Janne Mommsen - Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung

  • 20 Jahre ist es her, dass Hauke seine Heimatinsel Föhr verlassen hat. Als berühmter Krimiautor lebt er inzwischen in Berlin. Eine Lesung in Gretas Inselbuchhandlung führt ihn nun zurück auf die Insel, wo er nach all den Jahren auch seine drei besten Freunde aus Kinder- und Jugendtagen, Wiebke, Kai und Nicole wiedertrifft, zu denen seit Haukes Inselabschied nach dem Abitur absolute Funkstille herrschte, weil es zu einem Vertrauensbruch zwischen ihnen kam. Auf Föhr können sie sich allerdings nicht aus dem Weg gehen, vor allem bei Hauke und Wiebke kratzen Erinnerungen und verletzte Gefühle an der Oberfläche und schon bald muss sich zeigen, ob ihre Freundschaft noch etwas wert ist…


    Janne Mommsen lädt den Leser mit „Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ erneut auf einen kleinen Traumurlaub auf die Insel Föhr ein, wo er neben einer frischen Meeresbrise und Gretas urgemütlichen und farbenfrohen Buchhandlung in das Leben neuer sowie altbekannter und liebgewonnener Protagonisten schnuppern darf. Ein flüssiger, bildhafter und gefühlvoller Erzählstil laden geradezu dazu ein, in den Seiten zu versinken und sich im Kreis der alten Clique niederzulassen. Wechselnde Erzählperspektiven geben dem Leser einen Blick in die Gedanken- und Seelenwelt der beiden Hauptprotagonisten Hauke und Wiebke, die einem während der Lektüre schnell ans Herz wachsen und ebenso nachdenklich wie emotional reagieren lassen aufgrund der Erinnerungen, die sie teilen und der sich anbahnenden Ereignisse. Auf wunderschöne Weise vermittelt der Autor dem Leser das Gemeinschaftsgefühl der kleinen Inselgemeinde sowie den Wert alter Freundschaften. Mit überraschenden Wendungen schafft er zudem unvorhergesehene Spannungsmomente, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen kann. Dafür sorgen zusätzlich auch die Strandbesuche, die Aussicht aufs Meer sowie Ausflüge ins altbekannte Erdbeerparadies.


    Liebevoll erschaffene Charaktere, die mit ihren ganz persönlichen Eigenschaften vor Leben sprühen, nehmen den Leser schnell in ihre Mitte und lassen ihn an ihrem Leben hautnah teilhaben. Greta führt die Inselbuchhandlung und ist die „Mittelsfrau“ in allen Lebenslagen. Mit gutem Rat und geschickter Hand trifft sie oftmals den Nerv der Suchenden. Hauke ist ein gefeierter Autor, der sich insgeheim nach seiner Heimat und den alten Freunden gesehnt hat. Endlich ist er mal ehrlich zu sich selbst und merkt bald, dass es Zeit ist, dies auch allen anderen gegenüber zu sein. Wiebke ist eine offene und freundliche Frau, die noch immer tiefverletzt ist. Sie kann zupacken, obwohl ihr langsam alles über den Kopf wächst. Kai ist eine gescheiterte Existenz, der erst in der Not zeigen kann, was in ihm steckt. Nicole ist die Kühle, die die Nerven behält und immer etwas auf Distanz zu bleiben scheint. Aber als Kleeblatt sind Hauke, Wiebke, Kai und Nicole unschlagbar, sie ergänzen sich gut und können den Leser begeistern.


    Mit „Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ spendiert Janne Mommsen dem Leser wieder eine unwiderstehliche Geschichte voller Wärme, Herz und salziger Meeresluft, die man einfach lesen muss. Nach der letzten Seite bleibt der Leser wunderbar zufrieden, glücklich und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück und wünscht sich einfach nur, dass schon bald der nächste Inselausflug ansteht. Einfach zauberhaft – absolute Leseempfehlung!


    Wohlfühlfaktor mit :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Home is where the heart is


    Erneut hat Erfolgsautor Janne Mommsen einen Roman erschaffen, der Lust auf einen Urlaub an der Nordsee macht. Was für ein gutes, ehrliches Buch! Es mag viele Wohlfühlromane geben, deren Handlung auf einer Insel angesiedelt ist, aber oftmals gehen die Beschreibungen nur in seltenen Fällen über kreischende Möwen und rauen Wind hinaus. Hier allerdings sieht man die idyllische Nordseeinsel Föhr durch die Augen des Autors und spürt seine Liebe für das kleine Eiland auf jeder Seite. Zudem ist dieses Werk viel mehr als nur ein gemütlicher Schmöker mit sommerlichem Cover – wie auch im Vorgängerband ("Die Bücherinsel") wird eine wichtige und interessante Thematik aufgegriffen.

