Ray Celestin – Gangsterswing in New York / The Mobster's Lament

  • Klappentext/Verlagstext

    New York 1947. Gabriel, der Manager des berüchtigten Copacabana-Clubs, plant seit Jahren seinen Ausbruch aus dem unerbittlichen Griff der Mafia. Er will seinen eigenen Tod vortäuschen und nach Mexiko verschwinden. Doch zehn Tage vor seiner geplanten Flucht stellt Mafiaboss Costello ihm eine schier unmögliche Aufgabe: Entweder Gabriel spürt zwei Millionen Dollar wieder auf, die dem Herrscher der Unterwelt gestohlen wurden, oder er wird bis an sein Lebensende gejagt. Auch Privatdetektivin Ida kommt nach New York, um ihrem ehemaligen Partner Michael Talbot zu helfen: Sein Sohn Thomas wurde wegen eines brutalen Vierfachmordes angeklagt. Ida und Michael wissen, dass Thomas unschuldig sein muss, doch offenbar verschweigt er ihnen etwas …


    Der Autor

    Ray Celestin studierte Asiatische Kunstgeschichte und Sprachen in Großbritannien. Er ist Drehbuchautor für Film und Fernsehen und veröffentlichte bereits mehrere Kurzgeschichten. Auf seinen Debütroman Höllenjazz in New Orleans, der die britischen Bestsellerlisten und Feuilletons im Sturm eroberte, folgten in seiner »City Blues Quartett«-Reihe Todesblues in Chicago und Gangsterswing in New York. Derzeit schreibt Ray Celestin am vierten Band der Reihe.


    Die Serie

    Der angekündigte vierte Band soll in den 60ern in Los Angeles spielen …


    Inhalt

    Ida Young ist aus Chicago auf dem Weg zu einem Treffen in New York, um ihrem ehemaligen Partner Michael beizustehen. Beide kennen sich seit der Anfangszeit der Detektiv-Agentur Pinkerton in New Orleans in den 20ern des vorigen Jahrhunderts, als Michael Talbot noch als Polizist arbeitete. Inzwischen ist er Anfang 70. Die durch den Krieg verwitwete Ida führt seit Jahren ihre Agentur „Investigations Ltd.“in Chicago, ihr Sohn ist bereits erwachsen. 1947 hatte es in Manhattan einen Vierfachmord in einem kleinen Hotel für gestrandete Existenzen gegeben, dabei starben zwei schwarze Männer, ein weißer Arbeiter und die Rezeptionistin.


    Angeklagt wegen der Morde ist Thomas Talbot, Michaels Sohn. Der Anwalt des Verdächtigen dringt darauf, dass Thomas vor Gericht auf „schuldig“ plädiert und anschließend „nur“ ein Deal um die Haftdauer ausgehandelt wird. Die Zeit drängt. Michael Talbot als erfahrener Ermittler hält seinen Sohn für unschuldig. Die offensichtlich inszenierte Situation am Fundort muss selbst Laien verdächtig vorkommen; die Fallakte wirkt alles andere als schlüssig. Ida mit ihrem unvoreingenommenen Blick für eine Tat als Ganzes scheint die letzte Rettung für den Kriegsveteranen Thomas zu sein. Bei ihren Recherchen stellen Ida und Michael fest, dass Michael als Ex-Polizist und (weißer) Vater eines schwarzen Sohnes keine Ahnung hatte, wie schwarze Kriegsveteranen nach ihrer Rückkehr in New York leben. New York wirkt hinter der Fassade der Clubs und Jazzkneipen in ihren Seitengassen verslumt und erinnert Ida an Chicagos Southside. Wo schwarze GIs im Krieg in Europa eingesetzt waren, gibt Idas und Michaels Ermittlungen schließlich die entscheidende Wende.


    An anderem Ort steht Gabriel Leveson bereit für seinen Ausstieg aus der New Yorker Mafia-Familie Luciano. Gabriel hat seine Flucht seit Jahren geplant und will damit dringend seine 13-jährige Nichte aus dem Land bringen, an deren Situation er sich schuldig fühlt. Seine Schwester/Sarahs Mutter kam unter höchst verdächtigen Umständen ums Leben. Zwei Figuren kämpfen hier in ihrer Vaterrolle: Michael um die Rehabilitation seines Sohnes und Gabriel um ein sicheres Leben für seine Nichte Sarah.


    Auch Louis Armstrong ist im dritten Band wieder dabei, den Ida noch aus New Orleans kennt. Armstrongs Stern scheint im Sinken begriffen zu sein und ebenso wie der Tod Al Capones eine neue Epoche anzukündigen. Auf politischer Ebene sind die Würfel längst gefallen. Während die Mafia die „Docks“ und die Vergnügungsbranche fest in der Hand hat, bestreitet J. Edgar Hoover entschieden die Existenz eines organisierten Verbrechens. Das FBI wird sich fortan ganz dem Kampf gegen „unamerikanische Umtriebe“ in Hollywood widmen. Beinahe reizvoller als die Aufklärung des Vierfachmords finde ich die politischen und sozialen Umbrüche, die sich 1947 ankündigen: die Gründung der CIA und der Beginn des Kalten Krieges mit seiner Fixierung allein auf die Gefahr, die den USA von außen droht …


    Fazit

    Ray Celestin verbindet im dritten Band seines City-Blues-Quartetts wieder geschickt historische Fakten und Fiktion. Figuren wie Louis Armstrong, Ronald Reagan, Frank Sinatra oder Joe Kennedy senior und die im Nachfolgekrieg gefangenen Mafia-„Familien“ lassen die Ereignisse authentisch wirken, auch wenn Celestin sich die Freiheit nimmt, die zeitliche Reihenfolge historischer Ereignisse seiner Handlung anzupassen. Neben der tatkräftigen Ida Young als Figur hat mich u. a. die Situation schwarzer Kriegsveteranen in den Jahren nach 1945 gefesselt.


    Wer Celestins Detailfülle liebt, sollte sich hier wieder vom Sound der Epoche mitnehmen lassen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: --

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Das klingt wirklich interessant.

    Ich mag Romane sehr gerne, wo Fakten und Fiktion vermischt werden. Robert Harris macht das ja sehr gut oder auch Don Winslow in "Tage der Toten" wo er die Iran Contra Affäre und den amerikanischen Anti Drogenkrieg in seine Geschichte einwebt.


    Die hier vorgestellte Reihe werde ich mal im Hinterkopf behalten.

    Wir haben kürzlich im Fernsehen erst verschiedene Dokumentationen über die Mafia gesehen. Ein unfassbares Kapitel amerikanischer Geschichte, bei dem oftmals Mörder und Schläger zu schlitzohrigen Anti Helden verklärt wurden. Man denke nur an John Gotti, den Teflon Don. Die andere Seite wurde nur wenig beleuchtet und von jenen die diese Typen zur Strecke gebracht haben, hört man kaum.

    Da kennen wir maximal noch einen Donnie Brasco.

    Sehr gute Rezension, vielen Dank dafür!

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • New York1947: In einem Hotel werden alle anwesenden Gäste sowie das Personal bestialisch ermordet, nur Thomas Talbot wird lebend angetroffen – die Lage ist für die Ermittler klar, er muss der Täter sein. Thomas Vater Michael sieht das anders, er reist mit seiner ehemaligen Kollegin Ida Young an, um den wahren Täter zu finden.


    Gabriel Leveson hat seit Jahren seinen Ausstieg aus dem organisierten Verbrechen vorbereitet, in wenigen Tagen ist es soweit. Doch dann erhält er von seinem Boss, Frank Costello, einen Auftrag, den er nicht ablehnen kann, der aber seine Pläne empfindlich stören könnte.


    Auch Louis Armstrong ist mittlerweile in New York gelandet. Er ist auf dem absteigenden Ast, aber ein geplantes Konzert könnte das Ruder wieder herumreißen.


    Ca. 20 Jahre sind seit dem Vorgängerband vergangen. Michael Talbot ist mittlerweile über 70 Jahre alt und im Ruhestand, doch die Gefahr, in der sein Sohn schwebt, auf den immerhin der elektrische Stuhl wartet, lässt seine Detektivinstinkte noch einmal auf Höchsttouren laufen. Ida, die nun eine eigene Detektei betreibt, und zudem durch den Krieg Witwe wurde, lässt es sich natürlich nicht nehmen, Michael zu unterstützen. Die beiden haben es nicht leicht, für die Polizei ist der Mord bereits gelöst, aber Michael hat Beziehungen, und so können sie doch tiefere Einblicke in die Ermittlungsakten nehmen. Es ist schön, Michael und Ida wiederzutreffen.


    Gabriel lernt der Leser erst in diesem Band kennen, und das ziemlich gut. Eigentlich wollte er nie der Mafia angehören, aber wie das Leben manchmal so spielt, hat er letztlich sogar einen gehobenen Posten inne. Doch er sieht auch die Gefahren, die das mitbringt, vor allem für seine Nichte, für die er allein verantwortlich ist, und so strebt er danach, sich abzusetzen bzw. spurlos unterzutauchen – doch Pläne können Zufällen zum Opfer fallen. Gabriel gefällt mir gut, und ich habe ihm die Daumen gedrückt – ob mit Erfolg, verrate ich hier natürlich nicht.


    Kaum gerechnet hatte ich mit Louis' Erscheinen, aber er passt natürlich auch gut ins Bild, zum einen, weil er schon in den früheren Bänden aufgetreten ist und man hier erfährt, wie es ihm zwischenzeitlich ging, zum anderen, weil er Ida wieder einmal eine Hilfe ist. Und überhaupt, da das Thema Musik die Reihe begleitet, hier u. a. in Form von Swing und Bepop, passt natürlich ein Musiker, der das ebenfalls tut, prima ins Bild.


    Außer Louis und Frank Costello, gibt es eine ganze Reihe weiterer historischer Persönlichkeiten, die mal mehr, mal weniger überraschend auftauchen. So hat mich z. B. Stanley Kubrick ziemlich überrascht, vor allem in der Situation, in der man auf ihn trifft – im Nachwort des Autors kann man dann lesen, dass das nicht fiktiv ist. Ich mag es sehr, wenn Historie und Fiktion so perfekt verwoben sind, wie es hier der Fall ist, es gibt einige historische Hintergrundgeschichte. Passend zur Zeit findet sich auch Gesellschaftskritik, besonders in Bezug auf die Männer, die im Krieg waren, und die nun unter vielfältigen Problemen zu leiden haben, ganz besonders sind es farbige Männer, denen viel versprochen worden war, die aber schwer enttäuscht wurden.


    Der Autor hat einen sehr ansprechenden Erzählstil, manche Sätze sind wunderbar gelungen, er malt mit ihnen regelrecht Bilder. Er erzählt sehr atmosphärisch, bildgewaltig und packend, ich könnte ewig weiterlesen. Dazu ist die Geschichte spannend, und der Leser ist schnell emotional beteiligt. Die Spannungskurve steigt stetig und eskaliert am Ende regelrecht.


    Der Roman funktioniert auch alleinstehend, aber schöner ist es, wenn man die vorherigen Romane bereits gelesen hat, und vor allem Michael und Ida schon kennt. Insgesamt sind vier Romane der Reihe geplant, d. h., es wird noch einen weiteren geben, der, wie der Autor im Nachwort verrät, 1967 in Los Angeles spielen wird. Ich bin schon sehr gespannt.


    Für mich ist dieser Roman eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr, er erzählt mit viel Atmosphäre eine sehr spannende Geschichte, die Charaktere sind gelungen und man mag den Roman kaum aus der Hand legen. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle, die gerne historische Romane mit viel geschichtlichem Background, einer spannenden und komplexen Geschichte und interessanten Charakteren mögen.

  • Schwächer als die Vorgänger


    Im dritten Band der Reihe wird es für Ida und Michael persönlich: Michaels Sohn Thomas ist des Mordes angeklagt. Die beiden können nicht glauben, dass Thomas solch eine Tat begehen könnte und beginnen, nachzuforschen. Doch Thomas verschweigt etwas... Gleichzeitig versucht der Mafioso Gabriel, durch einen raffinierten Plan unterzutauchen und die Mafia für immer zu verlassen. Sein Boss macht ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn Gabriel soll 2 Millionen Dollar aufspüren. Falls er das nicht schafft, wird er für immer als Dieb gejagt werden.



    Das Cover ist etwas langweiliger als das des ersten Bandes „Höllenjazz in New Orleans“, aber es passt gut zum Inhalt und zur Aufmachung der vorherigen Bücher.



    Leider hat mir dieser Teil nicht ganz so gut gefallen wie die Vorgänger, daher habe ich auch entsprechend lange gebraucht, um das Buch fertig zu lesen. Der Krimi an sich ist wirklich spannend aufgebaut, der Mafia-Teil ist sehr interessant und auch die Suche nach dem wahren Mörder, um Thomas zu entlasten, ist an sich gut gelungen. Auch die Charaktere sind authentisch dargestellt. Aber manche Stellen waren einfach sehr träge, weil einfach nichts geschah und ich musste mich dazu zwingen weiterzulesen.



    Von mir gibt es daher 3,5 Sterne.

  • Erst mal musst Du ins Gemüsebeet und den Wirsing mit einer geeigneten Pistole erschießen ...