T. S. Orgel - Das Haus der tausend Welten

  • Klappentext


    Das Leben in den verwinkelten Gassen Atails ist hart, vor allem, wenn man nicht zu einer der großen Magierfamilien gehört. Die Straßenzauberin Stern schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, als ihr eines Tages der Schlüssel zum Haus der tausend Welten in die Hände fällt, das einst der Sitz der Magiergilde war. Der Legende nach soll es unendlich viele Räume beherbergen, gefüllt mit Schätzen und Artefakten, die selbst aus einfachen Zauberern die mächtigsten Magier der Welt formen können. Gemeinsam mit ihren Gefährten Fuchs, Ako, Baelis und Salter macht Stern sich auf den Weg dorthin. Aber sie sind nicht die Einzigen, die die Geheimnisse des Hauses ergründen wollen. Noch ahnen die Schatzsucher nicht, was im Inneren des Hauses wirklich auf sie wartet ...



    Meine Meinung


    Ich hab ja schon ein paar Bücher der Brüder Orgel gelesen und auch das neue klang für mich äußerst vielversprechend. Leider hat der Klappentext völlig andere Erwartungen geweckt und spiegelt das, was passiert, auch nicht so wider.


    Aber von Anfang an: Der Prolog war sehr gut und hat extrem meine Neugier geschürt. Hier gab es einen kurzen Einblick aus der Vergangenheit, was anderen in dem "Haus der tausend Welten" widerfahren ist, bzw. in dem "Haus der aufgehenden Sonne". Der Bezug zu dem Lied "House of the rising sun" wird sofort klar, da direkt am Anfang ein paar Zeilen aus dem Songtext stehen - ich denke mal, das so ziemlich jeder die Fassung von 1964 der Band "The Animals" kennt. Tolles Lied übrigens!


    Die ersten Kapitel sind dann nach den Figuren benannt, um ihre Lebensumstände und ihr Umfeld näher vorzustellen:


    Zum einen die Söldnerin Baelis, die in arge Bedrängnis gerät

    den Gelehrten Salter, der sich auf der Flucht befindet

    den Straßendieb Fuchs, der sich mit Gaunereien über Wasser hält

    und die Reisende Ako, die man noch gar nicht einschätzen kann.


    An sich eine tolle Idee, allerdings zog es sich für mich sehr in die Länge. Die ganze Vorstellung der Charaktere, welche Wege sie nach Atail geführt haben, wie sie in das "Haus der tausend Welten" kommen etc., dauerte mir einfach zu lang. Die Zauberin Stern selbst, die ich als Mittelpunkt des Geschehens eingeschätzt hatte - wegen dem Klappentext - wurde erst später präsent und meine Neugierde auf das Haus selbst musste sich wirklich lange gedulden. Ich hatte wohl einfach komplett andere Erwartungen.


    Die vielen Beschreibungen an sich mag ich gerne in Fantasy Büchern, aber hier wirkten sie mir oft fehl am Platz. Zwar konnte ich mich in dem jeweiligen Moment durch die anschaulichen Details gut reinfinden, aber zur Gesamtsituation hab ich keinen Draht gefunden. Es ist schwierig in Worte zu fassen, denn es ist definitiv unterhaltsam geschrieben mit reichlich Ideen und Originalität, aber ich war immer nur Zuschauer und nie so wirklich dabei.

    Lieber als phantasievolle Tiere oder Pflanzen, Kleidungsstücke, Waffennamen oder ähnliches hätte ich mir auch mehr Erklärungen zur Siegel-Magie gewünscht. Sowas fasziniert mich total, aber da gab es leider nichts näheres dazu. Überhaupt von der ganzen Magie - also Erklärungen darf man nicht erwarten, sondern sich einfach auf das Unerwartete einlassen ;)


    Wer auf Romantik oder Liebeleien hofft wird enttäuscht sein - dafür gibts eine Menge Abwechslung und Überraschungen. Vor allem ab der Hälfte konnte mich die Geschichte wieder mehr mitnehmen und da hat für mich auch der spannende Teil begonnen. Am Ende wird zwar wieder ein Bogen geschlagen zu den "Einführungskapiteln", trotzdem war es für mich an manchen Stellen zu viel und an manchen zu wenig.


    Die Erklärung, mit denen die beiden Autoren dann am Ende aufwarten, war allerdings ziemlich cool und hatte auch einige Hintergedanken über das Schicksal, das man selbst in die Hand nehmen sollte. Auch der Humor fehlt nicht, der mich desöfteren zum Schmunzeln gebracht hat - und ich fand auch die Idee sehr kreativ, wie Stern und Ako in ihrer Aussprache Besonderheiten aufgewiesen haben. Nicht zu auffallend, so dass es den Lesefluss stört, sondern einfach in ihrer Eigenart, die ihnen etwas besonderes verliehen hat.


    Interessant fand ich auch, dass drei der "machtvollsten" Figuren Frauen sind, auch wenn die Parts insgesamt gut aufgeteilt waren.

    Unnötig waren die vielen Leerseiten, die fast allen neuen Kapiteln vorausgehen - praktisch dafür das Glossar am Ende, das alle Erklärungen zu den Begriffen liefert.

    Eine sehr abenteuerliche und originelle Geschichte, die ich mir in der Umsetzung und im Aufbau etwas anders gewünscht hätte.


    3.5 Sterne von mir

  • In der Stadt Atail gibt es ein Haus, um das sich viele Legenden ranken. Auf den ersten Blick ist es ein normales Gasthaus, doch hinter einer verschlossenen Tür in seinem Inneren soll es viele Schätze, aber noch mehr Gefahren geben.


    Als sich die Gelegenheit ergibt, die Tür zu öffnen, hält Mlima, die Besitzerin des Hauses nichts mehr, aber sie ist nicht die einzige, die es hinter die Tür zieht. Drei Gruppen sind es schließlich, die den Kampf mit dem Haus auf sich nehmen.


    Die Autoren hat es nach einem Ausflug in die Science fiction wieder ins Fantasy-Genre verschlagen, dieses Mal mit einem Einzelband (dem aber meiner Meinung nach durchaus ein weiterer Roman folgen könnte, beabsichtigt ist das aber wohl nicht). Am Ende des Romans kann man in der Danksagung (unbedingt lesen!) etwas darüber erfahren, was die Brüder zu diesem Roman inspiriert hat (u. a. einer meiner Lieblingssongs „The house of the rising sun“).


    Die Autoren erzählen wieder sehr bildhaft, das Kopfkino bekommt viel zu tun. Auch die Charaktere sind gut ausgearbeitet und gut voneinander abgegrenzt. Wer dennoch durcheinander kommt, oder eines der fiktiven Worte nachschlagen möchte, wird im Namensverzeichnis bzw. im Glossar fündig, beide finden sich im Anhang. Dass die Autoren reichlich Phantasie haben, haben sie in ihren bisherigen Romanen bereits bewiesen, und auch hier findet sich wieder viel davon, ebenso wie ihr typischer Humor. Spannend ist die Geschichte zudem, vor allem gegen Ende mochte ich den Roman kaum noch aus der Hand legen. Besonders gut haben mir die Reaktionen der Protagonisten am Ende gefallen.


    Ganz so fallen lassen wie bei den beiden Trilogien konnte ich mich allerdings nicht. Meine Lieblingsromane der Autoren bleibt nach wie vor die Orks vs. Zwerge-Trilogie. Unterhalten hat mich der Roman dennoch sehr gut.


    Der Roman hat mir nicht nur unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert, sondern auch über weite Strecken einen Ohrwurm. Ich vergebe 4,5 Sterne (aufgerundet wo nötig) und selbstverständlich eine Leseempfehlung für Fantasyfans.