Raoul Schrott - Eine Geschichte des Windes

  • Zitat von Klappentext (Quelle: Verlag)

    Stürme, Schiffbruch, Kannibalen: die abenteuerliche Geschichte eines Weltumseglers, die niemand so erzählen kann wie Raoul Schrott


    Was für ein Abenteuer! Der Hannes aus Aachen kam als erster einmal ganz um die Welt. Vor 500 Jahren brach er mit Magellans Flotte zu den Gewürzinseln auf. Und damit ins völlig Ungewisse. Meutereien. Schiffbrüche. Kämpfe, Menschenfresserei – nur um an Nelken zu kommen. Am Ende kehrte bloß ein einziges Schiff zurück. Nur 18 Seeleute überlebten, unter ihnen „Juan Aleman“. Dass er noch ein zweites und sogar drittes Mal zur Weltumsegelung aufbrach, ist alles, was man von ihm weiß. Raoul Schrott ist dieser Nebenfigur der Weltgeschichte hinterhergereist: Schwelgerisch und voll geradezu fühlbarer Details schenkt er seinem Simplicissimus auf hoher See ein ganzes Leben.


    Sprache und Erzählweise

    Das Ungewöhnliche und gleichzeitig auch Interessante an diesem Buch sind wohl die Sprache und die Erzählweise. Die Sprache ist konsequent altertümlich gehalten. Das ist zu Beginn sehr reizvoll und hilft dabei, sich in die Zeit hineinzufühlen. Leider ist diese Sprache auch sehr "verschwurbelt" und dadurch, ebenso wie durch die vielen ungeläufigen Wörter, ziemlich anstrengend zu lesen. Ein Gleichheitszeichen (=) als Bindestrich und das nicht vorhandene Scharf-S (ß) sind da noch das Wenigste. Stellenweise musste ich mich schon etwas durchkämpfen und habe für das Buch auch ziemlich lange gebraucht. Die Erzählweise ist nicht minder fordernd. Es erschließt sich nicht immer sofort, ob nun das Erzähler-Ich oder das Hannes-Ich sprechen, denn das wechselt durchaus öfter und ist doch die Sprache identisch.


    Historisches

    Auch wenn nur wenig bis fast gar nichts über diesen Hannes bekannt ist, so brachte mir das Buch jedenfalls die Zeit vor 500 Jahren doch ganz gut näher. Zwar kam mir das gesellschaftliche Leben im Allgemeinen, also die Beschreibung des "drumrum" etwas zu kurz, umso mehr wird beschrieben, wie die Besatzungen auf den Schiffen so tickten. Was Hunger und Krankheit mit ihnen machte. Auch interessant ist, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die "Großmächte" damals die Welt aufzuteilen versuchten. Die Abenteuer des Hannes samt Sorgen und Nöte wurden jedenfalls detailliert (irgendwann gefühlt auch zu detailliert) beschrieben. Den Schluss des Buches, der auch etwas über dessen Entstehung verrät, fand ich sehr gelungen und er hat mich für die ein oder andere Länge wieder entschädigt.


    E-Book

    Erwähnenswert ist noch, dass ich das E-Book gelesen habe. Das war vermutlich nicht die beste Idee. So wurden diese besonderen Bindestriche durch die "normalen" Bindestriche beim automatischen Zeilenumbruch "ergänzt", was etwas seltsam wirkt. Das gedruckte Buch hat übrigens keine Seitenzahlen, was natürlich einen bestimmten Eindruck erwecken will. Das E-Book hat natürlich Seitenzahlen, sofern der Reader diese generiert. Insgesamt ging mir von dem Flair sicherlich einiges dadurch verloren.


    Fazit

    Auf jeden Fall hat man es hier mit einem originellen Buch zu tun. Uneingeschränkt empfehlen kann ich es aber nicht. Dafür ist es wohl doch zu sperrig. Ich merkte, dass ich das Buch durch seine Art mögen wollte, aber irgendwie war es mir stellenweise doch ... too much.