Bill Willingham - Rose Red

  • Fables Sammelband 16



    ROSE RED



    Bill Willingham/Marc Buckingham u.a.



    Inhalt: Die Lage wird für die Fables immer prekärer. Der Schwarze Mann hat sich in den Trümmern von Fablestown festgesetzt und plant die verbleibenden Fables auf der Farm vor den Toren von New York zu vernichten. Doch die Gefahr kommt nicht nur von Außen, sondern lauert auch innerhalb der Gemeinschaft der Fables, die untereinander hoffnungslos zerstritten sind und ein Ränkespiel um Macht und Posten beginnen. Obendrein ist die Leiterin der Farm, Rose Red, in tiefe Depressionen verfallen …


    Der Autor Bill Willingham ist ganz gewiss nicht der Spezialist für kurze und verdichtete Storys. Seit einer gefühlten Ewigkeit baut er die Bedrohung um den Schwarzen Mann, der schier unbesiegbaren Inkarnation des Bösen und des Dunklen, auf. Und es scheint sich nicht abzuzeichnen, dass sich diese bedrohliche Lage schon bald entspannen wird. Langsam aber sicher tastet sich Willingham Ausgabe um Ausgabe vor und baut damit einen langen Spannungsbogen auf, der zu keiner Zeit seine Kraft verliert.


    Aufgrund der dekompressierten Erzählweise tun sich naturgemäß Lücken zwischen den Ereignissen auf. Diese füllt Willingham geschickt mit den kleinen Geschichten des Alltags unserer bekannten Märchenfiguren Schneewittchen, Rosenrot, Meister Gepetto, der Böse Wolf und Co. Das sind die kleinen Geschichten am Rande, die von Liebe, Eifersucht, Gier, Trauer und Enttäuschungen erzählen. Und das ist nach meiner Auffassung die große Stärke der Erzählungen: in einem umfassenden Hauptfaden sind punktgenau die kleinen Geschichten des Alltags eingebettet. So verliert sich der Ablauf und Erzählfluss niemals in Langeweile, sondern bleibt immer spannend und kurzweilig.


    Dass dabei immer wieder neue, interessante Elemente eingeflochten werden, ist ein weiterer Aspekt, der meine Neugierde weckt und mich auch weiter an dieser Serie binden wird. Dieser Sammelband widmet sich in erster Linie der Fable Rose Red (Gebr. Grimm: Rosenrot), die Schwester von Snow White (Schweewittchen/Schneeweißchen). Rose Red ist nach einem tragischen Ereignis in Depressionen verfallen, und bekommt von dem Geist ihrer Mutter die Geschichte ihrer gemeinsamen Kindheit und Jugend mit Snow White erzählt. Das geschieht hier selbstreferierend als Märchen und berührt inhaltlich natürlich auch Grimms Märchengeschichten, allerdings weitaus pikanter, als wir es aus den Gute Nacht-Erzählungen unserer Eltern kennen.


    Wer nach nunmehr -16- Sammelbänden meint, dass nichts Gutes mehr kommen kann, der wird in dieser und auch in den noch kommenden Sammelbänden sicher vieles verpassen. Ich kann nicht versprechen, dass die Ereignisse allen gefallen werden. Ich kann aber versprechen, dass das erzählerische Talent von Bill Willingham wohl jeden anspricht. Und wer den großen Jack Kirby liebt, dem werden die Zeichnungen von Marc Buckingham gefallen. Seine Neigung zur Comickunst von Jack Kirby lässt er immer wieder durchscheinen.


    Fazit: Die Gebrüder Grimm leben weiter, modern und mit einem gehörigen Schuss Soap-Opera!

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.