Iny Lorentz - Glanz der Ferne

  • Ende des 19. Jh. in Berlin. Nachdem Victoria von Gentzsch wieder einmal aus einem Internat für wohlhabende Damen rausgeflogen ist und ihr Ruf durch zwielichtige Bekanntschaften immer mehr Schaden nimmt, wird ihr der Kontakt zur Familie ihrer verstorbenen Mutter Gunda gewährt und geht von nun an in der Tuchfabrikantenfamilie von Hartung ein und aus. In Großmutter Theresa, Tante Friederike sowie deren Anhang erfährt Victoria zum ersten Mal die Bedeutung von Liebe und Zuneigung, die ihr im eigenen Elternhaus unter Vater Gustav und ihrer Stiefmutter Malvine bisher verwehrt blieben. Währenddessen gerät die Tuchfabrik der von Hartungs durch viele verlorene und stornierte Aufträge immer mehr in Schieflage. Theo kann sich das nicht erklären und fällt aus allen Wolken, als er erfährt, wer dahinter steckt…


    Das Autoren-Duo Iny Lorentz hat mit „Glanz der Ferne“ den finalen Band ihrer historischen „Berlin-Trilogie“ vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Opulenz in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser mit den ersten Worten regelrecht in die Seiten gesaugt wird und bis zum Schluss an ihnen kleben bleibt. In diesem Band darf der Leser über ein Jahrhundert in die Vergangenheit reisen und die junge Victoria sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenlernen. Die Autoren haben wieder gute Recherchearbeit geleistet und den historischen sowie politischen Hintergrund mit ihrer Handlung geschickt und bildhaft verwoben. Sei es die Informationen über die Unterrichtsauswahl in den Mädchen-Internaten, Beamtenkorruption oder auch den Adel an sich. Besonders hervorgehoben wird aber die Rolle der Frau, die zur damaligen Zeit nur das schmückende Beiwerk des Mannes war, keine eigenen Rechte hatte und für den Haushalt zuständig war. Sie galt als unselbständiges Wesen, die sich bei allen wichtigen Fragen, sei es politisch oder auch was die Finanzen betrifft, im Hintergrund zu halten hatte. Der Spannungslevel ist zu Beginn im Mittelfeld angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Geschichte immer weiter in die Höhe.


    Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, mit ihren persönlichen Ecken und Kanten geben sie ein gutes Spiegelbild ihrer Zeit ab und wirken realistisch und glaubwürdig. Victoria lechzt regelrecht nach Anerkennung, Wärme und Geborgenheit, die sie in bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter vergeblich sucht. Der Frust über die konstante Ablehnung und Schuldzuweisung ihres Vaters lässt sie als Kämpfernatur aufmüpfig und defensiv werden, wobei sie sich selbst immer mehr isoliert, bis sie endlich in ihrer mütterlichen Verwandtschaft das findet, wonach sie sich gesehnt hat. Gustav von Gentzsch ist ein harter und ungerechter Mann, der zu keiner Gefühlsregung fähig zu sein scheint. Großmutter Theresa ist eine Seele von Mensch, die mit Weitsicht und Gespür zu lenken weiß. Theo von Hartung ist ein gewiefter Geschäftsmann, der alle Hände voll zu tun hat, das Familienunternehmen in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Aber auch weitere Protagonisten wie Rieke oder Malwine drücken der Handlung mit eigenen Auftritten ihren Stempel auf.


    Mit „Glanz der Ferne“ hat das Autorenduo Iny Lorentz erneut einen wunderbaren Roman vorgelegt, der Liebe, Intrigen und Geheimnisse vor historischem Hintergrund in sich vereint und dem Leser einiges an Gefühl und Spannung bietet. Wunderbares Lesevergnügen mit einer regelrechten Sogwirkung! Absolute Leseempfehlung!


    Wunderbare :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Über die Autorin (Amazon)

    Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman »Die Kastratin« die Leser auf Anhieb begeisterte. Mit »Die Wanderhure« gelang ihnen der Durchbruch; der Roman erreichte ein Millionenpublikum. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Die Romane von Iny Lorentz wurden in zahlreiche Länder verkauft. Die Verfilmungen ihrer »Wanderhuren«-Romane, der »Pilgerin« und zuletzt »Das goldene Ufer« haben Millionen Fernsehzuschauer begeistert. Im Frühjahr 2014 bekam Iny Lorentz für ihre besonderen Verdienste im Bereich des historischen Romans den »Ehrenhomerpreis« verliehen. Die Bühnenfassung der »Wanderhure« in Bad Hersfeld hat im Sommer 2014 Tausende von Besuchern begeistert und war ein Riesenerfolg.


    Produktinformation (Amazon)

    Format: Kindle Ausgabe

    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 608 Seiten

    Verlag: Knaur eBook; Auflage: 1 (24. Februar 2020)

    Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

    Sprache: Deutsch

    ASIN: B07ZPVWDDF


    Wie immer: Spannend

    Den Familien von Hartung und von Gentzsch stehen im ausgehenden 19. Jahrhundert harte Zeiten bevor. Theodor von Hartung hat die Leitung der väterlichen Tuchfabrik übernommen, doch immer wieder stornieren die Kunden Aufträge und der Preis wird gedrückt. Vicky von Gentzsch macht die Bekanntschaft einer Dame, die sie in die mondänen kreise der Hochgeborenen Berliner Gesellschaft einführt. Dieses Leben scheint besser zu sein als ihr bisheriges. Doch wie so oft trügt der Schein, denn Vickys neue Bekannte hat Böses im Sinn…


    Meine Meinung

    Wie immer ließ sich auch dieser Roman von Iny Lorentz durch deren angenehmen und unkomplizierten Schreibstil leicht und flüssig lesen. Es gab keinerlei Unklarheiten im Text. Obwohl ich die Vorgänger nicht kenne, war ich in der Geschichte schnell drinnen, konnte mich gut in die junge Vicky Gentzsch und die anderen Protagonisten hineinversetzen. Es geht in diesem Buch sehr viel um die junge Vicky Gentzsch, deren Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist, was ihr Vater ihr immer noch verübelt. Und seine zweite Frau sowie die Brüder und Halbbrüder hauen in die gleiche Kerbe. Entsprechend benimmt sich Vicky in ihrer Schule und ist daher jetzt zum dritten Mal rausgeflogen. Beim letzten Mal allerdings wegen einer Sache, die man zwar nicht tut, die ich aber trotzdem verstehen kann. Die im Klappentext erwähnte Frau ist ein übles Weib, was der geneigte Leser beim Lesen des Büches sehr bald merken wird. Vicky tat mir entsetzlich leid. Allerdings verstand ich hier die Oma nicht so ganz, dass sie das junge Mädchen mit der Frau alleine eine Spazierfahrt machen ließ. Denn so gut kannte Theresa die Frau doch gar nicht. Allerdings hatte die sich auch sehr gut eingeschmeichelt. So viel zu dieser Sache. Dann gab es da noch einen gewissen Markolf von Tiedern, der ebenfalls ein ganz übler Bursche war. Was der und seine Freunde so trieben, war unter aller Kanone. Und ich frage mich, was Rudolf tun wird, der diesem Kerl zu Diensten sein muss? Der geneigte Leser wird dies feststellen. Ich denke, man muss nicht unbedingt die Vorgänger gelesen haben um dieses Buch zu verstehen. Ich habe sie nämlich auch nicht gelesen, leider. Vielleicht werde ich dies zu gegebener Zeit noch tun. Die Spannung in diesem Buch war von Anfang an vorhanden und stieg immer weiter bis zum Ende. Ich war gefesselt und es hat mich in seinen Bann gezogen, konnte nicht mit dem Lesen aufhören. Es hat mir sehr gut gefallen und mich super unterhalten. Daher von mir eine Leseempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Ich mag die Bücher des Autor_innen Duos Iny Lorentz total gerne, so dass ich natürlich auch neugierig war, was sich hinter diesem Buch als Kostbarkeit verbergen möge.

    Das Buch "Glanz der Ferne" ist der Abschlussband der Triologie rund um die Famile Hartung und spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin.

    Als Leser_innen erleben wir beim Nachverfolgen der Charaktere eine Geschichte voller Spannung, Verrat, Intrigen, Freundschaft und auch Liebe in einer so ausgewogenen Mischung, das einer_m nicht wirklich langweilig werden kann und die Seiten des Buches - über 600 - wie im Fluge vergehen.

    Spannend fand ich in diesem Buch vor allem die damalige gesellschaftliche Position von Frauen, ihre geringen Möglichkeiten, sich gegen ihre Männer zu erheben, aber auch den Kampf darum ihre Möglichkeitrsräume zu erweitern.

    Mir ist vor allem Theresa von Hartung und Vicky von Gentzsch ans Herz gewachsen und ich hätte vor allem von letzterer gerne noch mehr gelesen. Etwas schade fand ich die reine Fokussierung auf das Leben der Adelsfamilien, die Unterdrückung der "einfachen" Leute kam eher nicht zur Sprache.

    Das Buch lässt sich auch gut ohne die beiden Vorgängerbände lesen, wobei diese bestimmt auch spannend und gelungen sind.

  • Den Familien von Hartung und von Gentzsch stehen im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts unruhige Zeiten bevor. Mittlerweile hat Theo von Hartung die Leitung der Tuchfabrik von seinem Vater übernommen, doch immer häufiger werden Aufträge storniert oder unter fadenscheinigen Begründungen die Preise gedrückt.

    Zur selben Zeit macht Vicky von Gentzsch, die Nichte von Theo und Rieke, die Bekanntschaft einer zauberhaften Dame, die sie in die mondänen Kreise der hochgeborenen Berliner Gesellschaft einführt. Hier scheint Vicky ein Leben zu erwarten, das um so vieles interessanter und freier ist, als ihr steifes Zuhause bei ihrem strengen Vater Gustav. Doch der Schein trügt: Vickys neue Freundin hat keineswegs im Sinn, dem Mädchen zu einem besseren Leben zu verhelfen...

    Nachdem ich den mittleren Teil etwas schwächer fand, hat mich dieser Teil doch sehr gefesselt. Die Geschichte um Vicky und ihre Familie war sehr interessant und spannend, wenn auch zum Teil vorhersehbar. Ich habe mich ein paar Mal gefragt, wie man denn so hart zu seiner eigenen Tochter sein und sie als Mörderin ihrer Mutter beschimpfen kann. Wie gut, dass es Großmutter Theresa gab, die sich ihrer Enkelin annehmen konnte und ihre wahren Werte zum Vorschein brachte.

    Einen weiteren Teil, der in den USA spielt, könnte ich mir durchaus auch vorstellen. Die spannende Zeit ab 1900 wäre bestimmt auch dort interessant, ob und wie Vicky sich durchsetzen kann.

    :thumleft: Ich tausche meine unter "Tauschbücher" aufgelisteten Bücher nach dem Lesen gerne auf "Tauschgnom", wo auch schon andere interessante Bücher stehen. :flower:



    :study: Tauschgnomregal

  • Spannender und gefühlvoller Abschluss der Berlin-Saga


    Im dritten und letzten Teil der Geschichte um eine in Familienbesitz befindliche Berliner Fabrikantenfamilie, die sich sehr erfolgreich im Stoffbereich etabliert hat. Geleitet wird die Firma von Theo, dessen verstorbene Schwester die Mutter der Hauptprotagonistin dieses Romans, Victoria (genannt Vicky) von Gentzsch ist.


    Ungeliebt vom Vater, der sie für den Tod seiner ersten Frau verantwortlich macht, dessen zweiter Ehefrau und den 4 Brüdern bleibt es nicht aus, dass gerade dieses ständige Gefühl des Unerwünschtseins sie rebellieren lässt und dadurch mehr oder weniger zum schwarzen Schaf der Familie wird.


    Erst durch die Familie ihres Onkels, die sie durch den Umzug nach Berlin kennenlernt, erfährt sie Liebe, Wertschätzung und Anerkennung. Leider ist dieser Abschnitt in ihrem Leben nur von kurzer Dauer, da ein altbekannter Gegner, ja, vielleicht sogar Feind ihres Onkels Theo, Markolf von Tiedern, in Vicky eine geeignete Person in seinem Rachefeldzug sieht.


    Einmal mehr ein historischer Roman, der weit zurück in längst vergangene Zeiten entführt. Mit kleinen und großen Einzelheiten, die Alltag und Verhalten, vor allem in der s.g. gehobenen Gesellschaftsschicht, geschickt in die Romanhandlung einweben. Es entsteht an keiner Stelle der Eindruck von Fiktion, ganz im Gegenteil. Die geschilderte Zeitepoche entsteht sehr realistisch beim Lesen. Die einzelnen Charaktere sind facettenreich und überzeugend gestaltet. Ihr Verhalten und ihre Gedanken sind nachvollziebar und verständlich dargestellt und beschrieben und lassen beim Lesen mitleiden, mitlachen, mithoffen und mitfreuen.


    Glücklicherweise findet sich am Ende des Buches ein Personenregister, das die Zuordnung erleichtert und damit Inhalte der ersten beiden Bände in Erinnerung ruft.


    Ein Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Zum einen ein sehr flüssiger Schreibstil, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Und zum anderen bereitet es keine Probleme, der Handlung auch ohne Kenntnis der beiden vorhergehenden Bände zu folgen. Wichtige Ereignisse der Vergangenheit werden geschickt eingeflochten, sodass sich Zusammenhänge leicht herstellen lassen.


    Ein interessanter, spannender und ereignisreicher Lesespaß, von den man auch nach rund 610 Seiten eigentlich noch nicht genug hat und die Familie gerne noch weiter begleiten würde.

  • :study: Glänzt so richtig nur aus der Ferne



    Bewertung:

    Das Cover wurde hervorragend zu den anderen Bänden angepasst. Es wirkt weder billig noch langweilig auf mich. Es ist sehr schön als Historischer Roman gekennzeichnet und wirkt auf mich klassisch und elegant.


    Ich finde es echt immer klasse, dass bei den Büchern des Paares, Namensregister, wie auch Glossar und ein historisches Nachwort vorhanden ist. Natürlich ist es heftig, bei so vielen Figuren ... immer dieses Blättern. Aber immerhin kann man das. Da gibt es Bücher, da bin ich verloren.


    Vicky ist mir nicht ganz so sympathisch. Weiß auch nicht ... begeistert mich jetzt eher nicht so. Gewisser Stolz ist sehr brauchbar, aber sie hat mir doch einen ticken zu viel. Und dieses heftig trotzige Verhalten kann ich gar nicht leiden. Vickys Vater ist ja schwer zu fassen ... mal reflektiert er sein und das Verhalten anderer, mal ist er dicht wie eine Mauer und hat ein Brett vor dem Kopf. Und auch dieses mal mitfühlend, mal verständnislos Vicky gegenüber ist abenteuerlich. Kommt mir echt so ungehalten vor. Und das gefällt mir hier bei seinem Charakter. Das Autorenpaar hat ihn sehr menschlich dargestellt. Über die Charaktere, die der Familie feindlich gesinnt sind, möchte ich nichts schreiben, das macht eher neugierig oder?


    Die Darstellung innerhalb der Familienstellungen finde ich auch sehr glaubhaft umgesetzt. War ja oft so, dass der Mann im Haus das Ruder der Frau im Haus in Sachen Kinder überlassen hat und auch bei eigenen Widerwillen nicht widersprochen hat. Für mich ganz typisch.


    Es gibt Ereignisse (kann ich nicht näher erläutern), die haben mir nicht so gefallen, fand ich etwas zu aufgesetzt und überspitzt. Dann gib es eine Situation, die etwas utopisch wird und ich dachte, ich wäre in einem anderen Buch - was aber nicht negativ gemeint ist. Es ist einfach nur anders. Es ist eigentlich ein hin und her; mal gewinnt das Böse, mal das Gute - salopp geschrieben. Es scheint sich vieles gegen Vicky zu verschwören, sie erhält aber auch Hilfe.


    Diese Verbindung zwischen Vicky und Reinhold ist mir zu salopp und aufgesetzt. Liest sich für mich nicht nur auf die letzten Seiten gedrückt, sondern auch so schmalzig im Schnellverfahren. Am Ende ist auch sonst alles Friede, Freude, Eierkuchen. Zu einfach dargestellt sowie das Ende im Allgemeinen mehr als rund abgeschlossen. Und das nach all den Geschehnissen ... nicht sehr glaubwürdig. Da war das bei den anderen Bänden besser erzählt.



    Fazit:

    Für mich der schwächste Band der Reihe, aber genauso fesselnd und schnell zu lesen. Habe es auch im nu als Hörbuch gehört, wenn hier auch gekürzt. Ich verzehre sehr gerne beide Formate von einer Geschichte, das gibt wieder einen anderen Blick zur Geschichte.


    Der historische Überblick über die Zeit ist sehr schön. Ich lerne bei den Büchern der Autoren immer etwas dazu, sei es dadurch oder das Glossar. Echt toll. Gewohnt flüssig zu lesen, Erkennungswert der Charaktere ist vorhanden, die Grundidee spannend umgesetzt. Aber hier und da zwickt es in der Umsetzung, obgleich es weniger brutal ist als noch seine Vorgänger.


    Insgesamt passt es zur Reihe, wenn auch die Charaktere und die Handlungen diesmal etwas schwächer sind als die Vorgänger. Ein guter historischer Roman mit Stärken und Schwächen. Von mir gibt es 3,5 Sterne.


    Vielen Dank an das Lovelybooks-Team und dem Lübbe-Verlag, für das Lese-Exemplar! :-)

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • Inhaltsangabe:


    Berlin, zum Ende des 19. Jahrhunderts: Victoria von Gentzsch, die Nichte von Theo und Friederike von Hartung, hat es nicht leicht. Nach ihrer Geburt verstarb Gunda und Gustav, der seine Frau innig liebte, macht ihr seitdem den Tod zum Vorwurf. In seiner Trauer heiratete er Malwine, die Vicky und ihre zwei älteren Brüder jedoch mehr als Ballast empfindet als Freude.


    Theo von Hartung hat die Tuch-Fabrik inzwischen übernommen, doch raffgierige Obere im Staatsdienst melden vermeintliche Qualitätsmängel an, um dann nur einen Teil des Preises zahlen zu müssen. Das bringt Theo an den Rand des Ruins. Deshalb sucht er nach privaten Abnehmern, um nicht mehr von den Staatsverträgen abhängig zu sein.


    Ein reicher Mann im Hintergrund versucht nicht nur Theo von Hartung in den finanziellen und gesellschaftlichen Ruin zu treiben. Er spannt die Geliebte und den Sohn in seine Machenschaften ein und ergattern dabei die völlig unschuldige Vicky, die nach einem erfolgreichen Jahr an der Oberen-Töchter-Schule genug Selbstbewusstsein entwickelt hat, um zaghafte Zukunftspläne zu schmieden.


    Aber Vicky ist kämpferisch und gibt nicht so schnell auf.


    Mein Fazit:


    Dies ist ein würdiger Abschluss der Trilogie.


    Es spielt eine Generation weiter nach Friederike und Theo, ca. 20 Jahre. Die vielen Kinder sind schon beinahe alle groß und füllen die Villa der von Hartung, in der noch immer die Matriarchin Theresa von Hartung aus dem ersten Band der Reihe lebt und waltet. Auch wenn sie eine Frau ist, so herrscht sie mit liebevoller Strenge und Fürsorge. Vicky tut ihr von allen Enkelkindern am meisten Leid. Denn ihre Tochter Gunda hätte nie gewollt, dass Vicky so kaltherzig behandelt wird. Malwine, die zweite Frau an der Seite des Schwiegersohnes, passt eigentlich so gar nicht in die Familie, aber man nimmt sie hin. Sie befeuert die schlechte Behandlung noch und hält Vicky klein, wo es nur geht. Das rächt sich schließlich und Vicky beginnt eigene Pläne zu schmieden, zeichnet und kann ihre Bilder an Modejournale verkaufen. Sie verheimlicht ihre Tätigkeit, würde Malwine ihren Vater doch nur wieder aufstacheln und sie der Unsittlichkeit bezichtigen.


    In der gewohnt ruhigen Erzählart hat das Autoren-Paar das Berlin der damaligen Zeit herauf beschworen. Es herrscht so etwas wie Umbruchstimmung, die Adligen hatten oftmals kein Geld mehr und die „Neu-Reichen“ wurden nicht einfach so in die höhere Gesellschaft aufgenommen. Es entsteht Neid und Missgunst, daraus resultieren schließlich widerwärtige Rachepläne und Vernichtungsanschläge. Die Familie von Hartung war dem nicht zum ersten Mal ausgesetzt, sah sich dieses Mal jedoch mit finanziellen Problemen konfrontiert, die sie so noch nicht kannten.


    Auch gibt es hier wieder äußerst schmutzige Szenen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Solche „Orgien“ hat es wohl in der Tat gegeben, aber in welchem Ausmaß ist umstritten. Wegen der verheerenden Folgen für die einzelnen Folgen gab es wohl nur wenige Aufzeichnungen. Es zeigt aber, damals wie heute ist die Gesellschaft nicht immer hui, sondern oft auch pfui.


    Es dauert eine Weile, ehe der Spannungsbogen der Geschichte sich anspannt. Ab ca. Mitte des Buches führen die einzelnen Fäden zu einem Ganzen zusammen, dessen Entwicklung durchaus realistisch und glaubhaft ist. Die Figuren sind in der großen Anzahl nicht immer auseinander zu halten, Vicky und ihr näheres Umfeld wurden jedoch ausreichend beleuchtet und weiter entwickelt.


    Für die gewohnt detaillierte Milieustudie und der Veranschaulichung der komplizierten Standesregeln gibt es von mir vier Sterne mit einer klaren Lese-Empfehlung.

  • Klasse!

    Das Buch von Iny Lorentz hat mich total begeistert. Auch wenn es der dritte Band einer Trilogie ist, lässt es sich auch gut allein lesen

    Die Geschichte um Victoria von Gentzsch und die Familie von Hartung im Berlin der industriellen Revolution 1897, könnte nicht besser beschrieben sein. Die Verwicklungen in die höchsten Kreise der Politik sind gut dargestellt und machen das damalige Leben mit all seinen Zwängen lebendig. Durch das anhängende Glossar wird auch für den historischen Laien diese Zeit verständlich. Die Übersicht der Dramatis Personae fand ich sehr gut um die Zusammenhänge der Familien zu verstehen.

    Ja, es ist manchmal schwere Kost gewesen, doch sind die Verhältnisse zu der Zeit für Frauen schwierig und aus heutiger Perspektive zumindest unschön. Dies ist sehr realistisch dargestellt und trägt so zum gut recherchierten Gesamteindruck bei.

    Ein empfehlenswertes Buch, von dem ich gerne auch die beiden Vorgängerbände lese, um die Familiengeschichte abzurunden.