Alison Weir - Jane Seymour - The Haunted Queen

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)
    THE WOMAN HAUNTED BY THE FATE OF HER PREDECESSOR.
    Eleven days after the death of Anne Boleyn, Jane is dressing for her wedding to the King.
    She has witnessed at first hand how courtly play can quickly turn to danger and knows she must bear a son . . . or face ruin.
    This new Queen must therefore step out from the shadows cast by Katherine and Anne. In doing so, can she expose a gentler side to the brutal King?


    Autorin (Quelle: Amazon)
    Alison Weir is the top-selling female historian (and the fifth-bestselling historian overall) in the United Kingdom, and has sold over 3 million books worldwide. She has published eighteen history books, including her most recent non-fiction book, Queens of the Conquest, the first in her England's Medieval Queens quartet. Alison has also published several historical novels, including Innocent Traitor and The Lady Elizabeth. […]
    Alison is a fellow of the Royal Society of Arts and an honorary life patron of Historic Royal Palaces.


    Allgemeines
    Dritter Band der Reihe „Six Tudor Queens“
    Erschienen am 3. Mai 2018 bei Headline Review als TB mit 544 Seiten
    Gliederung: Roman in vier Teilen mit insgesamt 35 Kapiteln – Autorennachwort – Personenverzeichnis – chronologische Zeitleiste –„Reading Group Questions“
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive Jane Seymours
    Handlungsort und -zeit: London, 1518 – 1537


    Inhalt und Beurteilung
    Der dritte Band aus der Reihe „Six Tudor Queens“ beschäftigt sich mit dem Leben und der Persönlichkeit von Jane Seymour (ca. 1509 – 1537) , der dritten Ehefrau des englischen Königs Henry VIII. Die Handlung beginnt während Janes Kindheit, die sie mit ihren Eltern und Geschwistern auf dem Familiensitz Wulfhall verbringt und schildert anschließend Janes Tätigkeit als Hofdame bei Anne Boleyn sowie schließlich ihr Verhältnis zu und ihre Ehe mit dem König.
    Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Bänden über Katharina von Aragon und Anne Boleyn ist der Teil über Janes Leben bis zu ihrem Dienstantritt am Hof wegen mangelnder Quellen weniger biographisch und mehr fiktiv ausgestaltet. Ihr Leben am Hof und als Henrys Frau ist im Hinblick auf die Ereignisse authentisch, jedoch musste die Autorin auch hier in Bezug auf Janes Gefühlleben einige fiktionale Ergänzungen vornehmen. In ihrem ausführlichen Nachwort erläutert sie im Einzelnen, welche Annahmen höchstwahrscheinlich zutreffend sind und welche Thesen kontrovers diskutiert werden.
    Als gesichert, darf gelten, dass Jane religiös eher konservativ eingestellt war. So sah sie nur Katharina von Aragon, der sie loyal diente, als rechtmäßige Königin und lehnte Anne Boleyn und die von ihrem Kreis angestrebten religiösen Reformen ab.
    Die Persönlichkeit Janes wird mit guten und weniger guten Eigenschaften differenziert und glaubwürdig ausgestaltet, auch wenn einiges davon nicht historisch belegbar ist.
    Der Erzählstil ist anschaulich und zeichnet erneut ein detailliertes Bild von Henry VIII.
    Für Leser ohne Vorkenntnisse zur Tudorzeit wird mit dem ausführlichen Nachwort, dem sehr umfangreichen Personenverzeichnis und der chronologischen Zeitleiste reichlich informatives Zusatzmaterial geboten.


    Fazit
    Ein weiterer sehr lesenswerter Roman zum Themenkomplex „Henry VIII und seine Ehefrauen“, diesmal aufgrund der lückenhafteren Quellenlage mit mehr fiktiven Anteilen!

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Jane Seymour wächst recht behütet als eins von zehn Kindern auf und wünscht sich nichts sehnlicher, als ins Kloster gehen zu dürfen. Als sie endlich das entsprechende Alter erreicht hat, stellt sie jedoch fest, dass sie in diesem Weg nicht die erhoffte Erfüllung findet und kehrt zurück in den Schoß der Familie, wo sie zu ihrem Leidwesen zuschauen muss, wie ihre jüngeren Schwestern vor ihr heiraten.


    Allmählich kommt sich die unscheinbare Jane wie ein Mauerblümchen vor und ist froh, als sich die Chance auf eine Position im Hofstaat von Katharina von Aragon auftut. Der glücklosen ersten Gattin von Heinrich VIII. ist Jane treu ergeben und entsetzt, dass sie zugunsten von Anne Boleyn beiseitegeschoben werden soll und der König alles dafür tut, die Ehe mit Katharina zu annullieren. Anne selbst ist Jane zutiefst unsympathisch (was auf Gegenseitigkeit beruht).


    Umso überraschender ist es für Jane, als Heinrich sich auf einmal an sie annähert, nachdem auch Anne ihm nicht den ersehnten Erben geboren hat. Seine Avancen stürzen sie in einen tiefen Zwiespalt, denn so sehr sie sich geschmeichelt und auch zu ihm hingezogen fühlt, hat sie doch kein reines Gewissen bei der Sache und fürchtet, in eine Kette von Ereignissen gerissen zu werden, die sie nicht mehr beherrschen kann.


    Der 3. Teil der "Six Tudor Queens" war mein bisheriger Lieblingsband, vielleicht auch, weil Jane Seymour in vielen Darstellungen der Zeit doch stark hinter der würdevoll-tragischen Katharina von Aragon und der ehrgeizigen Aufsteigerin Anne Boleyn zurückbleibt. Entlang dessen, was über Janes Leben tatsächlich bekannt ist, zeichnet Alison Weir ihren Lebensweg nach und füllt die Lücken mit kundiger Hand - als Historikerin, deren Spezialgebiet die englischen Könige und ganz besonders die Tudors sind, kann man wunderbar darauf vertrauen, dass sie sich nicht zu Anachronismen oder Schlimmerem hinreißen lässt.


    Janes Perspektive auf den Hof, die Intrigen und das ganze Dilemma um Katharina, Anne, die Scheidung und die Abspaltung Englands von der römischen Kirche ist eine erfrischend andere als das meiste, das man sonst über diese Zeit zu lesen bekommt, weil sie als "Quereinsteigerin" in die Dienste der Königin tritt und sich erst einmal zurechtfinden muss in dieser schillernden, aber auch ziemlich gefährlichen und doppelzüngigen Welt. Ihre Treue zu Katharina, ihr tiefer Glaube und ihre enge Bindung an die katholische Kirche machen es ihr nicht leicht, sobald Anne die Herrschaft übernommen hat, doch Jane, so still und zurückhaltend sie wirkt, ist eisern in ihren Überzeugungen, was in diesen Zeiten durchaus gefährlich sein kann.


    Ein bisschen schmunzeln musste ich, weil auch in diesem Band recht deutlich wird, dass Anne Boleyn wohl nicht Alison Weirs liebste Tudorkönigin ist. Sie kam schon im 1. Teil um Katharina schlecht weg (verständlicherweise), und auch in Band 2, der ihr selbst gewidmet ist, wirkte ihre Figur weniger nahbar und zugänglich als Katharina und Jane in ihren jeweiligen Büchern.


    Am Ende des Buches findet sich wie gewohnt ein umfangreiches Personenverzeichnis, das auch zeigt, welche Personen (nämlich fast alle) es tatsächlich gegeben hat, und ein informatives Nachwort, das klarstellt, was Fakt und was Fiktion ist.


    Eine Empfehlung an alle, die gerne fundierte historische Romane jenseits von royalen Romanzen lesen.