Turmschatten - Seiten 1-145

  • Prolog (S. 7-14)

    Schrecklich was da 1945 in dem Dorf passiert ist. Schrecklich, aber auch so bekannt. Solche Szenen kennt man ja bereits aus anderen Geschichten und Überlieferungen. Zwar nicht mit einem Turm, aber die Situationen sind doch ähnlich gewesen. Und was die Bombenangriffe angeht, ist es äußerst grausam mit Absicht Helfer und Feuerwehrleute bei einem weiteren Angriff treffen zu wollen. Natürlich hatte das taktische Gründe, aber da sie ja zu einem großen Teil der Zivilbevölkerung helfen wollten, ist das schon übertrieben grausam. Allerdings darf man trotzdem nicht vergessen, dass die deutschen Bomber vermutlich nicht anders gehandelt haben. Ich hatte gerade erst ein Buch gelesen in dem es nur am Rande um den 2. Weltkrieg ging (es spielte außerhalb von London zur Zeit des London-Blitz), aber auch dort hatten die Menschen das Problem dass es in den Nächten mehrere Bombenalarme hintereinander gab.

    Sowas kann man sich heutzutage zum Glück nur noch schwer vorstellen, zumindest in vielen Teilen der Welt. Leider nicht in allen.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Prolog (S. 7-14)

    Nachdem jetzt schon viele etwas zu dem Inhalt geschrieben haben, äußere ich mich einmal zu dem Erzähler, den ich nämlich interessant finde, weil er von den Büchern abweicht, die ich zuletzt gelesen habe (mit großer Mehrheit personale Erzähler). Hier haben wir einen auktorialen Erzähler, der auffällig zwischen betont neutralen und wertenden Äußerungen wechselt, was mir gefällt. Als recht nüchtern empfinde ich z. B. die Beschreibung des zerstörten Hofes, über dessen Bewohner, die sicherlich auch gestorben sind, wir nichts erfahren. An diesen Stellen wirkt der Erzähler unbeteiligt, während er an anderen Stellen wertet, zum Beispiel mit der Erwähnung der „Unverbesserlichen“ (S. 8).


    Die erste Figur, die wir kennenlernen, ist Wolfgang Danner, ein unsympathischer, machtgieriger, egoistischer und mitleidloser Mann, der sich an dem Tod vieler Menschen mitschuldig macht, weil er der Bevölkerung den Zugang zu dem schützenden Turm verweigert.

  • Hallo in die Runde,


    ich bin ja bekanntlich ein langsamer Leser und dieses Mal bin ich schon auf der ersten Seite, beim Gedicht, hängen geblieben.

    Ich habe es sicher mindestens 10 Mal gelesen, ohne zu verstehen, aber die Genialität und Emotionalität haben mich so stark berührt, dass ich nicht einfach weiter lesen konnte, ohne zu verstehen. Ich liebe Gedichte.

    Zum Glück habe ich eine kleine Interpretation dazu gefunden und gelesen und bin total fasziniert ... Was ein genialer Anfang.


    Nun werde ich in die Geschichte des Turms abtauchen ..

    Eine Frage vorab...


    Gibt es diesen Turm oder ist er erfunden?

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.
    Heinrich Heine

  • Bis Seite 45

    Was ich schon zu diesem frühen Zeitpunkt sagen kann: ich mag es sehr, dass die Charaktere alles andere als Schwarz-Weiß sind. Da haben wir zum einen Ephraim, der seine Vergangenheit nicht hinter sich lassen kann, der von Schuldgefühlen zerissen wird, die meiner Meinung nach unbegründet aber dennoch nachvollziehbar sind. Sein Hass ist tief verwurzelt. Dass er sich entschlossen hat, den Tätern zu vergeben, finde ich eine große Geste, fürchte aber, dass er scheitern wird. Auf der anderen Seite lernen wir ihn aber als liebevollen Partner kennen (wenn er seiner Frau aber wohl auch nicht alles über sich erzählt hat). Ein sehr gespaltener Charakter, den ich aber schon jetzt irgendwie ins Herz geschlossen habe. Ich hab die Befürchtung, das wird mir das Lesen des Buches nicht unbedingt erleichtern.


    Und dann ist da Karl, der die Nazi-Ideologie von seinem Großvater eingetrichtert bekam. Ich finde es ja immer wieder erschreckend und fasznierend zugleich, wie die Leute so den Blick vor der Realität verschließen können. Es kann nicht sein, was nicht sein darf... Aber ja - wenn man als kleines Kind von seinem Vorbild oder einem geliebten Menschen Dinge erzählt bekommt, nimmt man diese natürlich erst mal als Wahrheit an. Erschreckend ist es nur, dass man sich nicht davon abbringen lässt. Krass auch die Art und Weise, wie er mit seinem Kumpel den Einstieg in die Szene geplant hat. Offensichtlich ist der gelungen.

    Und dieser gewaltbereite Nazi (sonst wäre er wohl nicht im Knast gewesen) sorgt sich um seinen Freund Thomas, der wohl mehr wie ein Sohn für ihn ist. Die beiden fühlen sich tief verbunden und sorgen sich umeinander. Ich bin sehr gespannt, wie sich das weiter entwickeln wird.


    Was ich etwas befremdlich fand, war der Zettel, den Thomas dabei hatte. Ein 13-jähriger wird von Nachbarn als bekennender Neo-Nazi bezeichnet. In dem Alter sind die Jungs und Mädels für mich noch Kinder.. Aber so wie wir ihn hier erleben, scheint er schon viel weiter zu sein. Erschreckend.


    Gibt es diesen Turm oder ist er erfunden?

    Das würde mich auch interessieren.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Bis Seite 45


    Was ich etwas befremdlich fand, war der Zettel, den Thomas dabei hatte. Ein 13-jähriger wird von Nachbarn als bekennender Neo-Nazi bezeichnet. In dem Alter sind die Jungs und Mädels für mich noch Kinder.. Aber so wie wir ihn hier erleben, scheint er schon viel weiter zu sein. Erschreckend.

    Auch der 13jährige Neonazi ist NICHT erfunden, ebensowenig wie der "gelbe Zettel" den ich wortwörtlich übernommen habe und den tatsächlich Nachbarn aufgehängt haben um den 13jährigen Jungen zu isolieren. Und tatsächlich war der Vater des Jungen der Rektor einer Schule. Als ich die Geschichte dazu bei meinen Recherchen im Internet gefunden habe, musste ich dafür einen Charakter erschaffen, der verdeutlicht wie radikal auch die "andere" Seite sein kann. Immerhin sollte man doch bei einem 13jährigen noch Hoffnungen haben können. Integrieren statt isolieren wäre evtlö. angebrachter gewesen. Aber wartet ab, der kleine Hans wird Euch noch....

  • Zum Turm:

    Den Turm gibt es, er steht im Münchner Osten, in Trudering. Er wurde tatsächlich 1941 gebaut, zu einem Zeitpunkt als Trudering noch ein kleines Dorf war.

    Ein Freund hatte ihn gekauft und mir 2010 die ersten Umbauten präsentiert.. Hier zwei Bild von mir vor dem echten Turm (Unterschied zur Realität, der Turm steht in Wirklichkeit nicht auf einem Hügel).

  • Zum Bombenangriff im Prolog:

    Auch der ist nicht frei erfunden (denn es gab ja unzählige), sondern fand tatsächlich am 8. Januar 1945 auf München statt. Die Idee, durch flächendeckende Bombenangriffe die Zivilbevölkerung zu demoralisieren, wurde erstmals vom Dritten Reich in die Tat umgesetzt (1939 beim Angriff auf Polen - in Wielún, Frampol und Warschau). Die moralische Frage die sich allerdings stellt ist folgende: "Inwieweit darf eine zivilisierte Gesellschaft, selbst in einem Krieg der ihr aufgezwungen wurde, Rache nehmen und ihrerseits gezielt die Zivilbevölkerung angreifen?". Das Prinzip RACHE ist auch eine der zentralen Fragen des Buches und wird deshalb im Prolog eingeführt.

  • COVER:

    Hier wie versprochen, sehr frühe Entwürfe des Covers. Sie entstanden zu einem Zeitpunkt als nur wenige Kapitel fertig waren. Ich benötigte ein Bild für meine Veröffentlichung auf wattpad.com. Das erste Cover, eher grafisch anmutend, ist von meiner guten Freundin Polina, Bild 2 und 3 sind mißlungene Versuche von mir selbst. Weitere Cover folgen im Laufe der Diskussion noch :)





  • Kommentare Prolog + Ephraim:

    So jetzt habe ich auch wieder Zeit gefunden ein wenig zu kommentieren und etwas zu schreiben. Ich bin noch gar nicht so weit gekommen, bin auch ein relativ langsamer Leser und habe zumindest das nächste Kapitel mittlerweile beendet, aber wie so oft lese ich bei Leserunden oft auch bei anderen Quellen, wie zum Beispiel der erwähnte Ort Falkenau oder auch Arthur Harris …


    Nicht nur, um die eigene Haut zu retten. Man merkt ja schon in der ersten Szene, wie er es genießt, die Leute zu kontrollieren und die Macht zu haben, sie abzuweisen. Macht korrumpiert.

    Das stimmt. Und das, obwohl er genau wissen müsste wie es ist ausgegrenzt zu werden, weil er ja auch untauglich ist. Gib dem Menschen ein kleines bisschen Macht ... (Zitat von Joker aus Batman) .... ist leider wirklich so.

    Dieses Buch aufzuschlagen hatte für mich einen Effekt den ich noch nie in einem Buch hatte. Ich kam auf die Gedichtseite und habe nur eine Sekunde gebraucht um zu wissen welches Gedicht ich da vor mir habe. Wow. Da war ich gleich hin und weg.

    Ich kannte das Gedicht nicht, aber die Wirkung des Gedichts hat was eindrucksvolles.

    Gaymax Dir scheint es da ja genau wie mir zu gehen, was das Cover des Buches angeht! :D Mir gefiel auch die Zerstückelung des Wortes nicht, der Rest ist aber gut gemacht.

    Das ist richtig und jetzt wo ich die ersten Entwürfe sehe, finde ich den ersten Entwurf auch gar nicht so schlecht. Da ist die Schrift besser, aber das Motiv des jetzigen Covers gefällt mir trotzdem etwas mehr. Ufff zum Glück bin ich kein Autor, da geht es ja schon früh los mit Dingen wo ich mich gar nie entscheiden könnte. :loool:

    Wer sich das Buch selbst kauft, der muss sich nicht an die Regeln halten und muss auch nicht so viele Beiträge verfassen wenn er/sie nicht möchte. Wer aber mit Leserunden-Buch teilnimmt, der sollte sich schon an die (wenigen) Regeln halten damit alle gemeinsam diskutieren können. Dass manche vielleicht schneller sind als andere finde ich dabei ok, aber am ersten Lesetag das Buch schon fast beendet zu haben (wenn es nicht gerade nur 100 Seiten hat), das ist schon ein wenig extrem, finde ich, sorry. Vor allem wenn es daran liegt dass man schon Tage vor den anderen, die sich zurückgehalten haben, angefangen hat. Dann kann man doch gar nicht richtig diskutieren. Ich hoffe mal, wir bekommen dennoch deine Einblicke zu lesen.

    :thumleft: Ich habe da vor allem nur eine Befürchtung, dass wenn man schreibt und diskutiert, dass man dann nämlich nicht mehr genau weiß, ob etwas im Tempo der Leserunde ist oder schon vorweg greift. Es wäre nämlich nicht das erste Mal, dass User was erwähnt haben, was noch gar nicht vorkommt, aber solange Notizen gemacht wurden und die Seitenanzahl dran steht ist es kein Problem, aber die Gefahr und Befürchtung habe ich leider auch und hat beim letzten Mal auch zu einem Abbruch einer Leserunde geführt (Mini-Leserunde). Denn nix ist so schrecklich, wenn gespoilert wird. :-# Ich will es definitiv nicht hoffen.

    ich bin ja bekanntlich ein langsamer Leser und dieses Mal bin ich schon auf der ersten Seite, beim Gedicht, hängen geblieben.

    Ich habe es sicher mindestens 10 Mal gelesen, ohne zu verstehen, aber die Genialität und Emotionalität haben mich so stark berührt, dass ich nicht einfach weiter lesen konnte, ohne zu verstehen. Ich liebe Gedichte.

    Zum Glück habe ich eine kleine Interpretation dazu gefunden und gelesen und bin total fasziniert ... Was ein genialer Anfang.

    :friends: Ich habe es definitiv auch öfters gelesen. Wo hast du diese gefunden?

