Jimmy Liao – Der Klang der Farben / 地下铁 / The Sound of Colors

  • Klappentex (hinteres Buchcover)/Verlagstext

    „In dem Jahr, als der Engel

    am Eingang zur U-Bahn von mir Abschied nahm,

    erblindete ich allmählich.

    An meinem fünfzehnten Geburtstag, einem Morgen im Herbst,

    nieselte es draußen.

    Ich fütterte meine Katze,

    und um fünf nach sechs

    betrat ich die U-Bahn.“


    Ein blindes Mädchen entschliesst sich an seinem 15. Geburtstag dazu, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Mit Furcht und Zittern steigt sie in die U-Bahn und fährt von einer unbekannten Station zu einer anderen. Auf ihrer Reise schwelgt sie in Erinnerungen, tastet sich in ihrer in Dunkelheit gehüllten Welt voran, gleichzeitig findet sie aber auch neue Hoffnung und Orientierung. Als sie sich in den unterirdischen Gewölben verirrt, entdeckt sie neue Ausgänge. Sie bedient sich ihrer Vorstellungskraft, um sich eine bunte, imaginäre Welt um sie herum auszumalen, und findet dadurch Trost in ihrer Einsamkeit zu finden. Auf ihrer Reise sucht sie nacht und findet Antworten für ihr Leben.


    Eine Reise in die Imagination.



    Der Autor

    Jimmy Liao (chinesisch 廖福彬/Liào Fúbīn, geboren 1958 in Yilan/Taiwan) ist ein taiwanischer Illustrator und Bilderbuchautor. Jimmy entspricht phonetisch seinem chinesischen Künstlernamen 幾米 (Jǐmǐ).

    Jimmy Liao veröffentlichte 1998 im Alter von 40 Jahren seine ersten Werke. Auslöser für sein kreatives Schaffen war ein Kampf gegen Leukämie, den er nur knapp überlebte. Sein erstes Bilderbuch sollte eigentlich bloß ein Abschiedsgeschenk an seine Familie sein, bildete aber den Start für eine fulminante Karriere. Häufige Themen in seinen Büchern sind Einsamkeit, Isolation, Abschiednehmen, ungestillte Sehnsucht nach Glück und die Flüchtigkeit jeden menschlichen Glücks. Die Figuren sind oft Kinder, die entfremdet sind von ihrer Umgebung. Seine Bilderbücher für Erwachsene sind in viele Sprachen übersetzt worden. Viele seiner Werke sind zu Musicals, Fernsehspielen oder Filmen umgeschrieben worden. Der Zeichentrickfilm Der lächelnde Fisch auf der Grundlage seines gleichnamigen Bilderbuchs gewann auf der Berlinale 2006 den Spezialpreis des Deutschen Kinderhilfswerks. 2003 wurde er von der Zeitschrift Studio Voice zu einem der „55 kreativsten Köpfe Asiens“ gewählt. 2007 widmete ihm der Discovery Channel als einer von sechs herausragenden Persönlichkeiten Taiwans ein Porträt.


    Inhalt

    Ein blindes 15-jähriges Mädchen mit weißem Stock betritt die Tiefen eines U-Bahn-Systems und damit eine fantastische Welt, die es nur in ihrer Vorstellung gegen könnte. Frei laufend, begleitet ihre Abenteuer in der Unterwelt ein kleiner Hund. In einer riesigen Stützkonstruktion lauern Augen, ein Drachenschwanz ist zu sehen. Mir als sehendem Menschen zeigen sich unterschiedlichste Kacheldekors, auf dem Bahnsteig findet derweil eine eigene Handlung statt. Die Dekors verändern sich, werden von Seite zu Seite verspielter, asymmetrischer. Eine Station scheint völlig blank zu sein – für wessen Kachelentwurf? Eine Elefantenherde, die nur in der Fantasie des Mädchens existiert, führt sie schließlich wieder ins Freie. Fahren im Tunnel, Treppen, Ausgänge, jede Station anders. Liaos Welt wirkt wie ein Irrgarten, darin eine einsame Person, einsam mitten in Menschenmassen. An jedem Ausgang wartet eine andere Landschaft: Wald, Gras, Meer, Park. Was wäre, wenn sie mit Fischen tauchen könnte oder auf dem Kopf eines Blauwals geschaukelt würde? Wenn eine Station Krähenplatz heißt, ist das dann auch ihr Klang, im Empfinden einer blinden Figur? Eine Begegnung mit einem Kleinkind zeigt, dass nicht alle Menschen wahrnehmen können, dass das Mädchen blind ist. Eine Doppelseite vereint zig verschiedene Stühle – für Erzähler aller Geschichten, die noch auf uns warten?


    Fazit

    „Der Klang der Farben“ thematisiert wieder Einsamkeit und Trauer und zeigt eine Figur, die in ihrer Welt völlig allein zu sein scheint. Ob die Geschichte ein Ende hat, bleibt für mich offen. Märchenhafte Darstellungen okkupieren eine Welt, die wir im Alltag vermutlich selten als farbig wahrnehmen. Das Buch lehnt sich an Rilkes „Der Blinde“ an und richtet sich eher an Erwachsene. Mit Kindern, die Geduld für Wimmelbilder aufbringen, würde ich es dennoch betrachten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Das Original

    Hardcover, 128 pages

    Published January 15th 2001 by 大塊文化出版股份有限公司 (first published January 2001)

    Original Title; 地下鐵: Sound of Colors
    ISBN 9570316500 (ISBN13: 9789570316506)

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow