JP Delaney - Tot bist du perfekt / The Perfect Wife

  • Kurzmeinung

    serjena
    Trotz einiger Ungereimtheiten welche ich nicht akzeptieren konnte, hat mich relativ gut unterhalten
  • Kurzmeinung

    Jasminh86
    Ein komplexer, technischer und wissenschaftlicher Spannungsroman mit dem Schwerpunkt künstlicher Intelligenz!
  • Ich liebe es wenn Bücher sich nicht aus einem, sondern zwei Genren bedient und in diesem Buch war genau das der Fall. Neben dem Genre Thriller haben wir auch ein paar Sci-Fi bzw. Technologie Aspekte im Buch. Der Klappentext verrät ja schon ein bisschen was dazu und ich werde versuchen euch nicht so viel vorweg zu nehmen.


    Wir als Leser werden direkt angesprochen. Der Erzählstil ist hauptsächlich in der "Du" Schreibweise. Ich fand diese Form sehr gut gewählt und habe manchmal echt Gänsehaut bekommen. Dadurch das man direkt angesprochen wird, fühlt man sich sehr im Buch integriert und in der Geschichte drinnen. Es wird auch ab und zu ins "Wir" gewechselt und man fragt sich bis zum Ende wer dich da eigentlich anspricht.


    Es gibt im Buch zwei Zeitebenen. Zuerst sind wir in der Gegenwart und begleiten Roboter Abbie auf ihrem Weg. Dann gibt es noch die Kapitel in der Vergangenheit. Es wird erzählt wie sich Abbie und Tim kennen gelernt haben und auch hier ist nicht klar wer das überhaupt alles erzählt. Ihr werdet am Ende überrascht werden.


    So lernen wir auch Abbie besser kennen. Sie ist der, mit den Daten der "echten" und verstorbenen Abbie, hergestellter Roboter. Ihr Handeln und Denken basiert auf den Erfahrungen und Erinnerungen von Abbie, aber mit der Zeit lernt sie dazu und trifft eigene Entscheidungen. Sie ist Tim sehr unterwürfig und an vielen Stellen fast zu perfekt.

    Dadurch das wir sie so nah kennen lernen, erscheint sie sehr oft menschlich.


    Der Roman greift somit die Frage auf: Ab wann sollte ein Roboter wie ein echter Mensch behandelt werden und hat er, wenn er Empathie und Gefühle empfindet nicht auch ein Recht auf ein freies Leben?


    Vor allem Tim der Ehemann hat viel mit dieser Frage zu kämpfen. Er wird nämlich angezweifelt, dass er seine verstorbene Ehefrau als Roboter wieder erschafft, bringt schon viele wütende Gegenstimmen mit sich.

    Die Charaktere in diesem Buch sind alle nicht wirklich sympathisch. Aber dies habe ich sehr gemocht. Abbie als Roboter ist anfangs sehr naiv und entwickelt sich mit der Zeit. Sie ist auch darauf bestrebt herauszufinden was der echten Abbie passiert ist.

    Tim ist einfach nur komplett durchgeknallt. Ich hatte das Gefühl das hier die Grenze zwischen liebender Ehemann und Psychopath sehr durchsichtig ist.


    Das Buch beginnt eher langsam, aber es bildet sich immer mehr ein richtiger Spannungsbogen. Am Ende laufen so viele Stränge zusammen und ich war sehr geschockt und überrascht. Allem in allem war die Spannung am Anfang und in der Mitte etwas schwächer als das Ende.


    Ein wichtiger Aspekt, welchen ich noch unbedingt erwähnen wollte ist, dass Abbie und Tim einen autistischen Sohn haben. Danny ist ein sehr liebenswertes Kind und im Buch wird oft auf ihn und seine Krankheit eingegangen. Auch JP Delaney ist Vater eines Kindes, dass mit dieser Entwicklungsstörung zu leben hat. Es werden erschreckende Methoden zur Heilung dieser Krankheit gezeigt und in dem Nachwort des Autors erfahren wir etwas mehr darüber.

    Natürlich kann ich wie immer nicht sagen wie gut diese Sache dargestellt wurde. Dennoch würde ich sagen, dass der Autor durch seine eigenen Erfahrungen ein reales Bild von Autismus dargestellt hat.


    Fazit



    Nicht nur das spannende Thema und die vielen Fragen, die während des lesen mir als Leser gekommen sind, haben mir gefallen. Auch der Schreibstil und die eher besondere Erzählart konnte mich vom Hocker hauen.


    Von mir gibt es 5 Sterne und ganz großen Dank an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar.



    Vielen Dank fürs lesen


    eure Vici

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Eine fesselnde wie erschreckende Zukunftsvision: spannend und mit vielen Wendungen, ohne Blutvergießen, ungewöhnliche Erzählweise.



    Inhalt:


    Abbie Cullen-Scott erwacht im Krankenhaus und weiß zunächst weder, wie sie dorthin gekommen ist, noch welche Auswirkungen dies mit sich bringt.

    Ihr Mann Tim Cullen, ein erfolgreicher und visionärer Inhaber eines IT-Unternehmens, steht mit Freudentränen an ihrem Bett. Er ist überglücklich, dass er seine perfekte Ehefrau wieder hat. Auch ihrem gemeinsamen Sohn Danny geht es gut.


    Doch wie viel Zeit ist vergangen, war es ein Unfall oder ein missglückter Mordversuch? Schwebt Abbie in Gefahr?

    Allmählich kehrt die Erinnerung zurück und Abbie erkennt, wer Freund und wer Feind ist. Doch von der größten Bedrohung ahnt sie zunächst noch nichts.


    Mein Eindruck:


    Die Erzählweise ist ungewöhnlich und zu Beginn noch gewöhnungsbedürftig. Die Gegenwart rund um das Erwachen im Krankenhaus und der Rückkehr Abbies in ihr Zuhause wird im Präsens und in der 2. Person Singular erzählt. Alle Rückblicke, die das Leben und Kennenlernen des Ehepaars Cullen schildern, den Erinnerungen Abbies auf die Sprünge helfen, sind im Imperfekt und in der 1. Person Plural dargestellt.


    Zum überraschenden Finale wechselt die Erzählperspektive zwischen "Du" und "Ich". Warum diese ungewöhnliche Art der Erzählung gewählt wurde, erschließt sich dem Leser erst ganz am Ende.


    Der Klappentext ist sehr kurzgehalten und gibt nur den Inhalt der ersten zehn Seiten preis.

    Eine Rezension zu schreiben ohne zumindest ein ganz kleines bisschen zu spoilern (die Ereignisse kurz nach dem Erwachen betreffend, d.h. die nächsten fünf Seiten des Buches), ist nahezu unmöglich.


    Die Charaktere sind auf ein Minimum begrenzt, wofür ich im Hinblick auf den zunächst verwirrenden Schreibstil dankbar bin.

    Abbie ist eine unkonventionelle und leidenschaftliche Künstlernatur und passionierte Surferin. Ein Freigeist schlechthin. Für ihren Sohn Danny, der an einer außergewöhnlichen Form von Autismus erkrankt ist, ändert sie ihren Lebensstil. Doch plötzlich verschwindet sie unter ungeklärten Umständen.


    Ihr Ehemann Tim scheint ohne Abbie nicht lebensfähig und fast schon krankhaft besessen von ihr, jedoch auf eine selbstsüchtige Art. Als Spezialist im KI-Bereich entwickelt er fünf Jahre lang einen Cobot (Companion Roboter), d. h. ein genaues Abbild seiner perfekten Ehefrau, welches gefüttert wird mit deren Erinnerungen.

    Cobot "Abbie" ist zudem eine lernfähige und emotionale Art künstlicher Intelligenz und wirkt sowohl in ihrer Denk- wie auch Handlungsweise erschreckend menschlich.


    Der Psychothriller ist auf schockierende Art realitätsnah bzw. zeigt eine erschreckende Zukunftsvision: Was geschieht, wenn künstliche Intelligenz den Menschen immer ähnlicher und dadurch zur Bedrohung wird?

    Aufgrund der vielen Überraschungs- und Schockmomente ist auch das Ende ein genialer Schachzug. Nichts ist wie es scheint und man kann niemandem trauen.



    Fazit:


    Durchgehend spannend und voller überraschender Wendungen mit ebenso unerwartetem Finale erwartet den Leser dank fesselndem und ungewöhnlichem Erzählstil ein Thriller, der fast gewaltfrei daherkommt, und bei dem nichts und niemandem vertraut werden darf.


    ...

    Rezensiertes Buch "Tot bist du perfekt" aus dem Jahr 2020

    :study: "Bücher sind das beste Schmerzmittel, um das Leben zu ertragen. "

    Nathanviel, der Bücherdrache von Walter Moers

  • Inhalt:


    Abbie wacht auf und etwas stimmt nicht. Sie liegt im Krankenhaus. Ihr Mann hat Tränen in den Augen, so freut er sich, dass seine geliebte, perfekte Frau am Leben ist. Sie denkt, dass sie einen schweren Unfall hatte und sich deshalb an nichts erinnern kann. Doch Tim, ihr Mann, erklärt ihr, dass er jahrelang daran gearbeitet hat, um sie wiederzubekommen.


    Abbie kehrt nach Hause zurück und so nach und nach kommen auch viele Erinnerungen wieder. Sie ahnt Gefahr, doch weiß nicht aus welcher Richtung sie kommt. Sie weiß nur, sie muss wachsam sein. Irgendwo in diesem Haus mitten unter ihren Liebsten liegt der Grund, warum sie schon einmal sterben musste ...


    Meinung:


    Dieses Buch ging in eine ganz andere Richtung als ich erwartet habe. Aber das machte gar nichts, denn es hat mich trotzdem sehr gut unterhalten und es hat mir sehr gut gefallen. Schon das erste Buch des Autors "The Girl Before" gefiel mir sehr gut und auch Tot bist du perfekt hat mich nicht enttäuscht.


    Schon aus dem Klappentext geht hervor, dass irgendetwas vor Jahren passiert sein muss. Nachdem ich den kurzen Text gelesen habe, hatte ich einige Fragen: wie gelang es Tim, Abbie wieder zum Leben zu erwecken? Und natürlich: was ist damals passiert? Die erste Frage wird gleich auf den ersten Seiten beantwortet. Bei der zweiten Frage wird man jedoch auf die Folter gespannt, denn auch Abbie erfährt sehr lange nicht, was damals passiert ist, was natürlich sehr zur Spannung beiträgt.


    Die Geschichte ist aus einer ungewöhnlichen Perspektive geschrieben. Der Leser wird hier mit Du angesprochen. Bisher weiß ich nur von einem Buch, das diesen Stil anwendet: You, welches ich allerdings noch nicht gelesen habe. Auch das hat mich schon beim originalen Klappentext sehr angesprochen und ich fand es auch im Verlauf der Geschichte richtig gut.


    Auch gelingt es dem Autor ein gutes Bild der Protagonisten zu zeichnen. Es gibt hier kein schwarz und weiß, es gibt kein perfekt, auch wenn das vielleicht gefragt wäre. Dadurch erreicht die Story auch eine gewisse Tiefe. Dazu werden viele verschiedene und wichtige Themen angesprochen wie zb Ethik, Autismus, künstliche Intelligenz usw.


    Eines muss aber klar sein: es handelt sich hier zwar um einen Thriller, aber man darf sich keine Story erwarten, die einen ständig umreißt, wo es ständig Action und Tote gibt. Es ist eher ein ruhiger Thriller, in dem es trotzdem immer wieder unerwartete Wendungen gibt.


    Fazit:


