J. M. G. Le Clézio – Alma

  • Klappentext/Verlagstext

    In seinem neuen Roman erzählt Nobelpreisträger J.M.G. Le Clézio die Geschichte eines Wissenschaftlers, der nach Mauritius kommt, um nach Spuren des ausgestorbenen Dodos zu suchen und der stattdessen die Geschichte seiner Familie und seinen eigenen Platz in dieser Geschichte findet. Mauritius – eine Perle im Indischen Ozean. Als Jéremy Felsen dort ankommt, weiß er nur, dass seine Familie dort jahrhundertelang auf der Plantage Alma erst Tabak, dann Zuckerrohr angebaut hat. Doch all das ist lange her, die Plantage existiert nicht mehr. Die Moderne hat Einzug gehalten, mit Flugverkehr, Touristen, Supermärkten. Zwar findet Jéremy, der zuvor noch nie auf der Insel war, nicht das, was er eigentlich suchen wollte, nämlich Spuren des ausgestorbenen Vogels Dodo, dafür aber gibt es überall Spuren seiner Familie, auf die er in vielen Gesprächen mit Inselbewohnern und bei ausgedehnten Streifzügen stößt. Und es gibt Dominique – genannt Dodo – Felsen, der auf der Insel geboren wurde und der parallel zu Jéremy seine Geschichte erzählt. Eine Geschichte von Krankheit und Kolonialismus, aber auch von Neugier und Lebensfreude. Für Jéremy führt der Aufenthalt auf Mauritius zu der Erkenntnis, dass, auch wenn er nicht dort lebt, seine Herkunft immer ein Teil von ihm sein wird, dass er Alma und die Insel in seiner Seele und seinem Herzen trägt.
    Geschickt verwebt Le Clézio die Geschichten seiner beiden Figuren zu einem eindringlichen Roman über Kolonialismus und Moderne, über Natur und Kultur und zu einer Hommage an die Schönheit und Einzigartigkeit der Insel Mauritius.


    Der Autor

    J.M.G. Le Clézio, 1940 in Nizza geboren, studierte in Frankreich und England Literatur. Die Wurzeln seiner Familie liegen in der Bretagne und auf Mauritius. Er veröffentlichte über 40 Bücher – Romane, Erzählungen, Essays – und erhielt für sein Werk zahlreiche Preise. 2008 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Le Clézio lebt hauptsächlich in Frankreich und New Mexico.


    Inhalt

    Auf der Insel Mauritius forscht der Icherzähler auf den Spuren des 1690 ausgestorbenen Dodo und sieht sich parallel dazu mit der Geschichte seiner Familie konfrontiert, die von der Insel stammt. Mehrere Icherzähler verdeutlichen den Unterschied zwischen weißen Plantagenbesitzern, deren vollständige Namen auf Grabsteinen nachzulesen sind, und Sklaven der Zuckerrohrplantagen, die meist nur einen Vornamen trugen und denen kein Grabstein gesetzt wurde. Die Familie Felsen (die Ähnlichkeit zu le Clézios eigener Familie ist unübersehbar) bestand aus dem angesehenen weißen Zweig des Dominique F. und dem farbigen Dominique/Dodo, Sohn des Patriarchen und einer Kreolin aus Réunion. Dodo erkrankt bereits als Jugendlicher an Lepra und ist durch die folgende Ausgrenzung zu einem Leben als Clochard verurteilt. Auf einer weiteren Ebene erfährt man von der ehemaligen Zuckerrohrplantage und dem Niedergang der Familie. Am Ende ist zu akzeptieren, dass es mehr als eine Variante der Familiengeschichte und der Sklaverei gibt.


    Die vielen Stimmen, die sich hier zu einer Geschichte der Insel übereinanderlegen, haben mich stark an Seethalers „Das Feld“ erinnert, in dem auch viele Stimmen verschiedene Sichtweisen zum Gesamtbild der Ereignisse beitragen. Die Vielstimmigkeit muss man mögen, um nicht den Überblick zu verlieren und die Kenntnis von Clézios „Der Afrikaner“ hilft bei der Abgrenzung biografischer und fiktiver Handlungsfäden.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow