Jessie Burton - Die Geheimnisse meiner Mutter / The Confession

  • Kurzmeinung

    kleinschorschi
    Auf der Suche nach der Wahrheit über ihre Mutter wiederfährt Rose so einiges, was sie so nicht erwartet hätte
  • Es gibt Bücher, wo mensch von der Geschichte und der Sprache total gefangen genommen wird. Es gibt Bücher, die mensch nach ein paar Seiten wieder weglegt und nicht weiter anfasst. Und es gibt welche, die immer nur in kleinen Abschnitten gelesen werden können und über deren Bedeutung und Sinn weiter nachgedacht wird, bevor es weiter geht.
    Das hier zu rezensierende Buch gehört zur letzteren Kategorie und ich brauchte für meine Verhältnisse ziemlich lange, um es zu beenden. Die Autorin Jessie Burton entführt die Leser_innen ins England der heutigen Zeit und konfrontiert sie mit der jungen Rose, welche auf der Suche nach ihrer Mutter und ihrer eigen Identität ist. Rose ist nur bei ihrem Vater aufgewachsen und hat keine eigenen Erinnerungen mehr an ihre Mutter. Sie befindet sich in einer Beziehung, die sie nicht erfüllt und auch arbeitsmäßig kommt sie auf keinen grünen Zweig. Bis ihr Vater ihr eines Tages zwei Bücher einer Autorin schenkt, mit der ihre Mutter Elise wohl mal zusammengewesen ist. Rose sucht und findet diese Autorin und begibt sich nun auf Spurensuche.

    Die Sprache des Buches ist tiefgründig und macht es nicht unbedingt leicht, das Buch zu lesen. Wer sich aber darauf einlässt wird reich beschenkt werden.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jessie Burton - Die Geheimnisse meiner Mutter“ zu „Jessie Burton - Die Geheimnisse meiner Mutter / The Confession“ geändert.
  • Rose wächst bei ihrem Vater auf, ihre Mutter ist verschwunden, als Rose noch ein Baby war. Während ihrer Kindheit und Jugend erfindet sie immer neue Geschichten, warum ihre Mutter nicht da ist. Mit Anfang 30 erfährt Rose dann, das die Schriftstellerin Constance Holden seinerzeit die letzte war, die ihre Mutter lebend gesehen hat. Sie versucht, Kontakt zu Constance aufzunehmen, um endlich Klarheit über ihre Mutter zu erhalten.


    Der Roman von Jessie Burton erzählt eine Familiengeschichte, umringt von Geheimnissen. Wechselnd wird das Leben von Rose in der Gegenwart behandelt und das von ihrer Mutter Elise und Constance in der Vergangenheit. So ist eine interessante Spannung gegeben, die uns langsam zur Aufschlüsselung des Rätsels um das Verschwinden von Elise führt.


    Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen, interessante Charaktere machen hier eine besondere Faszination aus. Jessie Burton hat hier einen bewegenden, einfühlsamen Roman geschrieben, den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann.

  • Inhalt

    Rose hat ihre Mutter nie kennengelernt. Elise verschwindet kurz nach deren Geburt von einem Tag auf den anderen spurlos; niemand hat jemals wieder von ihr gehört.
    Als Rose bereits erwachsen ist, erfährt sie von ihrem Vater Matt, dass Elise vor ihrem Verschwinden eine leidenschaftliche Affäre mit der gefeierten Schriftstellerin Constance Holden hatte. Für Rose ist diese Auskunft der einzige Anhaltspunkt als sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter macht.


    Meine Meinung
    Nach dem vielversprechenden Klappentext und einer ebensolchen Leseprobe habe ich mich auf einen interessanten Roman gefreut. Leider wurde eine zweifellos gute Idee denkbar schlecht umgesetzt, sodass sich meine Erwartungen in keiner Weise erfüllt haben.
    Die Figuren des Buches sind für mich allesamt farblose Charaktere geblieben, deren Handlungsweise ich nicht recht nachvollziehen konnte. Vor allem ist mir unerklärlich, warum eine Mittdreißigerin, die unter der Obhut eines liebevollen Vaters aufgewachsen ist, allein wegen einer nicht präsenten Mutter, keinen Beruf und auch sonst keine Lebensperspektive haben sollte. Diese Konstellation fand ich ebenso fragwürdig wie die Rolle, die eine orientierungslose 23-jährige im Leben einer bekannten Autorin spielt.
    In diesem von Frauen dominierten Roman hat mir der einzige männliche Protagonist noch am besten gefallen. Wenigstens Matt, Roses Vater, stellt sich seiner Verantwortung und verhält sich so, wie man es von einem Erwachsenen erwarten kann. Emotional berührt hat mich allerdings keine der Figuren, dazu war mir deren Gefühlsleben zu wenig differenziert dargestellt.
    Sprachlich hat mir der Roman ebenfalls nicht gefallen, sondern mich vielmehr mit dümmlichen Formulierungen genervt. In jeder schwierigen Situation wird die geistreiche Frage gestellt: „Geht es dir gut?“ Und stets folgt die ebenso geistreiche Antwort: „Mir geht es gut, alles ok.“ Warum muss man seine Leser mit derartigen Banalitäten verärgern? Saft- und kraftlos plätschert die Geschichte dahin, und so hat es mich beinahe überrascht, dass ich den Schluss gar nicht so schlecht fand, wie befürchtet.
    Nach diesem Roman weiß ich jedenfalls ganz sicher, dass Jessie Burton nicht zu den Autorinnen gehört, von denen ich ein weiteres Buch lesen möchte.

  • Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, deren Geschehnisse sich im Verlauf immer näher kommen.
    1979 bis 1983 bildet den Ausgangangspunkt für die weitere Handlung. Die 20jährige Elise lernt die 38jährige Schriftstellerin feministischer Romane Connie kennen. Elise ist eine Schönheit, die sich selber unsichtbar fühlt. Sie folgt oft den Vorschlägen anderer Leute und schaut den Geschehnissen zu. Ihre Beziehung und Entwicklung über die Jahre wird beschrieben.
    2017 macht sich die 38jährige Rose, Tochter von Elise, auf die Suche nach ihrer Mutter, die verschwand als sie ein Jahr alt war. Ihr Vater übergibt ihr Connies Romane mit der Bemerkung, ihre Mutter sei mit der Schriftstellerin zusammen gewesen und führt sie damit „an ein Fenster mit Blick auf sein Leben“ mit ihrer Mutter. Sie plant, die Agentin von Connie zu kontaktieren, um die Geschichte ihrer Mutter zu finden. Auch die Beziehung mit ihrem Dauerfreund Joe und ihrer besten Freundin werden dadurch beeinflusst.
    Die Leserin begleitet die orientierungslose Mutter Elise und Tochter Rose bei der Suche nach sich selbt und ihrer Bestimmung im Leben. Es gibt viele Parallelen, Connie ist die Schlüsselperson.

    Meine berührendsten Momente waren:
    - Gespräch zwischen Matt und Rose „Ich weiß noch, dass du mal zu großen Dingen entschlossen warst“ und ihre Gedanken danach „Diese ewige weibliche Zurückhaltung aus Angst, Fehler zu machen, ist schlimmer als jede Heuschreckenplage“
    - Gespräch zwischen Connie und Rose „Man muss darauf vorbereitet sein, dass man eine Entscheidung bereut, von der man dachte, man würde sie niemals bereuen – aber meiner Erfahrung nach ist Reue niemals von Dauer.“
    - Abend, den Rose mit Zoe und ihren Mitbewohnern verbringt und Rückblick darauf „In meinem Bauch spürte ich plötzlich strahlende Wärme“
    - Gespräch zwischen Connie und Rose über Elise „Und dann ist mir klar geworden, dass es genau das ist, worüber ich seit über dreißig Jahren nachdenke.“
    - Erkenntnis Rose, dass sie auf abwesende Mutter so fixiert gewesen ist, dass die Wertschätzung ihrem Vater gegenüber zu kurz kam und Erkenntnis Rose „Ich glaube, es ist möglich, sich von einem Gespenst zu befreien. Man muss es nur wollen.“

    Das Spotlight der Geschichte war für mich das erste Zusammentreffen zwischen Connie und Rose.

    Zielgruppe des Romans sind eindeutig Frauen. Männer tauchen nur am Rande auf und kommen nicht sehr gut weg. Identifizieren konnte ich mich mit den Figuren des Romans nicht, fand es aber spannend ihre Geschichte zu begleiten.

    Die deutsche Titelwahl ist meines Erachtens nicht sehr treffend und gut. Es geht nicht um Geheimnisse der Mutter, die zutage treten in dem Buch. Vielmehr ist die Mutter das Geheimnis. Diesem kommt Rose im Verlauf der Handlung immer näher und schließlich wird es durch die Erzählungen von Connie zumindest ein Stück weit gelüftet. Der Originaltitel „The Confession“ = das Bekenntnis / Geständnis ist deshalb viel passender.

    Das Cover gefällt mir sehr gut. Es spricht die Zielgruppe an. Die abgebildete Frau wirkt ernst und nachdenklich, das spiegelt die Gefühle des Romans gut wider.

    Laut Cover-Rückseite handelt es sich um einen „fulminanten“ Roman einer „Bestsellerautorin“. Für mich war es das erste Buch der Schriftstellerin, aufgrund der Beschreibung waren meine Erwartungen sehr hoch. Diese wurden zwar nicht erfüllt, ich habe das Buch dennoch gerne gelesen und habe mich gut unterhalten gefühlt.

  • Die Geschichte geht ans Herz


    Wie geht man damit um, wenn einen die eigene Mutter als Baby verlassen hat und man nicht einmal weiß, warum? Das ist irgendwie die zentrale Frage, die in "Die Geheimnisse meiner Mutter" thematisiert wird.



    Die beiden Protagonisten der Geschichte sind Elise (die Mutter) und Rose (die Tochter). Die Kapitel, in denen beide vorkommen, sind zwar relativ wenige, aber das heißt nicht, dass die Geschichte der einen nichts mit der der anderen zu tun hat. Mir jedenfalls hat die Geschichte beim Lesen fast das Herz gebrochen.



    Da ist zum einen Elise, die irgendwie so dahintreibt, hin- und hergerissen zwischen Neid, Missgunst, der Angst, verlassen zu werden und impulsiven Reaktionen. Und da ist Rose, die sich in einem Leben eingerichtet hat, dass sie nicht besonders glücklich macht, aber das sie wenigstens gewohnt ist. Bis sie durch ihren Vater erfährt, dass der letzte Mensch, der ihre Mutter wohl gesehen hat, bevor diese verschwand, die Schriftstellerin Constance Holden war. Und so macht sich Rose erst einmal auf die Suche nach Constance, in der Hoffnung, dass diese ihr die Geheimnisse rund um das Verschwinden ihrer Mutter eröffnen kann.



    Meine Meinung



    Die Geschichte ist definitiv komplex. Erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, wie unterschiedlich die einzelnen Personen dargestellt werden, je nachdem, in welcher Zeitenebene man als Leser den einzelnen Personen begegnet. So war mir Matt in der Zeitlinie von Elise zuerst nicht sonderlich sympathisch, mit der Zeit aber bin ich mit ihm warm geworden. Elise war für mich von Anfang an eine schwierige Persönlichkeit - ihr Verhalten war zum Teil gedankenlos, zum Teil auch einfach mit unrealistischen Erwartungen verbunden, manchmal beinahe grausam. Rose hingegen ist meiner Meinung nach innerhalb der Geschichte gewachsen, an ihren Herausforderungen, an tragischen Entscheidungen, an der Auseinandersetzung mit Fragen zu ihrem eigenen Leben.



    Auch wenn das Cover den Leser vielleicht eher an ein Schwimmbad oder den Strand denken lässt und diese Assoziation definitiv mit der Geschichte zu tun hat, handelt es sich hier nicht um leichte Sommerlektüre - sondern um eine Geschichte, die nachdenklich macht und zu weiten Teilen einen melancholischen Ton anschlägt. Sie ist großartig erzählt, reißt einen mit und fesselt bis zum Ende. Daher vergebe ich auch fünf von fünf Sternen und empfehle das Buch gerne weiter!

  • Rose, mittlerweile 35 Jahre alt, hat einen Freund, Joe, mit dem sie mehr oder weniger glücklich ist, wächst bei ihrem Vater auf. Ihre Mutter kennt sie nicht, da sie verschwunden ist, als Rose noch ein Baby war. Doch jetzt ist für Rose die Zeit gekommen, mehr von ihrer Mutter zu erfahren. Von ihrem Vater, der mit seiner Frau in Frankreich lebt, bekommt sie bei einem Besuch zwei Bücher geschenkt, mit dem Hinweis, dass ihre Mutter die Schriftstellerin Constance Holden gut gekannt hatte. Wieder zuhause angekommen macht sich Rose auf die Suche nach Connie. Sie ruft bei einer Agentur an, da sie ihre Adresse gerne haben wollte, weil sie ihr einen Brief schreiben will. Doch sie wird missverstanden, die Sekretärin denkt, sie rufe von der Arbeitsvermittlung zurück und so wird Rose plötzlich zu Laura und fängt von nun an als Hauswirtschafterin bei Connie zu arbeiten. Von ihrem Vater hat sie erfahren, dass Connie sehr eigen ist und sie mit ihrer Wortwahl aufpassen müsse, was Rose auch gleich feststellt. Nichtdestotrotz kann sie nach einiger Zeit ihr Vertrauen gewinnen und ihr ab und zu Fragen stellen. Jedoch kommt nie ihre Mutter zur Sprache. Bis eines Tages Deborah ganz ärgerlich vor der Tür steht und Rose bloßstellt. Sie will es erklären, doch Connie wirft sie raus. Nach einiger Zeit meldet sich Connie bei ihr und sie möchte ihr einiges erklären. Rose fährt sofort überglücklich zu ihr hin. Wird sie jetzt endlich die ganze Wahrheit über ihre Mutter herausfinden??


    Fazit/Meinung:

    Das Buch fängt im Jahr 1979 an. Erzählt wird immer Abschnittsweise, einmal von früher aus den 80er Jahren über Elise und Constance und dann im heute, 2017/2018, von Rose und Constance. Eine sehr gute Mischung, finde ich. Es ist auch sehr flüssig und interessant geschrieben.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es lässt sich prima lesen, ist emotional. Ganz toll finde ich auch den roten Faden als Lesezeichen.


    Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.