    Wie ist das eigentlich, wenn Freunde sich auseinanderleben? Wenn Menschen, die einem einst näherstanden als der Rest der Welt, plötzlich so tun, als hätte man sich nie gekannt. Am Ende einer gescheiterten Beziehung wird (zumindest in den meisten Fällen) offiziell ein Schlussstrich gezogen; bei gescheiterten Freundschaften hingegen gibt es kein derartiges Trennungsritual. Stattdessen lässt man die Bekanntschaft (meist in stillschweigender Übereinkunft) im Sande verlaufen. Warum ist das so? Und gibt es ein Zurück, wenn man merkt, dass man einen wichtigen Menschen zu früh aufgegeben hat?

    Vor ähnlichen Fragen steht die männliche Hauptfigur Hauke. Einst auf Föhr aufgewachsen, lebt er inzwischen als erfolgreicher Krimiautor in Berlin. Kürzlich hat einen Roman veröffentlicht, der auf seiner Heimatinsel spielt und nun wird er prompt zu einer Lesung in Gretas kleine Inselbuchhandlung eingeladen. Über zwanzig Jahre lang hatte Hauke keinen Fuß mehr auf die Insel gesetzt. In Aufregung und Vorfreude mischt sich auch ein Fünkchen Unbehagen. – Mit seinen drei besten Freunden von damals hat er keinen Kontakt mehr. Als Kinder waren Hauke, Wiebke, Nicole und Kai unzertrennlich gewesen; als Teenager hatten sie eine eigene Band gegründet. Für Nicole hatte Hauke sogar geschwärmt. Aber dann war es zu einem Bruch gekommen und mit einem Mal hatte die eingeschworene Clique nicht mehr existiert. Nie hätte Hauke damit gerechnet, ausgerechnet seine ehemaligen besten Freunde im Publikum zu entdecken. Sie alle ignorieren einander, dennoch sind sie gekommen. Insbesondere Wiebke bringt Hauke völlig aus dem Konzept – aus dem stillen Mädchen, das immer wie eine Schwester für ihn gewesen war, ist eine wunderschöne, starke Frau geworden.

    Der Band ist zwar Teil einer Buchreihe, hat jedoch eine in sich geschlossene Handlung. Erzählt wird aus Haukes und Wiebkes Perspektive; in beide Figuren habe ich mich wunderbar hineinversetzen können. Wiebkes ist eine Frohnatur, eine aufrichtige junge Frau und liebevolle Mutter zweier Kinder. Sie schreckt nicht vor harter Arbeit zurück und bemüht sich nach Kräften, die Zukunft ihres Hofes abzusichern. Leider sieht ihre finanzielle Situation nicht gerade rosig aus. Auch die Nebencharaktere sind überaus facettenreich gestaltet worden – speziell Kai hat mich positiv überrascht und daran erinnert, dass der erste Eindruck nicht zwingend der richtige sein muss; dass die scheinbar stärksten, unnahbaren Menschen manchmal jene sind, die am dringendsten Hilfe benötigen.

    Der Schreibstil des Autors ist luftig leicht und zugleich so eindringlich wie das Glücksgefühl, das man bei einem Spaziergang am Strand verspürt. - Wie eine Melodie, die der Wind hinaus in die Welt trägt. Die detaillierten, atmosphärischen Beschreibungen der Insel bilden den perfekten Rahmen zur ruhigen, tiefgründigen Geschichte, die von reifen Charakteren getragen wird und beinahe gänzlich ohne Drama auskommt. Liebe, Freundschaft, Heimat und das Erwachsenwerden sind die zentralen Elemente der Handlung. Alle Gedanken und Dialoge der Protagonisten erschienen mir so real, so glaubwürdig. Nichts wirkt überzeichnet. Die gelegentlichen Dialekt-Begriffe haben diesen Eindruck nur verstärkt.

    Tatsächlich ist der Titel Programm, nicht nur, was das unerwartete Wiedersehen der einstigen Freunde betrifft, sondern auch im Hinblick auf die Leserschaft: dieses Buch brachte mich zurück an einen Ort, an dem ich im realen Leben noch nie war und dennoch fühlte es sich wie ein Nachhausekommen an.

    Fazit: Herrlicher Inselroman zum Träumen!