    Ein Thriller, den man so schnell nicht aus der Hand legen will.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „JP Delaney - Tot bist du perfekt - The Perfect Wife“ zu „JP Delaney - Tot bist du perfekt / The Perfect Wife“ geändert.
  • Wenn künstliche Intelligenz menschliche Züge entwickelt
    Abbie erwacht im Krankenhaus. Ihr Mann Tim ist an ihrer Seite. Sie soll einen Unfall gehabt haben, an den sie sich aber nicht erinnern kann. Zu Hause wartet ihr kleiner autistischer Junge auf sie.
    Erst nach einer Weile klärt Tim Abbie darüber auf, dass sie nicht die Person, oder das Wesen ist, das sie zu sein glaubt. Abbies Erinnerungen wurden von Tim, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, in einen Roboter transferiert. All ihre Erinnerungen sind Uploads. Sie erfährt, dass die richtige Abbie vor sechs Jahren spurlos verschwand. Je weiter Abbies sich erinnern kann, desto mehr forscht sie in der Vergangenheit und nach den Ursachen für ihr Verschwinden. Hatte tatsächlich Tim, der sie so sehr zu lieben vorgibt, seine Finger im Spiel, so wie vermutet wurde?
    Bereits auf den ersten Seiten entwickelte sich das Buch ganz anders, als ich es erwartet hatte. Aber ich war positiv überrascht. Die Geschichte wird aus einer scheinbar neutralen Du-Perspektive erzählt. Eingestreut sind immer wieder einzelne Abschnitte in einer Wir-Perspektive, die Abbies Vergangenheit von außen zu betrachten scheinen. Dies baut einen kontinuierlichen Spannungsbogen auf, der sich bis zum Ende hält. Auf den letzten fünfzig Seiten kommt es dann jedoch noch einmal zu einigen Wendungen, mit denen ich so überhaupt nicht gerechnet hätte.
    Auch wenn Tim während des ganzen Buches immer wieder seine unendliche Liebe zu Abbie beteuert, so mag man ihm irgendwann nicht mehr so richtig glauben. Je mehr Abbie über ihre Vergangenheit herausfindet, umso mehr wird deutlich, dass er ganz andere Ziele verfolgt. Denn eigentlich zeigt sich Tim sehr frauenfeindlich, arrogant und in erster Linie selbstsüchtig. Abbie schein eher Mittel zum Zweck zu sein. Und hier kommt dann auch die Autismus-Erkrankung von Danny ins Spiel. Immer mehr wird deutlich, dass Tim seinen Sohn eigentlich auch mehr wie einen Roboter behandelt. Seine Krankheit soll nicht gelindert werden. Nein, Danny soll repariert werden. Abbie entwickelt ihre Muttergefühle immer weiter, so dass sie irgendwann nur noch Danny beschützen möchte, koste es, was es wolle.
    JP Delaney hat eine Vision von menschlichen Robotern entwickelt, die mich von Anfang an, auch dank des tollen Schreibstils, absolut überzeugt und gefesselt hat. Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für diese geniale Idee und die tolle Umsetzung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Für diesen Roman gibt es von mit ganz sicher :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Einzig das Ende kam mir zu abrupt. Aber alles andere war stimmig, nachdenklich stimmend und überzeugend.


    Künstiliche Intelligenz ist das grundlegende Thema des Romans. Ein Thriller ist es auf jeden Fall nicht, das muss ich gleich zu Beginn sagen. Es ist eher ein Spannungsroman mit Science-Fiction Elementen. Aber es geht dabei um viel mehr: darf man menschlich aussehenden Roboter bauen, also die KIs, die einem Mensch völlig ähnlich aussehen, darf man die KIs mit der Fähigkeit zu Gefühlen und Emotionen ausstatten, welche gesellschaftlichen und sozialen Folgen hat dies. :-k


    Das sind alles Fragen, die beim Lesen des Romans aufkommen. Der Roman bietet viele Themen an, wie z.B. künstliche Intelligenz, IT Branche, Kunst, obsessive Verhaltensweisen, Autismus, soziale Interaktion, psychologische Aspekte, Ethik, beim Lesen des Buchs kommt man nicht umhin, sich all die Fragen zu stellen und die sind einem nicht zu viel. Denn der Autor hat hervorragend das Problem vieler angesprochenen Aspekte gelöst. Als Leser ist man mit einer spannenden Lektüre konfrontiert, die absolut harmonisch abläuft. An Themen ist es nicht zu viel, auch wenn es im ersten Moment womöglich so erscheint.


    Ich finde, dass dieser Roman Dank dem Titel und dem Cover nicht die nötige Beachtung findet. Denn diese suggerieren einen gewöhnlichen Thriller dahinter.


    Mich wundert es ehrlich gesagt sehr, dass das Buch von McEwan "Maschinen wie ich", wo es auch um Künstliche Intelligenz und Fragen der Ethik geht, so eine Beachtung fand, dabei habe ich den Vergleich, ich habe beide gelesen. :wink: Das von McEwan war mit Sicherheit schlechter... Dieses hier hat mir sehr gut gefallen und ich würde es auch weiterempfehlen :thumleft:

    2024: Bücher: 91/Seiten: 40 202

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

    Naam, Ramez - Nexus

  • ich habe beide gelesen

    Das habe ich auch vor. Das Buch von McEwan habe ich gelesen, und es gefiel mir. Den Delaney bekomme ich Anfang Mai in der Bücherei.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das habe ich auch vor. Das Buch von McEwan habe ich gelesen, und es gefiel mir. Den Delaney bekomme ich Anfang Mai in der Bücherei.

    Das freut mich. Da bin ich gespannt, was du danach sagst. McEwan war ja ganz gut, ich hatte das Buch mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sternen bewertet, aber "Tot bist du perfekt" ist besser. Spannender erzählt, und auch lebendiger und emotionaler. Was ich so schade finde, dass es um solche Bücher, die nach Thriller aussehen, kaum Diskussionen sich ergeben, die finden auch in den Medien kaum Beachtung. Wenn es aber McEwan ist, dann schon... :D

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  • 🌟Ein komplexer, technischer und wissenschaftlicher Spannungsroman mit dem Schwerpunkt künstlicher Intelligenz!🌟



    Du schlägst die Augen auf und etwas stimmt nicht. Du weißt nicht, was dir passiert ist. Du liegst in einem fremden Bett. In einem Krankenhaus. Neben dir steht dein Mann Tim, ein erfolgreicher Unternehmer. Er hat Tränen in den Augen, weil du – seine geliebte, perfekte Frau – am Leben bist. Du denkst, du hättest einen schweren Unfall gehabt. Doch dann sagt Tim: Wir haben jahrelang daran gearbeitet, dass ich dich wiederbekommen konnte…


    Du entdeckst dein Leben wie mit fremden Augen. Du ahnst Gefahr, aber du weißt nicht, wo genau sie lauert. Du weißt nur: Du musst wachsam sein. Denn irgendwo in deinem schönen Haus, bei deinen Liebsten liegt der Grund dafür – der Grund, warum du vor Jahren gestorben bist.



    "Tot bist du perfekt" von JP Delaney ist ein Thriller, der am 09.11.2021 im Penguin Verlag erschienen ist. Dies war wirklich eine sehr außergewöhnliche Geschichte, mit der ich anhand des Klappentextes nicht mit gerechnet habe. Deshalb bin ich bei diesem Werk des Autors sehr zwiegespalten. Denn es gab für mich viele positive, jedoch auch genau so viele negative Aspekte, weshalb mich das Buch mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat. Vor kurzem habe ich vom Autor den Psychothriller "Du gehörst uns" gelesen und ich war restlos begeistert. Dieser hier war für mich ein komplexer, technischer und wissenschaftlicher Spannungsroman mit dem Schwerpunkt künstlicher Intelligenz, der jedoch sehr stark von der Realität abgewichen ist. Ich habe nichts gegen Fiktion, welche in Thriller eingebaut werden. Aber bei dieser Handlung war es mir dann doch einen Ticken zu viel des Guten. Deshalb würde ich das Buch schon eher in die Science-Fiktion-Kategorie einordnen.


    Mir fiel von Anfang an der außergewöhnliche Schreibstil auf, der zwei unterschiedliche Erzählperspektiven enthält. Außerdem zwei Zeitabschnitte, wo in der Gegenwart aus der Sicht des Cobots Abbie und in der Vergangenheit aus einer völlig fremden Person geschrieben wird. Diese Erzählperspektive in der dritten Person war leider gar nicht meins, da ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wer dieser mysteriöse Erzähler ist. Da es sich in der Vergangenheit hauptsächlich um den Aufbau der Beziehung zwischen Abbie, einer selbst ernannten Künstlerin und Surfer-Frau und Tim Scott, dem ehrgeizigen, obsessiven Hightech-Unternehmer handelt, konnte ich besonders gut Tims' Verhalten nachverfolgen. Er zeigt nach und nach, besonders nach der Geburt seines Sohnes sein wahres Gesicht, aber auch Abbies' Veränderungen konnte ich gut erkennen. Dass ein Baby das Leben verändert ist logisch, jedoch hat sich Tim danach wie ein noch größeres Ekelpaket benommen. Seine Meinung zu Frauen kommt mit der Zeit sehr deutlich rüber, weshalb er mir immer unsympathischer wurde. Aber auch sein Verhalten gegenüber seinem Kind fand ich unmöglich. Nach einer erschütternden Diagnose des Kindes nimmt er Behandlungsmethoden in Kauf, die er seiner Meinung nach für richtig hält. Für ihn zählt nichts außer die Wissenschaft, mit allem anderen will er sich gar nicht auseinandersetzen. Sein cholerisches, stures und frauenfeindliches Verhalten kommt auch in der Firma nicht gut an. Die Mitarbeiter kuschen jedoch sofort, wenn ihr Chef, den einige schon als Gott ansehen, was verlangt. Wenn er will, dass sie springen, fragen einige noch unterwürfig wie hoch. Sein dominantes Machtverhalten ändert sich anfangs gegenüber Abbie, bis er sein wahres Ich zeigt.


    Abbies' Veränderungen kamen schleichend. Ich erfuhr einige Details aus ihrem Leben, auch wurde über ihre Beziehung zu ihrem Sohn nach der Diagnose geschrieben, sodass ich ein klares Bild der Frau hatte. Da ihr Verschwinden unklar war, konnte ich lange Zeit nicht einschätzen, ob sie Tod oder untergetaucht ist. Tim, der ohne Abbie nicht leben kann, erschuf einen Cobot, einer Roboterfrau. Obwohl sie komplett aus Technik besteht, kann sie gefühlsmäßig mit einem Menschen mithalten. Nach dem ersten Schock ihrer Erschaffung freundet sie sich immer mehr mit ihrem Roboterleben an und ist zuversichtlich, ein glückliches Leben mit Tim führen zu können. Doch als sie mysteriöse Handynachrichten erhält und Tim ihr den wahren Grund ihrer Erschaffung beichtet, kommen bei der neuen Robo-Abbie viele alte Erinnerungen hoch und sie erkennt, dass sie eine Mission zu erfüllen hat, bevor man sie vernichten will. Ich habe mir sehr oft die Frage gestellt, ob die menschliche Abbie noch lebt oder ob Tim sie umgebracht hat. Dieses Rätsel hat meiner Meinung nach in der Gegenwart für mehr Spannung gesorgt als in der Vergangenheit. Diese empfand ich teilweise sehr langatmig und langweilig, dann habe ich doch eher zu der realitätsfernen Gegenwart tendiert. Nach und nach entwickelten sich Situationen, die unvorhersehbar und überraschend waren. Einige Wendungen haben mir sehr gut gefallen.


    Psychologische Aspekte kamen vor, die jedoch oft schwach im Hintergrund standen. Das Krankheitsbild des Heller-Syndroms, eine Art des frühkindlichen Autismus, wurde gut und sehr interessant in die Handlung eingearbeitet. Besonders die Beziehung zwischen der menschlichen Abbie und ihrem plötzlich erkrankten Sohn hat emotionale Pluspunkte gesammelt. Als Charakter alleine war sie mir zu blass und nicht tief genug ausgearbeitet. Tim konnte ich mir dafür umso besser vorstellen, wenn er mit seinem albernen Kichern und autistischen Kleidungsstil seine Mitarbeiter tyrannisiert, anschreit, beleidigt und regelmäßig vor Gericht zieht. Für mich hatte der Kerl die ganze Zeit einfach nicht alle Latten am Zaun, er ist ein wahnsinniger Freak, der in seiner kompletten Welt lebt.


    JP Delaney schreibt in dieser Geschichte sehr bildlich, sodass sich während des Lesens unheimlich klare Bilder in meinem Kopf abspielten. Der Plot hat auf jeden Fall Potenzial für einen Science-Fiction-Film. Szenen wo zum Beispiel der Cobot an und abgestöpselt wurde oder wenn er sich ausgezogen hat, konnte ich mir wunderbar vorstellen. Die deutlich angespannte Atmosphäre in der Gegenwart war gut zu spüren und die Ungewissheit, was mit der Abbie aus Fleisch und Blut geschehen ist, hat mich nicht losgelassen. Viele und sehr kurze Kapitel, die in ebenso viele Teile eingeteilt sind, haben für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Wie gesagt fand ich das Geschehen in der Gegenwart zwar sehr aus der Luft gegriffen, aber es hat mich gut unterhalten. Die Geschehnisse aus der Vergangenheit haben, besonders am Anfang, den Spannungsbogen dadurch immer wieder sehr in die Tiefe gerissen. Obwohl diese nur im ersten Kapitel eines Teils vorkamen, habe ich auf die Rückblenden nicht hingefiebert. Ich vergebe für dieses Werk leider nur drei Sterne.

    🌟🌟🌟

  • Zum überraschenden Finale wechselt die Erzählperspektive zwischen "Du" und "Ich". Warum diese ungewöhnliche Art der Erzählung gewählt wurde, erschließt sich dem Leser erst ganz am Ende.


    Ich habe das Buch in den letzten Tagen gelesen und muss sagen, gerade der Wechsel der Erzählperspektive an der Stelle hat mich total verwirrt. Mehr kann ich gar nicht dazu sagen, sonst würde ich zuviel verraten. Ich kannte mich am Anfang des Kapitels nicht wirklich aus und habe es dann sogar nochmal gelesen… :pale:


    Das Ende hätte ich ehrlichgesagt anders erwartet oder eigentlich gewünscht, aber diese Thematik an sich fand ich wirklich interessant. Ich konnte mir alles rund um Abbie sehr gut vorstellen, auch bildlich. Mit Tim konnte ich allerdings die gesamte Zeit nicht wirklich etwas anfangen…

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.