Daniela Winterfeld - Blutsohn

  • Die Quellen von Malun sind die Quellen der Göttermagie von Ruann und zugleich Ziel der kriegerischen Sapioner, die mit aller Gewalt und Herrschsucht durch das ausgedörrte Land ziehen.

    Im ersten Band lernten wir durch die Krieger Dorgen und Tailin den brutalen Alltag an den umkämpften Grenzen kennen, durch die Sklavin Alia die hoffnungslose Ausbeute der Gefangenen und mit Feyla, der Tochter aus hohem Stand, die Seite der Anführer, die ihre Herrschaft immer weiter ausdehnen wollen.

    Die Dürre und die Angst sind überall zu spüren, genauso wie die brutalen Auswirkungen, die mit dem Kampf um die Quellen von Malun einhergehen. Der Wald von Farua ist das letzte Hindernis, um in den Norden und das blühende Land von Malun zu erreichen.


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    Ich habe ja den ersten Band regelrecht verschlungen und dadurch waren meine Erwartungen recht hoch - vielleicht zu hoch, denn die fesselnde Spannung hab ich hier nicht so recht wiederfinden können.


    Neben den bekannten Charakteren kommen jetzt neue dazu, aus deren Sicht abwechselnd kapitelweise erzählt wird. Das Schicksal jedes einzelnen empfand ich sehr bewegend und auch die Entwicklungen und Erkenntnisse, die jeder von ihnen durchmachen muss, gehen sehr nahe.

    Allerdings bin ich an die Figuren nicht mehr so herangekommen. Woran es genau lag kann ich gar nicht genau sagen - die vielen Erklärungen zur Magie, zu den Gottgeborenen, den vielen unterschiedlichen Fähigkeiten und wer auf wen einwirkt, war mir manchmal wohl zuviel. Auch hatte ich manchmal das Gefühl, das die Handlung auf der Stelle tritt und sich wiederholt.


    Dennoch passiert sehr viel und man erfährt einiges über die Hintergründe, was im ersten Band noch Fragen aufgeworfen hatte. Die ganzen Verbindungen zwischen denen, die die Göttermagie beherrschen, bzw. sie zu beherrschen versuchen, reicht weit und die vielen Andeutungen, "Stimmen", Visionen und Gedanken dazu waren für mich nicht immer so ganz verständlich oder selbsterklärend. Entweder hab ich es einfach oft nicht verstanden oder es klärt sich dann eben im Abschlussband noch auf.


    Was mir besonders gut gefällt sind die Erklärungen zur Psychologie der Menschen bzw. den Figuren, die man natürlich auch in die heutige Gesellschaft oder überhaupt eben auf die Menschen auf unserer Welt übertragen kann. Das Gespür der Autorin, dass böse Handlungen oft Ausdruck von Hilflosigkeit und Verzweiflung sind, mag bei manchen anecken, ich kann es aber 100%ig nachvollziehen und sehe immer wieder, wie Gewalt neue Gewalt hervorruft und es immens schwierig ist, aus diesem Kreislauf auszubrechen.

    Eine Erklärung hierzu fand ich besonders wichtig:


    "Aber Kontrolle ..." fuhr Cumari fuhr herum und warf einen scharfen Blick in sein Publikum. "... ist keine Frage von Kraft, sondern von Psychologie. Und das systematische Zerbrechen von Bindungen ist das Mittel mit dem wir Kontrolle über ein ganzes Volk ausüben."


    Es ist hier von den Bindungen innerhalb der Familie die Rede. Hier natürlich um einiges brutaler und offensichtlicher dargestellt, aber mir kam in dem Zusammenhang schon auch unsere Lebensweise in den Sinn.


    Und es gibt noch viele weitere Motive und Ursachen, die Daniela Winterfeld hinsichtlich einer Gesellschaft und dem Zusammenspiel der Menschen gut eingewoben hat. Jeder von ihnen strebt an sich nur danach, friedvoll zu leben, ohne Ängste und in einer Gemeinschaft, in der man akzeptiert und angenommen wird. Ein ursprüngliches und zentrales Bedürfnis, das wahrscheinlich jedes Lebewesen in sich trägt und anscheinend doch so schwer für uns Menschen umzusetzen ist.


    Einiges in diesem zweiten Band hat mir wirklich gut gefallen, anderes war mir aber wie schon erwähnt zu wenig greifbar und dadurch nicht so reizvoll - dafür gabs am Ende eine mega Überraschung!

    Ich freu mich jedenfalls auf den Abschluss und hoffe auf ein spannungsreiches Finale im dritten Band.


    3.5 Sterne von mir