    Zum Bombenangriff im Prolog:

    Auch der ist nicht frei erfunden (denn es gab ja unzählige), sondern fand tatsächlich am 8. Januar 1945 auf München statt. Die Idee, durch flächendeckende Bombenangriffe die Zivilbevölkerung zu demoralisieren, wurde erstmals vom Dritten Reich in die Tat umgesetzt (1939 beim Angriff auf Polen - in Wielún, Frampol und Warschau). Die moralische Frage die sich allerdings stellt ist folgende: "Inwieweit darf eine zivilisierte Gesellschaft, selbst in einem Krieg der ihr aufgezwungen wurde, Rache nehmen und ihrerseits gezielt die Zivilbevölkerung angreifen?". Das Prinzip RACHE ist auch eine der zentralen Fragen des Buches und wird deshalb im Prolog eingeführt.

    Das habe ich tatsächlich auch mehr oder weniger gelesen und bin bei Wikipedia dann auf dem Namen 'Bomber Harris' gestoßen, der diese Strategie vielleicht nicht als erstes hatte, aber zumindest ihm ein Spitznamen einbrachte. In wie fern es gerecht oder ungerecht ist so eine Handlung auszuführen kann man natürlich vortrefflich diskutieren, mir fällt da nur der Film 'Rules - Sekunden der Entscheidung' ein, wo es auch um Zivilisten ging, die allerdings von Nicht-Kombattanten zu Kombattanten wechselten. Nun war Deutschland schon im System relativ agressiv und hatte mit der HJ auch Kinder an der Front. Das macht ein Bombardement zwar nicht schöner, aber es verdeutlicht durchaus diese Strategie.


    Insgesamt kann ich mir zwar die Situation schon bildlich vorstellen, aber sie ist natürlich nie so schlimm wie die Realität an sich, wenn ich typische Geräusche von Flugzeugen / Bombern und den Bomben / Detonationen nicht habe, den Geruch der ein in die Nase weht etc.

    Nicht umsonst gibt es nach Kriegen viele PTBS Patienten und natürlich auch Suizide (tatsächlich ist die Anzahl der Suizide oft weitaus höher als die Opferanzahl im Krieg an sich ...)

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    SUB: 857

  • Ephraim (S. 15-23)

    Interessant ist, dass Ephraim für seinen neuen Lebensabschnitt ausgerechnet den Turm erwirbt. Da dieser Ort den Anwohnern verhasst ist, deutet sich Konfliktpotenzial an. Er möchte der Gemeinde eine große Summe Geld für die Weiterarbeit an dem Bau der Synagoge spenden, aber die jüdische Gemeinde ist zerstritten (Warum?).

  • Bis Seite 45

    Ich bin nun auch in die Leserunde gestartet und möchte meine ersten Eindrücke erzählen.

    Zum Cover hatte ich ja bereits erwähnt, dass es mir gefällt, ich es aber sehr martialisch und gewaltig finde. Mich stört die Zerstückelung des Wortes "Turmschatten" gar nicht so, sie unterstützt meiner Meinung nach eher die klare STruktur der Gitterstäbe, des mittig platzierten Davidsterns - alles wirkt sehr massiv, auch der Wortblock.

    Dabei drängt sich mir als erstes auch die Assoziation an einen Synagogeneingang oder auch einen jüdischen Friedhof auf. Andererseits stehen Gitter, erst Recht so stabile, natürlich auch für ein Gefängnis - entweder offensichtlich für ein reales, möglicherweise aber auch im übertragenden Sinn für ein seelisches Gefängnis. Viel Spielraum für Interpretation schon beim Cover. Btw. von den bisher geschickten Alternativen kam nach meiner Meinung wirklich keines auch nur ansatzweise an das ausgewählte heran.


    Else Lasker Schülers Gedicht hat mich sehr beeindruckt. Möglicherweise hat es ganz hinten in meinem Gedächtnis irgendwo Überreste vom Deutsch Leistungskurs vor 30 Jahren gegeben, es kam mir sehr entfernt bekannt vor.

    Unstrittig ist, dass es einen tollen Auftakt und eine gelungene Einstimmung auf die Geschichte bildet.


    Inhaltlich ist ja schon viel geschrieben worden - ich verzichte mal auf weitere Schilderungen.

    Den Prolog kann ich noch nicht so einordnen, klar, es geht um den Turm, der offenbar durch die Tragödie sinnhaft vorbelastet ist, mal sehen, ob auch die Figur Danner bzw. der Vorfall von '45 konkret noch eine Rolle spielen. Ich vermute es, da du, Tyrell , ja schon sagst, er hätte dich sehr beschäftigt.


    Zu Ephraim fällt mir bisher weniger Lauterbach als eher möglicherweise ein Mario Adorf ein, aber für rollenmäßige Besetzungen stecke ich noch nichttief genug in der Geschichte drin.


    Der Handlungsstrang von Karl war auch beeindruckend bisher, man merkt deutlich, dass die Figuren Tiefe bekommen werden, schon in den ersten Sätzen über die jeweiligen Protagonisten.


    Insgesamt gefällt mir der Auftakt sehr gut, ich kann es kaum erwarten, weiterzulesen.


    Bei einem Stoff wie TURMSCHATTEN lauern hinter jeder geschlossenen Türe dutzend neue Türen.

    Das glaube ich gerne und genauso lese ich auch Bücher grundsätzlich und "Turmschatten" im speziellen auch. Viele nebensächliche Erwähnungen und auch Fakten des Hauptstranges laden ein, weiterführende Recherchen anzustellen.



    Und was die Bombenangriffe angeht, ist es äußerst grausam mit Absicht Helfer und Feuerwehrleute bei einem weiteren Angriff treffen zu wollen.

    Das ist erstmal eine Feststellung, die ich so unterschreibe. Ob das dann taktisch sinnvoll ist oder auch ...

    Die moralische Frage die sich allerdings stellt ist folgende: "Inwieweit darf eine zivilisierte Gesellschaft, selbst in einem Krieg der ihr aufgezwungen wurde, Rache nehmen und ihrerseits gezielt die Zivilbevölkerung angreifen?"

    ... diese Frage nach der Rechtfertigung von Rache sich stellt, steht auf einem anderen Blatt. Auch eine interessante Frage, die uns, wie du sagst im weiteren Verlauf des Buches zentral beschäftigen wird. Ich bin sehr gespannt ...

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

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    Jane Austen


    :study:

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  • Zitat von Peter Grandl

    Es gab eine Zeit, in der allein der Klang der deutschen Sprache die schlimmsten Erinnerungen wachwerden ließ.

    Den Satz fand ich interessant und darüber sinniert in wie weit Sprache, Akzent innerhalb des Landes bzw. außerhalb des Landes als negativ gewertet wird. Ich glaube da kommen ganz erstaunliche bzw. erschreckende Zahlen raus.


    Zitat von Peter Grandl

    Nach all der Zeit suchte er nun endlich den Weg der Vergebung, versuchte nicht mehr, das Unrecht zu verstehen, sondern damit zu leben und zu verzeihen.

    Bei dem Satz musste ich sofort an Marcel Reich-Ranicki denken mit seinem einprägsamen Satz: 'Gott ist eine literarische Erfindung.'


    So nun muss ich aber wirklich vorwärts kommen.:study:

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  • Karl (S. 24-45)

    Karl wächst unter dem Einfluss seiner Familie, vor allem seines Großvaters, einem Antisemit und Holocaust-Gegner, zu einem Neonazi heran, der ein einflussreiche Mitglied der Szene und der NPD ist. Er war für 15 Monate im Gefängnis, warum wird nicht verraten, aber ich vermute ein Verbrechen, das mit seiner Einstellung zusammenhängt. Der Bezug zu dem vorherigen Kapitel wird über den Bau der Synagoge hergestellt, den die Neonazis verhindern möchten.

    Wir lernen auch noch Thomas kennen, einen 13-Jährigen, der Karl als Idol ansieht. Karl betrachtet sich als Ersatzvater, aber sein Umgang mit Thomas ist weder liebevoll noch gewaltfrei.

    Interessant ist der Einfluss des Gefängnisses auf Karl: Er wurde von anderen Gefangenen schlecht behandelt, kann das aber nicht zugeben. Nur Thomas gegenüber deutet er das ein wenig an.

  • immer noch bis Seite 45

    Auch der 13jährige Neonazi ist NICHT erfunden, ebensowenig wie der "gelbe Zettel" den ich wortwörtlich übernommen habe und den tatsächlich Nachbarn aufgehängt haben um den 13jährigen Jungen zu isolieren.

    Das wollte ich auch gar nicht unterstellen. Ich fand es nicht befremdlich, dass es in der Story vorkommt, sondern dass die Nachbarn es getan haben.

    musste ich dafür einen Charakter erschaffen, der verdeutlicht wie radikal auch die "andere" Seite sein kann. Immerhin sollte man doch bei einem 13jährigen noch Hoffnungen haben können. Integrieren statt isolieren wäre evtlö. angebrachter gewesen.

    Oh ja - auch die sogenannten oder selbsternannten "Guten" können sehr radikal sein. Ich glaube, das ist auch die Grundkrankheit der Menschheit - diese doch so geringe Fähigkeit zur Toleranz und Bereitschaft, auf andere zuzugehen. Natürlich kann man nicht alles und jeden tolerieren, aber wie du schon schreibst, wäre gerade bei Kindern und Jugendlichen eine weniger radikale Haltung angebracht.

    Den Turm gibt es, er steht im Münchner Osten

    Interessant. In meinen Gedanken war die Metropole Berlin - warum auch immer.

    Hier wie versprochen, sehr frühe Entwürfe des Covers.

    Der erste gefällt mir gut.

    Denn nix ist so schrecklich, wenn gespoilert wird. :-# Ich will es definitiv nicht hoffen.

    Oh ja...

    Karl betrachtet sich als Ersatzvater, aber sein Umgang mit Thomas ist weder liebevoll noch gewaltfrei.

    Findest du? "Liebevoll" ist vielleicht nicht der ganz treffende Ausdruck, aber Karl bringt Thomas doch sehr viel Zuneigung entgegen. Vielleicht ist das auch alles an Liebe, das er empfinden kann. Und seine Gewalt ist in dem Fall aus der Sorge heraus geboren. Falscher Ansatz, aber irgendwie auch ein Zeichen für die Zuneigung, denn um einen Menschen, der einem egal ist, sorgt man sich nicht. Nun ist das allerdings auch erst die erste Szene, in der wir die beiden erleben. Mal sehen, wie sich das Verhältnis weiter entwickelt.

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  • Ephraim (S. 15-23)

    Sehr interessant dass das Ganze bisher noch keine solch düsteren Züge aufweist, wie sie im Klappentext vorkommen. Bisher scheint Ephraim ja einfach nur sein Leben in Ruhe zuende leben zu wollen, ohne den Gedanken an Rache. Irgendwas muss also noch passieren, dass er später anders darüber denkt. Abwarten. Ich hoffe mal dass Esther nichts passiert.


    Ich muss zugeben dass ich mich zu Anfang schwer getan habe mit der Beschreibung des Turmes, weil - und das ist wohl eine Macke von mir - ich mir Türme irgendwie immer recht klein im Inneren vorstelle. Aber der Turm scheint von den Innenmaßen größer zu sein als unsere ganze Wohnung. Trotzdem noch ein wenig schwierig mir das ganze bildlich vorzustellen. Die Bilder vom Turm helfen dabei ganz gut und sie sind auch sehr interessant. Danke! :thumleft: Wer weiß, vielleicht komme ich ja sogar mal dazu mir den Turm anzusehen, zumindest vom Weiten. Wenn bis dahin alles wieder normaler läuft, bin ich im Sommer bei meinen Schwiegereltern in Bayern. Mein Schwager wohnt außerhalb von München, vielleicht ergibt sich da ja mal was wenn wir eh einen Ausflug unternehmen. :D Oder kommt man da gar nicht hin? Also ich habe nicht vor jemanden zu stören der dort wohnt, aber vielleicht kann man ihn sich eben aus der Ferne anschauen.


    Was die Cover angeht, gefällt mir das Erste (also das mit den blutigen Rissen im Stein) wirklich gut. :thumleft: Das wäre ja vielleicht ein gutes Cover für eine Taschenbuch-Version, sollte einmal eine herauskommen. Die haben öfter ja andere Cover als das Hardcover. Für das aktuelle Buch gefällt mir aber das Cover, das es nun hat, am Besten. Das passt auch einfach gut zu so einem kompakten Buch mit hartem Einband. Es wirkt einfach gut in Kombination.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

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  • ich bin ja bekanntlich ein langsamer Leser und dieses Mal bin ich schon auf der ersten Seite, beim Gedicht, hängen geblieben.

    Ich habe es sicher mindestens 10 Mal gelesen, ohne zu verstehen, aber die Genialität und Emotionalität haben mich so stark berührt, dass ich nicht einfach weiter lesen konnte, ohne zu verstehen. Ich liebe Gedichte.

    Zum Glück habe ich eine kleine Interpretation dazu gefunden und gelesen und bin total fasziniert ... Was ein genialer Anfang.

    :friends: Ich habe es definitiv auch öfters gelesen. Wo hast du diese gefunden?

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    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.
    Heinrich Heine

  • :friends: Ich habe es definitiv auch öfters gelesen. Wo hast du diese gefunden?

    klick mich

    Sehr interessant, die kannte ich noch nicht. Danke. :)

    Ich meine mal gelesen zu haben, dass das Klavier auch deswegen versteckt wurde, weil die Nazis irgendwann das Spielen von Musik verboten haben. Zumindest den Juden. "Nicht-deutsche" Musik war nicht mehr gerne gesehen. (Zumindest soweit ich da nichts falsch im Kopf habe.)

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  • Bis Seite 45:

    So da bin ich wieder und habe nun auch bis Seite 45 gelesen und nachgelesen. :D


    Ein sehr gespaltener Charakter, den ich aber schon jetzt irgendwie ins Herz geschlossen habe. Ich hab die Befürchtung, das wird mir das Lesen des Buches nicht unbedingt erleichtern.

    Ich glaube, dass wird etwas schwierig bei mir, denn ich kann mir gut vorstellen, dass wir nun einigen Charakteren begegnen wo genau dieses 'Gut' und 'Böse' auf beiden Seiten tobt, so dass es enorm schwierig wird eine Person zu finden mit der man sympathisiert. Aber aktuell gebe ich Dir natürlich Recht, dass man großen Respekt und auch Sympathie entwickelt, denn er kehrt wieder in das Land zurück, welches viele Wunden seinem Herzen zugefügt hat. :| 2019 war ich ja in Florida mit meiner Mutter und habe dort Mutter und Tochter (beide jüdische Konfession) besucht. Die andere Tochter wohnt in Israel und diese Mutter ist auch aus Nazi-Deutschland geflohen in Richtung Florida, sie ist mittlerweile 97. Meine Eltern haben sie durch das Kartenspiel Bridge kennengelernt und sich über Jahre angefreundet. Sie wollte eigentlich auch nie wieder Deutschland betreten, aber war dann auch einmal hier und letztes Jahr haben wir sie dann besucht. Sie hat erstaunlich viel zu erzählen und man hört auch zu, wenn es um zeitgeschichtliche Erlebnisse handelt. Da wechselte sich erschreckendes mit humorvollem ab.

    Und dann ist da Karl, der die Nazi-Ideologie von seinem Großvater eingetrichtert bekam. Ich finde es ja immer wieder erschreckend und faszinierend zugleich, wie die Leute so den Blick vor der Realität verschließen können. Es kann nicht sein, was nicht sein darf... Aber ja - wenn man als kleines Kind von seinem Vorbild oder einem geliebten Menschen Dinge erzählt bekommt, nimmt man diese natürlich erst mal als Wahrheit an.

    Da wiederholt sich die Geschichte quasi. Karl hat die Ideologie von seinem Vater und gibt es an Thomas weiter und nun entscheidet sich für mich noch, ob der Knast was verändert hat in ihm, es hat ein wenig den Anschein, aber der kann trügen.

    Hat ein wenig was von 'American History X' da war es allerdings Vater und Sohn … hier ist es Ersatzvater und ideologisch gleichgesinnter Kumpel / Freund, welcher Karl idolisiert.

    Und dieser gewaltbereite Nazi (sonst wäre er wohl nicht im Knast gewesen) sorgt sich um seinen Freund Thomas, der wohl mehr wie ein Sohn für ihn ist. Die beiden fühlen sich tief verbunden und sorgen sich umeinander. Ich bin sehr gespannt, wie sich das weiter entwickeln wird.

    Da bin ich auch sehr gespannt drauf.

    Was ich etwas befremdlich fand, war der Zettel, den Thomas dabei hatte. Ein 13-jähriger wird von Nachbarn als bekennender Neo-Nazi bezeichnet. In dem Alter sind die Jungs und Mädels für mich noch Kinder.. Aber so wie wir ihn hier erleben, scheint er schon viel weiter zu sein. Erschreckend.

    Ich fand es auch komisch, dass er diesen Zettel zu Karl mitgeschleppt hatte, so als ob er ein innerlichen Wunsch verspürte diesen mit Karl zu teilen, aber auch nicht zu teilen, weil er nicht einschätzen kann wie Karl reagiert. Noch kann ich also nicht viel damit anfangen, aber man sieht schon wie tief Thomas in der rechtsradikalen Szene als Marionette (ähnlich wie auch Karl gegenüber Thielen) drinsitzt.

    Auch der 13jährige Neonazi ist NICHT erfunden, ebenso wenig wie der "gelbe Zettel" den ich wortwörtlich übernommen habe und den tatsächlich Nachbarn aufgehängt haben um den 13jährigen Jungen zu isolieren. Und tatsächlich war der Vater des Jungen der Rektor einer Schule. Als ich die Geschichte dazu bei meinen Recherchen im Internet gefunden habe, musste ich dafür einen Charakter erschaffen, der verdeutlicht wie radikal auch die "andere" Seite sein kann. Immerhin sollte man doch bei einem 13jährigen noch Hoffnungen haben können. Integrieren statt isolieren wäre evtl.. angebrachter gewesen. Aber wartet ab, der kleine Hans wird Euch noch....

    Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber wenn ein Mensch 13 bzw. fast 14 Jahre manipuliert wurde bzw. in dieser Richtung immer die falschen Vorbilder hat, ist es enorm schwierig aus eigener Kraft ein Ausweg zu finden.

    Interessant ist der Einfluss des Gefängnisses auf Karl: Er wurde von anderen Gefangenen schlecht behandelt, kann das aber nicht zugeben. Nur Thomas gegenüber deutet er das ein wenig an.

    Ich nehme an, diese Zeit werden wir sicherlich auch noch erlesen und da war dann kein Kamerad zur Stelle. Im Knast war er auf sich gestellt und hat eventuell dort nicht nur Prügel bezogen, sondern vielleicht auch mehr … eine gewagte Vermutung, da durch den Klappentext ja durchaus noch was perfides stattfinden wird. :-k

    Oh ja - auch die sogenannten oder selbsternannten "Guten" können sehr radikal sein. Ich glaube, das ist auch die Grundkrankheit der Menschheit - diese doch so geringe Fähigkeit zur Toleranz und Bereitschaft, auf andere zuzugehen. Natürlich kann man nicht alles und jeden tolerieren, aber wie du schon schreibst, wäre gerade bei Kindern und Jugendlichen eine weniger radikale Haltung angebracht.

    Da war das Buch 'Grenzen der Toleranz' von Michael Schmidt-Salomon ganz interessant. Sehr empfehlenswertes Buch.

    Findest du? "Liebevoll" ist vielleicht nicht der ganz treffende Ausdruck, aber Karl bringt Thomas doch sehr viel Zuneigung entgegen. Vielleicht ist das auch alles an Liebe, das er empfinden kann. Und seine Gewalt ist in dem Fall aus der Sorge heraus geboren. Falscher Ansatz, aber irgendwie auch ein Zeichen für die Zuneigung, denn um einen Menschen, der einem egal ist, sorgt man sich nicht. Nun ist das allerdings auch erst die erste Szene, in der wir die beiden erleben. Mal sehen, wie sich das Verhältnis weiter entwickelt.

    Ich finde, dass Du es sehr gut beschrieben hast und eventuell wünsche ich auch, dass Du auch Recht behältst und das Buch, soweit es möglich ist ein gutes Ende nimmt.


    So nun geht es ins Bett. :study: Bis morgen. :friends:

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    SUB: 857

  • Ich finde, dass Du es sehr gut beschrieben hast und eventuell wünsche ich auch, dass Du auch Recht behältst und das Buch, soweit es möglich ist ein gutes Ende nimmt.

    Nun ja... an ein gutes Ende kann ich schon jetzt irgendwie nicht glauben.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


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