist eine Gabe aber auch ein Geschenk an andere. Wie gerne würde ich so etwas auch mal bewerkstelligen und sei es nur ein einziges Mal. Geld und irgendwelche Prominenz könnten mir dagegen egaler nicht sein. Im Gegenteil, ich würde das gar nicht wollen.

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor